Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 351
Johann ohne Genus ’24. Juni’ verstr. – dai Kamö’n
(Kamillen) mün’n um Johannich arum plückt w’n SA-
Dä; Jhannich mott de Pachte betlt wern HA-Oh; Der
Tag gilt als einer der längsten des Jahres: üm Johan-
n blifft ümma schummrich ra msikngjrau
JE2-Scho;
Rda.: sau lank w de Dch forr Jhannich ‘sehr lang’
HA-Oh; Bauernregel: f Jhannich bitt um Rng, nh
kümmt he ungelng
SA-Rist.
– Brauch: Zu J. wurde nicht gearbeitet (Wb-Altm 264,
Volksfeste-Altm 296), z.T. fiel die  Hgelfer auf die-
sen Tag (Brauch-wAltm 90). Anderenorts wurde bei
einem Umzug unter Musikbegleitung die  Johannis-
krne
durch das Dorf getragen, dies konnte mit einem
Heischegang verbunden sein. Volksfeste-Altm 290
(STE-Osth), Brauch-Ma 273f. (STE-Bo, WO-Ol), JE1-
Pre, Vk-Anhalta 257 (CA-Zu). Die Krone konnte an
der Spitze eines Mastes (Vk-Anhalta 257), einer Tanne
(Vk-Harz 8,64) oder der stehen gebliebenen Pfingstmaie
(Brauch-Rie 748) befestigt werden. Die Tanne wurde
auch mit Esswaren geschmückt (WE-El, BLA-Ta), die
Kinder tanzten um die Johanniskrone (BLA-Rü So). Vk-
Harz 8,65. Auch Tanzveranstaltungen der Jugend waren
üblich. Diese wurden häufig von den Mädchen ausge-
richtet (verstr. ZE, verbr. anhalt.)  auch Johannisdanz,
Mädchenjohann, Mädchentanz.

Nur in der ö Altm. und in JE2 waren  Johannisfer
üblich. In Radegast wurde ein Brunnenfest gefeiert, ver-
einz. wurden von Mitternacht bis spätestens Sonnenauf-
gang die Brunnen gereinigt (Vk-Anhalta 257).
Der Johannistag war Tag des Dienstwechsels für das
Gesinde. JE2-Ki, WO-Ba, CA-GrRo, ADVk Nr. 150
(JE1-Gra, BA-Ba).
– Volksgl.: Die Nacht des Johannistages eignet sich
für Liebesorakel ( auch Johannisnacht). So kann ein
Mädchen im Traum den zukünftigen Mann sehen, wenn
es zu J. zwischen 11.00 und 12.00 Uhr unter strengstem
Stillschweigen neun Arten Blumen sammelt, sie zum
Kranz windet und unter ihr Kopfkissen legt. Brauch-Ma
273 (WO-Ol). Den zu J. oder am Vorabend gesammelten
Pflanzen wird bes. starke Heilkraft zugeschrieben. Vk-
Altm 239, Brauch-wAltm 89f., Vk-Anhalta 257f., Wirth
1928,34. Z.T. ist auch hierfür die Zeit zwischen 11.00
und 12.00 Uhr vorgeschrieben (GA-Wer).
Zum Schutz vor Hexen, Unholden und anderem Un-
heil nagelt man in der Johannisnacht ein Hufeisen auf
die Türschwelle, anderenorts bricht man zu J. zwischen
11.00 und 12.00 Uhr Zweige des Faulbaums und hängt
sie im Stall auf (DE-Go). Vk-Anhalta 258. Über der Tür
befestigt man Eschenzweige, um das Haus zu schützen.
Vk-Harz 8,66 (QUE-Ga). Auch die  Johanniskrne[352]
(dort ausf.) wird zum Schutz vor versch. Unheil ange-
bracht.
Wer zu J. an Blumen riecht, bekommt Blut- oder Nasen-
krebs. Brauch-Ma 273 (HA-Sü), Mda-Ohre 360 (GA-
Rä).
Am Johannistag badet man nicht, weil das Wasser ein
Opfer sucht.Vk-Anhalta 257 (ZE-Ze, BA-GrAls, KÖ-
Kö, DE-De). Die Flüsse Bode und Holtemme fordern
Opfer (Vk-Harz 8,66), ein Tümpel in Neuhaldensle-
ben rief mit menschlicher Stimme nach einem Opfer
(Brauch-Ma 273).
Lautf.: [johan] JE2-Scho, Johanni BE-Grö; [johani] SA-Dä
Sta, Johannich HA-Oh, Chr-Em 427, WE-Dee; [jhani] SA-
Rist; Johannig WE-Oster; [johanij] Nd-Börde § 57; Jhn-
nije
Mda-Sti 127; Jehanne Wb-Ak 77; Jehannig Wb-Altm 264;
Jehannich Zauber-Ma 95 (GA-Mie), Wb-Holzl 112, Id-Eilsa
69, QUE-Di.
Zus.: Knechte-.
Expandiere:
Lemma
Johann
Grammatische Angabe
ohne Genus
Bedeutung
’24. Juni’ verstr.
Belege
  • dai Kamö’n (Kamillen) mün’n um Johannich arum plückt w’n SA-Dä
  • Jhannich mott de Pachte betlt wern HA-Oh
  • Der Tag gilt als einer der längsten des Jahres: üm Johann blifft ümma schummrich ra msikngjrau JE2-Scho
  • Rda.: sau lank w de Dch forr Jhannich ‘sehr lang’ HA-Oh
  • Bauernregel: f Jhannich bitt um Rng, nh kümmt he ungelng SA-Rist.
  • Brauch: Zu J. wurde nicht gearbeitet (Wb-Altm 264, Volksfeste-Altm 296), z.T. fiel die  Hgelfer auf diesen Tag (Brauch-wAltm 90). Anderenorts wurde bei einem Umzug unter Musikbegleitung die  Johanniskrne durch das Dorf getragen, dies konnte mit einem Heischegang verbunden sein. Volksfeste-Altm 290 (STE-Osth), Brauch-Ma 273f. (STE-Bo, WO-Ol), JE1-Pre, Vk-Anhalta 257 (CA-Zu). Die Krone konnte an der Spitze eines Mastes (Vk-Anhalta 257), einer Tanne (Vk-Harz 8,64) oder der stehen gebliebenen Pfingstmaie (Brauch-Rie 748) befestigt werden. Die Tanne wurde auch mit Esswaren geschmückt (WE-El, BLA-Ta), die Kinder tanzten um die Johanniskrone (BLA-Rü So). Vk-Harz 8,65. Auch Tanzveranstaltungen der Jugend waren üblich. Diese wurden häufig von den Mädchen ausgerichtet (verstr. ZE, verbr. anhalt.)  auch Johannisdanz, Mädchenjohann, Mädchentanz. Nur in der ö Altm. und in JE2 waren  Johannisfer üblich. In Radegast wurde ein Brunnenfest gefeiert, vereinz. wurden von Mitternacht bis spätestens Sonnenaufgang die Brunnen gereinigt (Vk-Anhalta 257). Der Johannistag war Tag des Dienstwechsels für das Gesinde. JE2-Ki, WO-Ba, CA-GrRo, ADVk Nr. 150 (JE1-Gra, BA-Ba).
  • Volksgl.: Die Nacht des Johannistages eignet sich für Liebesorakel ( auch Johannisnacht). So kann ein Mädchen im Traum den zukünftigen Mann sehen, wenn es zu J. zwischen 11.00 und 12.00 Uhr unter strengstem Stillschweigen neun Arten Blumen sammelt, sie zum Kranz windet und unter ihr Kopfkissen legt. Brauch-Ma 273 (WO-Ol). Den zu J. oder am Vorabend gesammelten Pflanzen wird bes. starke Heilkraft zugeschrieben. Vk-Altm 239, Brauch-wAltm 89f., Vk-Anhalta 257f., Wirth 1928,34. Z.T. ist auch hierfür die Zeit zwischen 11.00 und 12.00 Uhr vorgeschrieben (GA-Wer). Zum Schutz vor Hexen, Unholden und anderem Unheil nagelt man in der Johannisnacht ein Hufeisen auf die Türschwelle, anderenorts bricht man zu J. zwischen 11.00 und 12.00 Uhr Zweige des Faulbaums und hängt sie im Stall auf (DE-Go). Vk-Anhalta 258. Über der Tür befestigt man Eschenzweige, um das Haus zu schützen. Vk-Harz 8,66 (QUE-Ga). Auch die  Johanniskrne (dort ausf.) wird zum Schutz vor versch. Unheil angebracht. Wer zu J. an Blumen riecht, bekommt Blut- oder Nasenkrebs. Brauch-Ma 273 (HA-Sü), Mda-Ohre 360 (GA-Rä). Am Johannistag badet man nicht, weil das Wasser ein Opfer sucht.Vk-Anhalta 257 (ZE-Ze, BA-GrAls, KÖ-Kö, DE-De). Die Flüsse Bode und Holtemme fordern Opfer (Vk-Harz 8,66), ein Tümpel in Neuhaldensleben rief mit menschlicher Stimme nach einem Opfer (Brauch-Ma 273).