af Adv., verbr. 1. ausgehend von der Grundbedeutung ‘von, weg’– a. ‘los, abgetrennt, abgelöst, herunter’ – dat Bain is affe Wb-Holzl 51; ick bin aff! ‘ich bin beim Abzählen ausgeschieden’ Spr-Maa 428; ek bin ganz f (kraftlos, erschöpft) Id-Quea 141; se wr ganz fon sek we (bewusstlos) Mda-Weg 87; Mr han de Flau’m all ab. Wb-Ak 1. – b. ‘entfernt’ – he wnt to wt af JE2-Scho. – c. in Verbdg. mit von zur Bezeichnung eines Beginns – von Mndch af HA-Oh. – 2. in den Verbdg.: af und an, af und t ‘gelegentlich, von Zeit zu Zeit’ – ... der schiddelte blot af und an mit’n Kopp WA-We; aff und tau knaat (knallt) de Bur mit sien Pietsch SA-Bee.
Lautf.: af(f); außerdem: affe Wb-Holzl 51; awwe vereinz. w elbostf.; aaf, ahf, f WA-Sche Un, verbr. OSCH s elbostf. (außer w WE); we vereinz. sw elbostf. (außer w WE); aof, oaf, f vereinz. s elbostf. (außer w WE); ab vereinz. ZE, CA-Ca, verbr. omd.; ap Mda-Ze (ZE-Roß); abe Wb-We 1; p BA-Ha; op Mda-Sti 3, BA-Sip.
afkrgen Vb. 1. ‘(von jmdm.) einen Teil von etw. erhalten, abbekommen’ 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Ze 1962,93 (ZE-Ze), 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 5, Wäschke 41915,102 – ich hewwe wedder nist awwekrej’n HA-Bee; ..., dat hei man noch en paar Dänze afekregen harre ... Rauch 1929,69; dat Mken hat keinen afekren HA-Oh; Dor Borchln (FlN) hat von dn Rn wedder nischt abjekricht. Wb-Ak 5. – 2. ‘erleiden, Schaden nehmen’ 2: Wb-Altm 117, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 5 – ick heff watt affkrg’n ‘ich habe Schelte, Schläge bekommen’, auch ‘ich habe Verlust, Schaden erlitten’ Wb-Altm 117; Jk d wek, sonst krste  noch was ab, wenn de Mauer umfellt! Wb-Ak 5. – 3a. ‘losmachen, entfernen’ 2: Pohlmann 1905,25, JE2-Gü, 3: HA-Oh, Wb-Nharz 5, 4: Wb-Ak 5 – hei kan de schau, dn rok, de hse, de mitze nich fkrn Wb-Nharz 5; von den Knken kann’k kein Fleisch mer afkrn HA-Oh. – 3b. ‘Obst ernten’,  afnmen, 1: SA-Ah Ku, 2: verstr. Altm. (außer CALV) JE2, JE1-Mö Stei, 3: verstr. elbostf. – Äppel, Beer’n afkrieen WA-We; de Lüe hämm dat Oft ha ö(v)erall afkräen OST-Na.
Lautf., Gram.: Inf.: af(f)krieg(e)n, -krg’n, -kri(e)j(e)n, [afkrjn] vereinz. nbrdb. n elbostf.; -krieen, -kri’en Wb-Holzl 52, WA-We; afkrin, -krn HA-Oh, Sprw-Börde; f- vereinz. s elbostf.; abkriegen JE1-Mö; -krn Wb-Ak 5; abkreiet 3. Sg. Präs. Wäschke 61915,102; 1./3. Sg. Prät.: kre(e)g aff Francke 1904,10, JE2-Gü; abkrichte Heimatkalender-Ze 1962,93 (ZE-Ze); Part. Prät.: st.: af(f)ekregen, -krejen JE1-Stei, vereinz. n elbostf., WA-Ha; aw(w)ekre(e)gen, -krejen vereinz. elbostf.; affegrejen HA-Bo; awwekre’en OSCH-Ott; afekrehn WA-Wo; aw(w)ekre(e)n, -krehn vereinz. elbostf.; affekräjen JE2-Scho; [afkrn] JE2-Schön; af(f)ekregg(e)n, -krejj(e)n vereinz. n elbostf. OSCH; awekreggen WE-Heu; awwekriejen WE-Sta; -krien WE-Ost; ahfekreggen OSCH-Har; [fkregn] QUE-Di; ahfekre(h)n WE-Elb, QUE-Su; afkregen SA-Zier, OST-Ar; -kreen BA-Ba; af(f)kräg(e)n, -kräj(e)n SA-Ah Ra, vereinz. n GA; [afkrg] SA-Ku; [-kr] SA-Lüg Vie, OST-Bi; afkräen OST-Na; af(f)krähn, -krä’n SA-Altm Bru, OST-Meß; -kräin GA-Al, STE-Da; afkreihn JE2-Kam; ahwkregen OSCH-Wu; aafkreen BA-Ra; abbekregen GA-Oeb; -kreggen OSCH-KlQue; sw.: affgekriegt WO-Eb; -ekriegt WO-Me, JE2-Tu; afekricht, [afkrt] WO-Je, vereinz. JE2, JE1-Ca; afekregt WA-Ste; oafekriecht CA-Gli; af(f)kriegt vereinz. OST STE, JE2-Schö, aw – Pohlmann 1905,25; af(f)krig(g)t vereinz. Altm.; -kricht, [afkrit] STE-Ro, WO-Col, Heimatkalender-Je 1923,101 (JE2-Fi), JE2-Reh; abgekriegt WA-Schl; abbe- OSCH-Schw; -kricht JE1-Wa.
ansnlich Adj. ‘gut aussehend, attraktiv’, bes. von Mädchen, 2: Schwerin 1859,16, 3: WA-We, QUE-West, 4: Wb-Ak 22 – dat is en ansehnliches Mäken WA-We.
Lautf., Gram.: ansehnlich Schwerin 1859,16; -sehnliches gem. Dekl. n. Nom. Sg. WA-We; nsnlich Wb-Ak 22; ansahnliches gem. Dekl. n. Nom. Sg. QUE-West.
brenfalsch Adj. ‘sehr aufgebracht, zornig’,  1fuchtigik war bärnfalsch 3: WA-We.
brftig Adj. dass. wie  brft 1a., 2: Dialekt-Ma 7/ Mda-sJe1 13 (JE1-Schor), 3: Mda-Ma 66/Dialekt-Ma 7/ Mda-sJe1 13 (verstr. w JE1, vereinz. nö CA), WA-We.
Lautf.: barftig, [barfti].
Beamtenstippe f. ‘aus Mehl, Speck, (Gehacktem) und Zwiebeln bereitete Soße’, wird bes. zu Pellkartoffeln gegessen, 3: Mda-Weg 130, WA-We, 4: Wb-Be, DE-Ro.
Lautf.: Beamt’nschtippe WA-We; [beamdndib] DE-Ro; biamtenstippe Mda-Weg 130; [puamtntipe] Wb-Be.
blaffen Vb. 1. ‘bellen, kläffen’, vom Hund, 1: vereinz. nwaltm., 2: verbr. brdb., 3: verbr. elbostf., 4: vereinz. omd. – de olle Tüffe blafft sich wat terechte WA-We; ... de Hunne blafften in ganzen Dörpe de heile Nacht. Rauch 1929,181; Rda. (mit scherzh. Übertragung): d is s klaok, d kann Palaukng (Regenwürmer) blaff’n han JE2-Scho; Sprw.: ’n ollen Hund blaff’n lern’, hölt swaor. Spr-Altm 82.  bellen blken gauzen 1gibbeln habbern haffen jacksen jaffen jiffjaffen kläffen knäffen zabbern. – 2. ‘(trocken) husten’ 3: verstr. elbostf. – na, du blaffst ja hüte wedder in eins wech HA-Bee. – 3. ‘unüberlegt, heftig sprechen’ 2: SA-Rie, 3: HA-Oh. – 4. ‘rauchen und dabei den Qualm stoßweise herausblasen’ 4: vereinz. anhalt. – “Hm!” – sase Wewer, plaffte derbei mitte Pfeife un junk fort inne Schenke. Wäschke 61920,49.
Lautf., Gram.: blaff(e)n, [blaf()n], [blaf]; außerdem: blaw(we)n Mda-Ost 47 (OST-Gla), GA-Hem; plaff(e)n Mda-Sti 128, Wb-Be; plaffte 3. Sg. Prät. Wäschke 61920,49; bläffen (2.) WE-Dee.
1Ber m. 1a. ‘(Groß-)Bauer, Landwirt, Besitzer eines Bauernhofes’ verbr. – Die B. hatten freie Verfügungsgewalt über ihren (Erb-)Besitz, Abgaben und Belastungen lagen allenfalls auf dem Hof, nicht auf der Person des B. Da sie die größten landwirtschaftlichen Nutzflächen (um 1900 bis zu Größen von über 70 Morgen in der Altm., über 100 Morgen im Unterharz und in der Börde, wo sich sogar Höfe bis zu einer Größe von 400 Morgen fanden) und als Einzige ein volles Pferdegespann (Vollspänner: 4 bis 6 Pferde) besaßen, bildeten sie die Oberschicht. Wohlhabende B. arbeiteten nicht mehr selbst mit, sondern leiteten den landwirtschaftlichen Betrieb von einem im Anwesen eingerichteten Kontor aus. Nur sie durften als B. bezeichnet werden, im letzten Drittel des 19. Jh. gingen sie selbst zur Bezeichnung Ökonom über. Unter ihnen standen in der sozialen Hierarchie die Dreiviertel-/Halbhüfner und Halbspänner sowie die Kossaten (vgl. ausf. Ktste(r)) und Grundsitzer, die über wenig oder nur gepachtetes Ackerland verfügen konnten. vgl. u.a. Knechte-nwAltm 5, Vk-Altm 50, Alltag-Börde 14 f., 403, Volkstum-Ma 36, Vk-Unterharza 41. – de grte Ber ‘der Besitzer eines Bauernhofes’ Wb-We 24; bie de groten Bure wärt disse Arbeit in Akkort e’makt HA-Neu; d Mut (Magd) dnt bain Ban JE2-Scho; Da is mal ... en Bure west, dei’n grotes Anwesen harre. Rauch 1929,77; en Buer mutt feste mit taufaat’n, der kann nich blot mit’n Handschtock jahn WA-We; Slimm genogt, dät de Bure nich to ville Insicht häm ... Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie); Bei den eenen (gemeint ist eine Gaststätte) waren der Farre un der Kanter un der Schulze un de Bauern ... Heese 21919,101; Zundert alleweile hat je wo jeder Bauer seine Jagd ... Wäschke 61915,24; Rda.: den Buren up’n Aeddelmann setten ‘nach Wein Bier trinken’ Id-Altm; dat willt nu mal Engels weeren, sää de Paster, dunn leigen sebben besoopene Buren undern Disch HA-No; Sprw.: Sommerroggen un Ziegenmeß freten den Bur’ as he is. ‘Beide ruinieren den B., weil der Sommerroggen den Boden auszehrt und Ziegenmist nutzlos ist’. Spr-Altm 87; Tanzlied:Alleweil sin de Bauern lustig,
Alleweil sin de Bauern froh,
Alleweil kost’ der Weizen fuffzig
Un zwee Groschen das Bund Stroh.
Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu);
von den anderen sozialen Schichten des Dorfes streng geschieden, entwickelte sich ein eigenes Standesbewusstsein, dem bes. im Selbstbild best. Eigenschaften zugeordnet werden: Sprw.: ein Bur kann nich artreckt (erzogen) wern, dei mot geboren sien WO-Gu; de Hoff stärvt nich, blot de Buurn stärven OST-Sta; Wenn man ainen Buren opp de Töne (Zehen) tritt, denn hinkt dat ganze Dörp. Wb-Holzl 35; Wer’n Bur’n bedregen will, de mütt fröh upstaohn. Bewohner-Altm 1,325; de Buur de up sien Vee nich acht, de acht sick sälwest nich OST-Sta; Hat de Bure Geld, denn hat’t de ganze Welt. ‘Eine gut gehende Landwirtschaft, sichert auch den Wohlstand eines Landes.’ Chr-Em 428; das Bestreben, dieser Stellung auch äußerlich Ausdruck zu verleihen, regt zu Spott an: Rda.: Dät versteiht sich, sä de Bur, dao sprak’r hochdütsch. Bewohner-Altm 1,325; Een Bur woll ook väörnehm sind, häi slep bet half Naomiddag. a.a.O. 1,324; Sprw.: Bure blifft Bure un wenn hei slöpt bet Middag HA-Bee; n slächten Buan, de nich prohlen un stähn (stöhnen) kann, je nohdem wiet anbracht is STE-KlMö; In Gedanken frt de Br k in’t Kutsch. wird gesagt, wenn sich jmd. Illusionen macht, Wb-Altm 205; Bur is keen Eddelmann. Bewohner-Altm 1,324; andererseits wird den B. Eigennutz, Geiz und übermäßiges Gewinnstreben nachgesagt: Rda.: Ei is Ei, sagte de Bur, dunn bracht’r ’n Preister ’n Sperlingsei. Spr-Altm 87; Dat kost nix, sä de Bur, do prügelt he sin Jung. Heimatland-Ga 1930 Nr. 10; Sprw.: Wenn de Bure fon Je’m höört, dat is als wenn de Slach ön röört. Wb-Holzl 35; Wenn de Bur spar’n will, denn fängt’r bäin Köster un Prester an. Bewohner-Altm 1,324; ’ne Arme kann man ebenso argern as ’ne Rieke sagte de Bur, as he nach Geld freiete. Spr-Altm 87; Wenn de Köh’ god togaohn un de Fraun’s god afgaohn, denn kann de Bur bestaohn. ‘Wenn die Rinder gut gedeihen und die Ehefrau stirbt, kann der Bauer (durch eine erneute Heirat einer vermö- genden Frau) seinen Reichtum mehren.’ Bewohner-Altm 1,324; ebenso gilt der B. als dickköpfig und bequem: wat de Bur nich will, det deit he nich STE-Do; ehe der Bure zweemoahl jeit, schlept’te detten der Buuk weh deit JE1-Wol; sowohl abw. als auch anerkennend (mit Bezug auf die Bauernschläue): en Bur is en Bur, is en Beist (Biest) von Natur WE-Oster; Br iss ’n Br, Schelm von Natur. Wb-Altm 98; aus der Sicht der Stadtbevölkerung werden den Bauern Unkultiviertheit, Rückständigkeit, Beschränktheit, sogar Dummheit und Grobheit vorgeworfen: Rda.: de Ber stöt’n in’n Nacken ‘Derbheit und Ungebildetheit dringen immer wieder beim B. durch’ Wb-We 24; dat gaet ja as wenn dai Biua Pliu’m fritt ‘das geht sehr schnell’ SA-Dä; Alltoglik sä de Bur, dao har’r een Pärd vör’n Waw’n (Wagen). Bewohner-Altm 1,325; wat versteht de Bure von Jurkensalat? OSCH-Eils; Wat de Welt doch grod is, sä de Bur, dunn keek’r äöwer’n Kohltun. Bewohner-Altm 1,324; A’ wil (jetzt) kaom ick, sä de Bur, dao feel häi ut de Luk. Verspottung von übertriebenem Eifer, a.a.O. 1,324; Sprw.: wat de Bur nich kennt, det fritt he nich GA-Trü; wenn de Buer keine Inwenige (Wendestelle) härre, pleue hei bet na Jerusalem WE-Dee; De Bur’n lieben lange Mettwöst un korte Predigt. Spr-Altm 87; de dümmsten Burn hebbn de jrötsten Tüffeln STE-Bir. – 1b. in der Verbdg.: lüttger/kleiner Ber ‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Ackerhofes’,  Ktste(r), 2: ZE-Jü, 3: vereinz. OSCH WE. – 2. ‘grober, unhöflicher Mensch’, abw., 4: Wb-Ak 33, Vk-Anhaltc 42 – Rda.: D bist an richtijer Bauer, nimmst nonichem de Mitze ab. Wb-Ak 33. – 3. ‘Unter’, Spielkarte, 2: Wb-Altm 29. – 4. ‘Weihnachtsmann’,  Wnachtsmann, vgl. Berkls, 3: Wb-Nharz 35.
Lautf., Gram.: Buer, [br, nwaltm., nbrdb.: -, -] vereinz. ö nwaltm., verstr. nbrdb., WO-Ma, verstr. mittleres/s elbostf.; per Mda-Sti 19; Buere, [br] vereinz. s JE2 n JE1, HA-Oh, vereinz. nw OSCH, WA-Un; Buur, [br] SA-HDo Ho, vereinz. w Altm., verstr. ö Altm., JE2-Gü, GA-Ge, verstr. sw elbostf., vereinz. ö elbostf.; pr Mda-Sti 19; Bure, [br] verstr. s Altm., vereinz. mittleres JE2, verstr. mbrdb., verbr. n elbostf., vereinz. n OSCH; Bu(h)rn Pl. SA-Han Rie, vereinz. ö Altm., JE1-Gü, BA-Re, Vk-Unterharza 52 (BA-Schie); [biu] verbr. nwaltm.; [biu] SA-Dä; Büer SA-Um; [büu] SA-Hi Pe; Bauer Sg., Bauern Pl. verstr. s ZE, QUE-GrSchie, Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu), verbr. anhalt.; [paur] Wb-Be.
Dfkopp m. ‘dummer, einfältiger Mensch’, Schimpfwort,  Dussel, 3: ADVk Nr. 211 (WO-Dra), WA-We.
dorchbten Vb. ‘zerbeißen, in zwei Teile beißen’ 3: Rauch 1929,59, WA-We, 4: Wb-Ak 96, Wb-Be – ... oder stok ok en paar Körn in’n Mund, um se dorch te bieten. Rauch 1929,59.
Lautf.: dorchbiet’n WA-We; dorch te bieten Inf. mit zu Rauch 1929,59; [toripaisn] Wb-Be; durchbeißen Wb-Ak 96.