Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 696
Ktste(r) m. ‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Ak-
kerhofes’, gehörte zu den unteren Schichten der über
Ackerland verfügenden Bauern, veralt., verbr. – dao-
mals woont’n up de ene Site vonne Dörpschtraote de
Buur un up de annere Site de Kossät’n.
JE2-Gü;
unse Lieseken, als grote Ackermannsdochter, kann doch
keinen Kotzäter frien!
Rauch 1925,43; Vetter Bethe-
när war an kleener Kossäte in Jroße Paschlemn, un
wie die Kossäten dunnemals alle, hadde seine Arweet
von friehmorjens bes an’n schpäten Amnt.
Wäschke
41920,45; … erlaven … den Buren tho Rybow, houneren
und kotseteren, dat se und ein jewelck mogen ewichlik-
ken holthauwen tho nodtorfft …
Urkunde des Markgra-
fen Otto, Salzwedel 1369, Cod. dipl. Brdb. 1.14,151;
Item sie gehen 1 tagk zu hovedinst ufn tamb zu Dessaw
zur bete … Uber allem disem hovedinst gipt man den
kosseteren essen und trincken …
Groß Kühnau, Amt
Dessau und Lippehne 1547–49, Landreg-Anhalt 1,95.
– Urspr. aus dem Landarbeiterstand stammend, wa-
ren die K. zu Besitz gekommen. Sie konnten über eine
1Kte 1a. mit einem kleinen Stück (Garten-)Land
unmittelbar am Haus verfügen. Da sie außerhalb des
Gemeindeeigentums standen, musste ihr Ackerstück
umfriedet sein, von der Nutzung der Allmende waren
sie ausgeschlossen. Allmählich gelang es ihnen, ihren
Besitz zu vergrößern oder Pachtland zu erwerben. Da sie[697]
zunächst keine Pferde halten durften, hatten sie nur
Hand- und keine Spanndienste zu leisten. In der sozialen
Hierarchie des Dorfes blieben sie streng von den Bau-
ern geschieden, obwohl sie in vielen Orten zahlenmäßig
die stärkste Gruppe bildeten. Allerdings stellten sie auf
Grund der unterschiedlichen Größe ihres Ackerlandes
und ihres Viehbesitzes keine homogene Schicht dar. Ein
Teil von ihnen konnte nicht allein von der Landwirt-
schaft leben, so dass sie daneben handwerkliche Tätig-
keiten ausübten oder sich als Tagelöhner verdingten.
Vk-Altm 50f., Knechte-nwAltm 5, Bauer-Börde 298,
Spr-Elbe/Saale 163ff.  in der Zentrale wurden Klein-
bauern versch. sozialer Stellung zusammengefasst: An-
ber Bdner Ber Grundsitzer Hsler Kzer Kleinber
2Kter 1Ktjer Ktmann Ktner Ktstenber Prdekt-
jer Pommker Schrwarker Stückenkter
; scherzh., abw.:
Bollenpropper Buttjer Dtmker Hackenbter Japper
Kleinkrpler Klepperbauer Kltjer Knöddjer K-balg
Kbatz Kbatzer Kber Kbuttjer Kbützel Kkl-ter
Kktjer Kktster Kkuttenklatscher Kprtjer K-
qutjer Kschtenpattjer Ktjacker Krauter Krödeler
Krpler Kuhklacker Kuhklepper Kuhscheißenbauer
Kuhschuster Kuhzipfel Pattjacker Pker Psinger Prt-
jer Puttjacker Qutjer Sandmann Zickenber.
Lautf.: Ktster, -ster vereinz. nw elbostf.; Kotzäte WO-
GrAm; Ko(ot)zäter, Ko(ot)zeter WO-Col Me, verstr. n elbostf.;
Kotsitter OSCH-Huy; [kltstr] Beiträge-Nd 65 (WO-HWa);
Ktsasse vereinz. sw elbostf.; Ktsass BLA-Ben Wie; Kaut-
säter
Wb-Holzl 125 (WA-Dom);
KossteOST-Sto, GA-Sche Vi Wa, WO-Zi, vereinz. s JE2, ver-
br. JE1 ZE, WE-Il, CA-Bie Pö, Wb-Ak 96, Wäschke 41920,45;
Kosst, [kost] WO-Be, Mda-nwJe1b 66 (JE2-HSe, verstr.
nw JE1), JE1-Schor, HA-Som; Kossäter, Kosseter WO-HWa,
OSCH-Ad, WA-Alt, BA-GrAls, vereinz. n CA; [gozdr]
vereinz. BE; Kossäate JE1-Ge; Kosseäte JE2-Ki, JE1-Grü;
Kossate, Kosste STE-Ca, JE2-Kar, JE1-Da, ZE-We, ver-
einz. elbostf., CA-Sa, Wb-Be; [gozd], [gozd] vereinz. BE;
Kossat, Kosst SA-Pü, verstr. Altm., JE2-Alt, JE1-Mö Sche
Zep, verstr. elbostf., vereinz. s CA; [gozd], [gozd] vereinz.
BE; [kst] HA-Uep; Kossart GA-Ro; Kossut CA-Bo; Kussate
OSCH-Krop; [gozdr] BE-Fr HErx;
Koster, Kostä, Kosta verstr. nwaltm., verbr. Altm., JE2-Reh;
Kooster, KaosterSA-Stör, OST-Neu, STE-Ri, CALV-Zo; Kö-
ster
vereinz. s nwaltm., OST-GrBa; Kosser verstr. nö OST;
Kossert WE-Si; Kotzer verbr. n/mittleres JE2, JE2-Fie; Koot-
ze
JE2-Kl; Kootzer JE2-Kl; Kothser Id-Altm. – Etym.: Wort
brabantischer Herkunft *cotsete > cossete , eigentlich ‘Insasse
einer Kote, einer kleinen Hütte’, damit wurden hörige Landar-
beiter bezeichnet, die über ein kleines Haus und ein Stück Land
verfügten, durch die Siedler zunächst im brdb. Sprachraum
verbreitet, verdrängt schließlich nach der Eingliederung der
magdeburgischen Gebiete in den brdb. Staat durch die Verwen-
dung in der Verwaltungssprache auch im elbostf. Gebietdie
einheimischen  2Kter,  1Ktjer; die Formen Koster, Kotzer
durch Akzent auf dem ersten Glied entstanden, vgl. Spr-Elbe/
Saale 163ff. und 288f., Teuchert 21972,306ff.
Zus.: K-.
Expandiere:
Lemma
Ktste(r)
Grammatische Angabe
m.
Bedeutung
‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Akkerhofes’, gehörte zu den unteren Schichten der über Ackerland verfügenden Bauern, veralt.
Verbreitung
verbr.
Belege
  • daomals woont’n up de ene Site vonne Dörpschtraote de Buur un up de annere Site de Kossät’n. JE2-Gü
  • … unse Lieseken, als grote Ackermannsdochter, kann doch keinen Kotzäter frien! Rauch 1925,43
  • Vetter Bethenär war an kleener Kossäte in Jroße Paschlemn, un wie die Kossäten dunnemals alle, hadde seine Arweet von friehmorjens bes an’n schpäten Amnt. Wäschke 41920,45
  • … erlaven … den Buren tho Rybow, houneren und kotseteren, dat se und ein jewelck mogen ewichlikken holthauwen tho nodtorfft … Urkunde des Markgrafen Otto, Salzwedel 1369, Cod. dipl. Brdb. 1.14,151
  • Item sie gehen 1 tagk zu hovedinst ufn tamb zu Dessaw zur bete … Uber allem disem hovedinst gipt man den kosseteren essen und trincken … Groß Kühnau, Amt Dessau und Lippehne 1547
  • 49, Landreg-Anhalt 1,95.
  • Urspr. aus dem Landarbeiterstand stammend, waren die K. zu Besitz gekommen. Sie konnten über eine  1Kte 1a. mit einem kleinen Stück (Garten-)Land unmittelbar am Haus verfügen. Da sie außerhalb des Gemeindeeigentums standen, musste ihr Ackerstück umfriedet sein, von der Nutzung der Allmende waren sie ausgeschlossen. Allmählich gelang es ihnen, ihren Besitz zu vergrößern oder Pachtland zu erwerben. Da sie zunächst keine Pferde halten durften, hatten sie nur Hand- und keine Spanndienste zu leisten. In der sozialen Hierarchie des Dorfes blieben sie streng von den Bauern geschieden, obwohl sie in vielen Orten zahlenmäßig die stärkste Gruppe bildeten. Allerdings stellten sie auf Grund der unterschiedlichen Größe ihres Ackerlandes und ihres Viehbesitzes keine homogene Schicht dar. Ein Teil von ihnen konnte nicht allein von der Landwirtschaft leben, so dass sie daneben handwerkliche Tätigkeiten ausübten oder sich als Tagelöhner verdingten. Vk-Altm 50f., Knechte-nwAltm 5, Bauer-Börde 298, Spr-Elbe/Saale 163ff.