Heilkwer m. TiN ‘Marienkäfer’,  Marenkwer, 2: STE-Schi Scho.
Lautf.: Heilkäfer.
Hexe f. 1. ‘Frau, die dem Volksgl. nach über Zauberkünste (und Verbindungen zu dämonischen Wesen) verfügt und mit diesen schädigend auf Menschen, Tiere oder Gegenstände einwirkt’, häufig auch Schimpfwort und Schreckgestalt für Kinder,  Spkeding, 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., JE2-GrWu Ki, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – toif man, de le Hexe kummet WE-Strö; Kinderreim:3 mal 3 ist 9
Mädchen um die Scheune,
Mädchen um den Ring,
Alte Hexe spring
. Lieder-Ma Nr. 623 (WO-Ol);
Morjen froih um sechse kimmete olle Hexe,
Morjen froih um sieben jait se noa de Riebm,
Morjen froih um achte jait se noa de Pachte,
Morjen froih um neune jait se noa de Scheune,
Morjen froih um zehne jait se noa de Schwaene,
Morjen froih um elve jait se int Jewelve,
Morjen froih um zwölve schpringet se in de Elve
. Lieder-Ma
Nr. 1055 (WA-Eg).
– Volksgl.: In der Walpurgisnacht reiten die H. auf Besenstielen oder Ziegenböcken zum Blocksberg. BrauchwAltm 55. Hexen trecken no n Blocksberg (STE-Schi). Dass. tun sie in der Michaelisnacht (Nacht zum 29. September). Abergl-Ma 248 (GA-Mie). H. schlagen Menschen, so dass diese sich nicht mehr oder nur unter Schmerzen bewegen können. Die Kühe schädigen sie, so dass diese rote Milch geben. Genauso können sie ihnen die Milch auch völlig entziehen oder verhindern, dass sich die Milch zu Butter verarbeiten lässt. Vk-Anhalta 124 und 211. Sie nehmen gern versch. Gestalt an, bes. die eines dreibeinigen Hasen, eines großen Frosches (Vk-Anhalta 124f.) oder nachts die einer Katze. BrauchwAltm 55f., Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Ein Sonntagskind kann H. erkennen. Abergl-Ma 242 (WO-Ol). Trägt man beim Kirchgang zu Neujahr einen Radnagel in der Tasche, dann kann man H. daran erkennen, dass sie das Gesicht auf dem Rücken tragen. Brauch-Ma 255. Auch wenn man beim Kirchgang nach dem 1. Mai ein Gründonnerstagsei mit sich führt, kann man H. erkennen. Abergl-Ma 242 (GA-Mie). Ein in der Johannisnacht auf die Türschwelle genageltes Hufeisen bringt H. zu Fall (Vk-Anhalta 124), ebenso kreuzweise auf dem Weg liegende Strohhalme, ein quer vor der Tür liegender alter Schuh oder ein Besen. Abergl-Ma 242 (WO-Ol). Legt man sich am 1. Mai an einem Kreuzweg unter eine Egge, dann kann man die H. reiten sehen (GA-Ack). Um sich vor H. zu schützen, zieht man einen Strumpf verkehrt an oder geht nicht ungewaschen aus dem Haus (WO-Ir), in das Mieder sollte man Salz, Kreuzkümmel und Brot geben (WO-HWa). Schutz vor H. erzielt man auch durch dreimaliges Ausspucken. Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Ebenso durch ein Gründonnerstagsei. Abergl-Ma 243 (STE-Bo). Flachs- und Kornfelder werden geschützt, indem man die Distelbüsche stehen lässt. Abergl-Ma 234 (WO-HWa). Um den Hexenzauber von der Butter zu nehmen, muss man einen Topf Milch in den Backofen schütten, man hört dann auch ein Schreien. Vk-Anhalta 124. Das Butterfass muss vor H. sorgsam verwahrt werden, in die Milch soll etw. Salz gestreut werden. Abergl-Ma 234 (GA-Fle). Das Vieh kann geschützt werden, indem man aus der Schwelle des Stalls einen Span herausschneidet (WO-Ir) oder an bestimmten Stellen Kreuzdorn anbringt (HA-Sü). Abergl-Ma 242, Wb-Altm 167. Sagt man zur H. Kumm, ick will dick miene Kauh moal wiesen, so ist die Kuh geschützt. Abergl-Ma 242 (HA-Sü). Das Kalb wird mit Salz und Dill bestreut. Abergl-Ma 234 (GA-Mie). Spruch gegen H.:Die Hexe kann hexen,
Ich führ dich an den Swanz,
Du sollst nu stoahn
Un’ nich mehr goahn,
Dat Hex’n nich mehr drieb’m
Dat schall ‘er nu verblieb’m
. Zauber-Ma 88 (GA-Mie).
–2. ‘Wassergeist als Schreckgestalt für Kinder’,  Nicker, 4: Vk-Anhaltb 46 (BE-Pob). – 3. Bezeichnung für kleinere Schmetterlingsarten, bes. auch für die Motte,  Smetterling, 2: Wb-Altm 79. – 4. in der Verbdg.: blinn’ HecksTiN ‘Eintagsfliege’ 2: Wb-Altm 20. – 5. in der Verbdg.: Häxe, wo wist’n henn ein Spiel der Kinder, 2: JE2-Schm. – 6. ‘schwacher Wirbelwind’ 4: Vk-Anhalta 124 (KÖ-KlPa).
Lautf., Gram.: Hekse, Hexe STE-Je, verstr. elbostf. omd.; Häxe JE2-Schm; Hexen Pl. STE-Schi, JE2-GrWu Ki; Hex verstr. nwaltm., GA-Schw, Hecks Wb-Altm 79; Heckze WE-Be; Nbf.: Hetsche CA-Fö. Zus.: zu 1.: Korn-.
hgen Vb. 1. ‘nach etw. gieren, heftig verlangen’,  gpern, 2: OST-Klei, GA-KloNeu, STE-Ho. – 2. refl. ‘sich erfreuen an etw.’ 2: Wb-Altm 76, Bewohner-Altm 2,133, SA-Rie, Mda-Ar 32, STE-GrMö Schi Wa – he het sik wat STE-Schi; So, nu häg di! sagt die Mutter zum Kind, wenn sie es zu Bett bringt und zudeckt, Bewohner-Altm 2,133. – 3. ‘heimlich und schadenfroh lächeln’,  grnen, 1: SA-Han Rist, 2: SA-Meh Rie, OST-Ar, GA-Wern.
Lautf., Gram.: hö(ö)g(e)n vereinz. Altm.; het 3. Sg. Präs. STE-GrMö Schi; höch 3. Sg. Prät. GA-Wern; [hj] Mda-Ar 32; [h] SA-Rist; höägen STE-Ho; häög’n Wb-Altm 76, SA-Meh; hägen Bewohner-Altm 2,133.
Hnerbodden m. dass. wie  Hnerstall, bes. wenn er über einem anderen Stall als Boden eingerichtet ist, 2: STE-Schi, WO-Loi San, JE1-Ro Walt Wer, verstr. ZE, 3: vereinz. s WO, verstr. s HA, OSCH-Gu Ham, WA-Bo KlWa, 4: CA-Löb.
Lautf.: Höhnerbodden WO-Loi San; -böhn STE-Schi; Heunderbodden WA-Bo; Hauner- WO-Eich GrRo Och, vereinz. s HA, OSCH-Gu Ham; Haunder- WO-Drei He, Wb-Holzl 103, HA-Bee Erx Scha, WA-KlWa; Hinner- ZE-Kö Ned We; -bonn ZE-Ra; -boden JE1-Walt, ZE-Lu; Hinderbodden JE1-Ro, ZE-Bur Ro; Hünder- JE1-Wer; Hühner- CA-Löb; -boden ZE-Eich.
huamet Interj. Ruf der Hirtenjungen, der den Beginn des Nachhausetreibens signalisiert, 2: STE-Schi.
hummen Vb. 1. ‘werfen’ 2: Wb-Altm* 57, STE-Schi Wa, Siedler-Je § 252 (n JE2) (veralt.) – häe kann bannig hummen STE-Schi. – 2. ‘gelingen, glücken’ – dät humt 2: Siedler-Je § 252 (JE2). – 3a. ‘zu Fastnacht oder Pfingsten Gaben einsammeln, die anschließend gemeinsam verzehrt werden’ 3: OSCH-Schw. – 3b. ‘in der Spinnstubengemeinschaft gemeinsam Kartoffelpuffer backen und verzehren’ – et word mal e hummet 3: OSCH-Schw.
Lautf.: hummen STE-Schi Wa, OSCH-Schw; humm’n Wb-Altm* 57; [h] Siedler-Je § 252 (JE2).
hpenvull Adj. dass., 2: verstr. OST, GA-Sta, STE-Schi, 3: JE1-Wa, HA-Uep, OSCH-Ott, WE-Sa, BLA-Rü, BA-Ali, CA-Fe.
Lautf.: hüpenvull GA-Sta; -vollOST-Vie; [hpnful] OST-Krum; [hp-] OST-Mech Thie, STE-Schi; hupenvull OSCH-Ott, WE-Sa, BLA-Rü, BA-Ali; [hpmful] HA-Uep; hupevull JE1-Wa, CA-Fe; hüpken- OST-Go.
inkälken Vb. ‘Saatgut, bes. Weizen mit einer Kalklö- sung beizen’, zum Schutz vor Schädlingsbefall, vgl. kälken, 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 89, STE-Schi, 3: Wb-Holzl 110, HA-Oh, Id-Eilsa 69, Wb-Nharz 86.
Lautf.: inkälken Wb-Holzl 110, Id-Eilsa 69; -kälk’n Wb-Altm 89; -kelken HA-Oh, Wb-Nharz 86; [inkk] SA-Rist; inkerken STE-Schi.
inpütten Vb. 1. ‘im Wippbrunnen Wasser schöpfen’ 2: Mda-nwJe1b 79 (JE2-HSe, JE1-Ih Pa). – 2. ‘in ein Trinkgefäß einfüllen, einschenken’,  inschenkenKrö (Krüger ‘Wirt’), pütt moll noch n’n in! 2: STE-Schi.
Lautf., Gram.: [inpütn] Mda-nwJe1b 79 (JE2-HSe, JE1-Ih Pa); pütt in Imp. Sg. STE-Schi.
j Pt. verbr. 1a. zustimmende Antwort – Kimmeste mit n ewwer Ellewe? – Ja! Wb-Ak 74; Is dei Hofstidde grot? – O ja, sau wie unse, dat’r bequem veir Päre veirspännig op umme wenn’n könn’n. Rauch 1925,36; hei secht nich j datau HA-Oh; j, j, et is w d sechst Wb-Nharz 88. – 1b. ärgerlich zustimmende Antwort – kommst de denn nu met? – jodoche! ZE-Roß; “Jaddoche,” – sase Fritze arjerlich – … Wäschke 61920,5. – 1c. Antwort auf eine negativ gestellte Frage – Haste mei’n Vter nich jesn? – J. Wb-Ak 79. – 2. iron. in verneinenden, abweisenden Antworten – Ja! Hunneschite! Wb-We 57; Ja, morgen wenn de Bökke lammet! Wb-We 57; ja wol, dat wil ek daun Wb-Nharz 88. – 3. nachgestellt bei Fragen mit erwarteter Zustimmung – hei sieht meck hellsch knackschälig (kränklich, blass) ut, ja? BA-Op; wollmer na Dessau fahrn, je? ZE-Roß; Wilt’n dat ma daun, ja? BA-Op. – 4. bekräftigend mit Bezug auf etw. Bekanntes – Dat is jo nu all lange her. Gorges 1938,34; dat wärt ja widder jut Spr-Asch 18; Ich hre je schn. Wb-Ak 76; das gansde je dn DE-Ca. – 5. emotionale Äußerungen verstärkend – a. Überraschung, Erstaunen – Das schmeckt je jallebitter. Wb-Ak 76; dat is ja Hagel Spr-Asch 18; du geist jo so hump’lig Wb-Altm 86; sau! dat is jo recht hipsch! Sprw-Börde; nee, awwer sauwat ok, ja ja BA-Op. – b. Empörung – dat is jo tum katolsch wärn STE-Schi; dat is jo balle gar nich mehr taun uthooln OSCH-Grö; dat geiht jo ok alles nich HA-Bo. – c. Bedauern, Enttäuschung – dat is j schlim Wb-Nharz 90. – 6. verstärkend in Aufforderungen – Daß de das j nich vorjißt. Wb-Ak 79; man j nich! HA-Oh; dat due man ja Spr-Asch 18. – 7. eine Äu- ßerung einleitend und eine kurze Besinnung oder Verzögerung andeutend – Tja, min leiwe Hermann! Klaus 1936,3; ja, dat is saune sache Wb-Nharz 88; jao, dat is jo nu all lang her OST-Schön.
Lautf.: Neben regional variierende Belege (ja, j, j, j) treten mitunter semantisch und positionell bedingte Differenzierungen (z.B. je in unbetonter Stellung).