Aufgaben & Ziele des Wörterbuchs

Die Aufgabe des Mittelelbischen Wörterbuchs (MeWb) ist es, den Mundartwortschatz (den Wortschatz des Alltags) des nördlichen (niederdeutschen) und mittleren (mitteldeutschen) Teiles Sachsen-Anhalts in Hinblick auf seine Bedeutung, Lautung und sprachgeografische Verteilung sowie unter Beachtung der soziologischen Struktur und stilistischen Schichtung zu dokumentieren. Beispielsätze, Redensarten und Sprichwörter sollen freilich nicht nur den Gebrauch des mundartlichen Wortgutes im Satzzusammenhang verdeutlichen, sondern gleichzeitig auch in Lebenswelt und Denkweise der Mundartsprecher einführen. Besonderer Wert wird auf das Einbeziehen volkskundlich relevanter Sachverhalte gelegt. In den so genannten Synonymenzentralen kann man darüber hinaus erfahren, welche Benennungen es insgesamt für eine Sache gibt. Oft werden dieses Ergebnisse auf Wortkarten verdeutlicht.

werlpen Vb. 1a. ‘über einen Rand, eine Begrenzung fließen’, auch ‘so mit Flüssigkeit gefüllt sein, dass das Behältnis überfließt’ vereinz. – dat Wter löppt wer ‘das Wasser tritt über die Uferseite einer Flusskrümmung’, Schifferspr., Elbschifferspr. 414 (JE2-Mi); de Emmer löppet wer HA-Oh. – 1b. in der Verbdg.: t’m werlpen (vull) ‘randvoll’, vom Eimer Wasser,  schrvull, 2: vereinz. Altm. (außer SA), JE2-Go Ro Wa, 3: verstr. elbostf. – 2a. ‘über etw., jmdn. hinweglaufen’ – de lde ewerlpen einen bna 3: Wb-Nharz 54. – 2b. ‘über etw. eilig hinweglaufen, eilen’ 3: Sprw-Börde, Wb-Nharz 54 – nich ewwerlopen laten ‘nichts überstürzen’ Sprw-Börde. – 2c. ‘mit großer Intensität erfassen, ergreifen’, bes. von (unangenehmen) Empfindungen, 3: vereinz. elbostf. – Meck öwerleip noch ne Gausehut im Bedde, sau grusselich war dat. Klaus 1936,2.
Lautf., Gram.: öwerlo(o)pen vereinz. Altm. (außer SA), OSCH-GrQue, WE-Re; [löpt wr] 3. Sg. Präs. Elbschifferspr. 414 (JE2-Mi); löppt äöwer 3. Sg. Präs. Bewohner-Altm 1,350; öwerleip 3. Sg. Prät. Klaus 1936,2; löpt öewer 3. Sg. Präs. GA-Vo; öberlopen WO-Dru, JE2-Wa; äöwer- STE-Ri; [löpt v] 3. Sg. Präs. SA-Ah; äwerlopen STE-Bis; är- JE2-Ro; ower- WO-El, vereinz. HA; -lop’m HA-AHa; löppt ower 3. Sg. Präs. HA-Ost; werlepen HA-Oh; arlopen JE2-Go; öwwer- OSCH-Ham, WA-So; löppet öwwer 3. Sg. Präs. OSCH-De; öbberlo(o) pen WA-Egg, WE-Ha; ew(w)er- Sprw-Börde, Wb-Nharz 54, BLA-So; ewwerloofen ZE-Roß; eb(b)erlopen WO-Eb, QUE-Di; [iwrlfn] Wb-Be.
werlpen Vb. 1a. ‘über einen Rand, eine Begrenzung fließen’, auch ‘so mit Flüssigkeit gefüllt sein, dass das Behältnis überfließt’ vereinz. – dat Wter löppt wer ‘das Wasser tritt über die Uferseite einer Flusskrümmung’, Schifferspr., Elbschifferspr. 414 (JE2-Mi); de Emmer löppet wer HA-Oh. – 1b. in der Verbdg.: t’m werlpen (vull) ‘randvoll’, vom Eimer Wasser,  schrvull, 2: vereinz. Altm. (außer SA), JE2-Go Ro Wa, 3: verstr. elbostf. – 2a. ‘über etw., jmdn. hinweglaufen’ – de lde ewerlpen einen bna 3: Wb-Nharz 54. – 2b. ‘über etw. eilig hinweglaufen, eilen’ 3: Sprw-Börde, Wb-Nharz 54 – nich ewwerlopen laten ‘nichts überstürzen’ Sprw-Börde. – 2c. ‘mit großer Intensität erfassen, ergreifen’, bes. von (unangenehmen) Empfindungen, 3: vereinz. elbostf. – Meck öwerleip noch ne Gausehut im Bedde, sau grusselich war dat. Klaus 1936,2.
Lautf., Gram.: öwerlo(o)pen vereinz. Altm. (außer SA), OSCH-GrQue, WE-Re; [löpt wr] 3. Sg. Präs. Elbschifferspr. 414 (JE2-Mi); löppt äöwer 3. Sg. Präs. Bewohner-Altm 1,350; öwerleip 3. Sg. Prät. Klaus 1936,2; löpt öewer 3. Sg. Präs. GA-Vo; öberlopen WO-Dru, JE2-Wa; äöwer- STE-Ri; [löpt v] 3. Sg. Präs. SA-Ah; äwerlopen STE-Bis; är- JE2-Ro; ower- WO-El, vereinz. HA; -lop’m HA-AHa; löppt ower 3. Sg. Präs. HA-Ost; werlepen HA-Oh; arlopen JE2-Go; öwwer- OSCH-Ham, WA-So; löppet öwwer 3. Sg. Präs. OSCH-De; öbberlo(o) pen WA-Egg, WE-Ha; ew(w)er- Sprw-Börde, Wb-Nharz 54, BLA-So; ewwerloofen ZE-Roß; eb(b)erlopen WO-Eb, QUE-Di; [iwrlfn] Wb-Be.
werlden Vb. ‘für einen Verstorbenen einen Tag nach dessen Tod die Kirchenglocken ertönen lassen’ 2: STE-GrMö, JE2-Scho – Rda.: dn’n münw irst öwerlün Bemerkung, wenn nach dem Fang eines großen Fisches ein Schluck aus der Flasche genommen wird, STE-GrMö.
Lautf.: öwerlün STE-GrMö; [walin] JE2-Scho.
wermdig Adj. ‘übermütig’ 2: Mda-nwJe1a 37 (JE2-HSe), verstr. JE1, 3: verstr. w JE1, Wb-We* 230.
Lautf.: [rmi] Mda-nwJe1a 37 (JE2-HSe); [övrmdi] a.a.O. 37 (JE1-HWa Lo Nie); [-mi] a.a.O. 37 (JE1-Ih Wö); öwwermoi’ch Wb-We* 230; [övrmdi] Mda-nwJe1a 37 (verstr. nw JE1); [evrmdi] verstr. w/sw JE1; ewwermai’ch Wb-We* 230.
wermt m. 1. ‘Übermut’ 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 207, Spr-Altm 76, JE2-Scho, 3: Sprw-Börde, Wb-We 98, Wb-Nharz 54, 4: Wb-Be – Sprw.: Äwermod deit selten god. Spr-Altm 76. – 2. ‘übermütiges Kind’ – s ann klner Iwwermt 4: Wb-Be.
Lautf.: Äöwermd Wb-Altm 207; Äwermod Spr-Altm 76; [wamt] JE2-Scho; [aewmaud] SA-Dä; Öwwermaud Wb-We 98; ewermaut Wb-Nharz 54; Ewwermut Sprw-Börde; [iwrmt] Wb-Be.
werschelwern Vb. dass. wie  werrösten, 2: Wb-Altm 184, Wb-Altm* 69, OST-Klei, STE-KlSchwa, vereinz. s JE2 n JE1, 3: JE1-Ca, CA-Gli.
Lautf., Gram.: schelwert äöwer 3. Sg. Präs. Wb-Altm* 69; arschölbern JE2-Schl; öwwerschelwern JE1-Rie; öbberschelbern JE1-Gra; -schälbern JE2-Be; -schilbern JE2-Gü; Part. Prät.: öwerschilwert JE2-De; -schülpert OST-Klei; öweischülbert STE-KlSchw; äöwerschülwert Wb-Altm 184; areschälbert JE2-Mi; öwwerjeschilwert JE1-Gö; ewwereschilwert JE1-Ca, CA-Gli.
werschülpen Vb. 1. ‘(stoßweise) über den Rand eines Gefäßes fließen’ 1: SA-Dä, 2: STE-Schi, WO-Me, 3: HA-Bee – schilpt öbber ‘ist randvoll’, vom Eimer Wasser, WO-Me; dat Waoda hat aewaschüpat SA-Dä. – 2. dass. wie  werplanschen, 2: Wb-Altm 189, JE2-Scho, 3: OSCH-Di, WE-Oster – d sast d Melk nich öäwaschülp’m JE2-Scho.
Lautf., Gram.: werschülpen STE-Schi; äöw’rschülp’n Wb-Altm 189; [waülp] JE2-Scho; owerschülp(e)n HA-Bee, WE-Oster; [aewüpn] SA-Dä; schilpt öbber 3. Sg. Präs. WO-Me; obberschullepen OSCH-Di.
werslag m. 1. ‘flüchtige Berechnung der ungefähren Größe’ 3: HA-Oh. – 2. ‘Wechsel der Stromseite mit dem Kahn’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 304 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 304 (CA-Ak). – 3. in der Rda.: den Öwwerslag krien ‘vor Schreck umfallen’ 3: Wb-We 98.
Lautf.: [wrla] Elbschifferspr. 304 (STE-Bit); werslach HA-Oh; Öwwerslag Wb-We 98; [öwrla] Elbschifferspr. 304 (STE-Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa); [iwr-] a.a.O. 304 (CA-Ak).
werspnklotz n. ‘verwachsener Holzklotz, der schwer zu spalten ist’,  Knorren, 2: JE2-Neu.
Lautf.: Äwerspohnklotz.
werspringen Vb. 1. ‘schnell zu einer anderen Stelle überwechseln’ 2: Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie), JE1-Grä – de Sähne is öbersprungen von einer zähen Sehne im Muskelfleisch, JE1-Grä. – 2. ‘mit einem Sprung überwinden’ 3: HA-Oh. – 3. ‘etw. auslassen’ – eine Re werspringen HA-Oh.
Lautf., Gram.: öbersprungen Part. Prät. JE1-Grä; werspringen HA-Oh; Arspring’n subst. Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie).