Mittelelbisches Wörterbuch, Band 1 (A-G), Spalte 698
Dd m. 1. ‘Ende des Lebens, Tod’ verbr. – forr dn
worsch a schnor Dd
DE-Ca; De Kunne von Greit-
chens Dod war wie’n Loopfüer dorch’t lütge Dörp e
gahn; ...
Rauch 1929,66; Rda.: dd un daiwel ‘allerhand
(unnütze) Gegenstände’ Vk-Ask 68; diu sst iut as dai
Deod
‘du siehst schlecht aus’ SA-Dä; en kint des ddes
sn
‘bald sterben müssen’ Wb-Nharz 44; beim Sterben
tun Doi kommen
JE2-Za; en Dod von de Schippe huckt
‘mit dem Leben davongekommen sein’ Sprw-Börde; opp’n
Dood forrferen
‘sich sehr erschrecken’ Wb-Holzl 76;
sich zu Dode ängstijen ZE-Roß; dao künn’ jo den Dd
daovon hämm
‘das kann einen sehr erschrecken’ Wb-
Altm 36; de dd löppt äwwer mn graff ‘mir läuft ein
eisiger Schauer über den Rücken’ Id-Quea 148; sik op’n
Det verküllen
‘sich ernsthaft erkälten’ HA-Oh; Ich kann
das uffen Td nich lei’n.
Wb-Ak 105; op’n dt nich
tschtn kennen
Wb-Nharz 44; Darumme kann’n sek
nich in’n Dod leggen
‘um diese Kleinigkeit soll man
nicht viel Aufhebens machen’ Sprw-Harzvorlf 22; Sprw.:
for’n dt is kein krt ewossen Wb-Nharz 44; De Dd
will’n Ursack hämm.
Wb-Altm** 47; de Dod kümmt
ungeropen
Bewohner-Altm 2,40; de Dod grippt ümmer
da hen, wu’t an weihsten deiht
HA-No; einen Det kann
man bles starben
HA-Oh; ummesiss is der Dod Sprw-
Börde; Umsüs is de Dod, un de ook nich, Prester un
Köster will’n ook ähr Deel.
Bewohner-Altm 1,328; een
si’n Dod, is dän änner si’n Broot
STE-Hü. – Brauch:
Nach Eintritt des D. werden dem Leichnam Mund und
Augen zugedrückt. verstr. Am folgenden Morgen läuten
zu Ehren des Verstorbenen die Kirchenglocken. Volksgl-
Ma 38, Brauch-Anhalt 313. Die Totenwäscherin ( D-
denfr
) geht im Ort umher und gibt den Todesfall be-
kannt, bei einem zweiten Rundgang wird von ihr oder
einem Leichenbitter der Termin des Begräbnisses mitge-
teilt. Die aufgebahrte Leiche stand bis dahin 4–6 Tage im
Sterbehaus, wo der Leichenzug bis ins 20. Jh. hinein
seinen Anfang nahm. verstr.; zum Waschen, Anziehen
und zur Aufbahrung des Toten  1Lke, zum Begräbnis
Begrfnis. – Volksgl.: Todesorakel geben – bes. zu
bestimmten Gelegenheiten – an, wer oder wann jmd.
stirbt. Um zu erfahren, ob man im neuen Jahr gesund
bleibt, tritt man in der Silvesternacht mit einem brennen-
den Licht in jeder Hand vor den Spiegel, erscheint ein
Leichenzug darin, wird man sterben. Vk-Anhalta 173.
Das gilt ebenso für jmdn., der am Weihnachts- oder
Silvesterabend in einer beleuchteten Stube einen doppel-
ten, kopflosen oder keinen Schatten wirft. Volksgl-Ma 38,
Vk-Anhalta 173 und 337. Auf wessen Seite sich bei der
Trauung das Altarlicht trübt, der stirbt zuerst, erlischt es,
steht der Tod bald bevor. Hochzeit-Altm 34, vgl. dazu
u.a. Hochtt, Njr, Silvester, Twölften. Eine große An-[699]
zahl von Erscheinungen oder Ereignissen, die am oder im
Anwesen wahrzunehmen sind, künden vom baldigen Tod
eines Bewohners (in Auswahl): zeigt sich ein Käuzchen
oder eine Eule im Gehöft oder lässt den Schrei hören, der
als Kumm mit ausgedeutet wird (verbr.), stößt ein Maul-
wurf auf dem Grundstück auf (verbr.), heult ein Hund,
bes. beim Läuten der Glocken (vereinz. Altm., Volksgl-
Ma 35 – CA-Fe), bellt ein Hund mit der Schnauze nach
unten (Vk-Anhalta 172 – CA-Zu, BE-GrMü), kräht ein
Huhn oder krächzt ein Rabe auf dem Dach (verstr.), zirpt
im Haus eine Grille (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta 172),
sitzt eine Kröte im Keller (a.a.O. 172), kreisen Störche
über einem Haus (vereinz. Altm.), hört man im Bett
liegend einen Holzwurm (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta
172,  Ddenr), findet man unter grünen Pflanzen wie
Bohnen, Grünkohl u.a. ein Gewächs mit weißen Blättern
(verstr.), knacken die Möbel (vereinz. Altm.), fällt ein
Bild oder ein Spiegel von der Wand (Vk-Anhalta 172
und 337), klinkt eine Tür von selbst, poltert es auf der
Treppe oder klopft es im Tischkasten (Volksgl-Ma 36,
Vk-Anhalta 172), steht die Wanduhr plötzlich still
(Volksgl-Ma 36, Vk-Anhalta 174 – KÖ-Thu), wird im
Backofen ein Brot vergessen (vereinz. Altm.), niest jmd.
am Sonntagmorgen auf nüchternen Magen (Abergl-
Altm 26), träumt man z.B. von weißer Wäsche, Blumen,
Kränzen oder faulen Eiern (Vk-Anhalta 174). Bessert
sich der Zustand eines Kranken am Sonntag, wird er bald
sterben. Vk-Anhalta 174. Das gilt auch für kleine Kinder,
bei denen nach der Geburt die Totenglocken läuten
(Bewohner-Altm 2,138) oder die die ersten Zähne oben
bekommen (vereinz. Altm.). Stirbt ein Pferd, darf man
nicht darüber weinen, sonst stirbt jmd. in der Familie.
Abergl-Altm 25 (SA-Sta).
Einem Sterbenden wird das Kopfkissen weggezogen,
um ihm das Sterben zu erleichtern und das Fenster geöff-
net, damit die Seele fortziehen kann. Liegt eine Person in
der Nacht im Sterben, müssen alle Hausbewohner ge-
weckt werden, sonst bekommen sie den Todesschlaf,
ähnlich verhält es sich mit dem Vieh im Stall. verstr.
Alles muss aus dem Zustand herausgerissen werden, in
dem es sich beim Eintritt des Todes befunden hatte, um
die Lebenskraft zu erhalten, so werden z.B. Pflanzen und
Tiere umgestellt. Der Tod des Hausherren wird dem Vieh,
den Bienen und den Bäumen angesagt, damit sie weiterhin
gedeihen. verstr. Um zu verhindern, dass der Tote ein
Nachzehrer wird, legt man ihm ein Geldstück in den
Mund oder auf die Augen. vereinz. Altm. Es darf keine
Träne auf den Toten fallen, sonst findet er keine Ruhe,
aus diesem Grund sollte auch lautes Wehklagen unter-
bleiben. verstr. Gegenstände, die in Berührung mit dem
Toten standen, sind für die Lebenden gefährlich, so muss
das Namenszeichen aus der Wäsche entfernt werden,
will man sie wieder tragen (verstr.), das Stroh, auf dem
der Tote aufgebahrt war, verbrannt (Vk-Anhalta 182) und
die Nadel, mit der das Leichenhemd genäht wurde, ver-
graben werden, da man mit ihr Unheil anrichten kann.[700]
verstr. anhalt. Streicht man hingegen mit der Hand eines
Toten über ein Muttermal, eine Warze oder ein Überbein,
vergehen diese. verstr. – 2. in der Verbdg.: Td un L’m
Kartenspiel, 4: Wb-Ak 171. – 3. ‘vertrocknete Blüte an
Äpfeln, Birnen und Beeren’ 3: vereinz. elbostf., 4: verstr.
anhalt. – d hasd en Dd jr nich abjemachd BE-Al. – 4.
‘trockener Schleim in den Augenwinkeln’,  Klter (n.Z.),
4: BE-Il.
Lautf., Gram.: Do(o)d, Do(o)t, [dd, -t] SA-Ah Die, vereinz.
nw SA (außer nwaltm.), GA-Bo, verbr. ö Altm. n/mittleres JE2
mbrdb. elbostf., verstr. omd.; Tod CA-Ca, verstr. anhalt.; Doet,
[det]
HA-Oh, Id-Eilsa 58, Mda-Weg 91; Doud, [dout] Matthies 1903,25, verstr. sw Altm.; Daud, Daut, [daut] SA-Ku Zie,
verbr. w Altm.; duot OSCH-Di; det Mda-Ro, Mda-Fuhne 79
(vereinz. sw KÖ, KÖ-Me, DE-Ca Que, veralt.); [deod, -t] verbr.
nwaltm.; Doi Dat. Sg. JE2-Za; [dl] Dat. Sg. Mda-Fuhne 32
(DE-Ca).
Expandiere:
Lemma
Dd
Grammatische Angabe
m.
Gliederung
1.
Bedeutung
‘Ende des Lebens, Tod’ verbr.
Belege
  • forr dn worsch a schnor Dd DE-Ca
  • De Kunne von Greitchens Dod war wie’n Loopfüer dorch’t lütge Dörp e gahn; ... Rauch 1929,66
  • Rda.: dd un daiwel ‘allerhand (unnütze) Gegenstände’ Vk-Ask 68
  • diu sst iut as dai Deod ‘du siehst schlecht aus’ SA-Dä
  • en kint des ddes sn ‘bald sterben müssen’ Wb-Nharz 44
  • beim Sterben tun Doi kommen JE2-Za
  • en Dod von de Schippe huckt ‘mit dem Leben davongekommen sein’ Sprw-Börde
  • opp’n Dood forrferen ‘sich sehr erschrecken’ Wb-Holzl 76
  • sich zu Dode ängstijen ZE-Roß
  • dao künn’ jo den Dd daovon hämm ‘das kann einen sehr erschrecken’ Wb-Altm 36
  • de dd löppt äwwer mn graff ‘mir läuft ein eisiger Schauer über den Rücken’ Id-Quea 148
  • sik op’n Det verküllen ‘sich ernsthaft erkälten’ HA-Oh
  • Ich kann das uffen Td nich lei’n. Wb-Ak 105
  • op’n dt nich tschtn kennen Wb-Nharz 44
  • Darumme kann’n sek nich in’n Dod leggen ‘um diese Kleinigkeit soll man nicht viel Aufhebens machen’ Sprw-Harzvorlf 22
  • Sprw.: for’n dt is kein krt ewossen Wb-Nharz 44
  • De Dd will’n Ursack hämm. Wb-Altm** 47
  • de Dod kümmt ungeropen Bewohner-Altm 2,40
  • de Dod grippt ümmer da hen, wu’t an weihsten deiht HA-No
  • einen Det kann man bles starben HA-Oh
  • ummesiss is der Dod Sprw-Börde
  • Umsüs is de Dod, un de ook nich, Prester un Köster will’n ook ähr Deel. Bewohner-Altm 1,328
  • een si’n Dod, is dän änner si’n Broot STE-Hü.
  • Brauch: Nach Eintritt des D. werden dem Leichnam Mund und Augen zugedrückt. verstr. Am folgenden Morgen läuten zu Ehren des Verstorbenen die Kirchenglocken. Volksgl-Ma 38, Brauch-Anhalt 313. Die Totenwäscherin ( Ddenfr) geht im Ort umher und gibt den Todesfall bekannt, bei einem zweiten Rundgang wird von ihr oder einem Leichenbitter der Termin des Begräbnisses mitgeteilt. Die aufgebahrte Leiche stand bis dahin 4
  • 6 Tage im Sterbehaus, wo der Leichenzug bis ins 20. Jh. hinein seinen Anfang nahm. verstr.
  • zum Waschen, Anziehen und zur Aufbahrung des Toten  1Lke, zum Begräbnis  Begrfnis.
  • Volksgl.: Todesorakel geben
  • bes. zu bestimmten Gelegenheiten
  • an, wer oder wann jmd. stirbt. Um zu erfahren, ob man im neuen Jahr gesund bleibt, tritt man in der Silvesternacht mit einem brennenden Licht in jeder Hand vor den Spiegel, erscheint ein Leichenzug darin, wird man sterben. Vk-Anhalta 173. Das gilt ebenso für jmdn., der am Weihnachts- oder Silvesterabend in einer beleuchteten Stube einen doppelten, kopflosen oder keinen Schatten wirft. Volksgl-Ma 38, Vk-Anhalta 173 und 337. Auf wessen Seite sich bei der Trauung das Altarlicht trübt, der stirbt zuerst, erlischt es, steht der Tod bald bevor. Hochzeit-Altm 34, vgl. dazu u.a. Hochtt, Njr, Silvester, Twölften. Eine große Anzahl von Erscheinungen oder Ereignissen, die am oder im Anwesen wahrzunehmen sind, künden vom baldigen Tod eines Bewohners (in Auswahl): zeigt sich ein Käuzchen oder eine Eule im Gehöft oder lässt den Schrei hören, der als Kumm mit ausgedeutet wird (verbr.), stößt ein Maulwurf auf dem Grundstück auf (verbr.), heult ein Hund, bes. beim Läuten der Glocken (vereinz. Altm., Volksgl-Ma 35
  • CA-Fe), bellt ein Hund mit der Schnauze nach unten (Vk-Anhalta 172
  • CA-Zu, BE-GrMü), kräht ein Huhn oder krächzt ein Rabe auf dem Dach (verstr.), zirpt im Haus eine Grille (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta 172), sitzt eine Kröte im Keller (a.a.O. 172), kreisen Störche über einem Haus (vereinz. Altm.), hört man im Bett liegend einen Holzwurm (Volksgl-Ma 35, Vk-Anhalta 172,  Ddenr), findet man unter grünen Pflanzen wie Bohnen, Grünkohl u.a. ein Gewächs mit weißen Blättern (verstr.), knacken die Möbel (vereinz. Altm.), fällt ein Bild oder ein Spiegel von der Wand (Vk-Anhalta 172 und 337), klinkt eine Tür von selbst, poltert es auf der Treppe oder klopft es im Tischkasten (Volksgl-Ma 36, Vk-Anhalta 172), steht die Wanduhr plötzlich still (Volksgl-Ma 36, Vk-Anhalta 174
  • KÖ-Thu), wird im Backofen ein Brot vergessen (vereinz. Altm.), niest jmd. am Sonntagmorgen auf nüchternen Magen (Abergl-Altm 26), träumt man z.B. von weißer Wäsche, Blumen, Kränzen oder faulen Eiern (Vk-Anhalta 174). Bessert sich der Zustand eines Kranken am Sonntag, wird er bald sterben. Vk-Anhalta 174. Das gilt auch für kleine Kinder, bei denen nach der Geburt die Totenglocken läuten (Bewohner-Altm 2,138) oder die die ersten Zähne oben bekommen (vereinz. Altm.). Stirbt ein Pferd, darf man nicht darüber weinen, sonst stirbt jmd. in der Familie. Abergl-Altm 25 (SA-Sta). Einem Sterbenden wird das Kopfkissen weggezogen, um ihm das Sterben zu erleichtern und das Fenster geöffnet, damit die Seele fortziehen kann. Liegt eine Person in der Nacht im Sterben, müssen alle Hausbewohner geweckt werden, sonst bekommen sie den Todesschlaf, ähnlich verhält es sich mit dem Vieh im Stall. verstr. Alles muss aus dem Zustand herausgerissen werden, in dem es sich beim Eintritt des Todes befunden hatte, um die Lebenskraft zu erhalten, so werden z.B. Pflanzen und Tiere umgestellt. Der Tod des Hausherren wird dem Vieh, den Bienen und den Bäumen angesagt, damit sie weiterhin gedeihen. verstr. Um zu verhindern, dass der Tote ein  Nachzehrer wird, legt man ihm ein Geldstück in den Mund oder auf die Augen. vereinz. Altm. Es darf keine Träne auf den Toten fallen, sonst findet er keine Ruhe, aus diesem Grund sollte auch lautes Wehklagen unterbleiben. verstr. Gegenstände, die in Berührung mit dem Toten standen, sind für die Lebenden gefährlich, so muss das Namenszeichen aus der Wäsche entfernt werden, will man sie wieder tragen (verstr.), das Stroh, auf dem der Tote aufgebahrt war, verbrannt (Vk-Anhalta 182) und die Nadel, mit der das Leichenhemd genäht wurde, vergraben werden, da man mit ihr Unheil anrichten kann. verstr. anhalt. Streicht man hingegen mit der Hand eines Toten über ein Muttermal, eine Warze oder ein Überbein, vergehen diese. verstr.
2.
Bedeutung
in der Verbdg.: Td un L’m Kartenspiel
Verbreitung
4: Wb-Ak 171.
3.
Bedeutung
‘vertrocknete Blüte an Äpfeln, Birnen und Beeren’
Verbreitung
  • 3: vereinz. elbostf.
  • 4: verstr. anhalt.
Belege
d hasd en Dd jr nich abjemachd BE-Al.
4.
Bedeutung
‘trockener Schleim in den Augenwinkeln’,  Klter (n.Z.)
Verbreitung
4: BE-Il.