Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 978
Martn ohne Genus ’11. November’, Kalendertag
des heiligen Martin von Tours, auch ’10. November’,
Geburtstag des Reformators Martin Luther, vgl. Martin,
Martinsdag
, verbr. – Da zu M. der erste Schnee fallen
konnte, erhoffte man sich bis dahin günstiges Wetter
für die Erledigung der letzten Arbeiten auf dem Feld:
led de Sunn schie’n bes Martine JE2-Pap; tau Mar-
tinich will en jeder fartich sinn oppt Feld
HA-Neu;
Rda.: Märtini maokn außerhalb der üblichen Termine für
den Gesindewechsel den Dienst kündigen, Wb-Altm*
62. – Brauch: M. galt als Abschluss des alten und Be-
ginn des neuen Wirtschaftsjahres: Die Pacht und die
Abgabe an die Kirche wurden entrichtet. Brauch-wAltm
99, Ackerbau-Anhalt 361, Vk-Anhalta 191. Das Gesin-
de konnte den Dienst wechseln: tau Martinich warrt
e’künnijet
HA-Oh. In Anhalt wurde eine Begehung der Feldgrenzen[979]
vorgenommen, um Streitigkeiten zwischen
benachbarten Landbesitzern zu vermeiden. Ackerbau-
Anhalt 362, Vk-Anhalta 192. M. war auch die Zeit des
Schweineschlachtens:Martne schlachtn’n de kln’n Laite re Schwne,
un Lichtmessen han se se werrer ufjefressen
CA-Ak.
Zu M. wurde die  Martinsgs verzehrt: Sau von’n
Oktower an, denn worren dee Gäuse opp’n Howwe mit
Mauhren unn Hawer efuttert, datt se orntlich fett weeren
dein. Tau Martinig worren de denn eslachtet.
Hbl-Ohre
1929 Nr.10/Wöhlbier (HA-Eim). Der jüngste Ehemann
lud andere Eheleute zum  Martinsschmaus ein (ver-
einz. ZE). Ackerbau-Anhalt 366, Vk-Anhalta 192. Hei-
scheumzüge, bei denen die Kinder am Abend vor M. mit
Leinenbeuteln und Körben singend von Haus zu Haus
zogen, um Gaben einzusammeln, fanden bes. in der
Altm. statt, vgl. Martin. ADVk Kt. 40a, Brauch-wAltm
100. Im Harz zogen die Kinder mit selbst gefertigten
Laternen in einem Umzug durch den Ort. Zuvor wurden
Martinslichte in die Fenster gestellt. Waren die Ker-
zen heruntergebrannt, spielten die Kinder mit den Eltern
Tipp. Vk-Harz 8,86f. – Volksgl.: Um die Bäume vor
Krankheiten zu schützen, wurde zu M. ein Strohseil um
die Obstbäume gespannt, das erst am Gründonnerstag
wieder abgenommen wurde. Gesch-Ro 108.
Lautf., Gram.: Martini; außerdem: Märtini Wb-Altm* 62, GA-
Si; Mtini STE-GrMö; Martine, [martn] CA-Ak, Ackerbau-
Anhalt 363 (KÖ-Wü); Martinig vereinz. elbostf.; Martnich
CALV-Zo, verstr. elbostf.; Dat.: Martinen JE1-Ka Prö; Mar-
tin’n
JE1-Ge, ZE-Ke; Martine JE2-Pap; Mertiene JE1-Try.
Expandiere:
Lemma
Martn
Grammatische Angabe
ohne Genus
Bedeutung
’11. November’, Kalendertag des heiligen Martin von Tours, auch ’10. November’, Geburtstag des Reformators Martin Luther, vgl. Martin, Martinsdag
Verbreitung
verbr.
Belege
  • Da zu M. der erste Schnee fallen konnte, erhoffte man sich bis dahin günstiges Wetter für die Erledigung der letzten Arbeiten auf dem Feld: led de Sunn schie’n bes Martine JE2-Pap
  • tau Martinich will en jeder fartich sinn oppt Feld HA-Neu
  • Rda.: Märtini maokn außerhalb der üblichen Termine für den Gesindewechsel den Dienst kündigen, Wb-Altm* 62.
  • Brauch: M. galt als Abschluss des alten und Beginn des neuen Wirtschaftsjahres: Die Pacht und die Abgabe an die Kirche wurden entrichtet. Brauch-wAltm 99, Ackerbau-Anhalt 361, Vk-Anhalta 191. Das Gesinde konnte den Dienst wechseln: tau Martinich warrt e’künnijet HA-Oh. In Anhalt wurde eine Begehung der Feldgrenzen vorgenommen, um Streitigkeiten zwischen benachbarten Landbesitzern zu vermeiden. Ackerbau-Anhalt 362, Vk-Anhalta 192. M. war auch die Zeit des Schweineschlachtens:Martne schlachtn’n de kln’n Laite re Schwne,
    un Lichtmessen han se se werrer ufjefressen
    CA-Ak.
    Zu M. wurde die  Martinsgs verzehrt: Sau von’n Oktower an, denn worren dee Gäuse opp’n Howwe mit Mauhren unn Hawer efuttert, datt se orntlich fett weeren dein. Tau Martinig worren de denn eslachtet. Hbl-Ohre 1929 Nr.10/Wöhlbier (HA-Eim). Der jüngste Ehemann lud andere Eheleute zum  Martinsschmaus ein (vereinz. ZE). Ackerbau-Anhalt 366, Vk-Anhalta 192. Heischeumzüge, bei denen die Kinder am Abend vor M. mit Leinenbeuteln und Körben singend von Haus zu Haus zogen, um Gaben einzusammeln, fanden bes. in der Altm. statt, vgl. Martin. ADVk Kt. 40a, Brauch-wAltm 100. Im Harz zogen die Kinder mit selbst gefertigten Laternen in einem Umzug durch den Ort. Zuvor wurden  Martinslichte in die Fenster gestellt. Waren die Kerzen heruntergebrannt, spielten die Kinder mit den Eltern  Tipp. Vk-Harz 8,86f.
  • Volksgl.: Um die Bäume vor Krankheiten zu schützen, wurde zu M. ein Strohseil um die Obstbäume gespannt, das erst am Gründonnerstag wieder abgenommen wurde. Gesch-Ro 108.