flässen Adj. ‘aus Flachs, Lein’ 1: SA-Brie Lüd, 2: verstr. nbrdb., Bauernwelt-Ze, 3: vereinz. w elbostf., 4: Mda-Sti 9 – Rda.: w fon flessen gn ‘vorzüglich, rasch vonstatten gehen’ Wb-Nharz 210; Rätsel: isern Perd met’n flässen Schwanz – Nähnadel und Faden, SA-Brie.
Lautf.: flässen SA-Brie, vereinz. Altm. JE2-Wa; flächsen Bauernwelt-Ze; flessen SA-Lüd, vereinz. nbrdb. w elbostf., Mda-Sti 9.
Gemicke n. ‘altes, baufälliges Haus’,  1Bde, 1: SA-Brie, 2: vereinz. ö/s SA, verstr. ö Altm., JE2-Kl – dat is ook sonn Gemick OST-Gla.
Lautf.: Gemicke, J- verstr. sö Altm.; -mick, [gmik], [j-] vereinz. ö/s SA, verstr. ö Altm. (außer sö); Gemück SA-Rie; -mäck SA-Brie; Kamick OST-GrHo.
Hmelköste f. ‘Erntefest’,  Ernekranz, 1: SA-Brie.
Lautf.: Hmelköst.
Hse m. 1. TiN ‘Hase’ verbr. – d Hs kann bannich lp’m JE2-Scho; Rda.: ‘n Hsen machen ‘fliehen’ Wb-Ak 66; sau angeste w en hse Wb-Nharz 71; hei löppet duller, wie ‘n Hase löppet Wb-We 47; springet wie so’n HaseVk-Harz 3,46; dänn Haosen Solt up ‘n Stärt streuw’n ‘Unmögliches erreichen wollen’ Bewohner-Altm 1,338; Dao liggt de Haos in’n Päper. ‘das ist die Ursache der Schwierigkeit’ Spr-Altm 29; H wett, w d’ Haos löppt. ‘er kennt sich aus, hat Erfahrung’ Wb-Altm* 72; da seggt sick Haasen un Vösse gue Nacht ‘das ist eine öde Gegend’ HA-No; “ ‘t is alles en Owergang”, sä de Voss, da trecke hei den Hasen dat Fell ower de Ohren. WE-Oster; Sprw.: Väöl Hunn’ is Haosen sin Dod. Bewohner-Altm 1,338; Hos löppt ümmer wärrer hen, wo hä jung wodden is. STE-Schi; Jifft Gott dat Häseken, jifft’e ok dat Gräseken. HA-Bar; Rätsel: w leppt dr Haose iwwern Brch, wann ‘t raent? – schnell, Vk-Ask 168; wenher löpt de Has över de meisten Berge?wenn’t Feld plöht(gepflügt) is STE-Kö; wo löppt de Hoas hen, wenn e twee Joar olt is?int dritt SA-Brie; Kinderreim:Haesekn, verstick dick,
Wenn’de Jeejer kümmt, daer schütt dick.
Lieder-Ma Nr. 231
(WO-Ol)
“Fortelle, fortelle!”
“Da leip’n Jeselle,
da leip’n junk Hse –
licke mik in’n Mrse
(Arsch)!” HA-Oh;
Wetterregel: Haos braut Beer (Nebel steigt auf), morgn gift got Wärer. GA-Pe. – Volksgl.: Ein H., der plötzlich den Weg kreuzt, bringt Unglück (Wb-Nharz 71), unter bestimmten Umständen auch Glück:fan lings n rechds – wad schlechds,
fan rechds n lings – Glück bringds
GA-Da;
Ein Hase zur Linken,
thut Freude dir winken;
ein Hase zur Rechten,
wird dich was anfechten
. Brauch-Anhalt 117;
Gespenster oder Kobolde erscheinen häufig in Gestalt eines dreibeinigen H. (Vk-Anhalta 270), in Hohenwarsleben trinkt dieser die Milch aus (Abergl-Ma 244), in Grauingen bringt er Unglück, wenn am Heiligen Abend etw. auf dem Hof stehen gelassen wurde (Brauch-Ma 247). In der Garbe, die bei der Getreideernte zuletzt geschnitten wird, sitzt der H. (verstr. im gesamten Gebiet), deshalb sagt man: paß op, dat de Hase nich rutlöpt GA-Wef; nu wärd de Hoos rutjagt STE-KlMö; Mei wolln mal sein, wer den Hasen kriegt. Vk-Harz 8,78. Zum H. als Eierbringer  sterhse. – 2. Kosewort, vereinz. – mn lütje Hse HA-Oh. – 3. ‘feiger Mensch’,  Angsthse, vereinz. – 4. ‘hagere, schmächtige Frau’,  Hämp(er)ling‘t is en Hse 3: BLA-Brau. – 5. Dim. ‘Gericht vom Fleisch an Brustbein und Rippen bzw. Nacken und Schulterknochen des Schweins’ 3: HA-Som, WE-He Oster, Wb-Nharz 78. – 6. in der Verbdg.: Hse und Jger ein Spiel, 2: STE-KlSchwe, JE2-Ma – Die als H. bezeichneten Mitspieler befinden sich in einem Spielfeld. Der Jäger muss einen von ihnen mit dem Ball treffen, dann wird auch er zum H., der Getroffene wird Jäger.
Lautf.: Hse, hseZE-Nu, verstr. elbostf., Mda-Sti 16, Vk-Anhalta 62 und 278; Has OST-Zü, STE-Kö; Hoase, [hz] Heimatkalender-Je 1927,121 (JE2-Vie), JE2-Ma Wo, ZE-Roß, Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), QUE-Di, vereinz. anhalt., [haose] Vk-Ask 168; [haz] ZE-Kö; [haz] Mda-Ze (verstr. ZE); Haos, hs, [hs] SA-Brie Rist, verstr. Altm., JE2-Scho; Ho(o) s GA-So, STE-KlMö Schi; [haos] SA-Dä; Dim.: Häseken HA-Bar Som, WE-He Oster, Haesekn Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), hseken Wb-Nharz 78; Häösk’n Wb-Altm 77; hschen Mda-Sti 27. Zuss.: zu 1.: ster-; zu 2.: Ml-.
Holtschrer m. dass., 1: SA-Brie Scha, 2: vereinz. w Altm., verbr. ö Altm., verstr. JE2 JE1 ZE, 3: vereinz. n elbostf., CA-KlRo, 4: Vk-Anhalta 79, BE-La, verstr. ö anhalt. – d Holtschraia wörrt (würgt) fle Fwel (Vögel) JE2-Scho.
Lautf.: Holtschrieer GA-Lü; -schreier SA-Brie Scha, vereinz. w Altm., verstr. ö Altm. JE2, vereinz. JE1 ZE n elbostf.; [holt- raia] JE2-Scho; Holtschräeer STE-Schi; -schräier STE-Sta; Holzschreier verstr. ö Altm., vereinz. JE2 JE1, verstr. ZE, HA-Em, CA-KlRo, vereinz. nö anhalt., Vk-Anhalta 79; [holrair] BE-La, verstr. ö anhalt. (z.T. veralt.); Holzschräer ZE-Brä.
infeistern Vb. ‘tüchtig einheizen’,  inbten, 1: SA-Brie, 2: SA-Im, OST-Dü, ZE-Ra.
Lautf.: infeistern SA-Im; -feustern SA-Brie, OST-Dü; einfestern ZE-Ra.
inkpen Vb. 1. ‘einkaufen’ vereinz. – 2. in der Verbdg.: englisch/billig inkpen ‘stehlen’,  klauen, 1: SA-Brie, 2: WO-Co, JE2-Fi, 3: vereinz. elbostf.
Lautf.: inköp(e)n SA-Brie, vereinz. Altm., JE2-Fi, verstr. n/w elbostf.; [inkp] JE2-Scho; inkepen HA-Oh; [inkfn] Wb-Be; inkeep(e)n verstr. ö/s elbostf.; einkaufen (2.) HA-Ma Vö, OSCH-KloGrö, QUE-Nei.
Jumfer f. 1. ‘Jungfrau’ 1: SA-Brie, 2: ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 7, Wb-Be, Richter o.J. 23 – ne ele Jumfer HA-Oh; die is noch Jumfer, die hat noch keen ranjelassen ZE-Roß; Rätsel:twee Junfers ling’n toneben,
recken von hier bett no Säben
– Wagenspur, SA-Brie.
– 2. in der Verbdg.: Jumfer Jütt ‘dumme, einfältige Frau’,  Dussel, 2: Wb-Altm 93. – 3. in der Verbdg.: Jumfer(n) smten ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 1: SA-Ro, 2: verstr. mittlere/ö Altm. JE2 JE1, ZE-Nu, 3: verstr. elbostf., 4: CA-Lö, BE-Dro Me. – 4. TiN ‘Marienkäfer’,  Marenkwer, 3: WE-Ve. – 5. auch in der Verbdg.: Jumfer Lschen TiN ‘ Libelle’ 1: SA-Ah Brie, 2: verstr. w Altm., JE2-Ni Wu, 3: vereinz. nw elbostf., BLA-Ben, 4: BE-KlSchie, KÖ-Fe. – 6. ‘Vorrichtung zur Befestigung der Wanten an den Bordwänden’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 206 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 206 (CA-Ak).
Lautf.: Jumfer, [jumfr] vereinz. Altm. s JE2, JE1-Re, ZE-Nu Roß, verstr. elbostf., Mda-Sti 7, vereinz. BE, Richter o.J. 23; Jumpfer vereinz.; Junfer SA-Brie, STE-Zie, JE2-Fi, JE1-Ih Me, GA-Eick; Jungfer verstr. (außer nwaltm.); Dim.: Jungferken (3.) WE-Ve. Zuss.: zu 1.: Kranz-; zu 3., 5.: Leit-.
Kaffdrinken n. dass. wie  Kaff 3., 1: SA-Brie, 2: GA-Al, STE-Sta Sto Wi, JE2-Reh, verbr. mbrdb., 3: vereinz. elbostf., 4: BLA-Sti, BA-Gü.
Lautf.: Kaffeedrink(e)n; außerdem: -trinken JE2-Reh, JE1-Wo, verbr. ZE, QUE-We, CA-Löd, BLA-Sti, BA-Gü; Kaffedrinken Wb-Holzl 115.
Klsber m. 1. ‘vermummte Gestalt, die in der Vorweihnachtszeit oder am Weihnachtsabend umhergeht’,  Wnachtsmann, ausf. vgl. Berkls, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. n Altm., vereinz. mittlere Altm. – Klooßbuur is Wihnachtsmann sin KnechtOST-Vie; dai Klaosbiua hat an Aschenbel un’n Ra (Rute) b sik SA-Dä; Neckreim:Klaasbuur,
stick din Näs in Sur;
spring äöwer Heck’n,
kannst mie nich recken.
SA-Brie
Kloasbuur,
schitt suur,
hat Häring gäten,
hat Bett voll schäten.
SA-Sta.
– 2. ‘Bauer, der schlecht wirtschaftet’ 2: OST-Ker.
Lautf.: Kla(a)sbu(u)r, Klaos-, [klsb] verstr. nwaltm., verbr. n Altm., vereinz. mittlere Altm.; -buer vereinz. w SA OST; -biur, [klsbiu] vereinz. nwaltm.; Klaabuur, Klao-, [klb] SA-HHe Re Wü; Klo(o)s-, [klsb] vereinz. SA, verstr. OST, STE-Sa Zie; -buer vereinz. n OST; [klaosbiu] SA-Dä; [-biu] SA-Fa Hö; Klausbuur SA-Hen, STE-Gra Hä; [klesb] SA-El Gie; [-biu] SA-Ch; Klossbuur, [klosb] STE-Grä Ro; [klas-] OST-Ko Krum.