gwen Vb. allg. 1a. ‘aushändigen, überreichen’ – jiff mick man mal ’n Afflejjer HA-Bee; ... un gaw dat den Burn. Hausfr-Altm 1929,24 (STE-KlMö); or jiwwed seine Fraue en Schlissel BE-Ra; Den Breef kann ik Se nu nich gewen ... Heimatkalender-Je 1923,95 (JE2-Vie). – 1b. ‘schenken, spenden’ – där jift mick wat WA-Alt; Sprw.: je’m armet nich Wb-Holzl 112; Wer jäern jifft, fräggt nich lange. Vk-Harz 3,58; mit jeben wuchert man am besten OSCH-Grö. – 1c. ‘reichen, zum Nehmen hinhalten’, auch ‘als Nahrung oder Futter reichen/gereicht werden’ – de Klne de Brust j’m Wb-Ak 75; ... denn jaab’n sich de beed’n Partn’r de Hand ... Heimatkalender-Ze 1962,92 (ZE-Ze); Wat gift et tau ten? Wb-We 36; Melk will ick Kättken gäwen ... Bewohner-Altm 2,165; hei schall de Küih Waorer gä’m SA-Um. – 1d. ‘zuteil werden lassen, verabreichen’, auch ‘jmdm. etw. antun, zufügen’ – n Kuß jehm JE2-Zo; Rda.: de Jacke voll geben ‘prügeln, schlagen’ JE1-Bu; ne Wucht jeben dass., WA-West; et is ne nich ejben ‘er hat die Fähigkeit nicht’ Wb-Nharz 57; Sprw.: Jift Gott Häseken, Jift’e ook Gräseken. Vk-Harz 3,60. – 1e. in festen Verbdg. mit Subst. ‘bieten, gewähren’ – t kannst mich m an j’n Rt jm Wb-Be; Se jähn mich immer sonne dumme Antworten ... Richter o.J. 89; Rda.: Bescheid geben ‘ausschimpfen, schelten’ JE2-Zo. – 2. ‘an etw. tun, hinzugeben’ – Giw lüttgan Kümma an’n Wittkäoa SA-Dä. – 3a. ‘erzeugen, hervorbringen’, auch ‘Ertrag bringen’ – ditt Joar het’t nich vöal Oawet gäb’n SA-Sla; d kau jift fl melk Wb-Nharz 57. – 3b. ‘äußern’ – et nich fon sek jben kennen Wb-Nharz 57; Deatt was deatt erste Woart, watt Möller voan sick gaww ... Matthies 1903,3. – 4a. ‘auf etw. Wert legen, etw. Bedeutung beimessen’ – da wart nist op e’jem’n HA-Oh. – 4b. ‘etw. von jmdm. halten’ – wat op en’n gwen Wb-We 39. – 5. refl. – a. ‘sich in bestimmter Weise verhalten, benehmen’ – ... sall sick ... gäwn as ’n Knecht. Hausfr-Altm 1928,99 (Kredel). – b. ‘sich beruhigen, mäßigen’ – giff di man! Wb-Altm 61. – c. ‘vergehen, nachlassen, aufhören’ – dat jifft sik HA-Oh. – d. ‘sich begeben’ – sick in Galopp je’m Wb-Holzl 112; Wie andern gaben uns denn opp’n Wegg nah’n Holte ropp. Heimat-Ohre 1922/Wöhlbier (HA-Eim). – 6. unpers. ‘vorhanden sein, existieren’ – Giwt et dat wu anders? Klaus 1936,2; inne Haie jefft Jrnlinge (Pilzsorte) JE2-Scho; Inne Ellewe jb’s frer ville Fische. Wb-Ak 75; To dohn gawt ja nog ... Heimatkalender-Ma 1931,85 (Altm.); ... un wasses sonst noch von Mächens uf son’n Howe jiwwet ... Wäschke 61915,77; Rda.: So wat ... dat giwt nich. ‘Das kann nicht sein.’ Pohlmann 1905,93; Sprw.: s jiwwet sonne un s jiwwet sonne. Heese 21919,5. – 7a. unpers. ‘kommen, geschehen, stattfinden, sein werden’ – et jift frost Wb-Nharz 57; dat jifft ne grete Hochtt HA-Oh; jetz jibbets jlei n Knall DE-Ho; ’s jiwwet noch was ‘es wird noch regnen’ Vk-Anhalta 68. – 7b. ‘ergeben, zum Ergebnis, zur Folge haben’ – dat jift zank Wb-Nharz 57; fannt Rinnflsch jefft ne jje Suppe JE2-Scho; Bauernregel: Lichtmess hell un kloar, jifftn jut Flaßjoahr GA-Bo.
Lautf.: Inf.: gew(e)n, j- SA-Ku Win, vereinz. Altm., Heimatkalender-Je 1923,95 (JE2-Vie), vereinz. w elbostf.; geb(e)n, j- JE2-Zo, JE1-Bu, vereinz. w elbostf., WA-Re West; jehbm QUE-Di; jem’n HA-Erx; gehm, ge’m, j-, [j] JE2-Zo, Wb-Holzl 112, verstr. ö elbostf. (außer nö); [jeb] Id-Eilsa 64; jem’n HA-Oh; gäw(e)n, j-, [jv()n] Wb-Altm 61, Bewohner-Altm 2,165, Hausfr-Altm 1928,99 (Kredel), verstr. OST n STE; jäb(e)n SA-Sta Vi, Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze), Spr-Asch 28, Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa); jäbm JE1-Gra; jäm’n Heese 21919,110; gä’m, j-, [g], [j] verbr. nwaltm. (außer n) w/s Altm., JE1-Pre, Mda-Ze (ZE-Roß), WO-Mei, HA-NHa, BA-Ha, Wb-Ak 75, Wb-Be; [j] BA-Ha; jä(h)n JE2-Schl Ve, verstr. anhalt. (außer w/s); [gäi] verbr. n nwaltm.; [jävn], [jä] Siedler-Je § 81 (ö/s JE2 JE1); [ja] verstr. mbrdb.; [jon] vereinz. ö STE; jäun, [jun], [jn] STE-Wa, verstr. n/w JE2, Mda-nwJe1a 45 (JE1-Ih Pa); gieben OSCH-Di; jn Mda-Sti 28; 3. Sg. Präs.: gif(f)t, -ww-, j- verstr. nwaltm. w Altm., vereinz. ö Altm., verbr. elbostf., Mda-Sti 5; giwwet, j-, [jiwd] ZE-Hu, Vk-Ask 167, BA-Ha, verstr. anhalt.; gibt, j- Vk-Anhaltc 76 (ZE-Cos), Heimatkalender-Ze 1964,89 (ZE-Ze), vereinz. sö elbostf. ö DE; jibbet KÖ-Ra, DE-Ho; gef(f)t, j- STE-KlSchwa, vereinz. n/mittleres JE2, verstr. mbrdb.; jäft, [jft] JE2-Mü, JE1-Ge, ZE-Kö; [jept] Mda-Ze (ZE-Roß); Imp. Sg.: giff, giw(w), j-, [gif], [jif] verstr. nwaltm. n Altm., verbr. elbostf.; jib(b), -p verstr. omd.; [jp] BA-Ha; jeff, jeww verbr. mbrdb., JE1-Wol; jeb, [jep] JE1-Zi, Mda-Ze (ZE-Roß); 1./3. Sg. Prät.: ga(a)f, j- verstr. elbostf.; gaff, gaww, j-, [gaf], [jaf] vereinz. Altm., Heimatkalender-Ma 1932,47 (JE2-Vie), Dialekt-Ma 11 (vereinz. mittleres JE1); jab, jap, jp Spr-Asch 41, vereinz. omd.; jb Wb-Ak 75; gew, [gf], jeef SA-Ku, OST-Schön, Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi); geiw Ehlies 1960b 298; Part. Prät.: Stammvokal wie Inf.
glücklich 1. Adj. – a. ‘vom Glück, Erfolg begünstigt, erfolgreich’ – ... waren nuh jlicklich nah Quellendorf jekommen ... 4: Heese 21919,31. – b. ‘von Freude, Zufriedenheit erfüllt’ 1: Hausfr-Altm 1930,7 (SA-Die), 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. omd. – ... glücklich un tofreen ... Firmenich 1854,125 (OST-Hav); Ach, wat was de Bur glücklich ... Hausfr-Altm 1929,23 (STE-KlMö); ... hadde sich nich sehre jlicklich verheiratet ... Richter o.J. 30. – 2. Adv. ‘endlich, schließ- lich’ – n pin ichn jlicklich widder ls 4: Wb-Be.
Lautf.: glücklich; außerdem: glick-, j-, [jlikli] vereinz. s elbostf., verstr. omd.
Gold n. das Edelmetall wie Standardspr., verstr. – et is reine fon Golt HA-Oh; ... dat in sön Gräwer Gold und Silwer n süß watt fun is. Hausfr-Altm 1929,23 (STE-KlMö); Rda.: ... in seine Kähle da schteckt Jold! Krause 1964,23; treu wie Jold, bloß nich sau echt iron. Bemerkung zu jmdm., dessen Treue angezweifelt wird, Sprw-Börde; Sprw.: Morgenstunne hat Jold im Munne. WO-Zie.
Lautf.: Gold, -t, J-; außerdem: in flekt. Formen -ll- vereinz. elbostf.
gtmdig Adj. ‘gutmütig, freundlich, arglos’ 2: Hausfr-Altm 1929,24 (STE-KlMö), 3: HA-Oh, 4: Wb-Be – ... un godmödig, wie Jochen wor, ging häi näger ran ... Hausfr-Altm 1929,24 (STE-KlMö).
Lautf.: godmödig Hausfr-Altm 1929,24 (STE-KlMö); gtmtich HA-Oh; [jtmti] Wb-Be.
Hse m. 1. TiN ‘Hase’ verbr. – d Hs kann bannich lp’m JE2-Scho; Rda.: ‘n Hsen machen ‘fliehen’ Wb-Ak 66; sau angeste w en hse Wb-Nharz 71; hei löppet duller, wie ‘n Hase löppet Wb-We 47; springet wie so’n HaseVk-Harz 3,46; dänn Haosen Solt up ‘n Stärt streuw’n ‘Unmögliches erreichen wollen’ Bewohner-Altm 1,338; Dao liggt de Haos in’n Päper. ‘das ist die Ursache der Schwierigkeit’ Spr-Altm 29; H wett, w d’ Haos löppt. ‘er kennt sich aus, hat Erfahrung’ Wb-Altm* 72; da seggt sick Haasen un Vösse gue Nacht ‘das ist eine öde Gegend’ HA-No; “ ‘t is alles en Owergang”, sä de Voss, da trecke hei den Hasen dat Fell ower de Ohren. WE-Oster; Sprw.: Väöl Hunn’ is Haosen sin Dod. Bewohner-Altm 1,338; Hos löppt ümmer wärrer hen, wo hä jung wodden is. STE-Schi; Jifft Gott dat Häseken, jifft’e ok dat Gräseken. HA-Bar; Rätsel: w leppt dr Haose iwwern Brch, wann ‘t raent? – schnell, Vk-Ask 168; wenher löpt de Has över de meisten Berge?wenn’t Feld plöht(gepflügt) is STE-Kö; wo löppt de Hoas hen, wenn e twee Joar olt is?int dritt SA-Brie; Kinderreim:Haesekn, verstick dick,
Wenn’de Jeejer kümmt, daer schütt dick.
Lieder-Ma Nr. 231
(WO-Ol)
“Fortelle, fortelle!”
“Da leip’n Jeselle,
da leip’n junk Hse –
licke mik in’n Mrse
(Arsch)!” HA-Oh;
Wetterregel: Haos braut Beer (Nebel steigt auf), morgn gift got Wärer. GA-Pe. – Volksgl.: Ein H., der plötzlich den Weg kreuzt, bringt Unglück (Wb-Nharz 71), unter bestimmten Umständen auch Glück:fan lings n rechds – wad schlechds,
fan rechds n lings – Glück bringds
GA-Da;
Ein Hase zur Linken,
thut Freude dir winken;
ein Hase zur Rechten,
wird dich was anfechten
. Brauch-Anhalt 117;
Gespenster oder Kobolde erscheinen häufig in Gestalt eines dreibeinigen H. (Vk-Anhalta 270), in Hohenwarsleben trinkt dieser die Milch aus (Abergl-Ma 244), in Grauingen bringt er Unglück, wenn am Heiligen Abend etw. auf dem Hof stehen gelassen wurde (Brauch-Ma 247). In der Garbe, die bei der Getreideernte zuletzt geschnitten wird, sitzt der H. (verstr. im gesamten Gebiet), deshalb sagt man: paß op, dat de Hase nich rutlöpt GA-Wef; nu wärd de Hoos rutjagt STE-KlMö; Mei wolln mal sein, wer den Hasen kriegt. Vk-Harz 8,78. Zum H. als Eierbringer  sterhse. – 2. Kosewort, vereinz. – mn lütje Hse HA-Oh. – 3. ‘feiger Mensch’,  Angsthse, vereinz. – 4. ‘hagere, schmächtige Frau’,  Hämp(er)ling‘t is en Hse 3: BLA-Brau. – 5. Dim. ‘Gericht vom Fleisch an Brustbein und Rippen bzw. Nacken und Schulterknochen des Schweins’ 3: HA-Som, WE-He Oster, Wb-Nharz 78. – 6. in der Verbdg.: Hse und Jger ein Spiel, 2: STE-KlSchwe, JE2-Ma – Die als H. bezeichneten Mitspieler befinden sich in einem Spielfeld. Der Jäger muss einen von ihnen mit dem Ball treffen, dann wird auch er zum H., der Getroffene wird Jäger.
Lautf.: Hse, hseZE-Nu, verstr. elbostf., Mda-Sti 16, Vk-Anhalta 62 und 278; Has OST-Zü, STE-Kö; Hoase, [hz] Heimatkalender-Je 1927,121 (JE2-Vie), JE2-Ma Wo, ZE-Roß, Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), QUE-Di, vereinz. anhalt., [haose] Vk-Ask 168; [haz] ZE-Kö; [haz] Mda-Ze (verstr. ZE); Haos, hs, [hs] SA-Brie Rist, verstr. Altm., JE2-Scho; Ho(o) s GA-So, STE-KlMö Schi; [haos] SA-Dä; Dim.: Häseken HA-Bar Som, WE-He Oster, Haesekn Lieder-Ma Nr. 231 (WO-Ol), hseken Wb-Nharz 78; Häösk’n Wb-Altm 77; hschen Mda-Sti 27. Zuss.: zu 1.: ster-; zu 2.: Ml-.
hrtolken Vb. ‘herbeilocken’ – säe häm m hertolkt 2: STE-KlMö.
Kind n. wie Standardspr., allg. – Kinder gaht na Hus, ‘t wart all duster HA-Bee; d lfd anne janse Hugge Ginnor in Howwe rum DE-Ca; Rda.: tosam’mbrocht Kinna ‘Kinder, die in die Ehe mitgebracht wurden’ SA-Dä; met’n kinne gn ‘schwanger sein’ Wb-Nharz 97; H hat nich Kind und Kegel. ‘Er ist kinderlos.’ Wb-Altm 100; keen Kind, keen Hind hämm’ dass., Bewohner-Altm 1,343; kein Kind – kein Hind von jmdm., der nur wenig zu tun hat und trotzdem nicht fertig wird, WE-Dee; Hei kann keen Kind vertär’n (verärgern) oder hei mütt’n in’n Hinnersten kniepen. von einem friedfertigen Menschen gesagt, Bewohner-Altm 1,343; Dao schall man wol de Kinner mit to Bett jaogen. von einem hässlichen Menschen gesagt, Wb-Altm 100; Wenn’ d Kinner ähr’n Willen krieg’n, dänn ween’n s’ nich. spöttische Bemerkung über Erwachsene, die die Nichterfüllung ihrer Wünsche nicht hinnehmen können, Bewohner-Altm 1,344; Kinder kann man mit wennich de Hand fillen ‘Kinder sind leicht zufrieden zu stellen’ Sprw-Börde; Kinder ät’t langsam, da lett sick feel bipacken. Wb-Holzl 34; in Ausrufen: Kinner ne, wi kann denn man so was njn! CA-Ak; Kinner ok, wat hebb ich mei dunn freut, dätt kunn ick keen’ seng’! Hausfr-Altm 1925,54; Sprw.: Een Kind – keen Kind, twee Kinner – Spölkinner, dree Kinner – völ Kinner. Spr-Altm 14; en Kinneken – en gut Stünneken ‘die Betreuung eines Kleinkindes entbindet von harter körperlicher Arbeit’ WE-Dee; Kinder un Narren segget de Wahrheit HA-No; Kinner un oll Lü’ seng’n die Wahrheit. Bewohner-Altm 1,344; Kinder un Besopene spreken de Wahrheit Sprw-Börde; Kinder daun wie se klauk sind Sprw-Börde; wenn t Kinner still sind dn mkns wat ‘wenn Kinder leise sind, machen sie meist Dummheiten’ STE-KlMö; Wecker sin Kind lew hät, de hölt et unner de Tucht. Spr-Altm 14; auch: Je leewer Kind, je schärper Ro’ (Rute). Bewohner-Altm 1,343; Wer sin Kinnern gewt dät Brod un litt naoher sülwst Nod, de is wert, dät’n met’n Kül sleit dod. ‘Wer den Kindern den Besitz übergibt, sollte sich ein ausreichendes Altenteil sichern.’ a.a.O. 1,344; Kleine Kinner – kleine Sorg’n; grote Kinner – grote Sorg’n. Spr-Altm 14; wenn de Kinder lüttjig sünd, treet se de Mutter opp de Schörte, awer wenn se grot sünd, treet se se opp’t Harze HA-No; ein Fder kann er tein Kinder ernern w tein Kinder einen Fder HA-Oh; Je mehr Kinder, je mehr Vaderunser. ‘Je mehr Kinder, umso mehr Gaben kommen von Gott.’ WO-Gu; vael kinnr, vael sjn.Vk-Ask 125; Klein Kinner fallen Engel in’n Schoot. ‘Kinder fallen, ohne sich zu schaden.’ Bewohner-Altm 1,343; Kinder fallt de Engel in’n Schoot, awer de oolen Lüe fallt den Düwel opp de Höörn HA-No; Wenn’t Kind in’n Pütt’n fallen is, denn ward’r todeckt. Spr-Altm 14; auch: wennt Kind versopen is, werd de Brunne taueleggt Wb-We 65; Rätsel: Wat liet in Holte un schreit in Dörpe? – das Kind in der Wiege, HA-Bee; Schlaflied:Schlahpe, Kinnecken, söhte,
Ick pugge
(wiege) dick mit de Föhte,
Ick pugge dick mit de gählen Schauh,
O Kinnecken, daug de Ögelken tau!
Schläpst du sau, so wirst du fromm’n,
Sau ohk de Engel tau dick komm’n
Un währ’n dick bewahren,
Datt dick nischt kann wedderfahren.
Firmenich o.J. 162
(CA);
Ruh ruh reichen,
kocht det Kind en Breichen,
leat’n Stückchen Botter nan,
det det Kind schön pappen kann.
ZE-Nu.
– Volksgl. (Kinderglaube): Die Kinder werden allg. vom Storch gebracht, vereinz. w auch von der Hebamme, vereinz. (nicht n JE2, Harzvorl., Nharz.) vom Engel, n OST von der Eule, daneben vom Weihnachtsmann, Osterhasen (ZE-Dee) oder vom  Nicker (BE-Ad). Sie kommen aus Seen, Sümpfen, Flüssen sowie aus dem Brunnen, außerdem auch vom Himmel oder vom lieben Gott (vgl. ADVk Kt. 20 und 74, Vk-Anhaltb 29f.).  TZ: Hmelstrt 1Hn Kle Kk-up-den-Disch Kleine Klter Knirps Knurps Krabte Krabbe Kräuel Krauter 1Krne 1Krpel Krte Kken 1Lork(e) Lütte 1Matz Mauseschwanz Murkel Murkelarsch 1Ms.
Lautf., Gram.: Kind; außerdem: [gind] verbr. BE; Pl.: Kinder, Kinner; außerdem: [kin] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.; [kin] SA-Dä, verbr. s Altm., JE2-Scho; [gir], [ginr] verbr. anhalt.; Kindere OSCH-De, WE-La, Wb-Nharz 97; [kir] Mda-Ze (verstr. ZE); Kinger, [kir] Mda-Ze (ZE-Gro Stre), BA-Ha. Zuss.: Himmelskindchen, Hr-, Jumfern-, Kindes-, Memmen-, Minschens-.
1Klter m., f., vorw. im Pl. 1. trockener, auch eitriger Schleim in den Augenwinkeln’,  Klter, 1: SA-Pü, 2: Wb-Altm 104, SA-Sa, GA-Wer, WO-Loi, vereinz. ZE, 3: vereinz. elbostf. – 2. ‘Schmutzsaum oder Schmutzklümpchen an Frauenkleidern, auch an Wolle oder Haar von Tieren’,  Klter, 2: Wb-Altm 103, SA-Rie, STE-KlMö, 3: Wb-Holzl 121, Wb-We 68, Wb-Nharz 99 – de hätt jo Kltern ant Kleed STE-KlMö. – 3. ‘abgetragene, zerschlissene, herabhängende Kleidung’, bes. bei einer liederlichen, unsauberen Frau,  Lumpe(n)Kk maol, wu er de Kläötern rummhangen. 2: Wb-Altm 104. – 4. dass. wie  Klt, 2: JE2-Schar.
Lautf., Gram.: Klöter Sg. JE2-Schar; Kltern STE-KlMö, GA-Wer, CALV-Calv, WO-Loi, HA-GrSa KlSa, WA-Schl; Klötere f. Wb-We 68; Kläöter Sg. Wb-Altm 104; Kläötern a.a.O. 103; Kloitere f. Wb-Holzl 121; [klr] Sg. SA-Pü Sa; Kleetern WA-We; Kletern (dat n. Sg.?) CA-We; Kletere, kltere f. Wb-Holzl 121 (WA-KlWa), Wb-Nharz 99; Klätern, [kltrn] JE1-Wa, ZE-Dor Roß Ze; Klädern SA-Rie, WA-Do. Zus.: zu 2.: K-.
klten Vb. 1. ‘werfen’, bes. von Schneebällen oder Erdklumpen, vgl. 2kltern, 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 107, STE-KlMö Wa – dai Kinna klüddn sick mit Schnai SA-Dä. – 2. ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 2: OST-Ho Kru.
Lautf.: klüten; klt’n; außerdem: [klüd] SA-Dä.
lütt Adj. 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., verstr. JE2, vereinz. JE1, ZE-KlLei, 3: verbr. elbostf. (außer s WA, CA belegt nur CA-Löd), 4: Wb-Ak 107, BE-Fr 1. ‘von vergleichsweise geringer Ausdehnung, geringem Umfang’,  kleinlittchen Hoff ‘kleine Bauernwirtschaft’ Beiträge-Nd 65 (WO-HWa); düt lütje Bauk Klaus 1936,III; der lüttje Finger QUE-West; sik ne lüttje Wost snurren (erbetteln) HA-Oh; dät Schwn is lütt as Frkng JE2-Scho; Hannjochen hare sick en lütgen witten Spitz opetreckt … Rauch 1929,70; det is mann rechtn lüttjen Mda-nwJe1a 36 (JE1-Ih); in mda. Benennungen der ON statt standardspr. Klein-: Littjen Garmslä ‘Klein Germersleben’, Littjen Wanzlä ‘Klein Wanzleben’ Wb-Holzl 137; Lüttchen Möringen ‘Klein Möhringen’ STE-KlMö; … eyn hus … in der lutken straten … 1471, StB-Neuhaldenslebena 91. – 2. ‘von vergleichsweise geringer Zeitdauer’ – tf’n lüttj ‘warte ein wenig’ Wb-Altm 130; Bi lütgen (nach und nach) har et an e fänget … Rauch 1929,71; Rda.: dat dert ne lüttje wichkeit! ‘das dauert aber lange!’ HA-Oh. – 3. ‘jung, noch nicht erwachsen’ – liddjes Dingg ‘kleines Kind’ BE-Fr; ein lüttjeck Kind OSCH-Ba; lüttje Oanten ‘junge Enten’ SA-Stei; De litje Rosel von Schulzens … Spr-Asch 24; dat Kint is noch tau lüttich HA-Oh; Sprw.: Lüttje Lü’e owerloopt laicht mid Zorn Wb-Holzl 34.
Lautf., Gram: lütt verstr. nwaltm., verbr. Altm., verstr. JE2, JE1-Kra, Id-Queb 9; lütte (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg., aus Belegen nicht ersehbar, ob attr. oder präd. Verwendung, gilt auch für die nachfolgenden -e Formen) vereinz. mittleres/s JE2; Lütt m. Wb-Altm 130; Lütten m. Akk. Sg. WO-Gli; Lüdden m. Akk. Sg. STE-Osth; (bei) litt’n Wb-Ak 107; lüttig, -ich vereinz. n elbostf. OSCH; luttich OSCH-Di; lüttk, [lütk] verstr. nwaltm., Wb-Altm 130; lüdk SA-Böd; lüttg Wb-We 84; lütkt SA-Pe; lüttge (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) JE2-Go, vereinz. n/w elbostf., QUE-Su; Lüttgen m. Akk. Sg. OSCH-KlQue; lüttj, lüttch vereinz. Altm. n elbostf., OSCH-Eil, Wb-We 84; lüttje, lüttche (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) vereinz. SA OST, verstr. s Altm., vereinz. JE2 JE1, ZE-KlLei, verbr. elbostf. (außer s WA, CA belegt nur CA-Löd); Lüttje, Lüttchen. CALV-Calv, JE2-Alt, verstr. n elbostf., vereinz. OSCH WE; Lütsche n. WO-Col; lüttjet (st. n. Nom. Sg.) JE1-Re, verstr. elbostf.; [lit] Beiträge-Nd 65 (WO-HWa), littch Wb-Holzl 135; litsch QUE-Tha; lit(t)je, littche (wohl vorw. attr. sw. Nom. Sg.) GA-Esch, WO-GrAm, WA-Sche, WE-Ost, Wb-Nharz 118, BA-Re, Spr-Asch 24; [lidjs] st. n. Nom. Sg. BE-Fr; litje m., n. Wb-Nharz 118; Littchen m. Akk. Sg. WE-Ost; Litsche n. GA-Bo; lüttgig, lüttchig, -jig, -ich SA-Im, verbr. n elbostf., Id-Eilsa 77, OSCH-Ho, WE-Is Rho; luttjich OSCH-Be; littjig, litjich HA-Va, Wb-Nharz 118; lüttjek st. n. Nom. Sg. OSCH-Ba Schl, verstr. WE; lüttjekes st. n. Nom. Sg. OSCH-Eils; lutjek st. n. Nom. Sg. OSCH-Di; littchek st. n. Nom. Sg. QUE-Su; lüttchen JE2-Za.