Liebeskraut n. PflN (Tüpfel-Hartheu?) – Volksgl: Hatte ein Mädchen L. auf dem Feld gefunden und sich in das Oberteil ihres Kleides gesteckt, konnte sie vom Vornamen des Mannes, der ihr zuerst begegnete, auf den Namen ihres zukünftigen Mannes schließen. 3: Abergl-Ma 242 (WO-Ol).
Etym.: PflN mit Liebchen oder Liebes im 1. Kompositionsglied weisen auf Verwendung der Pflanze in Liebesorakeln hin, vgl. Wb-PflN 2,592 und 2,952.
Lke f. 1. ‘durch Klappen oder Läden verschließbare Öffnung’, bes. in Gebäuden, verbr. – a. ‘Fensteröffnung im Dach’, von Wohnhäusern, Ställen und Scheunen, auch ‘Dachvorbau’ – mache m de Lauge uff DE-Ca; Rda.: Kickst du ut de Luk? ‘So ist es gemeint.’ Bewohner-Altm 1,348; Tanzlied:Kiek uut’e Luuke! Iss de Luft noch rain?
Morjen will’ wie lustig sein,
Wenn de Hund mit de Wosst oowr’n Eckstain springt,
Trudiderallalla,
De Katte vor Angest opm Füerheerd schitt,
Trudiderallalla!
Lieder-Ma Nr. 978 (WO-Ol).
– b. ‘Öffnung in der Wand’, bes. Zugang zum Dachboden des Wohnhauses oder der Scheune – dai Liuk is bannich heoch SA-Dä; jebb mich ma’t Hei dorch de Luke rinn ZE-Roß; Rätsel: in Sommer fritt’t op, in Winter spuckt ut – die Luke in der Scheune, GA-Ge. – c. ‘Lade- öffnung auf Kähnen mit flachem Deck’, auch ‘Falltür zur Kajüte der Mannschaft’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 153 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 153 (CA-Ak). – 2. ‘Mund’,  1Ml – Rda.: Make de Luke tau, et komm’n Flejn ran. 3: Spr-Asch 48. – 3. ‘Klappe, Laden, mit dem eine Öffnung verschlossen wird’, bes. ‘Fensterladen’ 2: Wb-Altm 129, JE2-Scho, 3: OSCH-Di – met jrne Far (Farbe) sünd de Lkng schtrkng JE2-Scho.
Lautf.: Luke; außerdem: Lk verbr. nwaltm. Altm.; [luük] SA-Die; [liuk] verstr. w nwaltm.; Lauke vereinz. anhalt.; [laug] Mda-Fuhne 21 (DE-Ca).
Ls f. 1. TiN ‘Laus’ verbr. – hei hat’n ganzen Kopp full Lse HA-Oh; Rda.: Die hem Liese wie Sand ahn Meere.Vk-Harz 3,46; Hei hät keen Lus’, de Lus’ hämm äm. Bewohner-Altm 1,348; häst k Ls’ oder schuppst di man so? zu einem Prahler, Wb-Altm 207; hat Luse opejrepen ‘glaubt Unmögliches’ Sprw-Börde; Em is’n Lus öäwer de Läb’r kroch’n. ‘Er ist missgelaunt, verdrießlich.’ Spr-Altm 78; hei itt als wenne Lüse kaut ‘er isst langsam’ Sprw-Eils 39; sich anne Laus in Pels setzen ‘sich Unannehmlichkeiten bereiten’ Wb-Ak 103; sett’n Haut up, dne Lse forrküllt sik HA-Oh; De is bang, dät sien Lus’ Snopen (Schnupfen) krieg’n. von jmdm., der seinen Hut ständig aufbehält, Bewohner-Altm 1,348; besser ne Lus in Potte, wie gar kein Fleisch Sprw-Börde; allens wat better is as n Lus, dat nähm ick mät na Hus von einem sparsamen Menschen, STE-Schi; hei sitt wie dä Luus in Schorwe ‘ihm geht es sehr gut, er ist in einer guten Position’ OSCH-Ba; den freten de Luse de Ohrn von Koppe ‘er hat viele Menschen zu ernähren’ Sprw-Börde; Sprw.: wenn de ls t’n schorwe is, het se wedder prot ‘hat man Schwierigkeiten überwunden, wird man wieder übermütig’ Wb-Nharz 120; wenn ut ne Nete ne Luus werd, denn fänget se an te biten Wb-Holzl 137; Rätsel: Wat gaiht groad opp’n Hoar as de Uhr? – die Laus, Lieder-Ma Nr. 421 (WO-Ol);Opp’n Kopp – Treppopp,
Hind’re Ohr’n – noa Boor’n,
In’n Nack’n – noa Kack’n?
– Laus, a.a.O. Nr. 420 (WO-Ol).
– 2. Pl. ‘auseinandergefaserte, zerrissene Drähte eines Drahttaus’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 255 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 255 (CA-Ak).
Lautf.: Luus, Ls; außerdem: [lius] SA-Dä; Laus verstr. anhalt. – Gram.: Pl.: Lüse Elbschifferspr. 255 (JE2-Pa), vereinz. HA OSCH WE; Lüs’ verstr. Altm., JE2-Scho; LieseVk-Harz 3,46, Wb-Nharz 120, Mda-Sti 34; Luse, [lz] Elbschifferspr. 255 (STE-Bit, WO-Ro, JE2-Mi), JE2-Scho, ZE-Göd, Sprw-Börde, WA-Un; Lus Bewohner-Altm 1,348; Leise, [laiz] ZE-Roß, verstr. anhalt. Zus.: zu 1.: Handlangerlse.
Mrendrücken n. dass. wie  Mr(e) 2., 2: Abergl-Ma 244 (GA-Mie), 3: vereinz. elbostf. – Volksgl.: Um sich vor M. zu schützen, muss man seine Schuhe so vor das Bett stellen, dass die Spitze eines Schuhs zum Bett und die Spitze des anderen Schuhs zur Tür weist (WO-Ol). Es hilft auch, wenn man das Kopfkissen wegwirft (GA-Mie). Abergl-Ma 244.
Lautf.: Mrtendrücken vereinz. elbostf.; Mao(r)t’n- Abergl-Ma 244 (GA-Mie); mrtendrikken Wb-Nharz 123.
1Matte f., n. 1. ‘Hohlmaß, bes. für Getreide, von entsprechend ca. 1–5 kg (1/16 Scheffel,  Schpel)’, auch das Messgefäß, 1: vereinz. ö/s nwaltm., 2: verbr. Altm. JE2, vereinz. JE1 ZE, 3: verbr. elbostf., 4: verstr. omd. – ne Matte Kern HA-Oh; … konne man lichte tau’n paar Matten Koorn komen (beim Graben nach Hamsterbauen) Hbl-Ohre 1928 Nr. 22/Wöhlbier (HA-Eim); Aine Matte Pennjes koepn! Lieder-Ma Nr. 638 (WO-Ol); Rda.: ne Matte Arsch un’n Scheppel Hosenbon von einer im Hosenbodenbereich zu großen Hose, Sprw-Börde. – 2. ‘Lohn des Müllers in Form eines Anteils am Mahlgut’ 3: Wb-Holzl 139, 4: Wäschke 31909,90 – hä … bunk’n Sack uff un nahmp anne Metze dervon, das war dunnemals ‘n Müller sein judes Recht … Wäschke 31909,90; ratitten, ratatten, von’n Scheppel drai Matten vom Geräusch der Mühle des betrügerischen Müllers (der übliche Lohn betrug eine M. vom  Himten) Wb-Holzl 139. – 3. ‘Korb für Viehfutter’, 3: Wb-Holzl 139, 4: DE-Ca – anne Medse foll Hawwor DE-Ca; Rda.: dick gait et wi Schulten sien Haun, dat wolle ok nich ut de leddije Matte freten Wb-Holzl 139 (WO-Drei).
Lautf., Gram.: Matte, [mat] verstr. s Altm., verbr. s JE2, vereinz. JE1, ZE-Ze, verbr. n/mittleres elbostf., verstr. s elbostf.; Madde WA-HDo; Maddn Pl. Kredel 1929,26; Matt, [mat] vereinz. ö/s nwaltm., verbr. n/mittlere Altm., verstr. n JE2, HA-So; Mad OST-Lin; Matze vereinz. s/sö elbostf., BLA-Sti, BA-Neu; Matz GA-Sche; Mette STE-Do, JE2-GrWu, WA-Dom, verstr. WE BLA; Metze, [mets] SA-Pü, OST-Flee, JE2-Scho, vereinz. JE1 ZE, GA-Oeb, WO-Eb, verstr. s elbostf. anhalt.; [meds] BE-Gü He, verstr. anhalt.; Metz SA-Ty Win, DE-Kle; Mätze CA-Pö, [mts] ZE-Kö. – n. belegt: Matt vereinz. SA, OST-Alt Meß, vereinz. STE, HA-So; m. belegt: Metz DE-Kle. Zuss.: zu 1.: Mehlmetze; zu 2.: Möller-.
Metzendieb m. ‘Müller’, da er als Lohn oft einen größeren Anteil vom Mahlgut einbehält, als ihm zusteht, abw.,  Möller, 3: Lieder-Ma Nr. 812 (WO-Ol), 4: Vk-Anhalta 81, Spr-Anhalt 172 – Neckreim:Müller, Müller, Metzendieb
Hat die Katze in’n Schwanz gekniept.
Vk-Anhalta 81.
1Mle f. 1. ‘durch Wind, Wasser oder Motorkraft betriebene Anlage zum Zermahlen, Zerkleinern von körnigem Material’, bes. ‘Getreidemühle’ verbr. – dai Möll schtit schtill SA-Dä; de Mülder is op de Mele HA-Oh; Denkst du, wenn seck dä Möhle dreiht, eck kann meck op dä Siete leggen? Klaus 1936,21; Rda.: Water op siene Mele ‘etw., das jmdn. unterstützt’ Sprw-Börde; hai hat einen opp der Mle ‘er ist verrückt, geistesgestört’ WE-Zi; Hätt de Möll man Wter, so fün’n sik k wl Gäst Trost für ein Mädchen, dessen Verlobter die Verbindung gelöst hat, Hochzeit-Altm 64; Rätsel:Wat iss dat Beßte an dai Mölle?
– Dat se von Holt iss.
Wenn se von Flaisch waire,
Denn harrn se de Kraihen oppefreetn.
Lieder-Ma Nr. 500
(WO-Ol);
Wekke Mähle hätt kan Water? – die Kaffeemühle, WE-El; Geiht un’ geiht un’ kümmt nich to Dörp? – die M., Bewohner-Altm 2,171; Eine mohle uf der Milde mit 4 gengen … Amt Dessau und Lippehne 1547–1549, Landreg-Anhalt 1,175. – 2a. ‘Brettspiel für zwei Personen, bei dem die Mitspieler versuchen, eine  Mle 2b. zu bilden’ 4: Wb-Ak 113. – 2b. ‘Figur aus drei nebeneinander liegenden Steinen beim Mühlespiel’ – Reim:Stripp, strapp, strull,
Miene Möll’ iss vull,
Miene Mölle gait,
Diene Mölle stait.
3: Lieder-Ma Nr. 753 (Umgebung von
Magdeburg).
Lautf.: Mö(h)le verstr. OSCH WE; Mele HA-Oh, WE-Wa; müöle OSCH-Di; Me(h)le, [ml] Sprw-Börde, OSCH-He, verstr. s elbostf., BA-Ha; Mähle WE-El; mäale Mda-Ro, male Dialektgeogr-Elbe/Saale 94 (verstr. sö ZE); Mle, [ml] verstr. s ZE, BA-Ha, verstr. anhalt.; Mölle, [möl] verstr. s Altm., vereinz. JE2, verstr. nw JE1 n elbostf., WA-Un; Möll, [möl] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.; [ml] Mda-Ar 32; Melle Wb-Holzl 142 (WA-KlWa), WA-Ste, melle Mda-Sti 176, [mel] MdanwJe1a 51 (JE1-Bie Ger), Mda-Ma 70 (verstr. s JE1), verstr. ZE n CA. Zuss.: zu 1.: Kaff-, L-, Molt-, l-; sonstiges: Huckemühle, Klaps-, Münte-.
Möller m. 1. ‘Handwerker, der in einer Mühle körniges Material, bes. Getreide, durch Zermahlen zerkleinert’ verbr. – dor Millor wrmd sich in saine Faise (Stube in der Mühle) de Henne DE-Ca; Rda.: de milder hat ineschetten von einer tauben Nuß, Mda-Weg 107; Dät wärd sick hken (schwierig werden), haa d’ Möller säggt, haa’t söäbent Geboot bäden sollt. Firmenich 1854,122 (OST-See); Sprw.: Müllders un Bälgentreers (Person, die den Blasebalg der Orgel tritt) leewet von’n Wind HA-No; n Möller mütt’n ännern t d’ Möll helpen ‘Nur ein Müller ist in der Lage, eine bankrotte Mühle zu übernehmen’, auch ‘Betrüger nehmen auf ihresgleichen keine Rücksicht’ Wb-Altm 277; Öller (das Alter) is’n sweren Möller. Bewohner-Altm 1,350; Rätsel: Wennher is der Millder ohne Kopp in de Melle? – Wenne ut et Fenster kuckt. WA-Ste; Schnellsprech- übung: Mülldr Matthies, maok mik miene Matte Mehl, miene Muttr mutt mick morjen Middach Mehlmaus maokn. Lieder-Ma Nr. 184 (WO-Ol); Abzählreim: Ich un d, Mil’lersch K, Mil’lersch sel, das bis d. Wb-Ak 113; Kinderreim:Möller, Maoler,
Deerns kost’n Daler,
Jungs ‘n Duwndreck,
den feg’n wir all’ Jahr weg.
Spr-Altm 86;
Müller, Müller mahle,
de Scheppel kost’n Daler,
de Scheppel kost’n Sechser-
Olle Müller is’n Hexer.
Hbl-Ohre 1933 Nr.7/ohne Verf.
(WA-ABra);
Mülld’r, Mülld’r Metz’ndieb,
Hat die jung’n Maed’l lieb.
Lieder-Ma Nr. 812 (WO-Ol).
 scherzh., abw.: Huischütze Mlsack Mlworm Metzendieb Metzenstehler. – 2. ‘Maikäfer mit hellem Rükkenschild’,  Maikwer, 2: Vk-Anhaltb 65 (ZE-Po), 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 113. – 3. TiN ‘Kohlweiß- ling’, veralt.,  Klwittling, 3: Wb-Holzl 144. – 4. Dim. TiN ‘Grasmücke’, in versch. Arten vorkommend, 4: Vk-Anhalta 79.
Lautf.: Möll(e)r verstr. nwaltm. Altm., JE2-Mi War; [möl] verstr. s Altm., [möl] SA-Dä; [möl] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.; [möllr] Mda-nwJe1a 43 (verstr. nw JE1); Möl(l) der, [möldr] verstr. s JE2 n JE1, HA-Um; [möld] WO-HWa, HA-NHa; Meller vereinz. mittleres/s JE1; [mellr] verbr. mittleres/s JE1, Mda-Ma 70 (ZE-Dor), Mda-sJe1 19 (ZE-Göd); [mer] Mda-Ze (ZE-Gro Reu Stre); meldr ZE-Göd; [mlr] ZE-Kö; mlder Wb-Nharz 125 (nur im Reim); Müller vereinz. s nd. anhalt. (bes. in Reimen); Müllerchen Dim. Vk-Anhalta 79; Mül(l)d(e)r verbr. n/w elbostf., JE1-Wol; Mill(e)r JE1-Grü, vereinz. s elbostf.; [milr] verbr. mittleres/s anhalt.; [millr] vereinz. sw JE1, Mda-Ma 70 (vereinz. nö CA), Mil’ler Wb-Ak 113, [mir] Wb-Be; [mir] Mda-Ze (ZE-Roß); [mir] verbr. n anhalt.; [mir] ZE-Roß; Mil(l)d(e)r verstr. ö/s elbostf., BA-Ha, milder Mda-Sti 39; [mildr] QUE-He; [mldr] QUE-Hau. Zuss.: zu 1.: L-, l-; sonstiges: Kornmüller.
Nestelntel f. ‘Nadel oder Pfeil zum Feststecken des Haarknotens am Hinterkopf der Frau’ 2: Wb-Altm 272, Tracht-ProvSachs 188 (GA), 3: vereinz. n elbostf. – Rätsel: Wat gait vorquer inne Kürche? – Nesselnoat’l. Lieder-Ma Nr. 502 (WO-Ol, HA-Gro).
Lautf.: Nesselnatel Wb-Holzl 146; [neslntl] Beiträge-Nd 66 (WO-HWa); Nesselnoat’l Lieder-Ma Nr. 502 (WO-Ol, HA-Gro); -nadel Wb-Altm 272, Tracht-ProvSachs 188 (GA).