Mittelelbisches Wörterbuch, Band 1 (A-G), Spalte 494
bten Vb. 1a. ‘büßen, durch Buße von seiner Schuld
frei werden’, auch ‘für etw. eine Strafe erleiden’ 4: Mda-
Sti 40, Wb-Ak 36 – Du hast mei’n Brder vorhauet, das
mußte bßen!
a.a.O. 36. – 1b. ‘befriedigen’ – sin Lust
bt’n
2: Wb-Altm 23. – 2. ‘Krankheiten besprechen,
durch Zauberformeln zu heilen versuchen’ 2: verstr. brdb.,
3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – te Rse (Wundrose)
psn Wb-Be; dat musst d beut’n lt’n HA-Oh; Da loff
seine Mutter num bei de Miehme Scholln, die verschtunt
sich druf, die solle’n pieß’n.
Wäschke 71913,29; Böte-
spruch für Kinder:Böt, böt, böt;
Hoas’ heatt veer Föt,
Kreih heatt man tweei,
moarg’n deat’t nich mehr weeih.
Matthies 1912,31 (SA-
NFe).
– Volksgl.: Nur wenige Menschen beherrschen die Kunst
des B. Sie sind davon überzeugt, ihre Gabe von Gott
erhalten zu haben. Diese Fähigkeit kann nicht erlernt
werden, sie wird von Mann auf Frau und von Frau auf
Mann weitergegeben. Besprochen werden versch. Krank-
heiten, hauptsächlich Blutungen, Wundrose, Brand,
Wundschmerzen, Gicht, Zahnschmerzen, Geschwülste,
Würmer und Warzen, aber auch behextes Vieh. Die be-
sprechende Person kommt und geht schweigend, auch im
Haus des Kranken darf nicht gesprochen werden, die
Besprechungsformeln werden leise aufgesagt. Um die
Wirksamkeit des B. zu gewährleisten, sollte auch dem
Besprecher weder gedankt noch ihm Geld gegeben wer-
den.
Als günstig erweist sich die Zeit vor Sonnenaufgang
oder nach Sonnenuntergang, wenn möglich bei abneh-
mendem Mond. Beim B. selbst wird mit der Hand über
die erkrankte Stelle gestrichen bzw. darüber hinweg-
gepustet. Dabei werden Beschwörungsworte aufgesagt,
die Aufforderungen zum Vergehen der Krankheit enthal-
ten und in christliche Formeln eingebettet sind. verstr.,
vgl. bes. Bewohner-Altm 2,299 ff., Vk-Anhalta 292 ff.
Auch im nd. Gebiet dominieren hd. Formeln: gegen Wund-
rose:Jesus kam an einen Rosenstrauch,
Pflückt sich eine Rose ab,
Stach sich halb den Finger ab.
Jesus sprach: “Nun, Rose, sollst du nicht mehr blühen!”

Bewohner-Altm 2,309.
nd.: gegen Blutungen:Ick boete di in Gottes Noam’m:
Du saßt nich staek’n,
Du saßt nich braek’n,
Du saßt nich kill’n,
Du saßt nich schwill’n.
Abergl-Ma 251 (GA-Ga).
– 3. ‘Feuer anzünden’, auch ‘mit Feuer unvorsichtig um-
gehen oder damit spielen’,  gkeln, 1: vereinz. nwaltm.,[495]
2: verstr. Altm., vereinz. n JE2, 3: Wb-Holzl 68, Mda-
War 68, OSCH-Di, Id-Eilsa 51 – Füer böten SA-Meh.
Lautf., Gram.: böt(e)n, bt(e)n SA-Gla, verstr. nbrdb., Mda-
nwJe1a 38 (vereinz. nw JE1), vereinz. s elbostf.; boete 1. Sg.
Präs. Abergl-Ma 251 (GA-Ga); boet, böt Imp. Sg. Matthies
1912,31 (SA-NFe), verstr. ö Altm.; [bt] Mda-Ar 38; [bd]
JE2-Scho; böiten JE2-Schö; [btn] verstr. w JE1; pszen Mda-
Sti 40; boiten, beuten, bäuten verstr. elbostf.; beiten, [baitn]
vereinz. sö elbostf.; [buit] vereinz. nwaltm.; [btn] Mda-
nwJe1a 38 (JE2-HSe, verstr. n JE1); büten WO-Ma; [betn]
Dialekt-Ma 10 (verbr. mittleres/s JE1, ZE-Dor Göd); bieten Vk-
Anhaltb 12 (verstr. ZE); bieß(e)n, bßen, [bsn] ZE-Roß, CA-
Ca, Wb-Ak 36; pieß’n, [psn] Wb-Be, Wäschke 71913,29; Part.
Prät.: ebott Id-Eilsa 51; ebött, eboit’t Wb-Holzl 68; jebießt
Serimunt 1930 Nr. 82.
Expandiere:
Lemma
bten
Grammatische Angabe
Vb.
Gliederung
1a.
Bedeutung
‘büßen, durch Buße von seiner Schuld frei werden’, auch ‘für etw. eine Strafe erleiden’
Verbreitung
4: Mda-Sti 40, Wb-Ak 36
Belege
Du hast mei’n Brder vorhauet, das mußte bßen! a.a.O. 36.
1b.
Bedeutung
‘befriedigen’
Belege
sin Lust bt’n 2: Wb-Altm 23.
2.
Bedeutung
‘Krankheiten besprechen, durch Zauberformeln zu heilen versuchen’
Verbreitung
  • 2: verstr. brdb.
  • 3: verstr. elbostf.
  • 4: verstr. anhalt.
Belege
  • te Rse (Wundrose) psn Wb-Be
  • dat musst d beut’n lt’n HA-Oh
  • Da loff seine Mutter num bei de Miehme Scholln, die verschtunt sich druf, die solle’n pieß’n. Wäschke 71913,29
  • Bötespruch für Kinder:Böt, böt, böt;
    Hoas’ heatt veer Föt,
    Kreih heatt man tweei,
    moarg’n deat’t nich mehr weeih.
    Matthies 1912,31 (SA-
    NFe).
  • Volksgl.: Nur wenige Menschen beherrschen die Kunst des B. Sie sind davon überzeugt, ihre Gabe von Gott erhalten zu haben. Diese Fähigkeit kann nicht erlernt werden, sie wird von Mann auf Frau und von Frau auf Mann weitergegeben. Besprochen werden versch. Krankheiten, hauptsächlich Blutungen, Wundrose, Brand, Wundschmerzen, Gicht, Zahnschmerzen, Geschwülste, Würmer und Warzen, aber auch behextes Vieh. Die besprechende Person kommt und geht schweigend, auch im Haus des Kranken darf nicht gesprochen werden, die Besprechungsformeln werden leise aufgesagt. Um die Wirksamkeit des B. zu gewährleisten, sollte auch dem Besprecher weder gedankt noch ihm Geld gegeben werden. Als günstig erweist sich die Zeit vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang, wenn möglich bei abnehmendem Mond. Beim B. selbst wird mit der Hand über die erkrankte Stelle gestrichen bzw. darüber hinweggepustet. Dabei werden Beschwörungsworte aufgesagt, die Aufforderungen zum Vergehen der Krankheit enthalten und in christliche Formeln eingebettet sind. verstr., vgl. bes. Bewohner-Altm 2,299 ff., Vk-Anhalta 292 ff. Auch im nd. Gebiet dominieren hd. Formeln: gegen Wundrose:Jesus kam an einen Rosenstrauch,
    Pflückt sich eine Rose ab,
    Stach sich halb den Finger ab.
    Jesus sprach: “Nun, Rose, sollst du nicht mehr blühen!”

    Bewohner-Altm 2,309.
    nd.: gegen Blutungen:Ick boete di in Gottes Noam’m:
    Du saßt nich staek’n,
    Du saßt nich braek’n,
    Du saßt nich kill’n,
    Du saßt nich schwill’n.
    Abergl-Ma 251 (GA-Ga).
3.
Bedeutung
‘Feuer anzünden’, auch ‘mit Feuer unvorsichtig umgehen oder damit spielen’,  gkeln
Verbreitung
  • 1: vereinz. nwaltm.
  • 2: verstr. Altm., vereinz. n JE2
  • 3: Wb-Holzl 68, Mda-War 68, OSCH-Di, Id-Eilsa 51
Belege
Füer böten SA-Meh.