Mittelelbisches Wörterbuch, Band 1 (A-G), Spalte 1206
Gs f. 1a. TiN ‘Gans’, bes. das weibl. Tier, allg. – de
Geuse snattert
HA-Oh; Mine Gäuse maken sick an’t
Ahrensäuken; ...
Lindauc o.J. 45; Griep doch tweei Gös
un mäß
(mäste) se fester ... Matthies 1903,6; w willn de
Jänse rupp’m
JE2-Scho; Un breng uns ’ne gebrat’ne
Goos ...
Francke 1904,65; Rda.: dree Gös’ äin Gänt titel
läut
Ausdeutung des Klangs der Glocken, STE-Ho; de
witte Gs brögt
(brütet) ‘es fällt oder liegt Schnee’ Wb-
Altm* 54; dumm wie ane Jans Vk-Anhaltc 85; w ne
verflene Gaus
‘einsam und verlassen’ HA-Oh; De sleit
hinn’ ut as’n laohm Gans.
‘Er kann keine großen Sprün-
ge mehr machen.’ Bewohner-Altm 1,334; se kukke jen
himmel w de jense, went dendert
Mda-Weg 93; Dat is,
as wenn’n Haw’r von de Gös köp’n deiht.
‘Das ist ein
unvorteilhaftes Geschäft.’ Spr-Altm 83; ik will erst mal[1207]
de Gaus op et Water setten
‘ich will ein Ass ausspielen’,
beim Skatspiel, BA-GrAls; Sprw.: De Gos is’n leidigen
Vaogel; vör eenen to veel, vör twee to wenig.
Spr-Altm 83;
Jung’ Gäns’ hämm grod Müler. ‘Junge Mädchen sind
sehr schwatzhaft.’ Bewohner-Altm 1,334; De Gs gaon
äöw’rall ba(r)ft.
‘Man findet überall Mangel und Ar-
mut.’ Wb-Altm 206. – Brauch: G. werden vom 1. Mai bis
zum 16. Oktober (St. Gallen) gehütet. Brauch-Anhalt
376 (BE-GrMü). – Volksgl.: Donnert es im Frühjahr,
bevor die Bäume wieder grün sind, verlieren die G. ihre
Eier bzw. gibt es keine Küken. vereinz. elbostf. Die Stern-
bilder der Fische und des Krebses sind ungeeignet, um G.
zum Brüten zu setzen. Vk-Anhalta 30 (ZE-Rie). In der
letzten Woche des Brütens darf nicht gewaschen werden,
da man den Küken beim Wringen den Kopf herumdrehen
könnte. a.a.O. 30. Um Gänseküken (vor dem bösen Blick)
zu schützen oder sie vom Beißen abzuhalten, werden sie
mit neunerlei Kräutern geräuchert. Zauber-Ma 92 (WO-
Ir), CA-Ak, Vk-Anhalta 31. Das Räuchern von Bestand-
teilen aus dem Schwanz jedes Kükens, den Nestern und
den Daunen der alten G. soll Schutz vor dem Fuchs
bieten. Bewohner-Altm 2,285 f. Wenn sich G. waschen,
gibt es Regen. Vk-Anhalta 31.  Kinderspr.: Hielegans
Hle Hlegans Plegs Tlegs
. – 1b. in der Verbdg.:
junge/kleine Gs/Gse ‘Gänseküken’, auch ‘junge Gans/
Gänse’,  Gössel, 2: vereinz. mittleres/sw JE1, verstr.
ZE, 3: verstr. ö elbostf. (außer nö), 4: BA-Ha Schie,
verstr. w/mittleres anhalt. – De Miehme Wittjen junk
janzenjar ane Bach, um ihre kleen’n Gänse zu holn.

Wäschke 61915,26. – 2. auch in der Verbdg.: dumme
Gs
‘dummes, einfältiges Mädchen’, Schimpfwort,  Dus-
sel
, 2: Wb-Altm 68, 3: vereinz. elbostf.
Lautf., Gram.: Goos, Gs, J-, [gs], [js] vereinz. ö/s nwaltm.,
verbr. n/w/mittlere Altm., STE-Wei; Goas, Goas, J- vereinz. n/
mittlere Altm.; Jous STE-Po; Juss OST-Ren; Gaus, J-, [gaus],
[jaus]
verbr. nwaltm. nw elbostf., verstr. nö elbostf., verbr.
OSCH w WAn/mittleres WE, WE-Kö Lan, BLA-Ben, QUE-Nei,
Id-Quea 154; Gans, -z, J-, [gans], [jans] verstr. s OST, vereinz.
ö GA, verbr. STE n WO n/mittleres JE2 mbrdb. ö/s elbostf.
omd.; jns Mda-Sti 9, BA-Ha;
Pl.: Göse, J-, [gz], [jz] verstr. sw Altm.; Gö(ö)s, Gs, J-,
[gs], [js]
vereinz. ö/s nwaltm., verbr. n/w/mittlere Altm.;
Geuse, Gäuse, Goise, J-, [goiz], [joiz] verstr. n/mittleres/w
elbostf. (außer sw), WE-Lan; [gois] vereinz. nwaltm.; Geise
WO-GrAm; [guis] verbr. nwaltm.; [gus] SA-Die; Gänse, J-,
[jänz]
STE-Steg, WO-Sa, JE2-Scho, verstr. mbrdb. ö elbostf.,
CA-Sa, Wäschke 61915,26; Gäns, Jäns, [gäns],[jäns] Bewohner-
Altm 1,334, OST-Kru, verbr. STE; Gense, J-, [genz], [jenz]
GA-Bo, verstr. WO, HA-NHa, Mda-Weg 93, vereinz. s elbostf.,
verstr. omd.; unterschiedlicher Bezug Sg.-Pl.: Goos Sg., Gäns,
J-
Pl. OST-Polk, STE-Peu Wa; Gaus Sg., Gös Pl. SA-Bee; Jans
Sg., Göös, J- Pl. vereinz. n STE.
Expandiere:
Lemma
Gs
Grammatische Angabe
f.
Gliederung
1a.
Bedeutung
TiN ‘Gans’, bes. das weibl. Tier, allg.
Belege
  • de Geuse snattert HA-Oh
  • Mine Gäuse maken sick an’t Ahrensäuken; ... Lindauc o.J. 45
  • Griep doch tweei Gös un mäß (mäste) se fester ... Matthies 1903,6
  • w willn de Jänse rupp’m JE2-Scho
  • Un breng uns ’ne gebrat’ne Goos ... Francke 1904,65
  • Rda.: dree Gös’ äin Gänt titel läut Ausdeutung des Klangs der Glocken, STE-Ho
  • de witte Gs brögt (brütet) ‘es fällt oder liegt Schnee’ Wb-Altm* 54
  • dumm wie ane Jans Vk-Anhaltc 85
  • w ne verflene Gaus ‘einsam und verlassen’ HA-Oh
  • De sleit hinn’ ut as’n laohm Gans. ‘Er kann keine großen Sprünge mehr machen.’ Bewohner-Altm 1,334
  • se kukke jen himmel w de jense, went dendert Mda-Weg 93
  • Dat is, as wenn’n Haw’r von de Gös köp’n deiht. ‘Das ist ein unvorteilhaftes Geschäft.’ Spr-Altm 83
  • ik will erst mal de Gaus op et Water setten ‘ich will ein Ass ausspielen’, beim Skatspiel, BA-GrAls
  • Sprw.: De Gos is’n leidigen Vaogel; vör eenen to veel, vör twee to wenig. Spr-Altm 83
  • Jung’ Gäns’ hämm grod Müler. ‘Junge Mädchen sind sehr schwatzhaft.’ Bewohner-Altm 1,334
  • De Gs gaon äöw’rall ba(r)ft. ‘Man findet überall Mangel und Armut.’ Wb-Altm 206.
  • Brauch: G. werden vom 1. Mai bis zum 16. Oktober (St. Gallen) gehütet. Brauch-Anhalt 376 (BE-GrMü).
  • Volksgl.: Donnert es im Frühjahr, bevor die Bäume wieder grün sind, verlieren die G. ihre Eier bzw. gibt es keine Küken. vereinz. elbostf. Die Sternbilder der Fische und des Krebses sind ungeeignet, um G. zum Brüten zu setzen. Vk-Anhalta 30 (ZE-Rie). In der letzten Woche des Brütens darf nicht gewaschen werden, da man den Küken beim Wringen den Kopf herumdrehen könnte. a.a.O. 30. Um Gänseküken (vor dem bösen Blick) zu schützen oder sie vom Beißen abzuhalten, werden sie mit neunerlei Kräutern geräuchert. Zauber-Ma 92 (WO-Ir), CA-Ak, Vk-Anhalta 31. Das Räuchern von Bestandteilen aus dem Schwanz jedes Kükens, den Nestern und den Daunen der alten G. soll Schutz vor dem Fuchs bieten. Bewohner-Altm 2,285 f. Wenn sich G. waschen, gibt es Regen. Vk-Anhalta 31.
1b.
Bedeutung
in der Verbdg.: junge/kleine Gs/Gse ‘Gänseküken’, auch ‘junge Gans/ Gänse’,  Gössel
Verbreitung
  • 2: vereinz. mittleres/sw JE1, verstr. ZE
  • 3: verstr. ö elbostf. (außer )
  • 4: BA-Ha Schie, verstr. w/mittleres anhalt.
Belege
De Miehme Wittjen junk janzenjar ane Bach, um ihre kleen’n Gänse zu holn. Wäschke 61915,26.
2.
Bedeutung
auch in der Verbdg.: dumme Gs ‘dummes, einfältiges Mädchen’, Schimpfwort,  Dussel
Verbreitung
  • 2: Wb-Altm 68
  • 3: vereinz. elbostf.