I. Zur Geschichte des Wörterbuches

Das Mittelelbische Wörterbuch (fortan: Me. Wb.) verkörpert den heute bei einem großlandschaftlichen Wörterbuch selten gewordenen Typ eines Einmannwörterbuches; es war die Mitte des Lebens und des Schaffens als Gelehrter von Karl Bischoff (*19.5.1905, †25.11.1983). Von hier aus ist das Me. Wb. auf das Engste mit dem persönlichen Schicksal K. Bischoffs verknüpft - gleichermaßen mit seinem 1933 beginnenden unermüdlichen Einsatz dafür, wie mit dem durch seine erzwungene Übersiedlung nach Mainz 1958 erfolgten Abbruch der Arbeiten an ihm.* Erst nach der Wiedervereinigung waren die Voraussetzungen dafür gegeben, das Me. Wb. wieder in den Kreis der in Arbeit befindlichen deutschen Mundartwörterbücher einzugliedern: Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig fühlte sich nach der Wende 1992 ihrem Mitglied Karl Bischoff gegenüber verpflichtet, das Wörterbuch in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen, sie schuf damit den Rahmen für die dringend erwartete Weiterführung der Arbeiten an ihm. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als langjähriger Wirkungsort Karl Bischoffs bot die äußeren Voraussetzungen dazu. Von diesem Zeitpunkt an datiert nach vierunddreißigjähriger Zwangspause die Weiterarbeit am Me. Wb. Die Grundlage dafür bot die dankenswerterweise erfolgte Aufnahme des Wörterbuchs in den Kreis der Akademienvorhaben der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Nach Auslaufen des so genannten Akademienprogramms wurde die Fortsetzung der Arbeit durch alleinige Förderung seitens des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht. Ihm gebührt dafür besonderer Dank.

Unterstützung und Hilfe erhielt das Mittelelbische Wörterbuch auf seinem Weg ab 1992 von vielen Seiten. An erster Stelle ist der Familie Bischoff zu danken, sie schenkte dem Wörterbuch den wissenschaftlichen Nachlass und die Arbeitsbibliothek Karl Bischoffs, dann der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die dem Wörterbuch in vielfacher Hinsicht zur Seite steht. Hervorgehoben seien aus dem Kreis der Helfer ferner Dr. Rudolf Post (Freiburg Br.), der sein Kartierungsprogramm zur Verfügung stellte, das Niedersächsische Wörterbuch, das Thüringische Wörterbuch, das Brandenburg-Berlinische Wörterbuch und das Braunschweigische Landesmuseum für das Überlassen von Fragebogen bzw. Zettelsammlungen zum Me. Wb. gehörender Gebiete, das Heimatmuseum Ballenstedt, das Freilichtmuseum Diesdorf und das Börde-Museum Ummendorf, die die notwendigen Vorlagen für die enthaltenen Abbildungen bereitstellten und Herrn Professor Dr. Hans-Joachim Solms, der dem Wörterbuch vor allem im verwaltungstechnischen Bereich zur Seite steht. Dem Obersächsischen Wörterbuch ist für die ideelle Hilfe beim Anlaufen der Arbeiten zu danken. Nicht zuletzt ist Professor Dr. Manfred Lemmer (Halle) für seine Bemühungen hervorzuheben, das Me. Wb. nach der Wende als selbstständige Arbeitsstelle zu etablieren und die Unterstützung, die das Wörterbuch von Professor Dr. Friedhelm Debus (Kiel) und Professor Dr. Wolfgang Kleiber (Mainz) erfuhr.

II. Aufgaben des Wörterbuches

Aufgabe des Me. Wb.-s ist es, den Mundartwortschatz des nördlichen (niederdeutschen) und mittleren (mitteldeutschen) Teiles Sachsen-Anhalts (zur genauen Abgrenzung vgl. III.) semasiologisch und lautlich zu dokumentieren – vornehmlich im Hinblick auf seine sprachgeographische Struktur, wenn möglich auch im Hinblick auf seine soziologische Schichtung und auf seine stilistische Funktion. Beispielsätze und Phraseologismen sollen freilich nicht nur den Gebrauch des mundartlichen Wortgutes im Satzzusammenhang verdeutlichen, sondern gleichzeitig auch in Lebenswelt und Denkweise der Mundartsprecher einführen. Besonderer Wert wird auf das Einbeziehen volkskundlich relevanter Sachverhalte gelegt, diese sind (soweit sie aus den volkskundlichen Teilbereichen Volksglauben sowie Sitte und Brauch stammen) durch diesbezüglichen Ausführungen vorangestelltes Volksgl. oder Brauch markiert. Fachsprachliches Wortgut ist insbesondere aus der die Elborte prägenden Schifffahrt vertreten; Fremdwörter nur, soweit sie in der Mundart heimisch sind. Flurnamen werden berücksichtigt, wenn sie von landeskundlicher Bedeutung und sprachgeographischer Aussagekraft sind; restliche Namen (Ruf-, Ortsnamen) nur dann, wenn sie als Bestandteil von Redensarten, Reimen usw. auftreten.

Der semasiologischen Zielstellung tritt im Wörterbuch zusätzlich eine onomasiologische zur Seite, um über den Bestand an sinngleichen Wörtern zu informieren.

III. Wörterbuchbereich und Quellen

Der geographische Rahmen des Wörterbuches wurde 1935 von Prof. Dr. Mitzka, dem Leiter des Kartells der deutschen Mundartwörterbücher, K. Bischoff vorgegeben: Dem Wörterbuch fiel, um die Lücke innerhalb des Verbundes der deutschen Mundartwörterbücher zu schließen, die Aufgabe zu, den landschaftsgebundenen Wortschatz des altmärkisch-jerichowisch-magdeburgisch-nordharzischen Gebietes zu erfassen - also den des niederdeutschen Teiles der Provinz Sachsen. 1940 teilte K. Bischoff in der Zs. f. Mundartforschung 16, S. 19 ergänzend und präzisierend mit: "Da nun … Anhalt verschiedentlich im nördlichen Wortverband bleibt, so haben wir die beiden noch fehlenden anhaltischen Kreise Bernburg und Dessau-Köthen zum Wörterbuchgebiet genommen. Anhalt, das nun einmal eine Übergangsstellung einnimmt, wird jetzt als Ganzes von Magdeburg [dem damaligen Sitz des Wörterbuches - G. K.] aus erfaßt."

Gleichzeitig erfolgte eine Änderung der Wörterbuchbezeichnung. An die Stelle des im Hinblick auf sprachliche Zusammenhänge ursprünglich gewählten Namens "Ostfälisches Wörterbuch" trat "Mittelelbisches Wörterbuch" als rein geographische Umschreibung des sprachlich heterogenen Wörterbuchgebietes: In sich unterschiedliche niederdeutsche und auf niederdeutscher Grundlage beruhende mitteldeutsche Mundarten bildeten fortan seine Arbeitsgrundlage.

Das Belegmaterial des Me. Wb.-s (Archiv von rund 250.000 Zetteln, auf denen häufig eine Vielzahl von Belegen zusammengefasst ist) entstammt

  1. den zwischen 1936 und 1939 an rund 600 Orte verschickten 9 Fragebogen mit je 50 Fragen und den zwischen 1953 und 1956 versandten Fragebogen 10 und 11 mit 114 bzw. 122 Fragen.
  2. Nacherhebungen (Direktaufnahmen) zu einzelnen Gebieten durch einen Wörterbuchassistenten in den Jahren 1955–1958. Teile des Grundwortschatzes wurden nicht flächendeckend abgefragt.
  3. Privatsammlungen von Mundartsammlern im Wörterbuchgebiet, mehrheitlich aus der Zeit Mitte der dreißiger Jahre.
  4. den (erreichbaren) gedruckten sowie hand-/maschinenschriftlichen Abhandlungen über die Mundarten des Wörterbuchgebietes.
  5. (in Auswahl) Veröffentlichungen von Mundartbeiträgen in Kreiskalendern, Lokalzeitungen usw.
  6. (in Auswahl) Veröffentlichungen von Mundartschreibern.
  7. (in Auswahl) Exzerptionen aus gedruckten historischen Quellen und aus handschriftlichen archivalischen Quellen.

IV. Stichwortansatz

Das Nebeneinander von niederdeutschen und mitteldeutschen Mundarten legt einen zweifachen Stichwortansatz nahe: Für die nur niederdeutsch belegten Wörter, deren vokalische Längen jeweils durch einen Längenstrich gekennzeichnet sind, wird ein jeweils die in sich unterschiedlichen niederdeutschen Mundarten überwölbendes normalisiertes niederdeutsches Stichwort gewählt, das auf dem Mittelniederdeutschen basiert, für nur mitteldeutsch vertretenes Wortgut analog dazu dessen standardsprachliche Form oder, falls eine solche fehlt, eine nach lautgesetzlichen Kriterien vorgenommene Verhochdeutschung. Von stark abweichenden Nebenformen kann auf das Hauptlemma verwiesen werden. Wörter, die niederdeutsch und mitteldeutsch belegt sind, werden unter dem niederdeutschen Lemma abgehandelt, das hochdeutsche Lemma wird, dem niederdeutschen Grundcharakter des Wörterbuchgebietes entsprechend, als Verweislemma angeführt. Von ihm wird mit einem nachgestellten Pfeil () auf das Hauptlemma verwiesen. Die Verweise hd. nd. werden bei Kompositareihen (bei Substantiven und zusammengesetzten Verben) in der Regel zu einem Sammelverweis zusammengefasst, der auf das niederdeutsche Lemma des Bestimmungswortes sowie auf damit gebildete niederdeutsche und standardsprachliche Lemmata der Komposita hinweist. Existieren in der jeweiligen Kompositareihe sowohl nur hochdeutsch belegte und deshalb standardsprachlich angesetzte Komposita als auch niederdeutsch und hochdeutsch belegte und deshalb niederdeutsch angesetzte Komposita, wird vom standardsprachlichen Wort mit in Klammern gesetztem Bindestrich auf das niederdeutsche Lemma mit in Klammern gesetztem Bindestrich und dem vorangestellten Hinweis ‘auch’ verwiesen: Leim(-)  auch Lm(-).

Existieren in einer Kompositareihe dagegen nur niederdeutsch und hochdeutsch belegte und deshalb niederdeutsch angesetzte Komposita, wird vom standardsprachlichen Wort mit in Klammern gesetztem Bindestrich ohne ‘auch’ auf das niederdeutsche Lemma mit in Klammern gesetztem Bindestrich verwiesen: hinterher(-)hinderhr(-).

Existieren nur Komposita und kein Simplex, so entfallen bei den Sammelverweisen analog dem Usus bei Komposita aus Simplex + Simplex die in Klammern gesetzten Bindestriche. Lehr-  auch Lr- / Reiß-Rt-. Nur hochdeutsch belegte Komposita sind unter dem hochdeutschen Lemma zu finden.

Fremdwörter werden in der Form angesetzt, in der sie im Duden erscheinen. Fehlen sie dort, erscheint das Lemma in der jeweiligen Fremdsprache.

Homonyme erhalten jeweils eigene Stichwörter, die durch eine hochgestellte arabische Ziffer unterschieden werden. Gleich lautende Lemmata unterschiedlicher Wortarten werden in der Reihenfolge Substantiv-Verb-Adjektiv/Adverb angeführt.

Komposita werden in der Regel selbstständige Stichwörter eingeräumt, primär soll damit eine übersichtliche Darbietung der jeweiligen, nicht immer mit den Simplizia übereinstimmenden Formenteile gewährleistet werden.

Diminutivbildungen erhalten nur bei deutlicher Bedeutungsdifferenzierung eigenständige Lemmata.

Historische Belege erscheinen nicht als selbstständige Stichwörter, wenn sie der heutigen Mundart abgehen, sie werden jedoch (nach der von den Aufnahmen K. Bischoffs her möglichen Weise) in Auswahl vertiefend dem heute lebenden Wortgut in der Form ihrer Quellen nachgestellt.

Beigeordnet sind den Stichwörtern grammatische Angaben, sie beschränken sich in der Regel auf die Angabe der Wortart. Substantive sind an der Genusangabe erkennbar.

Die Stichwörter sind alphabetisch geordnet, die Umlaute ä, ö, ü sind gleich a, o, u.

V. Artikelaufbau

Folgende Maximalstruktur liegt zugrunde:

  1. Lemma
  2. Grammatische Angaben
  3. Bedeutungsangaben
  4. Angaben zur Beleghäufigkeit und zur geographischen Verbreitung
  5. Belegteil
  6. Formenteil
  7. Kompositaverweise

zu 1. und 2. vgl. unter IV.

zu 3: Die Bedeutungsangabe steht in einfachen Anführungszeichen, sie erfolgt entweder durch Paraphrasierung oder durch Angabe eines standardsprachlichen Lexems mit entsprechender Semantik. Bei semantischer und formaler Übereinstimmung des Stichworts mit der Standardsprache steht verkürzt: wie Standardspr. (= Standardsprache), bei semantischer Kongruenz, aber formaler Differenzierung (in der Regel niederdeutsche Form versus hochdeutsche Form) das in Anführungszeichen gesetzte hochdeutsche Pendant. Bei alphabetischer Nachbarschaft zu gleichbedeutenden Stichwörtern kann die Bedeutungsangabe verkürzt werden durch: dass. wie  […], oder bei unmittelbarer Aufeinanderfolge auch durch: dass. Gegebenenfalls wird die Bedeutungsangabe durch außerhalb der Häkchen stehende zusätzliche semantische, sachliche oder kommunikative Angaben (z.B. solche zur zeitlichen Geltung: früher, veralt. (= veraltet), zur sozialen Differenzierung: Schifferspr. usw. und zur stilistischen Markierung: abw. (= abwertend), derb usw.) erweitert.

Hat ein Wort mehrere Bedeutungen, werden diese durch arabische Ziffern voneinander abgehoben, die in sich durch a, b usw. spezifiziert werden können. Als Gliederungsprinzip gilt: konkrete Bedeutung steht vor übertragener, häufig belegte Bedeutung vor selten belegter. Auf etymologisch verwandten Wortschatz kann hingewiesen werden durch: vgl. Wenn erforderlich, wird, angekündigt durch einen schräg nach oben gerichteten Pfeil (), auf jeweils sinngleiche Wörter hingewiesen. Als Zentralartikel für das summierende Anführen der Synonyme fungiert in der Regel die Bezeichnung mit der größten räumlichen Verbreitung. Von den jeweiligen Synonymen wird mit gleicher Markierung vor dem Stichwort des Zentralartikels auf diesen rückverwiesen. Erübrigt sich wegen zu geringer Synonymenzahl ein Zentralartikel, wird durch vgl. auf vorhandene Synonyme hingewiesen. Neben Zentralen, die von Fragebogenabfragen her Vollständigkeitsanspruch haben, existieren in Band 2 aus der Bearbeitung der Artikel H–O resultierende Teilzentralen (gekennzeichnet durch TZ), die nach der Lemmatisierung der Alphabetstrecken A–G (Band 1) und P–Z (Band 3) zu vervollständigen sind.

zu 4: Die Beleghäufigkeit wird durch die verallgemeinerten Angaben allg., verbr., verstr. und vereinz. beschrieben, sie können auf Mundartgebiete, Landschaften und Kreisgebiete bezogen werden und bezeichnen die Quantität der Belege im jeweiligen Gebiet. Vereinz. bezeichnet ausdrücklich die ungleichmäßige Verteilung innerhalb des angegebenen Geltungsgebietes, die anderen Angaben weisen auf gleichmäßige Verteilung hin. Eine Häufigkeitsangabe, die für das gesamte Bearbeitungsgebiet gilt, steht ohne Verbreitungsangabe.

Angaben zur geographischen Verbreitung werden von zwei Bezugspunkten her gemacht: 1. von den im Wörterbuchbereich vertretenen Hauptmundartgebieten her (nwaltm., brdb. (nbrdb./mbrdb.), elbostf., omd. (nthür./anhalt.)) oder von den in ihnen vorkommenden Landschaftsbezeichnungen her (Altm., Börde, Holzl., Harzv., Nharz.) (vgl. Karte “Sprachraumgliederung”), 2. durch die Angabe von Kreisgebieten (vgl. Karte “Kreiseinteilung”), Ortspunkten oder Quellenangaben.

Die Reihenfolge der Verbreitungsangaben schließt sich der geographischen Lagerung der Hauptmundartgebiete im Wörterbuchgebiet an, sie beginnt im Nordwesten (nwaltm.) und endet im Südosten (omd.). Zur optischen Sofortmarkierung werden den einzelnen Mundartgebieten arabische Ziffern vorangestellt: 1: nwaltm., 2: brdb. (nbrdb./mbrdb.), 3: elbostf., 4: omd. (nthür./anhalt.).

Die Angabe von Kreissiglen erfolgt innerhalb dieser Gliederung ebenfalls in der Reihenfolge ihrer Lage von Nordwesten nach Südosten. Ortspunkte erscheinen in alphabetischer Folge.

Wort- und lautgeographische Zusammenhänge werden bisweilen durch Karten verdeutlicht. Als Kartentyp wurde eine Mischung von Isoglossen- und Punktsymbolkarte gewählt, um Kerngebiete und Streuvorkommen deutlich hervortreten zu lassen.

zu 5: Aufgabe des Belegteiles ist es, die semantischen, grammmatischen und kommunikativen Anwendungsbedingungen des Lemmas zu verdeutlichen. Er enthält mithin (kursiv gesetzte) Belegsätze oder Wortgruppen, Phraseologismen, Sprichwörter, Rätsel, Reime u.ä. in der genannten Reihenfolge. Ab Phraseologismen wird die Gruppe fester Wendungen, denen die angeführten Belege zuzuordnen sind, genauer bezeichnet: Sprw., Rätsel, Bastlösereim usw. Historische Belege werden immer am Ende des Belegteils zitiert. Die Darbietung der Belege kann mit Sachbeschreibungen oder volkskundlichen Angaben verknüpft bzw. in diese eingebettet sein. Durch einen waagerechten Pfeil kann innerhalb der Bedeutungs- oder Sachangabe auf sachlich damit in Zusammenhang stehende Lemmata verwiesen werden.

zu 6: Als Anhang wird bei entsprechender Differenzierung des Belegbestandes ein Formenteil angefügt. Er soll, da die Stichwörter jeweils in standardisierter Form angesetzt sind, vornehmlich die tatsächlich gesprochenen Formen und deren geographische Verteilung dokumentieren. Der Formenteil folgt im Prinzip dem sub 4. praktizierten Verfahren. Im Gegensatz zu 4. fungiert hier jedoch die dem Lemma am nächsten stehende Form als Ausgangspunkt der geographischen Aufschlüsselung, als Endpunkt die ihm am fernsten stehende. Auf die Markierung der vier Hauptmundartgebiete durch eine vorangestellte Ziffer wird hier verzichtet. Lautlich identische, sich nur durch die Graphie unterscheidende Formen werden durch Komma, sich lautlich unterscheidende Formen durch Semikolon abgetrennt. Wortformen aus volkskundlichen Abhandlungen finden keine Berücksichtigung im Formenteil, wenn sie als zur Beschreibungssprache gehörend aufgefasst werden. Der Hinweis Nbf(f). erscheint vor Lautformen, die sehr stark vom Lemma abweichen oder aber vor Wortbildungsvarianten, denen in diesem Fall aufgrund des vereinzelten Vorkommens keine eigenständigen Stichwörter eingeräumt wurden.

Zusätzlich können im Formenteil auch grammatische Besonderheiten dargestellt werden (markiert durch: Gram.:). Darunter werden bei Substantiven Formen außerhalb des Nominativ Singularis und vom Stichwortansatz abweichende Genera verstanden, bei Verben Konjugationsfälle außerhalb des Infinitivs. Darüber hinaus werden im For-menteil vereinzelt etymologische Hinweise und Verweise auf weiterführende Literatur dazu gegeben (markiert durch: Etym.:).

zu 7: Durch Absatz abgehoben, stehen am Ende der Artikel, eingeleitet durch Zus(s). die Komposita mit den jeweiligen Simplicia (bei Substantiven, Verben, Adjektiven/Adverbien). Bei ihrer Anführung wird das Grundwort durch einen Bindestrich ersetzt, sofern seine Form mit der des Simplex-Stichwortes übereinstimmt. Bei Abweichungen (meist nd. Lemma des Grundwortes vs. standardsprachliches Lemma des Kompositums) wird das Lemma des Kompositums vollständig ausgedruckt. Die Komposita werden den Sememen des Simplex zugeordnet: zu 1. usw., Komposita die nicht zugeordnet werden können, erscheinen zuletzt unter ‘sonstiges’. Auf Komposita, die selbst polysem sind und mehreren Sememen des Simplex bzw. auch der Sparte ‘sonstiges’ zugeordnet werden können, wird auch mehrfach verwiesen. Aus Gründen der Bearbeitungstechnik enthält Band 2 lediglich die Komposita der Alphabetstrecke H–O, mit der aus Gründen der Zweckmäßigkeit begonnen wurde.

VI. Zitier- und Schreibweise

Veröffentliche Quellen des Wörterbuches (Ortswörterbücher, Urkundenbücher, volkskundliche Beschreibungen usw.) werden mit einer abgekürzten Quellenangabe (Sigle) zitiert, unveröffentlichte Quellen (Fragebogenbelege, handschriftliche Sammlungen, Diplomarbeiten usw.)c–cgemeinhin solche ab den dreißiger Jahren dieses Jahr-hundertsc–chingegen mit einer Ortsbezeichnung. Das Siglenverzeichnis ist hier beigefügt, die unveröffentlichten Quellen werden im Anschluss daran (mit Angabe ihres jeweiligen Ortspunktes) gesondert angeführt. Ist in der Sigle lediglich eine übergreifende Landschaftsbezeichnung angegeben oder fehlt dort eine geographische Markierung, wird nach Möglichkeit im Wörterbuch durch in Klammern beigefügte Ortsangaben präzisiert. Die Ortsangaben setzten sich aus der in Versalien gesetzten abgekürzten Kreisbezeichnung und der durch Bindestrich angefügten, ebenfalls abgekürzten normal gesetzten Ortsbezeichnung zusammen (vgl. Verzeichnis der Kreis- und Ortsnamen).

Belege und beschreibender Text sind typographisch voneinander abgehoben: Mundartwörter, Satzbeispiele und Verweisungen stehen in Kursivschrift, Lemmata und Gliederungsmarken im Fettdruck. Bedeutungsangaben sind in einfache Anführungszeichen eingeschlossen. Die Belege werden in der Regel in der Schreibung der Quellen wiedergegeben, schwer verständliches Wortgut ist übersetzt. Die Übersetzung steht in Klammern. Um allgemeine Lesbarkeit zu gewährleisten, werden Belege, die in Lautumschrift vorliegen, in eine der standardsprachlichen Schreibweise nahe stehende Form (in Anlehnung an den Gebrauch von Mundartschriftstellern) übertragen. Ersetzt werden dabei gemeinhin nur spezielle Lautumschriftzeichen; Vokale mit Längenmarkierung sowie und å für verdumpftes a werden beibehalten, Substantive werden groß geschrieben.

Formenteil und Kompositaverweise sind petit gedruckt, Lautformen und Komposita zusätzlich kursiv. Der der Vorbereitung einer Landschaftsgrammatik dienende Formenteil wird stets in der Schreibung der zitierten Quellen (zu deren Praxis vgl. die jeweiligen Einleitungen) angeführt, teilweise also in Lautumschrift (nach Teuthonista 1. 1924/25, S. 5). Um Doppeldeutigkeiten zu vermeiden, die durch die Verwendung gleicher Zeichen in Laut- und Normalschrift entstehen können, sind die Teuthonista-Formen in eckige Klammern gesetzt.

Halle, im Februar 2002 Gerhard Kettmann