afdrgen Vb. 1. 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 2, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – a. ‘trocken machen, trocken reiben’ – du kannst mal Teldern affdröjen HA-Bee; ... ich will mich mant ierschtema de Hänne abtrehen ... Wäschke 61915,39. – b. ‘trocken werden, abtrocknen’ – nn Rn is’t balle wer afedret HA-Oh; De Wesche is abjedret Wb-Ak 2. – 2. dass. wie  afdörschen 3., 2: STE-GrMö Schi, 3: vereinz. elbostf. – den hebben se richtich affedrejet Sprw-Börde. – 3. ‘jmdn. mit körperlicher oder geistiger Überlegenheit abfertigen, abweisen’ 3: Wb-Holzl 51.
Lautf., Gram.: af(f)drög(e)n, -dröjen Wb-Altm 2, vereinz. elbostf.; [afdr] SA-Rist; afdren HA-Oh, affdrö’en, aw- STE-GrMö, Wb-Holzl 51; drö aff 3. Sg. Prät. Lindauc o.J. 32; afdrjen BLA-Brau; affdreen QUE-Su; fdrn Wb-Nharz 46; oaw- OSCH-Har; affedröget Part. Prät. Rauch 1929,15; awedröht Part. Prät. HA-All; affedrejet Part. Prät. Sprw-Börde, Gesch-Un 44; affdrogen JE1-Me; -drht Part. Prät. STE-Schi; abedröget Part. Prät. HA-Alv; abdren Wb-Ak 2, CA-Lö; abjedreet Part. Prät. DE-Ho; abtrehen Wäschke 61915,39, [aptrn] Wb-Be.
af(ge)mattet Adj. ‘kraftlos, erschöpft’,  slapp, 2: STE-GrMö.
Lautf.: afmatt’.
afswren Vb. ‘eitern, sich durch Schwären ablösen, abheben’ 2: STE-GrMö, 3: Wb-Nharz 7, 4: Wb-Ak 10 – Dr Fingernl schwrt ab. a.a.O. 10.
Lautf., Gram.: swärt aff 3. Sg. Präs. STE-GrMö; fschwëren Wb-Nharz 7; abschwr’n Wb-Ak 10.
Amtmann m. 2: vereinz. Altm., Heimatkalender-Ma 1930,84 (JE2-Vie), 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 2, Wäschke 61920,97. 1. ‘Amtsvorsteher’ – Rda.: hei is sau dicke wie’n Amtmann Sprw-Börde; hei sit da wi ’n Amman ‘er ist großsprecherisch’ Id-Eilsa 47; Sprw.: Düt Dörp is allgod, ’t is man’n Amtmann und Eddelmann drin. Spr-Altm 86. – 2. ‘Pächter eines landwirtschaftlichen Gutes’, auch ‘Gutsbesitzer’ – häe arbeit’t bä Ammanns STE-GrMö.
Lautf.: Amtmann vereinz. Altm., Heimatkalender-Ma 1930,84 (JE2-Vie), Sprw-Börde, CA-Bie, Wäschke 61920,97; Amman(n) vereinz. Altm. elbostf.; mmn Mda-Sti 2.
Armenkasse f. ‘soziale Einrichtung, Kasse zur (finanziellen) Unterstützung von Armen’, veralt., 2: vereinz. ö Altm., Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze), 3: HA-Oh, Spr-Asch 17 – Un där beschtimmte nu, däß Karl ... n’ halm Dahlor in de Arm’kasse bezah’l mußte. Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze); Rda.: häe kriegt wat ut’t Armkass ‘er bekommt Prügel’ STE-GrMö.
Lautf.: Armenkasse HA-Oh, Spr-Asch 17; -kass Francke 1904,42; Arm’kasse Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze); Armkass OST-Ca, STE-GrMö.
balstrig Adj. 1. ‘eigensinnig, starrköpfig, widerspenstig’,  dickköppig, 1: SA-Dä, 2: vereinz. nbrdb., 3: vereinz. elbostf. (außer sö) – d is balschtrich, d mokt dät nich JE2-Scho. – 2. ‘aufgebracht, zornig’,  1fuchtig, auch ‘grob’ 2: vereinz. nbrdb., 3: Wb-Holzl 58 (HA-Eil), Id-Quea 143 – so wäs doch nich so ballstürig ‘so rege dich doch nicht so auf’ STE-GrMö.
Lautf.: ballstürig, -ich, [baltri] SA-Dä, vereinz. nbrdb. n elbostf.; bollstürig Land/Leute-Je 1923 Nr. 2 (JE2-Schö); bo-astürig SA-GrGe; bal(l)stierig WE-Oster, Id-Quea 143.
2Bse f. 1. ‘kleine, rundliche Frucht mit saftigem Fleisch, das Samenkerne enthält, Beere’, vorw. in Zuss., 1: SA-Rist, 2: STE-GrMö Schi. – 2. PflN ‘Stachelbeere’, auch die Frucht,  Stickebre, 1: vereinz. nwaltm., 2: SA-GrAp Jee, vereinz. nw STE, Vk-Anhalta 77 (ZE). – 3. PflN ‘Heidelbeere’, auch die Frucht,  Heidelbre, 2: GA-Le, JE1-Wer, ZE-Do Ned.
Lautf., Gram.: Be(e)sen Pl. STE-Do Gra; Bäs(e)n Pl. SA-GrAp Jee, GA-Le, vereinz. mittleres STE; Dim.: Beseken Vk-Anhalta 77 (ZE), ZE-Ned; Beesecke ZE-Do; Bäsike JE1-Wer; Bässo, [bäzo], [bäz] vereinz. nwaltm.; Basso SA-Roh. – Etym.: Gegensatz zu  1Bre beruht auf gramm. Wechsel r-s, vgl. goth. basi ‘Beere’, Formen mit erhaltenem -s- zeigen sich in einem westdt.-ndl. Raum (ndl. bese, besie) und wurden durch ndl. Siedler in das brdb. Gebiet getragen, Wort tritt in versch. Formvarianten (u.a. -bse, -besse, -bessel, -bassel) bes. als Bestandteil von Zuss. auf (u.a.  Brm-, Heidel-, Johannis-, Stickelbse), vgl. Spr-Elbe/Saale 175 ff., Teuchert21972,216 ff., Wienesen 1952,27 f.
bölken Vb. 1. ‘brüllen’, bes. von Rindern, auch von Schafen und Ziegen, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., Mda-nwJe1b 66 (JE1-Re), 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 45, vereinz. w BE, KÖ-GrPa – de Kau bökt SA-Dä; de Gelwor belgen haide weddor, d hann nich jenuch dsu saufen BE-Wa; Rda.: wr kan en ossen et belken forwren? ‘man kann böswilligen Leuten übles Nachreden nicht verbieten’ Wb-Nharz 24. – 2. ‘laut schreien, brüllen’, von Menschen, 1: SA-Han, 2: vereinz. Altm., 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 45, Wb-Be – hei bölket wern ganzen Hoff HA-Oh; hei bölket all wär ut vull’n Halse HA-Bee. – 3. ‘laut und heftig weinen’,  wnen, 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 127, BA-Ha, vereinz. BE. – 4. ‘vor Schmerzen stöhnen und weinen’,  stnen, 2: GA-Ga, STE-GrMö.
Lautf.: bölk(e)n, [bölk()n] Hausfr-Altm 1930,7 (SA-Die), Id-Altm, Wb-Altm 22, vereinz. n Altm., verstr. s Altm. n/w elbostf.; [bölk] verbr. Altm.; [blkn] SA-Zie; [böak], [bök], [böok] verstr. nwaltm.; bölleken, [bölkn] Mda-nwJe1b 66 (JE1-Re), OSCH-Di Krop, Wb-We* 203; bölikhn Mda-War 66; belken verstr. ö/s elbostf.; [belgn] BE-KlSchie Wa; pelken KÖ-GrPa; belleken, [belkn] vereinz. s elbostf. (außer CA), BA-Ha; [belgn] BE-Gier; peleken Mda-Sti 45 und 127, [pelkn] Wb-Be.
Bottich m. 1. ‘größeres hölzernes Gefäß’, bes. ‘Fass mit zwei Henkeln’,  Tubbe(n), 1: SA-Darn HLa, 2: STE-GrMö, WO-Col, JE1-Grä, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be. – 2. ‘hölzernes Gefäß (Fass, Wanne), in dem Wäsche eingeweicht oder gewaschen wird’,  Tubbe(n), 2: ZE-Ze, 3: JE1-Pre, WA-Un.
Lautf.: Bottich; außerdem: [poti] Wb-Be; Böttich STE-GrMö; Buddich Wb-Holzl 71 (HA-Eil Wo).
Dag m. 1. ‘Zeitraum von 24 Stunden’, auch ‘Zeitraum zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang’ allg. – Gndag Grußformel, Wb-Altm 68; en Dach dass., Sprw-Börde; Dachok dass., Wb-Holzl 73; fr de ‘vor Tagesanbruch’ Wb-Nharz 36; vor Dach un Dau dass., Sprw-Börde; op’n dch ‘gegen 10 oder 11 Uhr’ Wb-Nharz 36; on hellerlichten Da ‘mitten am Tag’ Id-Eilsa 56; in’n Dage ‘im Verlauf des Tages’ Wb-We 25; b Dage ‘vor Eintritt der Nacht’ a.a.O. 25; fonn Dage ‘heute’ Wb-Holzl 73; rster Dge ‘demnächst’ Beiträge-Nd 61 (WO-HWa); eenes Dores JE1-Pre; (all) mein T ‘mein Lebtag’ Wb-Ak 168; dai Daoch nai’m niu all warra af SA-Dä; d anna Du het erengt (geregnet) JE2-Scho; Bei T mußte das machen, ’n ’md sste doch nischt. Wb-Ak 168; Dag för Dag mußten wei früher naoh Feld ... Ehlies 1960b 297; det Veh war den Dach öwwer uppe Weih JE2-Gü; ... es waor den Dach vorher an orntliches Jewidder jewest. Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sta); ... se liet schon en paar Dae in’ Bedde un hat hellsche Weihdae (Schmerzen). Wedde 1938,72; ... un da vorrzehlte Parta denne, was den Tack ... passiert war. Heese 21919,88; De olle Fährebahne (Pferdebahn) met alle ihre 4 Waarens, die konne det an dän Dach nich schaff’n. Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze); Rda.: morgen is k en Dag Wb-We 25; es iss na nich alle D md ‘es ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen’ DE-Ca; forgn w de dch ‘schnell verwelken’ Wb-Nharz 36; in’n Dag rin spreken ‘ohne Überlegung sprechen’ Wb-We 25; lewet in’n Dag ‘ist sorglos’ Sprw-Börde; sek en gden dch mken Wb-Nharz 36; hei wolle sek vo’n Dage daun ‘er war so verzweifelt, dass er sich das Leben nehmen wollte’ BA-Re; hei kann nich ut einen Dag in andern kommen ‘er ist arm, unvermögend’ Sprw-Börde; op sne ollen D HA-Oh; sn Daoch sünd tet (gezählt) ‘er lebt nicht mehr lange’ SA-Dä; nu wart’t Dach in de Nachtmütze! Ausruf der Empörung, HA-Oh; Ick häw nist met äm to schaffen as go’n Dag un go’n Weg. ‘Wir grüßen uns nur und haben sonst keinen weiteren Umgang miteinander.’ Bewohner-Altm 1,326; dat is’n Underscht w Dach un Nacht ‘das ist ein großer Unterschied’ HA-Oh; Sprw.: Je länger de Dag, je körter de Faom (Faden). ‘Je länger der Arbeitstag, um so geringer die Leistung.’ Bewohner-Altm 1,326; jed Dag hat sn Plg Wb-We 25; man sall’n Dag nich vorn Aom’md loben WO-Gu; et ist kein Dag in Jahre: hei kümmt ‘jeder Tag kommt zu seiner festgelegten Zeit’ HA-No; Bauernregel: Slat bi Dage achte, wässt dat Gras mit Machte. ‘Wenn die Tage länger werden, wächst das Gras wieder’ GA-Ge; Rätsel: Wat brennt Dach un Nacht und geiht doch nich ut? – Brennettel SA-Gü. – Volksgl.: Bis ins 20. Jh. hinein haben sich Reste der Tagewählerei erhalten, d.h. bestimmte Wochentage werden entweder als Glücks- oder als Unglückstage angesehen, an denen man best. Unternehmungen ausführen bzw. meiden sollte, vgl. die Hinweise bei den einzelnen Artikeln zu den Wochentagen. – 2. ‘die drei Eisheiligen’,  shilligen. – a. in der Verbdg.: d dr kolden Dge 2: vereinz. mittleres JE2, ZE-Ro, 3: HA-Wa. – b. in der Verbdg.: d dr dullen Dge 1: SA-Hen, 2: vereinz. Altm., JE2-Mü. – 3. in der Verbdg.: de still Dog ‘die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar’,  Twölften, 2: STE-Klä. – 4. in der Verbdg.: dicken Dag ‘das nichtkirchliche Erntefest’,  Ernekranz, 2: STE-GrMö Schi. – 5. in der Verbdg.: de hilligen Dge ‘Festtage’ 3: Wb-Nharz 79, 4: Mda-Sti 149. – 6. in der Verbdg.: Tag un Nacht PflN ‘Acker-Wachtelweizen’ 2: Wb-Altm 220.
Lautf., Gram.: Sg.: Dag, Dach, [da] verbr. nwaltm. brdb. mittleres/ö elbostf., Klaus 1936,57, Wb-We 25, Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa), Mda-Fuhne 34 (DE-Ca); Daj OSCH-Schw; Tag (6.) Wb-Altm 220; Tach, [ta] ZE-Kö, Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze); Tak, Tack Heimatkalender-Be 1936,154, Richter o.J. 91, Krause 1964,15; Daach, dch verbr. w elbostf.; Tch, tch Mda-Sti 16, Wb-Ak 168; Tahk, Tk Wb-Ak 168, Vk-Anhaltc 150 (DE-De); [dg] verstr. mittleres/ö anhalt.; Daog, Daoch, [d] vereinz. HA, Vk-Ask 147, QUE-Di; [t], [tk] Wb-Be; Dat.: Dage verstr. n/ö elbostf., vereinz. sw elbostf.; Daoge Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Dae, de Wb-Nharz 36, BA-Re; D, d vereinz. w elbostf.; T Wb-Ak 168, Wäschke 61920,13; Pl.: Dage WO-Sa, Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze), vereinz. w elbostf., verstr. mittleres/ö elbostf.; tge Mda-Sti 149; Daje STE-Ost; Dare, [d] ZE-Se, BE-KlSchie, Mda-Fuhne 104 (BE-Pei Plö, vereinz. s KÖ w/mittleres DE, ältere Generation, in mittlerer und jüngerer Generation verbr. BE KÖ w DE); Da(o)ge, [dg], [dg] vereinz. s Altm., Beiträge-Nd 61 (WO-HWa); [d], [d] verstr. s Altm., vereinz. nö elbostf., Mda-Fuhne 104 (verbr. mittleres/ö DE); Daog, Daoch, [d], Doog, Dooch verbr. ö/s nwaltm. w Altm., STE-Klä Wa; [dao] verbr. n nwaltm.; Da’e, [d] JE2-Schl, Mda-nwJe1a 40 (vereinz. w JE1), vereinz. w elbostf. (außer s GA); Ta’e KÖ-Bre; Daa, [d] verbr. OST n STE, STE-Buch, vereinz. n JE2, verstr. mittleres/s JE2, Mda-nwJe1a 40 (verbr. n JE1), verbr. w elbostf. (außer s GA), verstr. w WA QUE, Mda-Fuhne 104 (verbr. BE KÖ w DE, vor allem ältere Generation, z.T. mittlere Generation); T Wb-Ak 168, Wäschke61915,4; Daoe WO-Mahl Ucht; Dao, [do], [do] STE-Bad, verstr. ö STE, JE2-Scho; [du] JE2-Scho; Daw’n Akk. Bewohner-Altm 1,326.