Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 401
Kantor m. 1. ‘Lehrer auf dem Dorf’, früher spielte der
K. auch die Orgel in der Kirche und leitete den Kirchen-
chor, von daher wurde die Bezeichnung auf den Lehrer
übertragen, verbr. – de lüttje un de grete Kanter ‘Leh-
rer der Ober- und der Unterklassen’ HA-Oh; der jroße
Kanter
‘der alte Lehrer’, der kleene Kanter ‘der junge
Lehrer’ Spr-Anhalt 172; ik fätelle oldtsch metn Kanta
‘ich spreche plattdeutsch mit dem Lehrer’ JE2-Scho;
dai Kanda schpaet rg ‘der K. spielt Orgel’ SA-Dä;
Rda.: hei dampet wi en Kanter ‘er raucht viel’ WE-Dee;
vor’n Kanter her sn ‘vorlaut sein’ Id-Eilsa 70; Hei singet
ümmer vor’n Kanter her.
dass., Sprw-Harzvorle 143;
wei spräket sau, wie wei schriewet un wie uns de Kanter
dat elehrt hat.
Wedde 1938,59; hei hat en Kanter und
an Paster kofft
von einem Pferdekauf gesagt, bei dem
ein besseres und ein billigeres Pferd zugleich gekauft
werden, WA-Re; for’n Kanter ‘ne Wost tweimal um’n
Hals und dreimal in’n Hals
sagte man, wenn dem Kan-
tor nach dem Schlachten eine Wurst geschenkt wurde,
Sprw-Harzvorlg 252; Kinderreim:Harr Kanter, Harr Kanter, wat is den dat,
in min Buk da krawelt wat.
Sprw-Börde;
Wenn eck mal sollt Herr Kanter sien,
Eck künnte meck nich halen,
Nöhm flugs den Stock, schlög drop un drin.
Firmenich
1854,140 (Harzv.);
[402]Abzählreim:Kantor mit ‘nen Bessenstehl
haut de Kinder allteveel,
allteveel is’ ungesund,
der Kantor is’ ‘en Schweinehund!
HA-Alv.
Köster Lrer Schlmeister; scherzh.: Arschpauker
Arschtrommler rsklopper Blaugerber Kesselpauker
Pauker Trommler
. – 2. ‘ Schellenober’, Spielkarte, 2:
STE-KlSchwa, 4: KÖ-Wei.
Lautf.: Kantor; außerdem: Kanter, [kantr] verbr.; Kantä,
[kant]
vereinz. nwaltm., verstr. n/mittlere Altm., JE2-KlWu;
[kanta] verstr. s Altm., JE2-Scho; Kander, [kand] SA-Dä,
OST-Na Wal, STE-GrMö; [gandr] verstr. BE, DE-Ca.
Expandiere:
Lemma
Kantor
Grammatische Angabe
m.
Gliederung
1.
Bedeutung
‘Lehrer auf dem Dorf’, früher spielte der K. auch die Orgel in der Kirche und leitete den Kirchenchor, von daher wurde die Bezeichnung auf den Lehrer übertragen, verbr.
Belege
  • de lüttje un de grete Kanter ‘Lehrer der Ober- und der Unterklassen’ HA-Oh
  • der jroße Kanter ‘der alte Lehrer’, der kleene Kanter ‘der junge Lehrer’ Spr-Anhalt 172
  • ik fätelle oldtsch metn Kanta ‘ich spreche plattdeutsch mit dem Lehrer’ JE2-Scho
  • dai Kanda schpaet rg ‘der K. spielt Orgel’ SA-Dä
  • Rda.: hei dampet wi en Kanter ‘er raucht viel’ WE-Dee
  • vor’n Kanter her sn ‘vorlaut sein’ Id-Eilsa 70
  • Hei singet ümmer vor’n Kanter her. dass., Sprw-Harzvorle 143
  • … wei spräket sau, wie wei schriewet un wie uns de Kanter dat elehrt hat. Wedde 1938,59
  • hei hat en Kanter und an Paster kofft von einem Pferdekauf gesagt, bei dem ein besseres und ein billigeres Pferd zugleich gekauft werden, WA-Re
  • for’n Kanter ‘ne Wost tweimal um’n Hals und dreimal in’n Hals sagte man, wenn dem Kantor nach dem Schlachten eine Wurst geschenkt wurde, Sprw-Harzvorlg 252
  • Kinderreim:Harr Kanter, Harr Kanter, wat is den dat,
    in min Buk da krawelt wat.
    Sprw-Börde
  • Wenn eck mal sollt Herr Kanter sien,
    Eck künnte meck nich halen,
    Nöhm flugs den Stock, schlög drop un drin.
    Firmenich
    1854,140 (Harzv.)
  • Abzählreim:Kantor mit ‘nen Bessenstehl
    haut de Kinder allteveel,
    allteveel is’ ungesund,
    der Kantor is’ ‘en Schweinehund!
    HA-Alv.
2.
Bedeutung
‘ Schellenober’, Spielkarte
Verbreitung
  • 2: STE-KlSchwa
  • 4: KÖ-Wei.