Krammetsvgel m. TiN ‘Wacholderdrossel’ 3: Rauch 1929,24, WE-Oster.
Lautf.: Krammetsvogel WE-Oster; KrammtsvöggelRauch 1929,24.
Krankheit f. 1. ‘an bestimmten Symptomen erkennbare Störung des Organismus’ verstr. – … was das nu wedder vor anne neie Krankheet is! Wäschke 41920,16; Sprw.: dä beste Krankheit docht nist WE-Oster; de beste krankheit is keinen drer wrt Wb-Nharz 106; Lüttje Lü’e öre Bra’e un grote Lü’e öre Krankhait, dee ruukt ower’t ganze Dörp. Wb-Holzl 34; … dat men dhe ding … bescrive unde also erweghe, dat erer dhe minslike krangheyt nicht verghete. 1305 Äbtissin von St. Lorenz, UB-Magdeburg 1,126. – 2. in der Verbdg.: de lg Krankheit ‘Cholera’ 2: Wb-Altm 125.
Lautf.: Krankheit, -hait; außerdem: -heet, [krakht] vereinz. anhalt.
Krempelbock m. ‘Vorrichtung auf der der Wollkamm befestigt ist’ 3: WE-Oster.
Krickel-Krackel-Krse Reimwort in Rätseln, u.a. vom Maulwurf, von der Windmühle, vgl. 2Krse, 1: Hausfr-Altm 1929,78 (SA-Da), 2: GA-Bo Ro, 3: vereinz. elbostf. – Rätsel:Krickel-Krackel-Kruse
Steiht hinder unsen Huse.
Je mehr dat de Wind geiht,
Je mehr sek Krickel-Krackel-Kruse dreiht.
– Windmühle.
Vk-Harz 3,66 (WE-Oster).
kuckstrtjen Vb. ‘den Nachbarn Besuche abstatten, um mit ihnen zu schwatzen’ 3: HA-Erx, WE-Oster.
Lautf.: kuckstöhrtjen HA-Erx; -steertchen WE-Oster.
Kuckuck m. 1. TiN wie Standardspr., verbr. – in’n Holderbusch reip’n Kuckuk HA-Oh; Rda.: trecke man de Hanschen ut, süss schit’r de Kuckk rin Bemerkung, wenn jmd. im Frühling noch warm angezogen ist, HA-Bee; der hert den Kuckuck ook nich wedder ropen ‘er stirbt bald’ WO-Sa; hai schall man laiwa schtill waesan denn Kuckuck röppt s’n aigng Nao’m iut Bemerkung, wenn jmd. bei anderen Dinge kritisiert, die bei ihm selbst zu finden sind, SA-Dä; in Flüchen (mit Bezug auf den Teufel): dek sal de Kukkuk halen! Wb-We 76; hls der Kuckk CA-Ak; Rätsel: Wannaier röppt de Kuuk, vor Pingest’n od’r noa Pingest’n? – Hei röppt bloos Kuuk! Lieder-Ma Nr. 488 (WO-Ol); Wiegenlied:Kuckuck, wo bist du?
In ‘n Brombeasselbusch,
doa sing ick, doa fleit ick,
doa hew ick mien’ Lust.
Matthies 1912,4 (SA-NFe).
Brauch, Volksgl.: drei Dg vör Maidag mütt dei Kuckuck raup’n, örer hei mütt süss bäst’n (bersten). SA-Han. Erst wenn der K. wieder zu hören ist, wird der (Schinken-)Speck angeschnitten. vereinz. elbostf. anhalt.: Kuckuck, Snitt de Buer en Speck up.Vk-Harz 3,62 (WE-Oster). Hört man ihn im Frühjahr zum ersten Male, soll man die Geldbörse schütteln oder das Geld umdrehen, damit man das ganze Jahr hindurch welches besitzt. verstr. Aus der Anzahl der Kuckucksrufe kann geschlossen werden, wie viele Jahre man noch lebt (verstr.): Kuckuck in’n Hewen, Wo lang wer’k noch lewen? Abergl-Altm 18; Kuckuck op’n Barj, Wennher leijet se mick in’t Sarj? Hbl-Ohre 1934 Nr. 3 (GA-Fle). Die jungen Mädchen erfahren so, wie lange sie noch bis zur Hochzeit warten müssen (verstr.): Kuckuck, op der Eiken, wie lange sak en mien Brutlaken noch bleiken?Vk-Harz 8,49; Kuckuk up den wimen, Wann ir sall ik frigen? Hochzeit-Altm 8. Stehen die ersten Getreidegarben auf dem Feld, darf der K. nicht mehr zu hören sein, anderenfalls ist u.a. eine Teuerung zu erwarten. GA-Rö, Vk-Anhalta 272 (ZE-Steu, BA-Fro): röppt de Kuckuck de Stiegn entlang, jiwt ne dühre Tied im Land GA-Ro. Der Kuckuck bringt die Ostereier. verstr. nwaltm. w Altm. Gegen Sommersprossen hilft das Abwaschen mit Wasser, wenn man, am Rand eines Gewässer stehend, den K. rufen hört. Vk-Anhalta 305. – 2. NeckN für Bewohner – a. von Breitenhagen, 3: CA-GrRo KlRo. – b. von Dornburg, 2: JE1-Prö. – c. von Späningen, 2: vereinz. s OST. – 3. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Mda-Fuhne* § 387 (KÖ-Wer) – 4. ‘Gerichtsvollzieher’, scherzh.,  Hausleerer, 1/2/3: ADVk Nr. 239f (vereinz. nd.). – 5. ‘Pudelmütze’ 2: Wb-Altm 120. – 6. ‘Gestell an der Sense zum Mähen von Gras’ 4: DE-Lau. – 7. ‘die durch ein Querholz hinter der Hinterachse verbundenen Enden der Deichselarme’ 1: SA-Dä. – 8. ‘zeitweilig zu sehender Nasenschleim’,  Rotz, 3: Wb-Holzl 129.
Lautf.: Ku(c)ku(c)k, [kukuk]; außerdem: Kuckk, [kukk] JE2-Scho, HA-Bee, Wb-Nharz 110, Wb-Ak 99, Wb-Be; [gugg] Mda-Fuhne* § 387 (KÖ-Wer); Kuuk Lieder-Ma Nr. 488 (WO-Ol).
Kumm(e) m., f. 1a. ‘kleines, rundes Gefäß, Napf’, bes. zum Essen oder Trinken, 2: Elbschifferspr. 401 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), Siedler-Je § 140d (JE2 JE1), 3: HA-Oh Uep, verstr. s elbostf., 4: Elbschifferspr. 401 (CA-Ak) – dä mot’n orntlichen kumpen ful hebben, sist isse nich sat Wb-Nharz 111. – 1b. ‘große, henkellose Tasse’,  Tassenkopp, 3: WE-Oster, CA-Fö, 4: Wb-Ak 99. – 2. ‘Holzgefäß zum Tränken der Kälber’ 2: SA-Kal, STE-Wa, CALV-Uth Zo. – 3. ‘Futterkasten im Stall’,  Fudderkasten, 2: Wb-Altm 120, OST-Sto, GA-KloNeu, CALV-Uth, WO-Bu, vereinz. s JE2, verbr. s JE1 ZE, 3: vereinz. n/mittleres elbostf. – 4. ‘kleiner Schlitten’,  Slde(n), 2: JE2-Scho.
Lautf., Gram.: Kumm, [kum], [km] m. Siedler-Je § 140d (JE2 JE1), JE2-Schl Ve, verbr. s JE1 ZE; [kum] f. Elbschifferspr. 401 (CA-Ak); Kumme f. vereinz. n/mittleres elbostf.; [kumt] m. vereinz. sö JE1 ZE; Kump, [kump]m. CALV-Uth, WE-He La, CA-Fö; Kump(e)n m. Wb-Altm 120, SA-Kal, OST-Sto, GA-KloNeu, JE2-Be Mi, HA-Uep, verstr. s elbostf.; [kump] m. STE-Wa, CALV-Zo; [kumb] m. Elbschifferspr. 401 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), JE2-Scho; [k] Siedler-Je 140d (JE2 JE1), Kum’m m. Wb-Ak 99; Kumpten m. WO-Bu. – Etym.: schon früh gegenseitige Durchdringung von mnd. kum, kump m. (obd. kumpf) und kumme f. ‘Trog, Wanne, Wasserbehälter’, vgl. HWb-Mnd 2,701, wohl germ. Bildung mit Konsonantenschärfung *kump-, *kumb, zu einer idg. Wurzel mit der Bed. ‘krümmen, wölben’, vgl. Hildebrandt 1963,376; daneben These der Herleitung von Kumme f. aus rom. cumba, cymba ‘Becken, Schale, Trog’ > mndl. comme ‘tiefe Schüssel, Kufe, Kiste’, vgl. Teuchert 21972,369ff., auch Spr-Elbe/Saale 146f. Zuss.: zu 3.: Häckerlings-, Häckselkumm.
kurrig Adj. 1a. ‘mürrisch, verdrießlich, unfreundlich’,  brummig, auch ‘reizbar, leicht zornig aufbrausend’,  kribbelig, 2: Wb-Altm 121, CALV-Uth Zo, 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 167 – man nich glieks sau kurrig HA-Bo. – 1b. ‘gereizt, bissig’, vom Hund, 3: HA-Bee Ost, Wb-Nharz 111 – de Hund is kurrij HA-Bee. – 2. ‘sonderbar, merkwürdig, eigenartig’ 2: STE-Wa, 3: WE-Oster. – 3. ‘gesund, munter, rege’,  krille, 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., 3: HA-Bee, Wb-We 78, WE-He – blf man recht kurrich SA-Dä. – 4. ‘übermütig’ 2: OST-Kru, WO-Col, 3: WO-Mei. – 5. ‘possierlich, niedlich’ 3: Wb-We 78.
Lautf.: kurrig, -ich, -ij.
Laddek(e) m., f. 1. PflN ‘Lattich’, in versch. Arten vorkommend, 1: SA-Rist, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – Rda: et ränt wie up Laddeken ‘es regnet heftig’ WE-Oster; et geiht wi up Laddeken von unaufhörlichem Gerede, WE-Dee. – 2. PflN ‘Huflattich’,  Hfladdeke, 1: SA-Rist, 3: verstr. elbostf., 4: BE-Be. – 3. PflN ‘Pestwurz’ 3: vereinz. elbostf. – 4. PflN ‘ Wgerich’ 1: SA-HLa. – 5. PflN ‘Große  Klette’ 3: Id-Eilsa 75. – 6. Pl. ‘Ohren’ – bi de Laddeken krn 3: QUE-Di.
Lautf.: Laddek Id-Eilsa 75; Laddeke verbr. elbostf., Laddeken verstr. WE, Mda-Sti 170; Lädiken HA-Uep; Latk SA-Rist, Latken SA-HLa; Lattich verstr. anhalt. – Gram.: Laddeke überwiegend f. (wenn Genus belegt), m. nur HA-Oh, -ken meist pluralisch gebraucht; sonstige Formen m. – Etym.: bereits mnd. in großer Formenvielfalt: ldeke, -ike, laddeke, ldeke, lod(d) eke, lattik, latik, lattuke, latuk HWb-Mnd 2,721, ahd. lattuch, mhd. latech(e), entlehnt aus lat. lactca ‘Lattich, Kopfsalat’, zu lat. lc ‘Milch’ auf Grund des milchigen Saftes, vgl. Kluge 231995,505; Etym. (2.-5.)  Laddekenblatt. Zus.: zu 2.: Hf-.
1Ld n. verstr. 1. ‘tiefer seelischer Schmerz’, auch ‘zugefügtes Unrecht’ – Rda.: sick’n Ld andn ‘Selbstmord begehen’ Wb-Altm 125; sik in’t Leit lejjen ‘klagen, trauern’ HA-Oh; hai sprickt ower andere Leed ‘er verleumdet andere Leute’ Wb-Holzl 133; ltschprkende le ‘Leute, die üble Nachrede über andere führen’ Wb-Nharz 117; Sprw.: Leed stikt an Sprw-Börde; klae (klage) eck einen mien Leid, werd et noch mal sau breit WE-Oster. – 2. in der Verbdg.: Ld dn ‘bedauern, bereuen’, auch ‘Mitgefühl haben’ – et dait mek lait WE-Strö; dadervor sollte mich t Jeld leed dun ZE-Roß; daß dein Vter jestor’m is, tt mich sre ld Wb-Ak 104.
Lautf.: Ld/ld, Lt/lt; außerdem: led QUE-Di; Let HA-Oh (ältere Form); lt WA-Un; Leid/leid GA-Je Si We, HA-Oh, vereinz. OSCH WE, lait Mda-Sti 30; Laad QUE-Di.