Mittelelbisches Wörterbuch, Band 2 (H-O), Spalte 1254
sterwter n. ‘Wasser, das zu Ostern aus einem
fließenden Gewässer geschöpft wird’ verstr. – Doch
du wist doch nich etwa losgahn un Osterwater halen?

Rauch 1929,22. – Brauch: Das Schöpfen des O. aus
einem fließenden Gewässer geschieht (bes. durch Mäd-
chen) in der Nacht zum Ostersonntag vor Sonnenaufgang
(verstr.), spez. zwischen 23 und 24 Uhr (Brauch-Ma 262
– GA-Fle, Vk-Harz 8,43, Ackerbau-Anhalt 303), um
Mitternacht (Brauch-wAltm 34 – GA-Fle Mie, Id-Queb
14, verstr. anhalt.), zwischen 0 und 1 Uhr (Wb-[1255]
Nharz 142) oder bei Sonnenaufgang (Vk-Altm 226, Brauch-
wAltm 34 – GA-Wen, Brauch-Ma 262 – GA-Grau). Das
O. sollte mit dem Strom (Gesch-Ro 108, Vk-Harz 8,43,
Wb-Be), in anderen Orten gegen den Strom (Brauch-
wAltm 35, Wb-Ak 123, Vk-Anhalta 224) geschöpft wer-
den. Es gilt überall ein striktes Schweigegebot. Ver-
schiedentlich lauern die Burschen den Mädchen auf,
um sie zum Sprechen zu bringen. – Volksgl.: Das in
Flaschen aufbewahrte O. bleibt das ganze Jahr hindurch
frisch. Als Schönheitsmittel erhält es die Haut gesund
und hilft gegen Warzen oder Sommersprossen. Es wird
gegen Augenentzündungen und zur Stärkung der Seh-
kraft verwendet. verstr. Die heilende Wirkung entfaltet
sich auch bei Krämpfen (Brauch-Ma 262 – GA-Mie)
oder bei Fieber (Brauch-wAltm 35 – GA-Wal). Das Vieh
wird mit O. getränkt, um Seuchen zu vermeiden (ver-
str.) oder zum Schutz gegen Ungeziefer damit besprengt
(Brauch-Rie 747, Vk-Anhalta 224 – ZE-Lu Rie). Das
Besprengen der Wohnstube hält Flöhe fern (Vk-Anhalta
224) und verhütet das Schimmeln von Brot (Brauch-
Ma 262 – GA-Mie). Die jungen Mädchen sehen beim
Schöpfen das Bild ihres zukünftigen Mannes. Brauch-
wAltm 35, Rauch 1929,22.
Lautf.: Osterwater Rauch 1929,22, Wb-Nharz 142, Wb-We 97;
-wasser, [strwasr] ZE-Roß, CA-Ca, verstr. anhalt.; [staw-
ta]
JE2-Scho.
Expandiere:
Lemma
sterwter
Grammatische Angabe
n.
Bedeutung
‘Wasser, das zu Ostern aus einem fließenden Gewässer geschöpft wird’
Verbreitung
verstr.
Belege
  • Doch du wist doch nich etwa losgahn un Osterwater halen? Rauch 1929,22.
  • Brauch: Das Schöpfen des O. aus einem fließenden Gewässer geschieht (bes. durch Mädchen) in der Nacht zum Ostersonntag vor Sonnenaufgang (verstr.), spez. zwischen 23 und 24 Uhr (Brauch-Ma 262
  • GA-Fle, Vk-Harz 8,43, Ackerbau-Anhalt 303), um Mitternacht (Brauch-wAltm 34
  • GA-Fle Mie, Id-Queb 14, verstr. anhalt.), zwischen 0 und 1 Uhr (Wb-Nharz 142) oder bei Sonnenaufgang (Vk-Altm 226, BrauchwAltm 34
  • GA-Wen, Brauch-Ma 262
  • GA-Grau). Das O. sollte mit dem Strom (Gesch-Ro 108, Vk-Harz 8,43, Wb-Be), in anderen Orten gegen den Strom (BrauchwAltm 35, Wb-Ak 123, Vk-Anhalta 224) geschöpft werden. Es gilt überall ein striktes Schweigegebot. Verschiedentlich lauern die Burschen den Mädchen auf, um sie zum Sprechen zu bringen.
  • Volksgl.: Das in Flaschen aufbewahrte O. bleibt das ganze Jahr hindurch frisch. Als Schönheitsmittel erhält es die Haut gesund und hilft gegen Warzen oder Sommersprossen. Es wird gegen Augenentzündungen und zur Stärkung der Sehkraft verwendet. verstr. Die heilende Wirkung entfaltet sich auch bei Krämpfen (Brauch-Ma 262
  • GA-Mie) oder bei Fieber (Brauch-wAltm 35
  • GA-Wal). Das Vieh wird mit O. getränkt, um Seuchen zu vermeiden (verstr.) oder zum Schutz gegen Ungeziefer damit besprengt (Brauch-Rie 747, Vk-Anhalta 224
  • ZE-Lu Rie). Das Besprengen der Wohnstube hält Flöhe fern (Vk-Anhalta 224) und verhütet das Schimmeln von Brot (Brauch-Ma 262
  • GA-Mie). Die jungen Mädchen sehen beim Schöpfen das Bild ihres zukünftigen Mannes. BrauchwAltm 35, Rauch 1929,22.