Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 1108
1Ml n. 1. ‘der Nahrungsaufnahme dienende Mund-
öffnung mancher Tiere’ vereinz. – dl het än klain Ml
JE2-Scho. – 2. ‘Mund des Menschen’, z.T. abw., verbr.
keine Täne in Mule QUE-Wed; sik’t Ml afwischen
HA-Oh; Rda.: holt dien Ml ‘schweig’ HA-Bee; et ml
tau’n rse hlen
‘schweigen’ Wb-Nharz 129; et Mul
schtoppen
‘jmdn. zum Schweigen bringen’ Sprw-Börde;
H günn’t n dat Ml nich. ‘Er ist nicht in der Stimmung,
jmdn. anzusprechen.’ Wb-Altm 141; D kannst woll’s
Maul nich ufmachen?
Wb-Ak 111; n Mul vull vorrtellen
‘einen Schwatz machen’ Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier[1109]
(HA-Eim); rede dich man keene Fusseln ant Mul ‘rede
nicht so viel’ ZE-Mü; Dat Mul geiht är as’n Lämmer-
start.
‘Sie ist eine Schwätzerin.’ Spr-Altm 15; de schleit
sick jo met’t Mul ümt Uhren
(Ohren) dass., OST-Möl;
nahn Mule kauen ‘anderen nach dem Mund  rden
OSCH-Dee; tot Mul rähn dass., JE2-Gü; nahn Muule
sawwern
dass. WE-Da; einen wat in’t ml schmren ‘ei-
nen Sachverhalt verständlich darlegen’ Wb-Nharz 129;
et Mul vull nehmen ‘wichtig tun, prahlen’ Sprw-Börde;
sek det Ml verbrennen ‘sich durch unbedachtes Reden
schaden’ Wb-We 90; ek neme kein Bld vrt Ml ‘ich
sage offen meine Meinung’ Wb-We 90; hei hat’t Ml
op de rechte Stelle
‘er ist schlagfertig’ HA-Oh; hei makt
sich en fettes Mul
‘er ist sehr auf sich bedacht’ Sprw-
Börde; da sparre hei Ml un Näse op ‘da staunte er
sehr’ Wb-We 90; dat Muul stellen ‘lesen lernen’ Wb-
Holzl 143; ‘s Maul wischen ‘nichts abbekommen, leer
ausgehen’ Wb-Ak 111; et jift wat uffs Maul Androhung
von Prügel, Spr-Asch 17; ainen ‘t Muul weterich maken
‘Verlangen bei jmdm. hervorrufen’ Wb-Holzl 143; et
löppet mek in’n Mule rum
‘mir fällt es gleich wieder ein’
WE-Dee; H st t, ass wenn’r ämm t’t Ml kraopen
wr.
‘Er sieht ihm (dem Vater) sehr ähnlich.’ Wb-Altm
206; Sprw.: Wenn’r dät oll Mul nich har, soll’r dät oll
Nöälen woll laoten.
gegen übermäßiges Selbstlob und
Prahlerei, Bewohner-Altm 1,351; wer Geld un Got denkt
to erlang’n, mütt allererst bi’t Mul anfang’n
Warnung
vor übermäßiger Genusssucht, Sprw-Börde.  TZ: Klap-
pe Labbe Lke Mlwark Mund Mundwark
. – 3. Dim.
‘Kuss’ 4: Mda-Sti 40.
Lautf., Gram.: Mu(u)l, Ml verbr. nd., verstr. nthür.; [ml] f.
Mda-nwJe1a 40 (JE2-HSe); Mua SA-Han Ro; mlechen Dim.
Mda-Sti 40; [miu] SA-Dä; Moul WE-Oster; Maul ZE-Roß,
Spr-Asch 17, verstr. anhalt.
Zuss.: zu 1.: Lwen-; zu 2.: Kibbeken-, Klatsch-, Läster-,
Lecker-, Lgen-
.
Expandiere:
Lemma
Ml (Homonymziffer 1)
Grammatische Angabe
n.
Gliederung
1.
Bedeutung
‘der Nahrungsaufnahme dienende Mund- öffnung mancher Tiere’
Verbreitung
vereinz.
Belege
dl het än klain Ml JE2-Scho.
2.
Bedeutung
‘Mund des Menschen’, z.T. abw., verbr.
Belege
  • keine Täne in Mule QUE-Wed
  • sik’t Ml afwischen HA-Oh
  • Rda.: holt dien Ml ‘schweig’ HA-Bee
  • et ml tau’n rse hlen ‘schweigen’ Wb-Nharz 129
  • et Mul schtoppen ‘jmdn. zum Schweigen bringen’ Sprw-Börde
  • H günn’t n dat Ml nich. ‘Er ist nicht in der Stimmung, jmdn. anzusprechen.’ Wb-Altm 141
  • D kannst woll’s Maul nich ufmachen? Wb-Ak 111
  • n Mul vull vorrtellen ‘einen Schwatz machen’ Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim)
  • rede dich man keene Fusseln ant Mul ‘rede nicht so viel’ ZE-Mü
  • Dat Mul geiht är as’n Lämmerstart. ‘Sie ist eine Schwätzerin.’ Spr-Altm 15
  • de schleit sick jo met’t Mul ümt Uhren (Ohren) dass., OST-Möl
  • nahn Mule kauen ‘anderen nach dem Mund
3.
Grammatikalische Angabe
Dim.
Bedeutung
‘Kuss’
Verbreitung
4: Mda-Sti 40.