Nett n. 1. ‘geflochtenes oder geknüpftes maschiges Gebilde’ – a. versch. Art, für versch. Zwecke, verstr. – b. zum Fischfang,  Schfhmen, 2: SA-Sta, CALV-Uth, verstr. JE2, 3: Lindaua o.J. 108, HA-No – dät jrte Nett ‘großes, ca. 200 m langes Netz’ JE2-Scho. – c. zum Einkaufen, 2: Elbschifferspr. 404 (JE2-Mi). – 2. ‘Spinnennetz’ 2: JE2-Scho, 3: Hbl-Ohre 1928 Nr.1/Wöhlbier (HA-Eim) – … twischen de Blaumen hett Krützspinnen öhre Netze makt Hbl-Ohre 1928 Nr.1/Wöhlbier (HA-Eim). – 3. ‘Nachgeburt des Viehs’, bes. von Rindern und Pferden,  Hmen, 2: Brauch-Rie 749, ZE-Bra, 3: GA-Nie, HA-Bee Bre, 4: verstr. anhalt. – es Neds jd wech ‘das Tier verliert die Nachgeburt’ BE-Dro.
Lautf.: Nett, [net] Wb-Altm 146, SA-Sta, CALV-Uth, verstr. JE2, vereinz. elbostf.; Netz, [nets] verstr.; [neds] Elbschifferspr. 404 (JE2-Mi), vereinz. BE; nez Wb-Nharz 134; näts Mda-Ro. Zus.: zu 1.: Hr-.
Nettel f. PflN 1. ‘Brennnessel’ 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhalta 286 – Sprw.: Klk Höner legg’n k towln in Nett’l. ‘Jeder macht einmal Fehler, irrt einmal.’ Wb-Altm 146. – 2. ‘Klappertopf’ 1: SA-Rist. – 3.Dwe Nettel.
Lautf., Gram.: Nett(e)l Wb-Altm 146, Spr-Altm 83, vereinz. elbostf.; Neteln Pl. Heimatland-Ga 1930 Nr. 10; nettele OSCH-Di; netle Wb-Nharz 134; [ned()l] SA-Rist, GA-Da; Neddeln Pl. Bewohner-Altm 2,88, Pohlmann 1905,59; Nesseln Pl. Sprw-Börde, Vk-Anhalta 286; [nätl] SA-El Ev GrGe; [nätln] Pl. vereinz. nwaltm., SA-Sa, GA-Fau; [nt] Nd-Börde § 106. Zuss.: zu 1.: Hder-, Hr-, Hner-.
Nwelei n. 1. ‘ungewöhnlich kleines Hühnerei’,  Kkenei, 1: SA-Bre, 2: verstr. w Altm., 3: vereinz. s GA – Volksgl: Durch das Werfen eines N. über das Dach werden die Hühner zum Legen größerer Eier angeregt. SA-Bre Dä, GA-Eick. – 2. ‘Hühnerei ohne Eigelb’ 3: Wb-Holzl 146 (WA-KlWa).
Lautf.: Newelei SA-Im, GA-Wer; Nebel- vereinz. w Altm. s GA, -ai Wb-Holzl 146 (WA-KlWa); Näbel- SA-Str, GA-Bös Hö; Nebels- SA-Bre; Näwels- SA-Ban HTr. – Etym.: wohl volksetym. Umdeutung von  Nwersei.
nwelig Adj. ‘neblig, dunstig’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., ZE-Roß, 3: WO-HWa, HA-NHa Oh, Wb-Nharz 134, CA-Salz, BE-He, 4: vereinz. w anhalt. – dat is doch seo naiwlich dat’n nich fan ’n Hius nao anna kkng kann SA-Dä.
Lautf.: nwelich, [nwli] vereinz. w anhalt.; näwelich, [nwli] SA-Wü Zie, verstr. Altm., WO-HWa, HA-NHa Oh, CA-Salz, BE-Ad Scha; [nwli] SA-Jü; [nwoli] SA-GrGe; [nwuli] SA-Ah; [naiwli] SA-Dä; [näiwli] SA-Ch; [näiwali] SA-El; [nwli] SA-Sal; [nwli] SA-Ku, vereinz. Altm.; nblich, [nbli] vereinz. Altm., HA-Oh; new(w)elich, [newli] ZE-Roß, Wb-Nharz 134, BE-He; nabellig GA-Vi.
nwenan Adv. ‘seitwärts angrenzend, daneben’ 1: SA-Dä, 2: JE2-Scho, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be – ik j nunan rüm JE2-Scho.
Lautf.: nebenanne Wb-We* 227; nbenan HA-Oh; -ne OSCH-Di, nben- Wb-Nharz 133; [nn] Wb-Be; [nunan] JE2-Scho; [nai-] SA-Dä.
nwenb Adv. 1. ‘daneben, in unmittelbarer Nachbarschaft’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 133. – 2. ‘neben der Hauptsache, nebenher’ – hai hat dat noch nai’mb maokt 1: SA-Dä.
Lautf.: nbenb HA-Oh, nben- Wb-Nharz 133; [naib] SA-Dä.
nicht allg. 1. Adv. eine Verneinung ausdrückend – nich veel WE-Sa; hemm wie nich OST-Los; lat mick nich in Stich HA-Bee; dat heff ik mn Laifdach noch nich sain SA-Dä; Das schadt doch niche! Wäschke 71913,4; ek hewwe’t ne forbn, d nich hen te gn Wb-Nharz 134; mit doppelter Verneinung: kn Brt nich Wb-Altm 146; dor had g Haus nich DE-Ca; Wenn denn och Krischan kane Nummer nich hat Spr-Asch 36. – 2. Pt. – a. zur Bekräftigung bei vergewissernden Entscheidungsfragen – is dne Mudder nich te Hs? HA-Oh; soste nich hen kommen? Wb-Nharz 134; ich hawwe Hungor, hennich (nicht wahr) d jiwwesd mich anne Bumme (bestrichene Brotscheibe)? Mda-Fuhne 152 (DE-Ca). – b. zur Bekräftigung oder Verstärkung in Ausrufen – watte nich sechst Wb-Nharz 134.
Lautf.: nicht SA-Ra, Wb-We* 228; nich, [ni] verbr.; niche, [ni] (bes. in Endstellung) Mda-sJe1 7 (verstr. s JE1), ZE-Roß, verstr. mittleres/s elbostf., vereinz. anhalt.; nch(e) Wb-Nharz 134 (WE-Elb); Verbdg.: [heni] Mda-Fuhne 152 (verstr. w/mittleres anhalt., bes. ältere Generation); hinnich, [hini] vereinz. mittleres anhalt.
nicken Vb. 1. ‘den Kopf kurz senken und wieder heben’, vgl. nickköppen, nucken, verstr. – dat Nickng is seo fae as jao seggng SA-Dä. – 2. ‘ein wenig, leicht schlafen’,  slpen, 2: ZE-Roß, 4: Wb-Be.
Lautf.: nick(e)n; außerdem: [nik] vereinz. nwaltm., SA-Sa, ZE-Roß; [nign] verstr. BE; [nig] DE-Or. Zus.: zu 2.: in-.
Njr n. 1. ‘erster Tag des neuen Jahres’ verbr. – in’t Njer hüppen HA-Oh; Prost Nijaar, schitt opp’t ool Jaar! Glückwunsch zum neuen Jahr, Wb-Holzl 146 (HA-Eil); Neujahrswünsche:‘nen ganzen Stall vull Rinner,
‘ne ganze Stuuw vull Kinner,
‘ne ganze Taß
(Banse) vull Müüs,
‘nen ganzen Kopp vull Lüüs.
Vk-Altm 219 (SA-Be);
Ich wünsche fröhliches, neues Jahr!/
Bei jedwedes Schaf ein Lämmchen,/
Bei jedwede Kuh ein Kälbchen,/
Eine brave Scheune voll Korn!
Vk-Anhalta 39 (ZE-Rie);
Wetterregel: Moangrout (Morgenrot) an Naijoasdach bringkt Unvra (Unwetter) un mannich Ploach. SA-Rist. – Brauch: Das neue Jahr wurde durch das Läuten der Kirchenglocken am Nachmittag des Silvestertages (Vk-Harz 8,21) oder unmittelbar nach dem Jahreswechsel (Gesch-Ro 107) begrüßt. Im Harz stellten sich die Knechte auf einen freien Platz und ließen durch taktmä- ßiges Knallen der Peitschen ein Lied ertönen. Vk-Harz 8,22f., Pröhle 1858,260 (WE-Rok). In Quedlinburg wurde das Neujahr “abgeholt”, d.h. die Herren des Stifts zogen mit einem Monstranzkasten zur Äbtissin, Pröbstin und Dechantin, um Gaben einzusammeln. Vk-Harz 8,22. Im gesamten Gebiet gingen am Silvesterabend oder am Neujahrstag Knechte, Hirten oder die Burschen des Ortes singend und meist mit versch. Lärminstrumenten ( Tte,  Rumpelpott) von Haus zu Haus, um Gaben wie Eier, Wurst, Früchte, Brot oder um Geld zu erheischen ( umsingen). Heischevers:Nüsse ‘raus, Äpfel raus!
Sonst schmeiß ich’n großes Loch ins Haus.
Sing ich wenig,
Krieg’ ich ‘nen Pfennig;
Sing ich mehr,
Krieg’ ich ‘nen Zweer.
Ackerbau-Anhalt 275 (BA-Neu).
Das erhaltene Geld wurde in einen mit Häcksel gefüllten Zweischeffelsack gelegt. Brauch-Ma 251 (WO-HWa). Am Neujahrssingen beteiligten sich z.T. Pfarrer und Kantor, die zusammen mit ihren Schülern durch den Ort zogen, um das Geld einzutreiben, das ihnen von allen Einwohnern gezahlt werden musste und zu ihrem Gehalt gehörte (verstr. elbostf., verbr. anhalt.); statt Geld erhielten sie auch Eier (verstr. Nharz.) oder Würste, die beim Schlachten extra für diesen Zweck hergestellt wurden. Vk-Anhalta 203 (KÖ-KlPa). In Aken unternahmen die mit einer weißen Schürze bekleideten Fährleute einen Heischegang. Wb-Ak 120. N. war ein Termin für den Gesindewechsel (verbr.). – Volksgl.: Zu N. sollte man etw. Quellendes wie Reis oder Hirse essen, damit das Geld nicht schwindet. Brauch-Rie 746, CA-Lö, Vk-Anhalta 202 (verstr. anhalt.). Bereitet man Hering, muss es Rogener sein. Vk-Altm 219. Aus versch. Handlungen oder Beobachtungen konnten Aussagen über das kommende Jahr gewonnen werden: Üblich waren z. B. Bleigießen (Vk-Altm 220, Brauch-Ma 255) oder das Aufschlagen des Gesangbuchs, bei dem aus dem zufällig gefundenen Lied auf die Zukunft geschlossen wurde. Brauch-Ma 255 (WO-HWa). Blickt man um Mitternacht durch das Schlüsselloch der Kirche, sieht man die Menschen, die im kommenden Jahr sterben werden. Vk-Altm 220, Brauch-Ma 255 (HA-Sü). Geht man zwischen 23 und 24 Uhr in ein halbdunkles Zimmer und sieht einen Schatten ohne Kopf, muss man im neuen Jahr sterben. Brauch-Ma 255 (HA-Alv). Die Mädchen konnten den zukünftigen Ehemann erblicken, indem sie in der Stunde vor Mitternacht entweder durch die Beine hindurch in den Ofen blickten (Vk-Altm 220) oder sich unbekleidet auf den Ofen setzten. Brauch-Ma 255 (HA-Alv). Weist ein über die rechte Schulter geworfener linker Pantoffel mit der Spitze hausauswärts, wird das Mädchen aus dem Haus gehen, also heiraten. Vk-Altm 220. Damit die Hühner im neuen Jahr gut Eier legen, wird am Neujahrstag im Hof eine Kette kreisförmig ausgebreitet und das Futter hineingestreut. Brauch-Rie 746. Sonnenschein zu N. verspricht eine gute Ernte im Jahr. SA-Net. Scheint die Sonne auf den Altar, gerät der Flachs gut. Vk-Altm 219. Durch Gewehrschüsse in der Neujahrsnacht wird die Fruchtbarkeit der Obstbäume gefördert (OST-Sa, STE-Scha); aus dem gleichen Grund wird um jeden Baum eine Hand voll Stroh gebunden (STE-Scha Scher, Sagen-Havel 324). – 2.Großneujahr.
Lautf.: Niejahr, -jaar; außerdem: Njer HA-Oh; Niejaohr Brauch-Ma 255 (WO-Ol); [naij] SA-Rist; Neijr Wb-Ak 120, [naijr] Wb-Be; Nijahr Bewohner-Altm 1,351; Neujahr verstr. anhalt.; Ntjr QUE-Di.
nippe Adv. 1a. ‘genau, zielgerecht’ 2: SA-GrGe, STE-Wa – nipp toufaten SA-GrGe. – 1b. ‘auf eine geringe Furchenbreite gestellt’, vom Pflug, 2: Vk-Anhalta 21 (ZE-Na), 3: Wb-Holzl 146 (OSCH-Osch). – 1c. ‘genau, scharf, deutlich’, auch ‘aufmerksam’, vom Sehen und Hören, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. n/mittlere Altm., vereinz. s Altm., JE2-Scho, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 181 – npe henkken HA-Oh; Nu hört mal niepe tau, wie wi dat maken willt! Lindauc o.J. 28. – 2. dass. wie  nipper, 2: Wb-Altm 147, STE-GrMö, 3: Id-Queb 13. – 3. ‘wenig’ 2: JE2-Scho.
Lautf.: nippe, [nip] vereinz. s Altm., JE2-Scho, Vk-Anhalta 21 (ZE-Na), Rauch 1929,49; nip, [nip] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm., Beiträge-Nd 66 (WO-HWa); niepe, [np] verstr. elbostf., Mda-Sti 181; [np] STE-Sa. – Etym.: zu mnd. np, nippe ‘genau, aus der Nähe’, vgl. HWb-Mnd 2,1103f.