Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 417
Kartuffel f. 1. PflN ‘Kartoffel’, auch die Knolle, 2:
verstr. ö STE, vereinz. n WO, verbr. s JE2 mbrdb., 3: allg.
elbostf., 4: verbr. omd. – Kartoffel’l stechen ‘Kartoffeln
pflanzen’ Wb-Ak 85; Kartuffeln planten dass., HA-Oh;
d jsd de Gardoffel’l ab BE-Sa; Sprw.: de dummsten
Bern hett de dicksten Kartuffeln
HA-Oh; Bauernregel
für den Pflanztermin: pflanzt Du mich im Mai, komme
i glei, pflanzt Du mich im April, komme i wann i will!

WE-Dee. – Bei der Ernte wurden die K. mit einem
Spaten oder einer Kartoffelgabel herausgegraben, auf
größeren Feldern auch herausgepflügt und anschließend
von Helfern aufgesammelt; später erfolgte eine Nachlese
auf dem bereits abgeernteten Feld; zum Erntevorgang
vgl. Wb-Ak 85. Je nach Beschaffenheit wurden sie als
Speise-, Futter- und Saatkartoffeln genutzt. Wb-Ak 85.
Erst im 18. Jh. begann der Anbau der K. in Altm. und
Börde. In der Altm. z.B. finden sich die ersten Kartof-
felfelder in den dreißiger Jahren des 18. Jh., vornehm-
lich auf königlichen Domänen (Essen-nwAltm 30), für
Dreileben (WO) wird das Jahr 1785 für den Beginn des
Feldanbaus genannt (Wb-Holzl 116). Die zunächst von
den Bauern argwöhnisch betrachtete Feldfrucht änderte
die Essgewohnheiten, bes. im 19. Jh., erheblich. Fast
allabendlich wurden nun Pellkartoffeln zusammen mit
Speckstippe, Zwiebeln, Quark oder saurer Milch ge-
reicht. Essen-nwAltm 14, Kost-Ma 75, Volkstum-Ma
97, Heimatgesch-Bad 33. Reim:Des Morgens Kartoffelsupp,
Des Mittags Kartoffelbrei,
Des Abends Kartoffeln ganz
Hier wohnt Kartoffelhans.
Vk-Anhalta 43.
rdappel rdtuffel Tuffel.
– 2. Pl. ‘Pellkartoffeln’ – a. in der Verbdg.: afgekkte
Kartuffeln
3: verstr. elbostf. – b. in der Verbdg.: obwelle
Kartuffeln
3: WA-Un. – 3. ‘dicke Nase’, scherzh., 4:
Wb-Be. – 4. ‘Loch im Strumpf’ 3: HA-Oh.
Lautf.: Kartuffel, [kartúfl] STE-Arne Grie, JE2-HBe HSe, ver-
br. elbostf., vereinz. nthür.; Kartuffele vereinz. elbostf.; Ka(r)
tüffel, [ka(r)tüfl]
STE-Je, vereinz. n WO, verstr. JE2, JE1-Kö;
Kartoffel, [kartófl] STE-Ta, JE2-Alt Bu Pa, verbr. mbrdb.,
verstr. elbostf. omd.; Katoffel JE1-Ste, Wb-Ak 85; [gardofl]
Mda-Fuhne 130 (verbr. BE KÖ DE). – Gram.: m. verstr. CA.
Expandiere:
Lemma
Kartuffel
Grammatische Angabe
f.
Gliederung
1.
Bedeutung
PflN ‘Kartoffel’, auch die Knolle
Verbreitung
  • 2: verstr. ö STE, vereinz. n WO, verbr. s JE2 mbrdb.
  • 3: allg. elbostf.
  • 4: verbr. omd.
Belege
  • Kartoffel’l stechen ‘Kartoffeln pflanzen’ Wb-Ak 85
  • Kartuffeln planten dass., HA-Oh
  • d jsd de Gardoffel’l ab BE-Sa
  • Sprw.: de dummsten Bern hett de dicksten Kartuffeln HA-Oh
  • Bauernregel für den Pflanztermin: pflanzt Du mich im Mai, komme i glei, pflanzt Du mich im April, komme i wann i will! WE-Dee.
  • Bei der Ernte wurden die K. mit einem Spaten oder einer Kartoffelgabel herausgegraben, auf größeren Feldern auch herausgepflügt und anschließend von Helfern aufgesammelt
  • später erfolgte eine Nachlese auf dem bereits abgeernteten Feld
  • zum Erntevorgang vgl. Wb-Ak 85. Je nach Beschaffenheit wurden sie als Speise-, Futter- und Saatkartoffeln genutzt. Wb-Ak 85. Erst im 18. Jh. begann der Anbau der K. in Altm. und Börde. In der Altm. z.B. finden sich die ersten Kartoffelfelder in den dreißiger Jahren des 18. Jh., vornehmlich auf königlichen Domänen (Essen-nwAltm 30), für Dreileben (WO) wird das Jahr 1785 für den Beginn des Feldanbaus genannt (Wb-Holzl 116). Die zunächst von den Bauern argwöhnisch betrachtete Feldfrucht änderte die Essgewohnheiten, bes. im 19. Jh., erheblich. Fast allabendlich wurden nun Pellkartoffeln zusammen mit Speckstippe, Zwiebeln, Quark oder saurer Milch gereicht. Essen-nwAltm 14, Kost-Ma 75, Volkstum-Ma 97, Heimatgesch-Bad 33. Reim:Des Morgens Kartoffelsupp,
    Des Mittags Kartoffelbrei,
    Des Abends Kartoffeln ganz
    Hier wohnt Kartoffelhans.
    Vk-Anhalta 43.
2.
Grammatikalische Angabe
Pl.
Bedeutung
‘Pellkartoffeln’
a.
Bedeutung
in der Verbdg.: afgekkte Kartuffeln
Verbreitung
3: verstr. elbostf.
b.
Bedeutung
in der Verbdg.: obwelle Kartuffeln
Verbreitung
3: WA-Un.
3.
Bedeutung
‘dicke Nase’, scherzh.
Verbreitung
4: Wb-Be.
4.
Bedeutung
‘Loch im Strumpf’
Verbreitung
3: HA-Oh.