Johannisdanz m. ‘Tanzveranstaltung der jungen Leute am Johannistag’, wurde von den Mädchen ausgerichtet, 2: Vk-Anhalta 50 (ZE-Bor).
Johanniskrne f. ‘zum Johannistag gefertigter Kranz, der mit bestimmten Blumen, Ähren und grünen Zweigen geschmückt sein kann’ 2: Brauch-Ma 274 (STE-Bo), Brauch-Anhalt 137 (ZE-Bor), Brauch-Rie 748, 3: a.a.O. 273 (WO-Ol), Vk-Harz 8,65 (Harzv., Nharz.), 4: verstr. anhalt. – Brauch: Die J. wird vorw. mit Feldblumen wie z.B. Klatschmohn, Kornblume, Kamille und Rittersporn geschmückt, außerdem werden meist grüne Zweige und auch Ähren in den Kranz gewunden. Bes. im Harzv. und Nharz. wird Arnika verwendet. Vk-Harz 8,65. In Köthen wird auch eine Zitrone am Kranz befestigt. Vk-Anhalta 259. Nicht verwendet werden darf die Kornrade, da sie den Blitz anzieht. Wirth 1928,33, Vk-Anhalta 258. Außerdem kann der Kranz mit bunten Bändern geschmückt sein. Brauch-Rie 748, Vk-Harz 8,65 (BA-Re), Vk-Anhalta 259. Er kann auch zwei sich kreuzende Reifen enthalten. Brauch-Rie 748, Vk-Harz 8,64, Vk-Anhalta 258f. In Borstendorf war er mit einem Hahn aus Knittergold versehen. Brauch-Ma 274. Die J. konnte an einem zentralen Platz ausgestellt sein. (dazu ausf.  Johann.) Häufig wurden aber in der Johannisnacht an allen Häusern am Fenster oder über der Haustür J. aufgehängt. Sie sollten den Segen bringenden Tau dieser Nacht auffangen. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 258. Man ließ sie teilweise bis zum Herbst dort hängen oder nahm sie noch in derselben Nacht bzw. einige Tage später ab, um sie im Stall oder unter dem Dach aufzuhängen. Wo keine J. ausgehängt wurde, verschmutzen Kinder am folgenden Tag die Haustür. Vk-Anhalta 259 (DE-Que Ro). – Volksgl.: Die J. hält Wind und Unwetter vom Giebel ab. Brauch-Anhalt 137 (DE-Ca). Sie schützt vor Blitzschlägen. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 259, Wirth 1928,33f. Sie kann Mäuseplagen fernhalten. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 259 (KÖ-GrBad Thu Wü). Gegen Krankheit werden dem Vieh einige Blätter der J. ans Futter gegeben (KÖ-Dro). Tee aus Blättern der J. lindert Rheuma (KÖ-Wö). Das Bad in Wasser, in dem ein Stück der J. gekocht wurde, hilft gegen Reißen, die Dämpfe des Wassers erleichtern das Gebären. Vk-Anhalta 259.
Jde m. 1. ‘Angehöriger des über die Welt verstreuten jüdischen Volkes bzw. der jüdischen Religionsgemeinschaft’ vereinz. – eine negative Einstellung von Teilen der Bevölkerung gegenüber den Juden manifestierte sich auch sprachlich in abw. Rda., Sprw. u.ä. – b’n Jden kepen HA-Oh; Rda.: dat is’n jde ‘er betrügt, übervorteilt gern’ Wb-Nharz 91; Sprw.: de Jude bliwt en Jude, un wenn he sek k döpen lätt Wb-We 60. – Volksgl.: J. können zaubern. Sie dürfen die Ferkel nicht sehen, da diese sonst nicht gedeihen. Brauch-Anhalt 133 (HA-Hi). – 2. ‘Halswirbel des Schweins’ 2: Brauch-Anhalt 183 (ZE-Bor), 3: Wb-Holzl 114, Mda-Weg 99, Wb-Nharz 91. – 3. ‘letzter Wirbel der menschlichen Wirbelsäule’ 3: Wb-Nharz 91.
Zus.: zu 1.: Korn-.
Karwoche f. ‘Woche vor Ostern’, vgl. Osterwoche, verstr. – Volksgl.: Viele Tätigkeiten wie z.B. Näh- und Feldarbeiten, Schlachten oder Holzhacken sollten in der K. nicht ausgeführt werden. Brauch wAltm 32. Bes. das Wäschewaschen unterlag einem strikten Verbot. Brauch-wAltm 32, Vk-Anhalta 173 (BA-Sip). Wer ein in dieser Woche gewaschenes Hemd anzog und erkrankte, musste mit dem baldigen Tod rechnen. Vk-Anhalta 173 (ZE-Bor). Ein Todesfall konnte auch eintreten, wenn in der K. Erbsen gekocht wurden. a.a.O. 173 (BA-Sip).
Klickup n.(?) ‘Kuchenguss’,  Guss, 2: Vk-Anhalta 47 (ZE), Brauch-Anhalt 185 (ZE-Bor).
Knufflk m. PflN 1. ‘Knoblauch’ 1: SA-Roh, 2: Wb-Altm 110, Brauch-Anhalt 188 und 217 (ZE), 3: vereinz. n/mittleres elbostf., verstr. s elbostf., 4: Mda-Sti 161, CA-Ak, Wb-Be. – Brauch: Den Schweinen wurde K. zur Mast gegeben. Grenzte der Stall an den des Nachbarn, so fraßen dessen Schweine nicht. Brauch-Anhalt 188 (ZE-Bor). – 2. ‘Schnittlauch’,  Snittlk, 3: JE1-Ca Pre.
Lautf.: Knuf(f)lk, -look, -lohk Wb-Altm 110, vereinz. elbostf.; -lek HA-Oh, -lek Id-Eilsa 73; -luok OSCH-Di; knufellk BLA-Brau; Knoflk OSCH-Ba, WE-He, Knov- QUE-Hau; Knowwelock, [knowlok] JE1-Pre, CA-Ak; [-lo] Wb-Be; Knoplk HA-Ost, WA-Un, WE-He Strö Zi; -lok QUE-Di; Knobbelock JE1-Ca; Knobloch SA-Roh; knewelauch Mda-Sti 161. Zus.: zu 1.: Lken-.
Kbold m. 1a. ‘zwergenhafter, meist helfender, auch zu Streichen aufgelegter Hausgeist’ 1: SA-Dä, 2: verstr. Altm. ZE, 3: Wb-Holzl 123 (HA-Eil, WA-See), Vk-Ask 379, Vk-Anhaltb50 (BA-Ge, BE-GrMü), 4: Vk-Anhalta 183, verstr. w anhalt., DE-Ca, Vk-Anhaltb 50 (DE-Re) – … de sa’n doch … von eene Familie, die hann’n Kowwelt, – der sitzt inne Küche … Wäschke 41919,78. – Volksgl.: Der K. kann vielerlei Gestalt annehmen, so die eines kleinen roten Männchens (Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad), einer Katze (a.a.O. 170 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), von Feuer (Beiträge-Altm 1,149, Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad) oder eines hellen Streifens am Himmel (Brauch-Rie 750). Wenn jmd. aufgrund seines Fleißes und seiner Sparsamkeit zu Wohlstand gekommen ist, so heißt es von ihm, dass er einen K. habe (Beiträge-Altm 1,149, Wb-Altm 112). Der K. wohnt unter dem  kel (Wb-Altm 112), auch in einem Fass auf dem Boden (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), wo er etw. zu essen und zu trinken, meist Semmeln und Milch, bekommt. Wird dies ein einziges Mal vergessen, geht der K. unter Getöse aus dem Haus und lässt es in Flammen aufgehen (Wb-Altm 112). Manchmal unterscheidet man zwischen einem reich und einem arm machenden K. Letzteren wird man durch Räuchern mit neunerlei Holz wieder los (Brauch-Anhalt 170 – ZE-Bor). Bes. nützlich macht sich der K. in der Küche, weshalb behauptet wird, dass zumeist Frauen einen K. haben (Brauch-Anhalt 171). Auf Zuruf der Hausfrau ist er in der Lage, das Essen in kürzester Zeit zuzubereiten (Brauch-Rie 750f., Wb-Holzl 123, Wäschke 41919,78). Von den nicht immer lauteren Absichten des K. zeugen die Feuermale im Gesicht mancher Menschen, die von seinem Schlag herrühren sollen (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor). Die Mutter lässt ihr Kind nur dann allein im Bett zurück, wenn sie zuvor ein Gesangbuch unter das Kopfkissen gelegt hat, um den K. am Vertauschen des Kindes gegen einen Wechselbalg zu hindern (Vk-Anhalta 139 – ZE-Na). Hat jmd. einen K., so kann er nicht sterben, es sei denn, jmd. anderes lässt sich bitten, den K. zu übernehmen (Brauch-Anhalt 171 – KÖ-Ho). Ein Verstorbener, der den K. hatte, soll mit dem Kopf voran hinausgetragen werden (Vk-Anhalta 183). – 1b. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation). – 2a. ‘kleiner Mensch’,  Knirps, 3: Vk-Ask 106. –2b. ‘stets fröhlicher Mensch’, auch ‘munterer, lebhafter Junge’ 1: SA-Dä, 4: Wb-Ak 96, Spr-Anhalt 166, Wb-Be – t hast je woll an Kowwelt in’n Laiwe a.a.O. – 2c. ‘ungezogenes Kind’,  Lümmel, 2: JE2-Scho. – 2d. ‘tobender, Lärm hervorbringender Mensch’ 2: Wb-Altm 112. – 3. in der Verbdg.: ‘n Kowwelt han ‘übermütig sein und viel lachen’ 4: Wb-Ak 96. – 4a. ‘aus Holundermark gefertigtes Stehaufmännchen’ 2: Wb-Altm 112. – 4b. Würfelspiel, 4: Brauch-Anhalt 170. – 5. ‘Pflug ohne Fahrgestell’,  Plg – dän Kobold nm’m se tum Tüffeln anpljen 2: JE2-Scho.
Lautf., Gram.: Kobold, [kobolt] Beiträge-Altm 1,149, JE2-Scho, Brauch-Rie 750, JE1-Walt, Vk-Anhalta139, Vk-Anhaltb 50, Brauch-Anhalt 170f.; Kobolden Dat. Pl. Beiträge-Altm 1,148, STE-Ho; Kobbold, -t Wb-Altm 112, OST-Mech, Wb-Holzl 123; Koppolt Abergl-Ma 244; Kowwelt, [kowlt] Spr-Anhalt 166, Wb-Ak 96, Wb-Be, Wäschke 41919,78; [gowld] Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation), DE-Ca; [kobd] SA-Dä; [kowwl]Vk-Ask 106 und 379; Kubbelt SA-NFe Pre, OST-Kau. Zuss.: zu 2b.: Lach-; sonstiges: Mai-.
Maria 1. weibl. RN – Rda.: hop marjneken Zuruf an ein kleines Kind, das über einen Gegenstand springen will, Wb-Nharz 123; Neckreim:Mare, Mare,
de Katze is bei de Bre,
der Hund is bei’n Klump,
Mare is an Schweinehund.
Wb-Ak 110;
Tanzreim:Wenn her ‘n Pott vull Benen steit,
Un da ‘n Pott vull Bre,
denn lt ‘k Bre un Benen stn
un g na mne Mare.
HA-Oh;
Marie Rellen hatn klain Fellen,
Marie Rullen hatn klain Bullen,
Marie Harken hatn klain Farkn.
Lieder-Ma Nr. 1072 (WO-
Ol).
– 2. Name der Mutter Jesu – Wiegenlied:Aija, waer da?
Joseph un Maria;
Harr’n oere Kind verloor’n,
Sochten’t in dat lange Koor’n,
Sochten’t in de Judenschaule,
Saat’ at Kind in de Preisterschaule.
3: Lieder-Ma Nr. 30
(HA-Gro).
– 3. der Mutter Jesu geweihte Kalendertage, vgl. Marendag – a. ‘25. März’, Mariä Verkündigung, 2: STE-Schi, JE1-Bu Wall, Vk-Anhalta 35 und 221 (ZE-Bor) – Brauch: Zu M. konnte das Gesinde die Dienststellung wechseln. JE1-Bu Wall, Vk-Anhalta 35 und 221 (ZE-Bor). Flachs soll erst zu diesem Zeitpunkt gesät werden, damit die jungen Pflanzen nicht erfrieren. Vk-Anhalta 221 (ZE-Bor). – b. ‘8. September’, Mariä Geburt – Bauernregel: Mr Gebuat träckng d Svvokng (Schwalben) foat 1: SA-Rist. – c. ‘8. Dezember’, Mariä Empfängnis, 2: JE1-Grü Wer Wo – Bastlösereim: lot de Hünder lejen bis Maräen JE1-Wer. – 4. ‘Dienstmädchen’, scherzh., 2: ADVk Nr. 238e (JE1-Scha), 3: Vk-Ask 275.
Lautf.: Maria, Marie; außerdem: Mare HA-Oh, Wb-Ak 110; Dim.: Marieke HA-Ack; Marken HA-Oh; Mark’n Wb-Altm 137; Mrieken Schwerin 1859,188; Mariechen STE-Schi, HA-Oh, Marchen Wb-Ak 110, marchen Wb-Nharz 123; markelken Wb-Nharz 123; Kurzform: Mieke, [mk] vereinz. elbostf.; Mk’n Wb-Altm 137; Me Wb-Ak 113; Zuss.: Marils ‘Marie Elisabeth’ Wb-Altm 267; Marielieschen Dim. dass., HA-Ack Oh; Marlieschen Dim. dass., Id-Eilsa 78, QUE-Di; marjneken Dim. ‘Marianne’ Wb-Nharz 123; zu (3.): Dat. Sg.: Marien Vk-Anhalta 35 (ZE-Bor); Marein JE1-Bu Wall; Maräen STE-Schi, JE1-Wer; Mareijen JE1-Grü; Mahreiend JE1-Wo.
Marendag m. dass. wie  Maria 3., bes. dass. wie  Maria 3a., 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., Brauch-Anhalt 201 (ZE-Bor) – Brauch: Zu Mariä Verkündigung wurde Kohl gesät (Altm.) und es begann das tägliche Austreiben des Viehs (STE-Bis). Bewohner-Altm 2,60 und 80. – Volksgl.: An den M., die keine kirchlichen Feiertage waren, durften keine alten Sachen geflickt werden, da sonst die Hühner Windeier legen würden. Gebräuche-Altm 1840,83 (verstr. SA). Auch das Spinnen sollte an diesen Tagen vermieden werden. OST-De.
Nicker m. 1. ‘Wassergeist als Schreckgestalt für die Kinder’ 2: ADVk Nr. 124a (JE1-Grü Walt), verstr. ZE, 3: Vk-Anhaltb 45 (BA-Ge), vereinz. n CA, 4: verstr. anhalt. – Volksgl.: Kinder werden gewarnt, zu nahe an das Wasser oder an den Brunnen zu gehen: jd nich ns Wassor, d hld aich dor Niggord BE-Al; Der Nickert ist im Spring. Vk-Anhalta 112 (ZE-Bor). Die Berührung einer schwangeren Frau durch den N. kann dazu führen, dass sie ein missgestaltetes Kind zur Welt bringt. Vk-Anhalta 114.  TZ: Hkelmann Hkemann Hexe Kolkfr Mönk Moorkecker 1Nickel Nickelkter Nickelkrl Nikkelmann Nickerfrau Nickerkrl Nickermann Nixe. – 2. in der Verbdg.: Nix in der Grube ein Spiel, bei dem ein Kind, das in einem Kreisfeld sitzt, versuchen muss, eines der Kinder, die singend um den Kreis herumlaufen, zu berühren. 4: Vk-Anhalta 111 (BE-Ge, KÖ-Ost, vereinz. DE). – 3. TiN ‘Wasserspinne’ 2: Vk-Anhalta 114 (ZE-Ze).
Lautf.: Nickert ADVk Nr. 124a (JE1-Grü Walt), verstr. ZE, Vk-Anhaltb 45 (BA-Ge), vereinz. n CA, verstr. anhalt.; [nikrt] DE-Els; [nigrd] vereinz. anhalt.; Nbf.: Nix vereinz. anhalt. – Etym.: mnd. necker, mhd. nickes ‘Wassergeist’ < ahd. nihhus ‘Krokodil’, vgl. Kluge 231995,590. Zus.: zu 1.: Korn-.