Koltschle f. 1. ‘kalt servierte (süße) Suppe’, bes. ‘Bier- und Branntweinkaltschale’,  Brkoltschle, 1: SA-Han, 2: vereinz. Altm., JE2-Alt Mi, 3: verstr. elbostf., 4: Wb-Be. – Bier (STE-Ho, Id-Eilsa 74, Wb-Nharz 105), Branntwein (Hochzeit-Altm 42, Anmerkung – BLA-Be) oder Milch (Id-Eilsa 74) waren die jeweiligen Hauptbestandteile der K., in die vorw. Brot eingebrockt wurde. Mitunter enthielt die K. auch Bier und Branntwein zusammen sowie Honigkuchen. Hochzeit-Altm 42 (n Altm.). Die mit Alkohol versetzten K. sind wohl hauptsächlich zu bestimmten Anlässen, z.B. bei einer Hochzeitsfeier (Hochzeit-Altm 42) oder zu Weihnachten (Brauch-wAltm 14; Hochzeit-Altm 42, Anmerkung – BLA-Be), gereicht worden. Brauch: Zum Neujahrsfest fanden sich in altm. Orten die Bauern im Gasthaus ein, wo ihnen der Wirt eine K. spendierte. Brauch-wAltm 14 (SA-Dre Han). – 2. ‘saubere, schöne Geschichte’, iron., 2: Wb-Altm 96.
Lautf., Gram.: Kollschoal SA-Vi; Kolleschoale JE2-Mi, -schl QUE-Di; [kll] OSCH-He; Koscha(h)le, -schle, [kl] vereinz. s elbostf.; Kalschale WA-We; [-le] Wb-Be; Kascha(a)le Wb-Holzl 116, HA-Bee Eil; -schl Hochzeit-Altm 42; -schol GA-KloNeu; -schoale, -schle, [-l] Brauch-wAltm 14, Beiträge-Nd 64 (WO-HWa), JE2-Alt; -schaol, -schoal Wb-Altm 96, OST-Sto, STE-Ho; -scha SA-Han; kschle Mda-Weg 104; kuschln Pl. Vk-Ask 223.
Ktelsttersche f. ‘Mädchen, das auf dem Weg zur Trauung der Braut vorangeht und eine angezündete Laterne trägt’, urspr. musste sie den Unrat auf dem Weg entfernen, 2: Hochzeit-Altm 28.
Lautf.: Köttelsteutersche.
Ktstenhochtt f. ‘ärmliche Hochzeit, zu der nur 20 oder 30 Gäste eingeladen sind’ 2: Hochzeit-Altm 42.
Lautf.: Kosterhochtt.
3Krsel m. ‘(hängende) Öllampe’,  Funzel, 2: Wb-Altm 118, Hochzeit-Altm 6, Brauch-wAltm 3 und 22, 3: vereinz. sw HA mittleres/sw elbostf., 4: Mda-Sti 165. – Brauch: Die Arbeiten in den Spinnstuben, die im Licht des K. stattfanden, begannen in der Zeit um den Martinstag mit dem festlichen Krselandrinken. Am Ende der Fastenzeit wurden die Spinnräder nach dem Krselafdrinken wieder weggestellt. Brauch-wAltm 3 und 22.
Lautf.: Krüsel Hochzeit-Altm 6, Brauch-wAltm 3 und 22, vereinz. sw HA mittleres elbostf.; Kri(e)sel, krsel vereinz. sw elbostf., Mda-Sti 165; Nbf.: Krös’l Wb-Altm 118. Zus.: l-.
Kuckuck m. 1. TiN wie Standardspr., verbr. – in’n Holderbusch reip’n Kuckuk HA-Oh; Rda.: trecke man de Hanschen ut, süss schit’r de Kuckk rin Bemerkung, wenn jmd. im Frühling noch warm angezogen ist, HA-Bee; der hert den Kuckuck ook nich wedder ropen ‘er stirbt bald’ WO-Sa; hai schall man laiwa schtill waesan denn Kuckuck röppt s’n aigng Nao’m iut Bemerkung, wenn jmd. bei anderen Dinge kritisiert, die bei ihm selbst zu finden sind, SA-Dä; in Flüchen (mit Bezug auf den Teufel): dek sal de Kukkuk halen! Wb-We 76; hls der Kuckk CA-Ak; Rätsel: Wannaier röppt de Kuuk, vor Pingest’n od’r noa Pingest’n? – Hei röppt bloos Kuuk! Lieder-Ma Nr. 488 (WO-Ol); Wiegenlied:Kuckuck, wo bist du?
In ‘n Brombeasselbusch,
doa sing ick, doa fleit ick,
doa hew ick mien’ Lust.
Matthies 1912,4 (SA-NFe).
Brauch, Volksgl.: drei Dg vör Maidag mütt dei Kuckuck raup’n, örer hei mütt süss bäst’n (bersten). SA-Han. Erst wenn der K. wieder zu hören ist, wird der (Schinken-)Speck angeschnitten. vereinz. elbostf. anhalt.: Kuckuck, Snitt de Buer en Speck up.Vk-Harz 3,62 (WE-Oster). Hört man ihn im Frühjahr zum ersten Male, soll man die Geldbörse schütteln oder das Geld umdrehen, damit man das ganze Jahr hindurch welches besitzt. verstr. Aus der Anzahl der Kuckucksrufe kann geschlossen werden, wie viele Jahre man noch lebt (verstr.): Kuckuck in’n Hewen, Wo lang wer’k noch lewen? Abergl-Altm 18; Kuckuck op’n Barj, Wennher leijet se mick in’t Sarj? Hbl-Ohre 1934 Nr. 3 (GA-Fle). Die jungen Mädchen erfahren so, wie lange sie noch bis zur Hochzeit warten müssen (verstr.): Kuckuck, op der Eiken, wie lange sak en mien Brutlaken noch bleiken?Vk-Harz 8,49; Kuckuk up den wimen, Wann ir sall ik frigen? Hochzeit-Altm 8. Stehen die ersten Getreidegarben auf dem Feld, darf der K. nicht mehr zu hören sein, anderenfalls ist u.a. eine Teuerung zu erwarten. GA-Rö, Vk-Anhalta 272 (ZE-Steu, BA-Fro): röppt de Kuckuck de Stiegn entlang, jiwt ne dühre Tied im Land GA-Ro. Der Kuckuck bringt die Ostereier. verstr. nwaltm. w Altm. Gegen Sommersprossen hilft das Abwaschen mit Wasser, wenn man, am Rand eines Gewässer stehend, den K. rufen hört. Vk-Anhalta 305. – 2. NeckN für Bewohner – a. von Breitenhagen, 3: CA-GrRo KlRo. – b. von Dornburg, 2: JE1-Prö. – c. von Späningen, 2: vereinz. s OST. – 3. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Mda-Fuhne* § 387 (KÖ-Wer) – 4. ‘Gerichtsvollzieher’, scherzh.,  Hausleerer, 1/2/3: ADVk Nr. 239f (vereinz. nd.). – 5. ‘Pudelmütze’ 2: Wb-Altm 120. – 6. ‘Gestell an der Sense zum Mähen von Gras’ 4: DE-Lau. – 7. ‘die durch ein Querholz hinter der Hinterachse verbundenen Enden der Deichselarme’ 1: SA-Dä. – 8. ‘zeitweilig zu sehender Nasenschleim’,  Rotz, 3: Wb-Holzl 129.
Lautf.: Ku(c)ku(c)k, [kukuk]; außerdem: Kuckk, [kukk] JE2-Scho, HA-Bee, Wb-Nharz 110, Wb-Ak 99, Wb-Be; [gugg] Mda-Fuhne* § 387 (KÖ-Wer); Kuuk Lieder-Ma Nr. 488 (WO-Ol).
Leider m. 1. ‘Person, die die vermummten Gestalten des Fastnachts- oder Pfingstumzugs herumführt’ 1: Brauch-wAltm 25 (SA-Schm), 2: a.a.O. 64 und 78 (w Altm.) – Brauch: Die L., die als Kennzeichen Seidenschärpen trugen (GA-Da), versuchten mit einem Stock, die vermummte Gestalt vor Zudringlichkeiten zu schützen. Mit Schellengeläut kündigten sie deren Ankommen vor den einzelnen Häusern an. Brauch-wAltm 64 und 78. – 2. ‘Führer der Braut und des Bräutigams während des Hochzeitszeremoniells’ 2: Hochzeit-Altm 32f.
Lautf.: Leier.
lk Adj., Adv. 1. ‘gleich, übereinstimmend, ebenso’ 2: verstr. Altm., 3: verstr. elbostf. – lke gret HA-Oh; Sprw.: Hen un her is lik wiet. Bewohner-Altm 2,123; Heiratsregel:Liek Gd, lieke Jhr
Geben dat beste Pr.
Hochzeit-Altm 63.
– 2. ‘sofort’,  glk, 1: SA-Ah, 3: Wb-Nharz 117 (QUE-West). – 3a. ‘gerade, nicht krumm, in unveränderter Richtung’ 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 127, JE2-Scho – like Reg’n (Reihen) Wb-Altm 127; lk äöw’r ‘genau gegen- über’ a.a.O. 127; du müst dän Drt lke bin (biegen) JE2-Scho. – 3b. ‘flach, eben’ – op lieker Ere sien 3: Id-Eilsa 76. – 4. ‘ steil, stark ansteigend’ – däi Lerrä stait tau liek 1: SA-Dä. – 5. in der Verbdg.: lk un recht dn ‘aufrichtig und redlich handeln’ 2: Wb-Altm. 127. – 6. ‘trotzdem, dennoch, gleichwohl’ 3: Wb-Nharz 117 (BLA-Ben).
Lautf.: li(e)k, lk SA-Ah Dä, verstr. Altm., HA-Oh, Wb-Nharz 117 (5.); like, [lk] JE2-Scho, verstr. elbostf.
links Adv. 1. ‘auf der linken Seite’ 2: vereinz. Altm., 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Rda.: links un rechts hinder de ern haunHA-Oh. – Volksgl.: Ein Hase, der einem von links über den Weg läuft, bringt Glück. CA-Lö, Vk-Anhalta 338. – 2. dass. wie  link 2., 2: Hochzeit-Altm 34, 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhalta 338. – Volksgl.: Um nicht behext zu werden, trägt man Strümpfe, Handschuhe und Hemden mit der Innenseite nach außen. Hochzeit-Altm 34, Vk-Anhalta 338. – 3. dass. wie  linkisch 2.links sn 3: Wb-Nharz 118. – 4. in der Verbdg.: einen links mken ‘jmdn. betrügen, täuschen’,  bedrgen, 3: Wb-Nharz 118.
Lautf.: links; außerdem: lings GA-Da.
Löfte f. ‘Verlobung’, auch die Verlobungsfeier, veralt., 1: verbr. nwaltm., 2: verstr. Altm., 3: Mda-Ohre (GA-Rä), Sprw-Harzvorlg 254 –Ok ick mütt gratoleern
To düs Löft un fro Fest:
Mücht’ noch ju Glück vömehrn,
Düt wer dät Allerbest.
Kredel 1929,167.
– Brauch: Zur L. kamen die beiden Familien zusammen, um zunächst Mitgift und Besitzverhältnisse zu regeln. Anschließend wurde der Termin für die Hochzeit festgelegt. Einigte man sich nicht, kam die Verlobung nicht zustande. Durch ein deutliches Jawort und einen Kuss der Verlobten, nur slt. auch durch das Wechseln von Verlobungsringen, wurde der Bund besiegelt. Eine gemeinsame Mahlzeit beschloss die L. Hochzeit-Altm 12f., Hochzeitsbrauch-Altm 349.
Lautf.: Löfte Mda-Ohre (GA-Rä), Sprw-Harzvorlg 254; Löf(f)t verbr. nwaltm., verstr. Altm., Lövt Hochzeitsbrauch-Altm 349; [lft] Mda-Ar 30. Zus.: Hand-.
Mken n. 1. ‘Kind weibl. Geschlechts’,  Drn, 1: SA-Ku, 2: vereinz. n/mittlere Altm., verstr. s Altm., JE2-Ba HGö Ki, verstr. JE1, verbr. ZE, 3: verbr. elbostf., 4: verbr. omd. – Jungens un Mchens Wb-Ak 108; lüttje Mkens HA-Oh; … so lange wie’s Mächens in’n Dorfe jiwwet … Wäschke 4 1920,14; … en hübsches Mäken, mit opige blonne Hare … Rauch 1929,7; Rda.: dat is en gut Mäken, dat kann nich nä segen WE-Be; Wenn de en Mächen wörre, dann wörr’t ‘ne Hure wor’n. von einem sehr nachgiebigen, energielosen Mann, Sprw-Harzvorlg 254; Sprw.: ein Mäken mott ober keine Tüne (Zäune) springen HA-Um; Der leiwe Gott is jedem Mä-ken ‘n Mann schüllig. Spr-Altm 15; Schön Blömen un schön Maeten stn nich lang. Hochzeit-Altm 62; Mä-kens de fleutchet (die flöten, d. h., die vorlaut, wenig zurückhaltend sind) und Heuhner de kreihn, de mot’n bi Tieten et Genicke umdreihen. Chr-Em 431; use Herregott lett nich lichte en junk Mäken vordarben, leiwer lett’e en olen Mann de Frue starben WE-Oster; wer dat Mäken hewwen well, de hol et mit de Mudder HA-Um; wär’t Korn an Wege un de Mäkens op’n Danzbodden taxiert, bedriggt sek selwest BA-Re; Wer dat Mäken vom Danzbodden un den Acker von Ahnewenn (Pflugwendestelle) besieht, de wird allemal bedrogen. Hbl-Ohre 1928 Nr. 25/ohne Verf. (Hötenslebener Winkel); Wenn en Mäken frien will, mot et en Kuffer vull Knocken (Flachs), en’n Kuffer vull Lennewand un en Botterfatt vull Strümpe hebben. a.a.O. Nr. 25/ohne Verf. (Hö-tenslebener Winkel); Tanzreim:De Kühe kummen, de Ochsen brummen,
De Maechens sollen zu Tanze kummen.
Lieder-Ma Nr. 1017
(Anhalt);
Mäk’n, wasch dik, kämm dick, putz dick scheen!
Kumm, wai woll’ moal noan Danzsaal jehn.
a.a.O. Nr. 990
(WA-Eg);
Kinderreim:Wenn de Mäjens na’n Felle gaht,
Sind se witt un wacker, sind se witt un wacker,
Aber söst se seihn, wenn eck se seih,
Wenn se in Kauhstall gaht,
Könnst ‘ter deck vor vorfehren
(erschrecken). Ausdeutung
des Gezwitschers der Schwalben, OSCH-Schw;
Mken krt de stwe t,
junge drechtn drek rt,
drecht ne op de bre
(Brücke),
de bre de secht knaks!
– fetter Jarke drinkt en Snaps.
Mda-Weg 107;
Hei rum,
Str rum,
ei wi sin de Mächens dumm,
trei’m sich mit de Jungens rum.
Wb-Ak 108;
Neckreim der Jungen:Denkt Ihr denn, denkt Ihr denn, Mächens sin teier?
Finwe for’n Fenk, zehne for’n Zweer, fufzehn for’n Dreier.

Vk-Anhalta 84.
– 2. ‘weibl. Schwein’ – dat is en Mäken 3: Wb-Holzl 140. – 3. ‘Tochter’ 3: Wb-We 85, CA-Ca, 4: Wb-Ak 108 – Unse Mchen heirt. Wb-Ak 108. – 4. ‘Dienstmädchen, Landarbeiterin in einer Bauernwirtschaft’,  Magd, 2: Wb-Altm 131, OST-Kru, JE2-De, JE1-Gö Ka, 3: vereinz. n elbostf., verstr. s elbostf., 4: verstr. anhalt. – … hei harre sick ok balle ‘n Meeken anneschafft. Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim).
Lautf.: Mäk(e)n, [mk()n] vereinz. n/mittlere Altm., verstr. s Altm., JE2-Ba De Ki, verstr. JE1 ZE, verbr. elbostf., vereinz. anhalt.; [mk] SA-Ku, OST-Wal, WO-Zi, ZE-Kö; Me(e)ken JE1-Ka, verstr. sw WO mittleres/s HA, WA-HDo Re, QUE-Di, BA-Rie; Mäcken WA-Ste, QUE-Wed; Mägen OSCH-Eils, [mgn] BE-He; Mäjen, [mjn] Id-Eilsa 77, OSCH-De GrQue Schw, KÖ-Wo, DE-Ca Ro; Maeten Hochzeit-Altm 62; Mädchen OST-Ucht, JE1-Kü Wö, ZE-Eich Lu, vereinz. elbostf. anhalt.; Mä(ä)ch(e)n, Maechen, [m()n] JE2-HGö, JE1-Kra Schor, verstr. ö/s ZE, Sprw-Harzvorlg 254, vereinz. s elbostf., verstr. nthür., verbr. anhalt.; Maichen BLA-Sti; mchen Mda-Sti 27. Zuss.: zu 1.: Harfenmädchen, Mords-, ster-; zu 4.: Kinder-, Ladenmädchen, Lehrmädchen, Nei-.