Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 485
Kind n. wie Standardspr., allg. – Kinder gaht na Hus,
‘t wart all duster
HA-Bee; d lfd anne janse Hugge
Ginnor in Howwe rum
DE-Ca; Rda.: tosam’mbrocht
Kinna
‘Kinder, die in die Ehe mitgebracht wurden’ SA-
Dä; met’n kinne gn ‘schwanger sein’ Wb-Nharz 97; H
hat nich Kind und Kegel.
‘Er ist kinderlos.’ Wb-Altm
100; keen Kind, keen Hind hämm’ dass., Bewohner-
Altm 1,343; kein Kind – kein Hind von jmdm., der nur
wenig zu tun hat und trotzdem nicht fertig wird, WE-
Dee; Hei kann keen Kind vertär’n (verärgern) oder hei
mütt’n in’n Hinnersten kniepen.
von einem friedfertigen
Menschen gesagt, Bewohner-Altm 1,343; Dao schall
man wol de Kinner mit to Bett jaogen.
von einem häss-
lichen Menschen gesagt, Wb-Altm 100; Wenn’ d Kinner
ähr’n Willen krieg’n, dänn ween’n s’ nich.
spöttische
Bemerkung über Erwachsene, die die Nichterfüllung ih-
rer Wünsche nicht hinnehmen können, Bewohner-Altm
1,344; Kinder kann man mit wennich de Hand fillen
‘Kinder sind leicht zufrieden zu stellen’ Sprw-Börde;
Kinder ät’t langsam, da lett sick feel bipacken. Wb-Holzl
34; in Ausrufen: Kinner ne, wi kann denn man so was
njn!
CA-Ak; Kinner ok, wat hebb ich mei dunn freut,
dätt kunn ick keen’ seng’!
Hausfr-Altm 1925,54; Sprw.:
Een Kind – keen Kind, twee Kinner – Spölkinner, dree
Kinner – völ Kinner.
Spr-Altm 14; en Kinneken – en
gut Stünneken
‘die Betreuung eines Kleinkindes ent-
bindet von harter körperlicher Arbeit’ WE-Dee; Kinder
un Narren segget de Wahrheit
HA-No; Kinner un oll
Lü’ seng’n die Wahrheit.
Bewohner-Altm 1,344; Kinder
un Besopene spreken de Wahrheit
Sprw-Börde; Kinder
daun wie se klauk sind
Sprw-Börde; wenn t Kinner still
sind dn mkns wat
‘wenn Kinder leise sind, machen
sie meist Dummheiten’ STE-KlMö; Wecker sin Kind
lew hät, de hölt et unner de Tucht.
Spr-Altm 14; auch:
Je leewer Kind, je schärper Ro’ (Rute). Bewohner-Altm[486]
1,343; Wer sin Kinnern gewt dät Brod un litt naoher
sülwst Nod, de is wert, dät’n met’n Kül sleit dod.
‘Wer
den Kindern den Besitz übergibt, sollte sich ein ausrei-
chendes Altenteil sichern.’ a.a.O. 1,344; Kleine Kinner
– kleine Sorg’n; grote Kinner – grote Sorg’n.
Spr-Altm
14; wenn de Kinder lüttjig sünd, treet se de Mutter opp
de Schörte, awer wenn se grot sünd, treet se se opp’t
Harze
HA-No; ein Fder kann er tein Kinder ernern
w tein Kinder einen Fder
HA-Oh; Je mehr Kinder, je
mehr Vaderunser.
‘Je mehr Kinder, umso mehr Gaben
kommen von Gott.’ WO-Gu; vael kinnr, vael sjn.Vk-
Ask 125; Klein Kinner fallen Engel in’n Schoot. ‘Kinder
fallen, ohne sich zu schaden.’ Bewohner-Altm 1,343;
Kinder fallt de Engel in’n Schoot, awer de oolen Lüe
fallt den Düwel opp de Höörn
HA-No; Wenn’t Kind in’n
Pütt’n fallen is, denn ward’r todeckt.
Spr-Altm 14; auch:
wennt Kind versopen is, werd de Brunne taueleggt Wb-
We 65; Rätsel: Wat liet in Holte un schreit in Dörpe?
– das Kind in der Wiege, HA-Bee; Schlaflied:Schlahpe, Kinnecken, söhte,
Ick pugge
(wiege) dick mit de Föhte,
Ick pugge dick mit de gählen Schauh,
O Kinnecken, daug de Ögelken tau!
Schläpst du sau, so wirst du fromm’n,
Sau ohk de Engel tau dick komm’n
Un währ’n dick bewahren,
Datt dick nischt kann wedderfahren.
Firmenich o.J. 162
(CA);
Ruh ruh reichen,
kocht det Kind en Breichen,
leat’n Stückchen Botter nan,
det det Kind schön pappen kann.
ZE-Nu.
– Volksgl. (Kinderglaube): Die Kinder werden allg. vom
Storch gebracht, vereinz. w auch von der Hebamme, ver-
einz. (nicht n JE2, Harzvorl., Nharz.) vom Engel, n OST
von der Eule, daneben vom Weihnachtsmann, Osterha-
sen (ZE-Dee) oder vom  Nicker (BE-Ad). Sie kommen
aus Seen, Sümpfen, Flüssen sowie aus dem Brunnen,
außerdem auch vom Himmel oder vom lieben Gott (vgl.
ADVk Kt. 20 und 74, Vk-Anhaltb 29f.).  TZ: Hmel-
strt 1Hn Kle Kk-up-den-Disch Kleine Klter Knirps
Knurps Krabte Krabbe Kräuel Krauter 1Krne 1Krpel
Krte Kken 1Lork(e) Lütte 1Matz Mauseschwanz Mur-
kel Murkelarsch 1Ms
.
Lautf., Gram.: Kind; außerdem: [gind] verbr. BE; Pl.: Kin-
der, Kinner
; außerdem: [kin] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.;
[kin] SA-Dä, verbr. s Altm., JE2-Scho; [gir], [ginr] ver-
br. anhalt.; Kindere OSCH-De, WE-La, Wb-Nharz 97; [kir]
Mda-Ze (verstr. ZE); Kinger, [kir] Mda-Ze (ZE-Gro Stre),
BA-Ha.
Zuss.: Himmelskindchen, Hr-, Jumfern-, Kindes-, Memmen-,
Minschens-
.
Expandiere:
Lemma
Kind
Grammatische Angabe
n.
Bedeutung
wie Standardspr., allg.
Belege
  • Kinder gaht na Hus, ‘t wart all duster HA-Bee
  • d lfd anne janse Hugge Ginnor in Howwe rum DE-Ca
  • Rda.: tosam’mbrocht Kinna ‘Kinder, die in die Ehe mitgebracht wurden’ SA-Dä
  • met’n kinne gn ‘schwanger sein’ Wb-Nharz 97
  • H hat nich Kind und Kegel. ‘Er ist kinderlos.’ Wb-Altm 100
  • keen Kind, keen Hind hämm’ dass., Bewohner-Altm 1,343
  • kein Kind – kein Hind von jmdm., der nur wenig zu tun hat und trotzdem nicht fertig wird, WE-Dee
  • Hei kann keen Kind vertär’n (verärgern) oder hei mütt’n in’n Hinnersten kniepen. von einem friedfertigen Menschen gesagt, Bewohner-Altm 1,343
  • Dao schall man wol de Kinner mit to Bett jaogen. von einem hässlichen Menschen gesagt, Wb-Altm 100
  • Wenn’ d Kinner ähr’n Willen krieg’n, dänn ween’n s’ nich. spöttische Bemerkung über Erwachsene, die die Nichterfüllung ihrer Wünsche nicht hinnehmen können, Bewohner-Altm 1,344
  • Kinder kann man mit wennich de Hand fillen ‘Kinder sind leicht zufrieden zu stellen’ Sprw-Börde
  • Kinder ät’t langsam, da lett sick feel bipacken. Wb-Holzl 34
  • in Ausrufen: Kinner ne, wi kann denn man so was njn! CA-Ak
  • Kinner ok, wat hebb ich mei dunn freut, dätt kunn ick keen’ seng’! Hausfr-Altm 1925,54
  • Sprw.: Een Kind – keen Kind, twee Kinner – Spölkinner, dree Kinner – völ Kinner. Spr-Altm 14
  • en Kinneken – en gut Stünneken ‘die Betreuung eines Kleinkindes entbindet von harter körperlicher Arbeit’ WE-Dee
  • Kinder un Narren segget de Wahrheit HA-No
  • Kinner un oll Lü’ seng’n die Wahrheit. Bewohner-Altm 1,344
  • Kinder un Besopene spreken de Wahrheit Sprw-Börde
  • Kinder daun wie se klauk sind Sprw-Börde
  • wenn t Kinner still sind dn mkns wat ‘wenn Kinder leise sind, machen sie meist Dummheiten’ STE-KlMö
  • Wecker sin Kind lew hät, de hölt et unner de Tucht. Spr-Altm 14
  • auch: Je leewer Kind, je schärper Ro’ (Rute). Bewohner-Altm 1,343
  • Wer sin Kinnern gewt dät Brod un litt naoher sülwst Nod, de is wert, dät’n met’n Kül sleit dod. ‘Wer den Kindern den Besitz übergibt, sollte sich ein ausreichendes Altenteil sichern.’ a.a.O. 1,344
  • Kleine Kinner – kleine Sorg’n; grote Kinner – grote Sorg’n. Spr-Altm 14
  • wenn de Kinder lüttjig sünd, treet se de Mutter opp de Schörte, awer wenn se grot sünd, treet se se opp’t Harze HA-No
  • ein Fder kann er tein Kinder ernern w tein Kinder einen Fder HA-Oh
  • Je mehr Kinder, je mehr Vaderunser. ‘Je mehr Kinder, umso mehr Gaben kommen von Gott.’ WO-Gu
  • vael kinnr, vael sjn.Vk-Ask 125
  • Klein Kinner fallen Engel in’n Schoot. ‘Kinder fallen, ohne sich zu schaden.’ Bewohner-Altm 1,343
  • Kinder fallt de Engel in’n Schoot, awer de oolen Lüe fallt den Düwel opp de Höörn HA-No
  • Wenn’t Kind in’n Pütt’n fallen is, denn ward’r todeckt. Spr-Altm 14
  • auch: wennt Kind versopen is, werd de Brunne taueleggt Wb-We 65
  • Rätsel: Wat liet in Holte un schreit in Dörpe?
  • das Kind in der Wiege, HA-Bee
  • Schlaflied:Schlahpe, Kinnecken, söhte,
    Ick pugge
    (wiege) dick mit de Föhte,
    Ick pugge dick mit de gählen Schauh,
    O Kinnecken, daug de Ögelken tau!
    Schläpst du sau, so wirst du fromm’n,
    Sau ohk de Engel tau dick komm’n
    Un währ’n dick bewahren,
    Datt dick nischt kann wedderfahren.
    Firmenich o.J. 162
    (CA)
  • Ruh ruh reichen,
    kocht det Kind en Breichen,
    leat’n Stückchen Botter nan,
    det det Kind schön pappen kann.
    ZE-Nu.
  • Volksgl. (Kinderglaube): Die Kinder werden allg. vom Storch gebracht, vereinz. w auch von der Hebamme, vereinz. (nicht n JE2, Harzvorl., Nharz.) vom Engel, n OST von der Eule, daneben vom Weihnachtsmann, Osterhasen (ZE-Dee) oder vom  Nicker (BE-Ad). Sie kommen aus Seen, Sümpfen, Flüssen sowie aus dem Brunnen, außerdem auch vom Himmel oder vom lieben Gott (vgl. ADVk Kt. 20 und 74, Vk-Anhaltb 29f.).