Mittelelbisches Wörterbuch, Band 1 (A-G), Spalte 252
s n. 1. ‘Aas, Kadaver’ 2: vereinz. nbrdb., ZE-Roß, 3:
verstr. elbostf. (außer sö), 4: Lieder-Ma Nr. 279 (DE-De)
– zur Verstärkung: det stinkt wie s ZE-Roß; dat rucket
wie s
HA-Oh; Sprw.: wu Aas is, sammel sich de Geier
‘wenn es etw. zu erzählen gibt, versammeln sich die
schwatzhaften Menschen’ Sprw-Börde; Vers:Weeß en Aas!
Wu laet’s, wu laet’s?
Hingern Bark!
Wacker fett, wacker fett?
Ausdeutung des Krächzens der
Krähe, Lieder-Ma Nr. 279 (DE-De);
Item Peter Werneken beschuldiget Mathies Wenteken
darume, dat he sy gekomen unde itlyk as unde dot vehe
up sinen hoff gebracht hebbe ...
1482, StB-Neuhaldens-
lebenc 144. – 2. Schimpfwort, bes. für einen durchtriebe-
nen, niederträchtigen, hinterlistigen Menschen, oft mit
anerkennendem Unterton, z.T. auch Kosewort, bes. ge-
genüber Kindern, 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 8 und 254, ZE-
Roß, 3: Rauch 1929,130, Spr-Maa 442 (WO-Ol), verstr.
w elbostf., 4: vereinz. anhalt. – frflchtes st Wb-Be; n
sönn oas
freudig verwunderter Ausruf einer Mutter, Spr-
Maa 442 (WO-Ol); S an s, mor solle’s doch nich for
mchlich h’l, dasse das jeschafft hat.
Wb-Ak 27.  TZ:
zusammengestellt wurden Benennungen für Menschen,
die ‘durchtrieben, gemein, niederträchtig, hinterlistig, be-
trügerisch’ sind, also mit pejorativer Bed., nur in weni-
gen Fällen auch mit anerkennendem Unterton, nicht alle
Benennungen sind deckungsgleich, z.T. Berührung mit
der Zentrale  Bedrger: Blindslke Bube Duckmser
Dwel Dwelsbrden Filou Ganfer Gnittenfänger
Hackenbter Halunke Hundsfott Hunkebunke Kanaille
Kanaillenschwein Kribbensetter 1Krpel Kujn Lghp
Lder Lders Lderbn Lump Lumpenhund Lumpen-[253]
krl Lumps Messhund MonsieurMuckerNtenschter Nini-
ve
; weibl.: 1Best Mbel, weitere Synonyme  Schubbe-
jack
. – 3. in der Verbdg.: kein s ‘niemand’, derb, 3: HA-
Oh, 4: Wb-Ak 27, Krause 1964,81 – “... Da lä’t eier toter
Vater schon ne halwe Schtunde mank de Schtawwelbohn’n,
un keen Aast kimmert sich umn!”
a.a.O. 81.
Lautf.: A(a)s, s; außerdem: s, [s], Aos, [s] vereinz. nbrdb.,
ZE-Roß, Spr-Maa 442 (WO-Ol), Wb-Ak 27; [aos] SA-Dä; Aast,
[sd] vereinz. anhalt.; st, [st] Nd-Börde § 125 (WO-Schn),
Wb-Ak 27, Wb-Be. – Etym.: mhd./mnd. s ‘Fleisch eines toten
Körpers, Köder’, daneben das zur gleichen Wurzel gehörige
mhd. /mnd. t ‘Speise, Nahrung, Viehfutter’, in frnhd. Zeit
fallen beide Bildungen zusammen: ‘Tiernahrung, Kadaver’, vgl.
Pfeifer 1989,1.
Expandiere:
Lemma
s
Grammatische Angabe
n.
Gliederung
1.
Bedeutung
‘Aas, Kadaver’
Verbreitung
  • 2: vereinz. nbrdb., ZE-Roß
  • 3: verstr. elbostf. (außer )
  • 4: Lieder-Ma Nr. 279 (DE-De)
Belege
  • zur Verstärkung: det stinkt wie s ZE-Roß
  • dat rucket wie s HA-Oh
  • Sprw.: wu Aas is, sammel sich de Geier ‘wenn es etw. zu erzählen gibt, versammeln sich die schwatzhaften Menschen’ Sprw-Börde
  • Vers:Weeß en Aas!
    Wu laet’s, wu laet’s?
    Hingern Bark!
    Wacker fett, wacker fett?
    Ausdeutung des Krächzens der
    Krähe, Lieder-Ma Nr. 279 (DE-De)
  • Item Peter Werneken beschuldiget Mathies Wenteken darume, dat he sy gekomen unde itlyk as unde dot vehe up sinen hoff gebracht hebbe ... 1482, StB-Neuhaldenslebenc 144.
2.
Bedeutung
Schimpfwort, bes. für einen durchtriebenen, niederträchtigen, hinterlistigen Menschen, oft mit anerkennendem Unterton, z.T. auch Kosewort, bes. gegenüber Kindern
Verbreitung
  • 1: SA-Dä
  • 2: Wb-Altm 8 und 254, ZE-Roß
  • 3: Rauch 1929, 130, Spr-Maa 442 (WO-Ol), verstr. w elbostf.
  • 4: vereinz. anhalt.
Belege
  • frflchtes st Wb-Be
  • n sönn oas freudig verwunderter Ausruf einer Mutter, Spr-Maa 442 (WO-Ol)
  • S an s, mor solle’s doch nich for mchlich h’l, dasse das jeschafft hat. Wb-Ak 27.
3.
Bedeutung
in der Verbdg.: kein s ‘niemand’, derb
Verbreitung
  • 3: HA-Oh
  • 4: Wb-Ak 27, Krause 1964, 81
Belege
“... Da lä’t eier toter Vater schon ne halwe Schtunde mank de Schtawwelbohn’n, un keen Aast kimmert sich umn!” a.a.O. 81.