Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 864
1Lke f. 1. ‘der tote Körper, Leichnam’ verbr. – wi
hebbet ne Like in’n Huse
Wb-We 82; de Lke hemm
se ht bejrun
JE2-Scho; ne B’n is anne Leiche an-
jetrem’m.
Wb-Ak 104; Rda.: blaß wie ane Leiche ‘blass,
kränklich’, von der Gesichtsfarbe, Vk-Anhalta 62; w ne
lke tsein
dass., Wb-Nharz 117; de ganze Woche krank
un den Sönndag doch keine Like
von einem Simulanten,
Wb-We 82. – Brauch: Nach Eintritt des Todes wurde
die L. von einem Verwandten (Vk-Harz 6/7,61) oder
der Leichenfrau (Vk-Anhalta 177) gewaschen und an-
gezogen. Männer wurden mit einem schwarzen Anzug,
Frauen mit einem schwarzen Kleid bekleidet. Bis zum
Begräbnis bahrte man den mit einem weißen Laken be-
deckten Toten im Haus auf. Als Unterlage diente meist
Stroh, der Kopf ruhte auf einem mit Spitzen besetzten
Kissen. Im Sommer bedeckte man das Gesicht mit einem
Essiglappen (Vk-Altm 266) oder den ganzen Körper
mit Rasenschollen (Vk-Anhalta 179), um eine schnel-
le Verwesung zu verhindern. Während der Aufbahrung
brannte zu jeder Seite des Sarges eine Kerze. Bevor der
Sarg geschlossen wurde, traten die Angehörigen her-
an, um vom Verstorbenen Abschied zu nehmen. Vgl.
Vk-Altm 266ff., Vk-Harz 6/7,61ff., Vk-Anhalta 179ff.
– Volksgl.: Ist eine L. im Haus, werden die Uhren ange-
halten (Vk-Harz 6/7,62) und die Spiegel im Sterbezim-
mer verhängt oder entfernt, da es sonst einen weiteren
Todesfall in der Familie gibt. Vk-Anhalta 175 (ZE-Jü).
Aus demselben Grund soll der L. kein Kranz auf die
Brust gelegt werden. Vk-Anhalta 175 (KÖ-Pro). Damit
die Seele des Verstorbenen nicht im Haus bleibt, werden
Fenster geöffnet (Vk-Altm 266) und die Stühle, auf de-
nen der Sarg stand, umgekippt (Vk-Anhalta 183). Beim
Heraustragen ist darauf zu achten, dass die L. das Haus
mit den Füßen nach vorn verlässt, um eine Wiederkehr
des Toten zu verhindern. Deshalb wird auch ein Ei-
mer Wasser hinter der L. ausgegossen und der Torweg
gleich geschlossen. Vk-Altm 268, Vk-Anhalta 183. – 2.
‘Begräbnis’, einschließlich der dabei üblichen Feier-
lichkeiten,  Begrfnis, auch ‘Leichenzug’ 2: vereinz.
w Altm., verstr. ö Altm. n JE2 mbrdb., 3: vereinz. elb-
ostf., aber verstr. n CA, 4: verstr. anhalt. – to Liek goahn
STE-Tan; er hat ne scheene Leiche jehatt CA-Ca.
Lautf., Gram.: Like verstr. JE2, verbr. JE1, verstr. ZE, verbr.
elbostf.; Li(e)k verbr. nwaltm. nbrdb.; Lieche, [l] verstr. ZE,[865]
Mda-Sti 17; lch n. Mda-Sti 17; Leiche, [lai] vereinz. n nd.,
verstr. s nd., verbr. omd.
Expandiere:
Lemma
Lke (Homonymziffer 1)
Grammatische Angabe
f.
Gliederung
1.
Bedeutung
‘der tote Körper, Leichnam’ verbr.
Belege
  • wi hebbet ne Like in’n Huse Wb-We 82
  • de Lke hemm se ht bejrun JE2-Scho
  • ne B’n is anne Leiche anjetrem’m. Wb-Ak 104
  • Rda.: blaß wie ane Leiche ‘blass, kränklich’, von der Gesichtsfarbe, Vk-Anhalta 62
  • w ne lke tsein dass., Wb-Nharz 117
  • de ganze Woche krank un den Sönndag doch keine Like von einem Simulanten, Wb-We 82.
  • Brauch: Nach Eintritt des Todes wurde die L. von einem Verwandten (Vk-Harz 6/7,61) oder der Leichenfrau (Vk-Anhalta 177) gewaschen und angezogen. Männer wurden mit einem schwarzen Anzug, Frauen mit einem schwarzen Kleid bekleidet. Bis zum Begräbnis bahrte man den mit einem weißen Laken bedeckten Toten im Haus auf. Als Unterlage diente meist Stroh, der Kopf ruhte auf einem mit Spitzen besetzten Kissen. Im Sommer bedeckte man das Gesicht mit einem Essiglappen (Vk-Altm 266) oder den ganzen Körper mit Rasenschollen (Vk-Anhalta 179), um eine schnelle Verwesung zu verhindern. Während der Aufbahrung brannte zu jeder Seite des Sarges eine Kerze. Bevor der Sarg geschlossen wurde, traten die Angehörigen heran, um vom Verstorbenen Abschied zu nehmen. Vgl. Vk-Altm 266ff., Vk-Harz 6/7,61ff., Vk-Anhalta 179ff.
  • Volksgl.: Ist eine L. im Haus, werden die Uhren angehalten (Vk-Harz 6/7,62) und die Spiegel im Sterbezimmer verhängt oder entfernt, da es sonst einen weiteren Todesfall in der Familie gibt. Vk-Anhalta 175 (ZE-Jü). Aus demselben Grund soll der L. kein Kranz auf die Brust gelegt werden. Vk-Anhalta 175 (KÖ-Pro). Damit die Seele des Verstorbenen nicht im Haus bleibt, werden Fenster geöffnet (Vk-Altm 266) und die Stühle, auf denen der Sarg stand, umgekippt (Vk-Anhalta 183). Beim Heraustragen ist darauf zu achten, dass die L. das Haus mit den Füßen nach vorn verlässt, um eine Wiederkehr des Toten zu verhindern. Deshalb wird auch ein Eimer Wasser hinter der L. ausgegossen und der Torweg gleich geschlossen. Vk-Altm 268, Vk-Anhalta 183.
2.
Bedeutung
‘Begräbnis’, einschließlich der dabei üblichen Feierlichkeiten,  Begrfnis, auch ‘Leichenzug’
Verbreitung
  • 2: vereinz. w Altm., verstr. ö Altm. n JE2 mbrdb.
  • 3: vereinz. elbostf., aber verstr. n CA
  • 4: verstr. anhalt.
Belege
  • to Liek goahn STE-Tan
  • er hat ne scheene Leiche jehatt CA-Ca.