Bulle m. 1a. ‘unverschnittenes männl. Rind, Zuchtstier’ verbr. – de Koh naon Bulln brängn STE-Ri; ... wat war dat vorr’n Bulle! Lindaua o.J. 117; ... en Bulle is doch vill jreeßer wie en Mensche. Richter o.J. 9; Rda.: As’n Bull’ sweten ‘stark schwitzen’ Bewohner-Altm 1,323; Dor Wasserschtrahl war nich vill mehr, als was’n Bulle pißt. Krause 1964,59; dä is gizig wi de Bulle mit der Mellek WE-Be; Dat is sau, wie Hannechen seggt: Vader, köp’ en Bullen, denn bruke we nich de melken Sprw-Harzvorle 143; dich stoßt der Bulle ‘du isst die Wurst ohne Brot’ ZE-Ro; dats Geschmackssache seggt de Bulle, wie hei de Kauh in Arsch lickt sagt jmd., dem der gute Geschmack abgesprochen wird, Sprw-Börde; Bauernregel: von’n groten Bullen fällt ook en grot Kalw ‘man soll große Kartoffeln pflanzen’ HA-No; Kinderreim:Bulle, Bulle böse!
Nimm mick op de Hör’n,
Smiet’ mick in de Luft,
Dat’t recht bufft.
Lieder-Ma Nr. 218 (HA-Sü).
Brummosse Bullosse Deckbulle Gemeindebulle Gemeineosse Krbulle Lümmel Osse Springbulle Sprungbulle Str Tuchtbulle Tuchtosse Tuchtstr. – 1b. in der Verbdg.: en jeschnenner Bulle ‘kastriertes männl. Rind’,  Osse, 3: CA-Gli. – 2. ‘großer, kräftiger Mensch’ 3: Wb-We* 204. – 3. ‘Mensch mit starkem Nacken’ 4: Wb-Ak 42. – 4. in der Verbdg.: de witte Bulle ‘Nebel’,  Nwel, 2: JE2-HSe.  Grünewalde.
Lautf.: Bulle, [bul] verbr. s Altm., vereinz. n JE2, verbr. mittleres JE2 mbrdb. elbostf. omd.; pulle, [pule] Mda-Sti 131, Wb-Be; Bull, [bul] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm., vereinz. n JE2.
Christkl m. PflN ‘Grünkohl’ 2: JE1-Bü, Vk-Anhaltb 23 (ZE-Ned), 3: Brauch-Ma 246 (WO-Ir Ol, HA-Sü).
Ding(s) n. 1. ‘nicht näher bezeichneter Gegenstand, nicht näher bezeichnete Sache’, z.T. auch solche, die nicht bezeichnet werden sollen oder dürfen, auch abw., verstr. – s a gabuddes Ding DE-Ca; ... det Ding wiere nich mehr zeitgemäß ... Heimatkalender-Je 1924,60 (JE2-Vie); ..., ick kann mit dei Dinger nich ummegahn! Rauch 1929,44; ... sie wollten sich naoh das aohle Dinges jaornich ummekuken ... Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa); Verbdg.: das kost an Dink vull (viel) Jeld un ten tt’s nischt Wb-Ak 46; Rda. (z.T. auch mit Bezug zu 2.): dat Dings met ’n Fiff ‘etw. ganz Kompliziertes’ Spr-Asch 23; hasd jelei an Dingk sidsen Androhung von Prügel, CA-Ak; Sprw. (z.T. auch mit Bezug zu 2.): jd Ding an sn rd, geit alles gd in Huse frt Wb-We 96; alle guen Dinge sind ehre (ihrer) dreie Sprw-Börde; Olt un kolt un kain Vörmoejen, Dat sünt drai Dinge, dai niss ’toejen. Lieder-Ma Nr. 779 (WO-Ol). – Volksgl.: Um eine Mäuseplage im kommenden Jahr zu verhindern, darf man in den Zwölften nur von den Dingern reden. SA-Lag. – 2. ‘Angelegenheit, Ereignis’ verstr. – Ich hawwe m an Dinges arlwet ... Wb-Ak 46; det Dink wern mer schon deichseln ZE-Roß; Rda.: ’n Dink t’n Dullhse ‘eine unerhörte Angelegenheit’ HA-Oh; dat is en dum dink ‘das ist eine üble Angelegenheit’ Wb-Nharz 41; datt geit nich mit rechten Dingen tau BA-GrAls. – 3. Bezeichnung von Personen, vorw. in Verbdg. mit charakterisierenden Attr., 1: SA-Pü, 2: vereinz. Altm., ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf. – saune junken Dinger (Mädchen) HA-Oh; liddjes Dingg ‘kleines Kind’ (vgl. 5.), BE-Fr. – 4. Bezeichnung für Gespenstergestalten des Volksglaubens, 3: vereinz. w elbostf. – d geit en Ding umme Wb-We 28. – 5. auch Dim. ‘etw. Kleines, Unbedeutendes’ 2: Wb-Altm 35, Wb-Altm* 52, 3: vereinz. elbostf. – 6. ‘Stück Vieh oder Wild’ 3: Wb-Nharz 41, BLA-Brau. – 7. ‘männl. oder weibl. Geschlechtsteil’ 2: Lieder-Ma Nr. 440 (WO-Ri), 3: verstr. elbostf. – t Ding is’t beste an daen ganzen Maeken BLA-Brau. – 8. in der Verbdg.: en grauen Ding ‘noch nicht entzündeter Kohlemeiler’ 3: BLA-Brau. – 9. Krankheit – a. in der Verbdg.: dat hillige Ding ‘Wundrose’ 2: Zauber-Ma 89 (GA-Mie), 3: a.a.O. 89 (vereinz. HA), Wb-We 51 – Zauberformel zur Besprechung der kranken Stelle:Hillige Ding, ick boite dick,
Datt’u nich stickst,
Datt’u nich brickst ...
Zauber-Ma 89 (HA-Sü).
– b. in der Verbdg.: blind(et) Ding ‘(Blut-)Geschwür’ 2: vereinz. Altm., 3: Wb-Holzl 65 (WA-KlWa), Id-Quea 145. – c. in der Verbdg.: en jefäärlich Ding dass., 3: Wb-Holzl 75 (HA-Eil).
Lautf., Gram.: Ding, Dink Sg.; außerdem: [dig] vereinz. anhalt.; tink Mda-Sti 4; Pl.: Dinger; außerdem: Dingers Spr-Asch 13; Dinge vorw. (2.) und bei verblassender gegenständlicher Bed. bei (1.) vereinz. elbostf.; Nbff. (urspr. Gen.): Dings, [dis] ZE-Roß, vereinz. elbostf.; [tiks] Wb-Be; Dinges vereinz. mittleres/sw elbostf., Wb-Ak 46, Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa).
Dreihals m. 1. TiN – a. ‘Wendehals’ 2: ZE-Nu, Vk-Anhalta 80 (ZE-Ze). – b. ‘Wiedehopf’,  Wdehopp(e), 3: HA-Sü. – 2. ‘aus Getreidehalmen gedrehtes Seil zum sofortigen Gebrauch auf dem Acker’ 4: Wb-Ak 47.
Lautf.: Dreihals HA-Sü; Dreh- ZE-Nu; Dr- Wb-Ak 47; Dräge- Vk-Anhalta 80 (ZE-Ze).
Fastelwend m. ‘letzter Dienstag vor Beginn der Fastenzeit’, vgl. Fastnacht(en), 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. w Altm., vereinz. ö Altm. JE2, Bauernwelt-Ze, 3: verbr. elbostf., 4: Mda-Sti 141 – Fasselabend – Kwasselabend Sprw-Börde; ick mot de Nahwersche noch taun Fasselam’d inlan HA-Bee; Sprw.: Wörteln und Röw’n nao Faßlaw’n un Dirns äöwer drüttig Jahr hämm bei’ dänn Gesmak verlar’n. Bewohner-Altm 1,331; Item den fastelauent eynem iewelken eyne mate mels, twe eyger, eyn half punt smoltes, fefteyn worste, intghemeyne twe grote brot, eynen iewelken eyne mate melkes. Verpflegung der Jungfrauen im Katherinenkloster zu Stendal, um 1500, Cod. dipl. Brdb. 1.15,446 f. – Brauch: Bereits um die Wende zum 20. Jh. war das reichhaltige Brauchtum zum F. (und zu  Fastnacht(en)) nur noch in Resten greifbar, einige Elemente (z.B. Heischegänge und Umzü- ge mit verkleideten Figuren) zeigen sich auch im Pfingstbrauchtum. Es war ein sehr wichtiges Fest: dai Fastlao’m wt düchdich fat SA-Dä; wat Ostern, wat Pingesten, Fasselab’nd geiht vor! QUE-Nei. Die Festlichkeiten konnten sogar 2 (Brauch-Ma 258, Vk-Anhalta 213 und 217 – ZE-Ke Kö) oder 3 Tage andauern: vom Sonntag bis zum eigentlichen F. (Brauch-wAltm 24 und 29). Im Nharz. war Mahndaach ... jemeineklich de Fastelabend vor de Arem un de Dinsdaach vor de Rieken. Vk-Harz 8,30. Gefeiert wurde F. vor allem von den Gemeinschaften der Dorfjugend, bes. die Spinnstubengemeinschaften spielten eine wesentliche Rolle. So fand zu dieser Zeit auch der letzte, feierlich gestaltete Spinnabend der Saison statt. verstr. Die Mädchen bewirteten die Burschen mit Kaffee und Kuchen, diese wiederum brachten die Würste mit, die sie am Vormittag eingesammelt hatten. Es schlossen sich Spiel und Tanz an. Brauch-Anhalt 74 (ZE-Bor), Vk-Harz 8,30, Vk-Anhalta 212 (BA-Neu). In Rietzmeck tanzte man unter einem an der Decke befestigten Spinnrad. Brauch-Rie 747. Jeder, der in Cattenstedt eine auswärtige Frau geheiratet hatte, musste den  Berndler bezahlen, der der Finanzierung des Essens diente. Wb-Nharz 35 (BLA-Ca). Wurde mehrere Tage gefeiert, fand das Kaffeetrinken der Spinnkoppeln am 2. Tag statt. Brauch-wAltm 29. Im Zerbster Gebiet luden die Frauen die Männer des Ortes ein. Vk-Anhalta 214. Gelegentlich war auch das  Bengeln Bestandteil dieser Festlichkeiten. Brauch-wAltm 24. Wesentliches Element des Fastnachtsbrauchtums waren die Heischegänge. verstr. Vor allem die Burschen zogen z.T. unter Musikbegleitung von Haus zu Haus, um Gaben einzusammeln. verstr. Häufig waren sie verkleidet (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Anhalta 213), in der w Altm. trugen sie z.B. Frauenkleider. BrauchwAltm 25. Begleitet wurden sie von vermummten Gestalten wie u.a. dem  Arft(en)br (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Harz 8,33, Vk-Anhalta 213 – BA), dem  Hwerbock 4. (Vk-Harz 8,33) oder dem  Kaml (Brauch-wAltm 25), verschiedentlich mussten diese Gestalten (angetrieben von Stockhieben) tanzen. Vk-Harz 8,33 (BA-Ra), Vk-Anhalta 213 (KÖ-GrBad). Um Gaben zu erheischen, sang man ( Fastelwendsingen) oder sagte Verse auf:Hüüt is Faßlm!
Unser Herrgott vergelt ju de G’m
un lt ju davör Korn wassen,
wo je nich ruutkieken könn,
un ju Tüffeln sölln wie’n Kopp dick
un de Kohlröwen wie’n Viert groot wern!
Brauch-wAltm 26
(GA-Br).
Die Wünsche nach einer guten Ernte kamen auch in dem Ausruf: Hüüt un morn is Faßlm, sau hauch sallt de Flass wassen! zum Ausdruck, der durch eine Geste begleitet wurde, die eine übertriebene Höhe anzeigte. Brauch-wAltm 26 (SA-Dä Jeeb). Zur Belohnung erhielten die Geber einen Schluck aus der mitgeführten Schnapsflasche. verstr. Die eingesammelten Würste wurden an eine Gabel oder einen Stock gehängt, damit sie gut sichtbar waren. verstr. Die ebenfalls erbeuteten Gaben wie Brot, Butter, Speck und Eier verspeiste man anschlie- ßend gemeinsam im Wirtshaus. verstr. Aber nicht nur die Jugendlichen führten Heischeumzüge durch, sondern auch (verkleidete) Kinder (Bewohner-Altm 2,244, Vk-Harz 8,34, Vk-Anhalta 214 und 216 – ZE, BA-KlAls), Bauern (Vk-Anhalta 213 – um ZE-Roß), Schmiede, die jeweils einen mit Bändern geschmückten Hammer mitführten (Brauch-Ma 257 – WO-Da, CA-Ak, Vk-Anhalta 215), Angehörige der Gilden oder Gesellen, die bei den Meistern bzw. Herren Würste einsammelten oder dort ein Essen erhielten (OSCH-GrQue, Vk-Harz 8,28 und 32, QUE-Ga). In Hasselfelde veranstalteten die Knechte ein Peitschenschlagen. Vk-Harz 8,33 (BLA-Ha). Alle Fuhrleute, die Rast im Ort machten, wurden von den Mädchen mit Sträußen und bunten Bändern geschmückt. Vk-Harz 8,29 f. (Nharz.). In Teilen des Nwaltm. und der w Altm., bes. aber im n/mittleren Elbostf. war es Brauch, dass die Burschen den Mädchen die Füße wuschen: Wiel nu awer bet Fas’lam’nd alles vordreiht ward, un luter Peiasstreiche op e stellt wern, sick de Lüe utklee’n un als andre rummlopen ... is dat ok ummedreiht un waschen ji hüte de Mäkens de Fäute. Rauch 1929,16. Dies erfolgte nur innerhalb einer Gemeinschaft. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,14. Die jungen Männer trafen sich im Wirthaus, steckten sich einen Strauß aus bunten Federn, getrockneten Blumen und Glasperlen an den Hut (a.a.O. 14,  Fastelwendsstrtz, Fastelstrtz) oder erhielten diesen von den Mädchen nach dem Füßewaschen (Brauch-wAltm 26) bzw. in den Orten, in denen nur Heischegänge stattfanden, während des Umzuges (Vk-Anhalta 213). Die Mädchen versteckten sich einzeln oder gemeinsam. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,17, HA-Oh. Waren sie aufgespürt, wurden ihre Füße mit Branntwein (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.), Kohlrübenscheiben (Brauch-wAltm 27) oder Rosmarinstängeln (a.a.O. 27, Vk-Altm 223, Brauch-Ma 257 f. – vereinz. n elbostf.) eingerieben und anschlie- ßend mit kleinen, mit bunten Bändern geschmückten Birkenruten (vereinz. n/mittleres elbostf.) so lange leicht geschlagen, bis sie trocken waren (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.) oder sich die Mädchen bedankten (Brauch-Ma 258 – HA-Sü). Aus Schabernack hatten sich manchmal die Mädchen die Füße geschwärzt. BrauchwAltm 28. Zum Dank erhielten die Burschen Naturalien: taun Fasselabend gift et vor de Meekens öre Fäute waschen Wost or Bodder or Eier HA-Um. In einigen Orten der Altm. mussten die Mädchen nur das Stäupen mit der Rute oder das Schwärzen des Gesichtes über sich ergehen lassen. Fast überall wurden Tanzveranstaltungen durchgeführt, entweder bereits nach dem gemeinsamen Mittagessen (Vk-Anhalta 218 – ZE-Lö), vorw. jedoch nach dem Heischegang oder am Abend (verstr.). Dabei konnte es sich auch um Maskenbälle handeln. Vk-Harz 8,31. In einem festlichen Zug führten die Burschen die Mädchen in den Tanzsaal. Brauch-wAltm 29. Die Platzknechte, die in Köselitz die Ankommenden begrüßten, ihnen Bier überreichten und die Plätze anwiesen, mussten mit jedem Mädchen tanzen, wobei sie ihre jeweilige Partnerin tanzend an den Nächsten übergaben. Ackerbau-Anhalt 283/ Vk-Anhalta 218. In der Altm. erhallte um Mitternacht der Ruf: De Schimmel kümmt! Daraufhin erschien ein Schimmel mit je einem Kopf vorn und hinten, der von Knechten dargestellt wurde, die ein Laken über sich geworfen hatten. Oben saß der Reiter, der mit seiner Peitsche auf die Umherstehenden einschlug, ebenso wie die das Pferd bildenden Knechte. Stattdessen konnte auch der bunt gekleidete  Brenleider 3b auftreten, der einen Bären herumführte und ihn versch. Possen treiben ließ. Der Tanz wurde dann bis zum frühen Morgen fortgesetzt. Bewohner-Altm 2,245 f., Brauch-wAltm 30. In Orten, in denen mehrere Tage gefeiert wurde, konnte der Tanz schon am Sonntag und der Heischegang am Montag stattfinden. SA-Han, Brauch-wAltm 24 f. und 29, Brauch-Ma 259 (GA-Et); zum weitern Verlauf  Aschermiddewoche. Zum F. musste unbedingt gebacken werden. Vk-Harz 8,30. Vorw. waren es Brezeln (JE2-Scho, Vk-Anhalta 218), Schmalzkuchen (SA-Dä, verstr. w Altm., Vk-Anhalta 218) und im elbostf. Gebiet  Prilleken: Prost, Fastelabend! Prilleken oppen Disch! Vk-Harz 8,35. Aber auch Zuckerkuchen (Brauch-wAltm 30), dreieckig geformter Kuchen (Vk-Harz 8,34 – WE-Il),  Büllenbrt 2. (Vk-Harz 8,35 – QUE-Que) oder Eierkuchen (Vk-Anhalta 218 – ZE) wurden bereitet. Zu Mittag gab es Gerichte mit Kohl (Vk-Anhalta 218), neunerlei Kräutern (Brauch-Ma 258 – HA-Sü) und vor allem Würste (verstr.). Die Kinder erhielten ein Stück Bratwurst, das sie in die Schule mitnahmen. vereinz. HA. Der nahende Frühling mit dem Viehaustrieb machte sich darin bemerkbar, dass die Verpachtung von Weideland (Vk-Harz 8,33) und die feierliche Zählung des Viehs (Vk-Anhalta 217 – KÖ-KlPa) am F. durchgeführt wurden. – Volksgl.: Espunn dorrefte ahn Fastelabende nich wäern, sist harre me Unglicke ... Vk-Harz 8,30, auch vereinz. SA, Vk-Anhalta 212. Wer es dennoch tat, musste mit Ratten, Mäusen oder Kröten im Haus rechnen. a.a.O. 212 (DE-GrKü). Bis zum F. sollte alles vom Spinnrocken abgesponnen sein. Hielt man sich nicht daran, hatte man den Bullen um den Altar zu leiten. Brauch-Ma 258 (HA-Sü). Um kein Risiko einzugehen, wurde das Spinnrad am Montag vor F. auf den Boden gebracht. Vk-Anhalta 212 (BE-Ra). Dorthin gelangte auch die Schüssel, in der zuvor das Essen aufgetragen worden war. Sie wurde umgestülpt und im Frühjahr zur Anzucht von Kohlpflanzen verwendet, die dann gut gedeihen sollten. a.a.O. 218.
Lautf.: Fastelawent Id-Quea 151; Fast(e)labend, fastelbent JE2-Go, Vk-Harz 8,31, Wb-Nharz 206 (BLA-Tr); -aowend Wb-Altm 49, OST-Sta; -aob(e)nd SA-GrGe, GA-Ziep; -aom vereinz. n GA; fstlbent Mda-Sti 141; Fastla-om, [fastlao] vereinz. nwaltm.; Fastela’nd, -ahnt Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), Bauernwelt-Ze; Fass(e)lawend WO-Ma, BA-GrAls; -ab(e)nd, -bent verstr. w/mittleres elbostf.; -ben OSCH-Di; -bmt, [faslabt] OSCH-Har, Id-Eilsa 60; -mbt Wb-We* 255; -ahmnd, -mnt vereinz. n elbostf. OSCH; -a’md, -t verstr. elbostf.; -ahm WE-Dee; [faslnd] QUE-He; Faßlaw’n Bewohner-Altm 1,331; Fasselan JE2-Gü; Faßlaowend STE-Ho; -oaw’n Matthies 1903,15; Fass(e)laobend, -oabend vereinz. w Altm., OST-Sto, Volkstum-Ma 71 (WO-Ir), Brauch-Ma 258 (HA-Sü); Fasslaobmt Mda-Ohre 356 (GA-Rä); [faslmt] vereinz. ö elbostf.; Fasslaom, Faßlm Brauch-wAltm 27 (SA-Dä), SA-Die, vereinz. w Altm.; Foasloam SA-Rie.
Flechtingen ON – Suup-Flechtich NeckN, 3: Lieder-Ma Nr. 879 (HA-Sü).
fluddern Vb. 1. ‘flattern’ 2: Wb-Altm 54, 3: BLA-Brau. – 2. ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 3: HA-Sü.
Fr f. 1. verbr. – a. ‘erwachsene weibl. Person’ – De Fru is prächtig: ... Pohlmann 1905,46; Dört (weibl. RN) was ’ne rendliche Fru ... Hausfr-Altm 1930,8 (SA-Die); d olle Frauens köddan (schwatzen) a wärra JE2-Scho; ... satt da oppen Grabenrand ne öldere Frue. Rauch 1929,5; Anne Fraue met veeln Kinnern ... Spr-Asch 49; Meine Mutter, die immer ’ne jude Frau jewäst is ... Richter o.J. 10; Rda. (bei den Rda. und Sprw. sind auch Bezüge zu 1b. und umgekehrt bei 1b. zu 1a. möglich): Wasch’n tär’t (zehrt), har jene Fru seggt, dao har ’s en Nachtmütz wuschen. Spr-Altm 15; Geit doch nicks äöwer de Rennlichkeit, sagt jene Fru, un kehrt all Sünndag morgen är Hem’ üm. a.a.O. 15; Sprw.: Fruen het lange Haare un korten Verstand. Chr-Em 429; Is keen Frau so riek, Se geit d’ Koh gliek. ‘Auch die Schwangerschaft einer reichen Frau ist den Gegebenheiten der Natur unterworfen.’ Firmenich 1854,123 (OST-See). – b. ‘Ehefrau’ – de junge Fru HA-Bee; “Lieschen un keen anner werd mal dien Fru!” Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); dän seine Frau kann ick dorch’n Tod nich vorrknusen ZE-Roß; Rda.: Dänn Weg münn’ s’ all gaohn, sä jenn Frau, dao führten s’ ähren Mann non’n Gallig’n. Bewohner-Altm 1,333; Ach watt sall dät lang’ Toben, sä de Frau, har de Mann ähr väör rutsmeten, har s’ hinn wärr ringaohn. a.a.O. 1,333; Sprw.: De Fru un de Katte höört hinder de Döör, de Mann un de Hund höört daföör. Wb-Holzl 33; de Fraun un de Besens, de her’n ins Haus Spr-Asch 18; dä Mann kann mit sien Wagen nich sau vel infeuern wie dä Frue mit de Schörte rut dröcht HA-Sü; De Fru kann mehr to’t Finster ruutlangen, as der Mann to’t Schüündöhr ’rinföhrt. Blicke-Drömling 1,120; de Fre kann nischt erwarben, aberst vl verdarben Wb-We 160; ee der liewe Jott lett en Mäken vordar’m, ee lett’e den Mann de Fru star’m BA-Re; Twee go’ Fruns gewt män up de Welt, de een is dod un de änner kann keener finn’. Bewohner-Altm 1,333; Reim:‘Gud’n Dach, gud’n Dach, Vadd’r Kooberenck,
Wat moakt denn oere Fru?’
‘Se wascht sick nich, se kämmt sick nich,
Se iss ne olle Suu.’
Lieder-Ma Nr. 843 (WO-Ol).
– c. ‘sozial höher gestellte weibl. Person’, bes. ‘Hausherrin, Bäuerin, Dienstherrin, Frau des Dienstherren’ – unse Fraue Wb-Ak 60; de Fr Pastor HA-Oh; So junks nu de Fra Amtmänn’n. Wäschke 61920,28; Fraü giff mik enns mn Leon (Lohn) SA-Dä; Sprw.: Gode Magd werd gode Fru. Spr-Altm 14; Keen schärper Ro’ (Rute), as wenn de Knecht Herr wärd un de Mawd Frau. Bewohner-Altm 1,358. – 2a. in der Verbdg.: de Fru von Zicksn Zacksn Kinderspiel, 2: GA-Wern. – 2b. in der Verbdg.: Frau Holle hät meck en Pott eschenkt Kinderspiel, 3: QUE-Di. – 3. ‘Hebamme’,  Hfamme. – a. in der Verbdg.: Fr Wse 3: WE-Kö Ve. – b. in der Verbdg.: die weise Frau 2: OST-Ost. – 4. ‘in den  Twölften umherziehende Gestalt des Volksglaubens’, ausf. und mit weiteren Quellen s. Flechsig 1975. – a. in der Verbdg.: Fr Fren/Fren 3: a.a.O. 89 (vereinz. w WE). – b. in der Verbdg.: Fr Frke a.a.O. 89 (WE-De Strö). – c. in der Verbdg.: Fr Gde 2: a.a.O. 88 (n Altm.). – d. in der Verbdg.: Fr Harke2Harke. – e. in der Verbdg.: Fr Holle 3: Flechsig 1975,89 (Harzv. Nharz.). – f. in der Verbdg.: Frau Wulle 3: a.a.O. 89 (BLA-Brau).
Lautf., Gram.: Fru, [fr] Hausfr-Altm 1930,8 (SA-Die), vereinz. n/mittlere Altm., verstr. s Altm., vereinz. JE2 JE1 (neben -au-), verbr. w elbostf., vereinz. nö elbostf., WA-KlWa, vereinz. QUE, BA-Ba; Frue, [fr] verstr. s Altm., Mda-Ohre 356 (GA-Rä), vereinz. sw elbostf., verbr. ö elbostf.; [fr] SA-Kal; Froa OST-Klei; [fro()] veralt. Siedler-Je § 144a (JE2 JE1); froe ZE-Kö; [fraö] verbr. n/w nwaltm.; [fraü] SA-Dä; [frau] SA-Wü; Frau, [frau], [frao] verstr. ö/s nwaltm., verbr. n/mitttlere Altm., vereinz. sw JE2, Mda-nwJe1a 40 (vereinz. nö JE1), verstr. ZE, BE-Gü, verstr. anhalt.; Fraue, [frau] verstr. n/mittleres JE2, verbr. mbrdb., vereinz. w JE1, Spr-Asch 50, QUE-GrSchie, Wb-Ak 60, verbr. BE, vereinz. KÖ; fraugge Mda-Sti 32; Fra nur in Verbdg. mit dem Nachnamen oder einer Amtsbezeichnung Wäschke61920,28, Heese21919,35; Pl.: auf -n belegt: Spr-Altm 15, Chr-Em 429, vereinz. s elbostf., Krause 1964,16, DE-Vo; auf -ns belegt: vereinz. nbrdb., verstr. elbostf.
Grauackermann m. TiN ‘Bachstelze’,  Ackermann, 3: Brugge 1944,68 (HA-Sü).
Grner Donnersdag m. ‘der Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag’ verstr. – Gröndunnersdag namm heht sick vör, Woo’t Wäder grad so schlecht nich wer ... Francke 1904,57. – Brauch, Volksgl.: Zu Mittag wurde ein grünes Gericht auf den Tisch gebracht. Dabei konnte es sich um Grünkohl oder um die ersten sprießenden Pflanzen des Jahres handeln, wobei bes. frische Kräuter vor Krankheiten schützen sollten. verstr. Gebacken wurden Brezeln (Brauch-wAltm 34 – GA-Wal) oder Kringel, die die Kinder im Nharz. von ihren Verwandten erhielten (Vk-Harz 8,40, BLA-Hü). Als Schutz vor Blitzschlag bringt man in die Wohnräume einen Strauß Weidenkätzchen (Bewohner-Altm 2,248) oder Hartheu und Eisenhart (Vk-Anhalta 222). Trotz der Verbote der Karwoche ( Krfrdag, Karwoche) ist dieser Tag für bestimmte Handlungen segensreich. Das gilt in erster Linie für das Säen und Pflanzen, bes. von Kohl, Flachs, Bohnen, Erbsen oder Kartoffeln, denn was an diesem Tag in den Boden gebracht wird, wächst gut und erfriert nicht. verstr. Außerdem sind diese Gewächse vor Erdflöhen geschützt und wenn das Pflanzen unter Geläut passiert auch vor Raupen. Bewohner-Altm 2,248. Günstig ist dieser Termin auch für das Umtopfen von Blumen bzw. das Einpflanzen von Ablegern. a.a.O. 2,248. Hühner, die aus Eiern schlüpfen, die am G. gelegt wurden, erhalten ein buntes Gefieder, dessen Farbe wechselt. vereinz. Altm., Brauch-Ma 260 (WO-Ir, HA-Sü), Vk-Anhalta 222 (KÖ-Wu). Hexen kann man erkennen, wenn man mit einem Gründonnerstagsei nach dem 1. Mai in die Kirche geht. Abergl-Ma 242 (GA-Mie, HA-Alv). In Halberstadt wurden am G. alle während der Fastenzeit ausgestoßenen Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Vk-Harz 8,40.
Lautf.: de gräune Donderschdag Vk-Harz 8,40; greun’ Dönnersdag WE-Oster; greunen denderstch Mda-Weg 116; gräun’n Dönderdag HA-Erx; greun’ Dönderdch HA-Oh; Gröndunnersdag Francke 1904,57; sonstige Formen in der Standardspr.