Herr m.
1. ‘Dienstherr, feudaler Guts- oder bäuerlicher Hofbesitzer’, von den Untergebenen auch als Anrede verwendet, verstr. –
Hüte bruke de Heere nich tweemal te raupen, … Rauch 1929,13;
… de Herre harre dat vorb’en (verboten)
… Tiedge 1954,39;
Harre, ter Napper (Nachbar)
rft Wb-Be; Rda.:
Herre bist du, aber gillen (gelten)
daue eck sagt die Frau zum Mann, WE-Dee;
Ick bin Herr, sä de Mann, dao sat ‘r unnern Disch. Bewohner-Altm 1,339;
de Uur, dee is mien Here nich Wb-Holzl 104;
gestrenge Hrens regiert nich lange ‘der Winter ist bald vorrüber’ Wb-We 50 (vgl.
4.); Sprw.:
As de Herr, so de KnechtSchwerin 1859,55;
wie der Harre, so’t Gescharre JE1-Dan;
Nie (neue)
Heeren – nie Leeren.Hbl-Ohre 1926 Nr. 6/ohne Verf. (CALV-Zo);
Met grod Herr’n ist nich god Käspern (Kirschen)
äten, de langen ümmer nao de gröttsten. Bewohner-Altm 1,342;
Wat de Harre dait, dat iss wohledaon,
Wat de Knecht dait, dat gaiht ook noch an,
Aow’r de Junge, daer mutt Schlaeje hebbn. Lieder-Ma Nr.
769 (WO-Ol).– Brauch: Gewöhnlich übernahm der Ehemann mit der Hochzeit das Erbe und wurde ab diesem Zeitpunkt
de junge Herre genannt, seine Gattin
de junge Fr. Hochzeit-Altm 45 und 52. Auf den Dörfern nannte selbst die Ehefrau ihren Mann
de Hre. Wb-We 50.
– 2. als Anrede in Verbdg. mit Namen oder Standesbezeichnungen, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be –
Harr Pastoor Hbl-Ohre 1925 Nr. 3/Wöhlbier (HA-Eim);
har Bartels, har kanter Wb-Nharz 70;
Harr Napper (Nachbar) Wb-Be.
– 3. ‘Gott’ – Rda.:
Dat Og von’n Herrn is de best’ Meß upp’n Acker. 2: Spr-Altm 75.
– 4. ‘die drei Eisheiligen’,
shilligen – a. in der Verbdg.:
de kolden Herrn 2: JE2-Sy, JE1-HLo, 3: WO-El, 4: BE-Am.
– b. in der Verbdg.:
de (dr) (ge)strengen Herrn 2: verstr. Altm., vereinz. JE2 JE1, ZE-Dor, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. BE.