Gift 1. n. ‘Stoff mit schädlicher oder tödlicher Wirkung’ 2: Mda-Ze (verstr. ZE), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. omd. – Straut Jift un smeert de Löcker (der Mäuse) tau ... Gorges 1938,64; Rda.: dat is Jift for mik ‘das ist schädlich für mich’ HA-Oh; jift un galle sn ‘zornig, ärgerlich sein’ Wb-Nharz 61; Nimm dich mit das Messer in acht, das schnitt w Jift. Wb-Ak 78. – 2. m. ‘Ärger, Wut, Zorn’ 3: Wb-We* 210, Wb-Nharz 61, 4: Mda-Sti 145 – jift op einen hebben Wb-Nharz 61. – 3. m.(?) ‘feiner Regen’ 1: SA-Dre, 3: OSCH-Krop, Mda-Weg 94, WE-Ro – dats kein rn, dats jift! Mda-Weg 94. – 4. f. ‘Geschenk, Gabe’, spez. auch ‘Mitgift’ 2: Wb-Altm 64. – 5. wohl vorw. f., in der Verbdg.: Gift(en) und Gwen ‘Steuern, Abgaben’ 2: Wb-Altm* 53, 3: vereinz. sw elbostf.
Lautf.: Gift, J-.
Hnenswarwe (Genus?) dass. wie  Hnenswark, 3: HA-Ma Um, OSCH-Krop, Wb-Holzl 100 (WA-KlWa).
Lautf.: Hahnswarewe HA-Um; -schwarbe HA-Ma; Hanenzwarff Wb-Holzl 100 (WA-KlWa); Hahnenzwerf OSCH-Krop.
Harmnk f., n. ‘Ziehharmonika’,  Treckebdel, 2: vereinz. SA, WO-Sa, JE2-Red Zo, ZE-Nu Ro, 3: GA-Nie, OSCH-Krop, WA-Re, BA-Re, BE-He, 4: vereinz. anhalt.
Lautf.: Harmonika; außerdem: [harmnk] CA-Ak, KÖ-Kle; Harmonekao WO-Sa, [harmnek] Wb-Be; [harmnig] vereinz. BE; Haamonika SA-Bad NFe Pa; Nbf.: Harmonie GA-Nie. – Gram.: n. belegt OSCH-Krop, BE-Gier. Zus.: Hand-.
Keiseke(n) f., n., m., vorw. im Pl. 1. dass. wie  Keileke(n) 1., 3: WO-Ba, Wb-Holzl 117, verbr. sw elbostf. QUE, 4: vereinz. nthür., Wb-Be. – 2. PflN ‘Traubenholunder’ 3: WE-Strö. – 3. PflN ‘ Wacholder’, 3: verstr. s/sw elbostf., 4: QUE-Frie. –4. PflN ‘Eberesche’,  Vgelbre, 3: OSCH-Krop.
Lautf., Gram.: f.: Keiseke, -ai- Wb-Holzl 117, verstr. sw elbostf., Mda-Sti 156; Pl., jedoch vereinz. Sg. m./n. möglich: Keise(c)ken, -ai- WO-Ba, verbr. sw elbostf., vereinz. QUE; Keisken vereinz. BLA, verbr. QUE, verstr. BA; Käsken verstr. BA; [kskn] Wb-Be; Kiseken WE-Kö; Kiesekens QUE-Nei; Kiesken QUE-St. – Etym.: wohl Mischform aus  Keileke(n) und Püsseke ‘Holunder’ < mnd. ped(d)ik ‘Mark, das Innerste in Bäumen und Sträuchern’ oder aus sorb. bezynka ‘Holunder’, vgl. u.a. Dahlberg 1941,57, Foerste 21957,1851, Wb-PflN 4,73; Bischoff 1957,516 hält slaw. Herkunft auf Grund der geogr. Verbr. für unwahrscheinlich.
Keitsche(n) f., n., m., vorw. im Pl. 1. dass. wie  Keileke(n) 1., 3: verbr. n/mittleres/ö elbostf., Vk-Harz 3,51 (BLA-Bla), 4: vereinz. w anhalt. – 2. dass. wie  Keiseke(n) 4., 3: OSCH-Krop, WA-Bey So. – 3. PflN Pflaumensorte, 4: BE-Dro.
Lautf., Gram.: f.: Keitsche, -ai-, [kaitš] verstr. n elbostf., CA-Atz; Pl., jedoch vereinz. Sg. m./n. möglich: Keitschen, -ai- verstr. n elbostf., OSCH-Har Ho, WA-Et Ta, QUE-Di, BA-Ali; Käitschen WO-GrRo; Keischen GA-Dö; f.: Kätsche Wb-Holzl 117 (WA-KlOsch); Pl.: Kätschen OSCH-Be; KatchenVk-Harz 3,51 (QUE-Di); f.: Keitschke, -ai- HA-Sie, OSCH-Hor, WA-ABra, verstr. ö elbostf.; Pl.: Keitschken, -ai-, [kaitškn] GA-Beh, Vk-Harz 3,51 (BLA-Bla), verstr. sö elbostf.; Gaitschken BE-KlMü; f.: Kätschke verstr. s QUE, BA-Fro, CA-Löb, BE-Gü; [gdšg] BE-Gü HErx; Pl.: Kätschken, [ktskn] QUE-Wil, BA-Ho, Wb-Be; [gdšgn] BE-Am Dro KlSchie; Ketschken KÖ-Bie, [ktškn] Mda-Ma 78 (JE1-Ran). – Etym.:  Keiseke(n).
klampfen Vb. dass. wie  klammern 3., 3: OSCH-Krop, WE-Elb.
klaufen Vb. dass. wie  klauen 3., 3: OSCH-Krop.
Etym.: wohl Kontamination von kaufen und  klemmen.
Klein Dummbdeln NeckN für den ON Kleingermersleben, 3: OSCH-Krop, vereinz. WA.
Lautf.: Klein Dummbühln WA-Alt; Klein -bielen WA-Ble Schl; -biedel OSCH-Krop, WA-Schw.
Klocke f. 1a. ‘Glocke’, bes. die Kirchenglocke, verbr. – Der Klang der K. ist in zahlreichen Reimsprüchen nachempfunden: Bim, bam, bohler, Kost nen halben Daoler GA-Ga; Kümmt all to Kerk! Kümmt all to Kerk! OST-Sa; bimm baum, bälaumWE-Ve; Rätsel: Gät un schlät int Holt, Dag in, Dag ut: Un kümmt doch nich rut! Volksspr-Altm 93 (SA-Vi); Rda.: an de grte Klocke schlahn ‘etw. überall herumerzählen, aufbauschen’ CA-Fö; De hät de Klock lü’n hürt, weet äöwer nich wo’s’ hangen. ‘Er weiß nicht genau Bescheid.’ Bewohner-Altm 1,344; Nu weet ick, wo de Klocken hangen. a.a.O. 344; nu wettste, wat de Klocke eschlahn hat CA-Fö. – Brauch: Die K. wurde nicht nur zum Kirchgang geläutet, u.a. erinnerte das Läuten an bestimmten Tagen die Dorfbewohner an deren Ablieferungspflicht: Eier für den Pastor, Schütten (Abliefern) des Zehntgetreides, die Schüttenden bekamen Schnaps und Tabak. Brauch-Anhalt 92ff. (KÖ-Wa, DE-Ro). Am Michaelstag (29. September) läuten die Glocken Zinsen, Pachte, Swinegeld (OSCH-Krop). – Volksgl.: Die K. gilt vielfach als Vorzeichen des Todes: Vom Klang der Kirchenglocken heißt es, wenn sie singen, stirbt bald jmd. (GA-Ro). Klingt bei einer Beerdigung eine Glocke nach oder haben beim Leichenzug die Glocken einen traurigen Klang, so folgt bald ein weiterer Todesfall. Vk-Anhalta 174 (BE-Pei, KÖ-Kö Ost). Schlägt beim Trauergeläut die große Glocke zuerst an, ist das nächste Todesopfer ein Mann, bei der mittleren Glocke eine Frau, bei der kleinen ein Kind. a.a.O. 174 (BE-Pei). – 1b. ‘ Klingel an der Haustür’ 1: SA-Ah, 2: verstr. n/mittlere Altm., CALV-Calv, verstr. JE2, JE1-Mö, ZE-Wö Ze, 3: JE1-Pre, Wb-Nharz 100, BA-Rie, BE-He, 4: QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie Wö. – 1c. ‘kleine Glocke’, bes. für weidende Kühe und Schafe, auch am Schlitten, 2: SA-Sta, 3: Wb-Nharz 100. – 2a. ‘Uhr’, bes. die Turmuhr, 1: SA-Dä, 3: WO-Gu, Wb-Holzl 121, CA-Fö, 4: Wb-Ak 91 – uns Klock gaet to l aot ‘die Uhr geht nach’ SA-Dä. – Volksgl.: Das Schlagen der Uhren kann den nahenden Tod ankündigen: Schlägt die Turmuhr (Glocke) dem Geistlichen ins Vaterunser oder ins Amen, stirbt ein Kirchgänger. Vk-Anhalta 174 (KÖ-Ar, DE-Go). Gleiches tritt ein, wenn die Uhren vom Rathaus und vom Kirchturm gleichzeitig schlagen. a.a.O. 174 (DE-Je). Steht eine Wanduhr plötzlich still, stirbt am anderen Tag zur gleichen Stunde ein Verwandter. a.a.O. 174 (KÖ-Thu). – 2b. ‘Uhrzeit’ 2: Wb-Altm 106, Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber), JE2-Scho Schön, verstr. ZE, 3: Rauch 1929,13, vereinz. HA OSCH, Wb-Nharz 100, Wb-We 67, 4: Wb-Ak 91, Wäschke 41920,8 – W hk is denn de Klocke? ‘Wie spät ist es?’ Wb-Ak 91; so umme half Klocke veiere rum OSCH-Wu; Ik ha äin Morr’n van Klock dree bet Klock nä’n Gras mäht … Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber); Klocke fünwe is et doch all düster HA-Bo; … von Klockener viere bes Klockener achte …’ungefähr von 4 bis 8 Uhr’ Wäschke 41920,8. – 3a. ‘glockenförmiges, unten geschliffenes Gerät aus Metall zum Enthaaren gebrühter Schweine’ 1: SA-Roh, 3: HA-Oh, Wb-Holzl 121 (HA-Wo), QUE-Hau, 4: Wb-Ak 91. – 3b. ‘Glasglocke’, zum Abdecken von Nahrungsmitteln, 4: Wb-Be.
Lautf., Gram.: Klocke, [klok] Sg.; Klock(e)n, [klok] Pl.; außerdem: Klock SA-Ah Dä, verbr. Altm., JE2-Kam; Klöcke JE2-Schön; Glocke Sg., Glocken Pl., [glok] Pl. SA-Roh, STE-Grie, CALV-Calv, JE2-Scho, ZE-Wö, OSCH-Eils, QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie; Glock OST-Bre Na, GA-Jä; Jlocke, [jlok] JE1-Pre, Mda-Ze (ZE-Roß), Ldk-Anhalt 2,64 (ZE-Kö), CA-Ak, Wb-Be; Klockener Wäschke 41920,8: zur Angabe der ungefähren Zeit, Bildg. mit -er: ist ein abgeschwächtes der, ausf. vgl. der 5. Zuss.: zu 1b.: Hs-, Klinge(l)-, Klinger-; zu 3.: Kse-, Lampenglocke; sonstiges: ster-.
Michal ohne Genus ’29. September’, Kalendertag des Erzengels Michael, verstr. – Um M. näherten sich die Arbeiten in der Landwirtschaft ihrem Ende: tau Micheilich sünt de Eppel rpe HA-Oh. Das Vieh wurde nicht mehr ausgetrieben. SA-Vi, Vk-Anhalta 283. In der Zeit um M. (14 Tage vor bis 14 Tage nach M.) wurde das Wintergetreide ausgesät. SA-Rist, Ackerbau-Anhalt 250, Vk-Anhalta 283. – Brauch: Zu M. wurden Abgaben entrichtet und das neue Pachtjahr begann: Zinsen, Pachte, Swinegeld Ausdeutung des Glockengeläuts zu M., OSCH-Krop; … un de veele Ackerpachte, de se alle Jahre tau Micheilig oder Martinig krejjen … Wedde 1938,46. Üblich waren auch Naturalabgaben an Lehrer und Pfarrer, z.B. Gänse (ZE-Na) oder Roggen (ZE-Mühl, KÖ-Wa, DE-Scheu). Vk-Anhalta 283. Das Gesinde konnte den Dienst wechseln (verbr.):Ach du liebe Seele, morgen ist Michele,
Ach du lieber Gott, morgen muß ich fort.
Vk-Anhaltb 64
(ZE-Na).
Da M. als eine Art Erntedankfesttag angesehen wurde (Vk-Anhalta 283), fanden auch Tanzveranstaltungen statt. Tanzlied:Michäilich, Michäilich,
All wedd’r Michäilich,
Eerst gistern Michäilich.
Abergl-Ma 248 (GA-Mie).
– Volksgl: Wer die Heiligkeit des Tages durch Arbeiten auf dem Feld störte, hatte keine gute Ernte zu erwarten. Volksfeste-Altm 296, Vk-Anhalta 283. Auch Arbeiten mit dem Gespann sollten unterbleiben. SA-De. Knechte und Mägde suchten auf fremden Grundstücken am Morgen Futter, bes. Grünkohlköpfe, (SA-De), um das Vieh vor Verzauberung zu schützen. SA-Pre. Die Hexen ziehen in der Nacht zu M. zum Blocksberg. Abergl-Ma 248 (GA-Mie).
Lautf.: Michaeli OSCH-Krop; Michéeli CA-Fö; Michele JE2-Hü Wo, Vk-Anhaltb 64 (ZE-Gri Na), Michle Wb-Ak 113; Michaelis verstr.; Micheilig, -ich vereinz. elbostf.; Michheilij HA-Bee; Micháilich Wb-Holzl 141, Wb-We* 226; Michäilich Abergl-Ma 248 (GA-Mie); Michlig Wb-Altm 137; [mili] SA-Rist, michlich Wb-Nharz 126; [miáylij] Nd-Börde § 57; Michlije Mda-Sti 127, Micheelije Firmenich o.J. 159 (WA-Ost).