Mittelelbisches Wörterbuch, Band 1 (A-G), Spalte 350
Begrfnis n. ‘Beerdigung, Begräbnis’, einschl. der
dabei üblichen Feierlichkeiten, 2: verstr. brdb. (außer SA
w GA), 3: verbr. elbostf., 4: verstr. omd. – ik j met to
Bejrbnis
JE2-Scho. – Brauch, Volksgl.: Zur Teilnahme
am B. wird vielfach eingeladen. Vk-Anhalta 182 (verstr.
ZE). In manchen Orten läuten schon am Morgen des
Begräbnistages die Glocken. Vk-Harz 6/7,62. Zur glei-
chen Zeit kommt in einigen Dörfern der Altm. der Toten-
gräber ins Trauerhaus, um sich vor seiner Arbeit zu stär-
ken. Bewohner-Altm 2,215. Dem Toten werden häufig
seine Lieblingsgegenstände in den Sarg gelegt. verstr.
Auch ein Geldstück wird mitgegeben, wobei ihm dieses
in altm. Dörfern unter die Zunge gesteckt wird, damit er
für seine Reise ins Totenreich gewappnet ist. Abergl-
Altm 29, Vk-Anhalta 181 (BA-Sip),  Nbiskrg 1.
Verschiedentlich kommen Gegenstände der Körperpflege
wie Kamm, Seife oder Seiflappen in den Sarg, wenn mit
ihnen der Leichnam hergerichtet worden ist. Sie gelten
als unrein und können für die Hinterbliebenen gefährlich
sein. Vk-Anhalta 179 (vereinz.). Zum B. erscheint der
Pfarrer vorw. schon im Trauerhaus (verstr.), slt. empfängt
er den Trauerzug erst auf dem Friedhof (Vk-Anhalta 189
– ZE-Klie Wei). In vielen Orten wird vor dem Trauerhaus[351]
gesungen. verstr. Beim Schließen des Sarges muss ge-
weint werden, Tränen sollen jedoch nicht in den Sarg
gelangen, weil der Tote sonst keine Ruhe findet. Vk-
Altm 268. Totenfrauen und Träger achten darauf, dass
Blumen oder Bänder nicht in den Mund des Toten gelan-
gen, da er sonst zurückkehrt und die nächsten Anver-
wandten mit sich nimmt ( Nachzehrer). Aus demsel-
ben Grund wird der Tote mit den Füßen nach vorn aus
dem Haus und vom Hof getragen. Abergl-Altm 28 f.
Auch wird ein Eimer Wasser hinter dem Toten ausgegos-
sen, um dessen Wiederkehr zu vermeiden, das Hoftor
wird hinter ihm gleich wieder geschlossen. Vk-Altm 268,
Vk-Anhalta 183. Überhaupt dürfen die Tore in der Nach-
barschaft beim Heraustragen des Sarges nicht geöffnet
sein, da dies den Tod eines Bewohners hervorrufen wür-
de. Vk-Anhalta 175 f. (BE-KlMü). Hinter dem Sarg for-
miert sich der Trauerzug, der vom Pfarrer und den nächs-
ten Angehörigen angeführt wird. Häufig wird der Sarg
nicht mehr getragen, sondern gefahren. verstr. Der Lei-
chenwagen fährt vom Friedhof im Galopp nach Hause,
weil die Pferde wieder im Stall sein müssen, ehe der Sarg
ins Grab gesenkt ist. Ansonsten folgt der Tote dem Wa-
gen nach. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na, DE-GrKü). Während
des Trauerzuges wird geläutet (Vk-Altm 269) und gesun-
gen (Brauch-Rie 744), mitunter läuten die Glocken, bis
sich der Sarg im Grab befindet. Vk-Harz 6/7,62. Wäh-
rend des Trauergeläuts soll man nichts essen, sonst be-
kommt man schwarze Zähne. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na,
BA-Sip). Am Grab wird die Leichenpredigt gehalten, die
Leiche eingesegnet und ins Grab gesenkt. verstr. Das
Grab ist in West-Ost-Richtung ausgehoben, der Verstor-
bene wird so bestattet, dass sein Kopf nach Osten liegt.
Vk-Anhalta 1932,185. Dem Toten wirft jeder der Trau-
ernden drei Hände Erde nach. verstr. Danach gehen die
Angehörigen dreimal um das Grab herum. vereinz. Altm.
Ist das Grab zugeschaufelt, werden die Arbeitsgeräte
kreuzweise übereinander gelegt (vereinz.), wird zuletzt
eine Schaufel niedergelegt, glaubt man, dass als nächste
Person eine Frau stirbt, ist es ein Spaten, so stirbt ein
Mann (Abergl-Altm 30). Auch soll die zuletzt abgelegte
Schaufel in die Richtung weisen, aus der der nächste
Trauerzug kommt. Vk-Altm 269. Nach der Zeremonie
am Grab schließt sich in einigen Gegenden eine Feier in
der Kirche an, bei der die eigentliche Leichenpredigt
gehalten und der Lebenslauf des Verstorbenen verlesen
wird. verstr. ZE. Danach begeben sich die nächsten An-
gehörigen und Freunde zurück ins Trauerhaus zu einem
meist üppigen Mahl – die Speisenfolge war der einer
Hochzeit vergleichbar. Damit versuchte man den Verstor-
benen zufrieden zu stellen und seine Wiederkehr zu ver-
hindern. verstr.  Dd, Lke.  Berdigung Begrwe
Bgraft Bgräftnis Gräffnis Graft Gräftnis Grwe 1Lke
Lkenbegrfnis Lkenfer Lkentog
.
Lautf.: Begräfnis, -w- OST-Id, GA-Kä, STE-Ri, vereinz. JE2 n/
w elbostf., QUE-West; Bijräfnis JE2-Ki, Bode 1908,70; Be-
gräbnis, begrëpnis, -jräbnis, [bjrbnis]
verstr. Altm. (außer[352]
SA w GA), vereinz. JE2, verstr. mbrdb. elbostf. omd.; Begräb-
nisse
BLA-Ben; Bijräbnis STE-Hü, WE-Oster; Bu- DE-Ro;
[pujrpnis] Wb-Be; [bgrbnis] CALV-Zo; Begräffnis WO-
HWa, WE-El; -grebbnis, [bjrebnis] GA-Bo Le, STE-Bö, OSCH-
Osch; Bigreppnis HA-Ost.
Expandiere:
Lemma
Begrfnis
Grammatische Angabe
n.
Bedeutung
‘Beerdigung, Begräbnis’, einschl. der dabei üblichen Feierlichkeiten
Verbreitung
  • 2: verstr. brdb. (außer SA w GA)
  • 3: verbr. elbostf.
  • 4: verstr. omd.
Belege
  • ik j met to Bejrbnis JE2-Scho.
  • Brauch, Volksgl.: Zur Teilnahme am B. wird vielfach eingeladen. Vk-Anhalta 182 (verstr. ZE). In manchen Orten läuten schon am Morgen des Begräbnistages die Glocken. Vk-Harz 6/7,62. Zur gleichen Zeit kommt in einigen Dörfern der Altm. der Totengräber ins Trauerhaus, um sich vor seiner Arbeit zu stärken. Bewohner-Altm 2,215. Dem Toten werden häufig seine Lieblingsgegenstände in den Sarg gelegt. verstr. Auch ein Geldstück wird mitgegeben, wobei ihm dieses in altm. Dörfern unter die Zunge gesteckt wird, damit er für seine Reise ins Totenreich gewappnet ist. Abergl-Altm 29, Vk-Anhalta 181 (BA-Sip),  Nbiskrg 1. Verschiedentlich kommen Gegenstände der Körperpflege wie Kamm, Seife oder Seiflappen in den Sarg, wenn mit ihnen der Leichnam hergerichtet worden ist. Sie gelten als unrein und können für die Hinterbliebenen gefährlich sein. Vk-Anhalta 179 (vereinz.). Zum B. erscheint der Pfarrer vorw. schon im Trauerhaus (verstr.), slt. empfängt er den Trauerzug erst auf dem Friedhof (Vk-Anhalta 189
  • ZE-Klie Wei). In vielen Orten wird vor dem Trauerhaus gesungen. verstr. Beim Schließen des Sarges muss geweint werden, Tränen sollen jedoch nicht in den Sarg gelangen, weil der Tote sonst keine Ruhe findet. Vk-Altm 268. Totenfrauen und Träger achten darauf, dass Blumen oder Bänder nicht in den Mund des Toten gelangen, da er sonst zurückkehrt und die nächsten Anverwandten mit sich nimmt ( Nachzehrer). Aus demselben Grund wird der Tote mit den Füßen nach vorn aus dem Haus und vom Hof getragen. Abergl-Altm 28 f. Auch wird ein Eimer Wasser hinter dem Toten ausgegossen, um dessen Wiederkehr zu vermeiden, das Hoftor wird hinter ihm gleich wieder geschlossen. Vk-Altm 268, Vk-Anhalta 183. Überhaupt dürfen die Tore in der Nachbarschaft beim Heraustragen des Sarges nicht geöffnet sein, da dies den Tod eines Bewohners hervorrufen würde. Vk-Anhalta 175 f. (BE-KlMü). Hinter dem Sarg formiert sich der Trauerzug, der vom Pfarrer und den nächsten Angehörigen angeführt wird. Häufig wird der Sarg nicht mehr getragen, sondern gefahren. verstr. Der Leichenwagen fährt vom Friedhof im Galopp nach Hause, weil die Pferde wieder im Stall sein müssen, ehe der Sarg ins Grab gesenkt ist. Ansonsten folgt der Tote dem Wagen nach. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na, DE-GrKü). Während des Trauerzuges wird geläutet (Vk-Altm 269) und gesungen (Brauch-Rie 744), mitunter läuten die Glocken, bis sich der Sarg im Grab befindet. Vk-Harz 6/7,62. Während des Trauergeläuts soll man nichts essen, sonst bekommt man schwarze Zähne. Vk-Anhalta 184 (ZE-Na, BA-Sip). Am Grab wird die Leichenpredigt gehalten, die Leiche eingesegnet und ins Grab gesenkt. verstr. Das Grab ist in West-Ost-Richtung ausgehoben, der Verstorbene wird so bestattet, dass sein Kopf nach Osten liegt. Vk-Anhalta 1932,185. Dem Toten wirft jeder der Trauernden drei Hände Erde nach. verstr. Danach gehen die Angehörigen dreimal um das Grab herum. vereinz. Altm. Ist das Grab zugeschaufelt, werden die Arbeitsgeräte kreuzweise übereinander gelegt (vereinz.), wird zuletzt eine Schaufel niedergelegt, glaubt man, dass als nächste Person eine Frau stirbt, ist es ein Spaten, so stirbt ein Mann (Abergl-Altm 30). Auch soll die zuletzt abgelegte Schaufel in die Richtung weisen, aus der der nächste Trauerzug kommt. Vk-Altm 269. Nach der Zeremonie am Grab schließt sich in einigen Gegenden eine Feier in der Kirche an, bei der die eigentliche Leichenpredigt gehalten und der Lebenslauf des Verstorbenen verlesen wird. verstr. ZE. Danach begeben sich die nächsten Angehörigen und Freunde zurück ins Trauerhaus zu einem meist üppigen Mahl
  • die Speisenfolge war der einer Hochzeit vergleichbar. Damit versuchte man den Verstorbenen zufrieden zu stellen und seine Wiederkehr zu verhindern. verstr.Dd, Lke.