Arft(en)br m. ‘Erbsenbrei’ 2: Mda-nwJe1a 41 (vereinz. nw JE1), verstr. ZE, 3: vereinz. w elbostf., 4: Wb-Be – Dä Arwtenbri war grade gar, ... Klaus 1936,34. – Brauch, Volksgl.: A. wurde zur Hochzeit oder zur Taufe gegessen. Als ‘quellender’ Speise wurde ihm (ebenso wie Hirse und Reis) die Wirkung zugeschrieben, Geld und Wohlstand zu vermehren. Brauch-Anhalt 59 (ZE-Bor), Vk-Anhaltb 44 (ZE-Cob).
Lautf.: [arftbrai] Mda-nwJe1a 41 (vereinz. nw JE1), Mda-Ze (verstr. ZE); Arftenbr, arften-, Arwtenbri vereinz. w elbostf.; [arwsprai] Wb-Be.
Balke(n) m. 1. ‘vierkantiges, massives, langes Stück (Bau-)Holz’, bes. zum Stützen und Tragen, 2: vereinz. Altm., JE2-Bö, Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie), verstr. ZE, 3: Spr-Mab 385 (WO-Ol), verstr. w elbostf., 4: vereinz. omd. – ..., denn brauchter drei Balken vorschs Dach, ... Wäschke 61915,54; Rda.: de Snute an’ Balken hängen ‘hungern’ OSCH-Schw; hei lücht, dat sek de Balken böet Id-Eilsa 53; n’ Balken op beide Schuldern drn ‘es jedem recht machen wollen’ HA-Oh, Sprw.: Wter hat keine Balken a.a.O.; Wetterregel: Im März ... “nimmt Moses de Balkens ünner’t Ies weg.” vom Abtauen und Dünnerwerden des Eises auf Gewässern gesagt, Winter-Altm 74; de hus beveden, de fenster cleperden, und in der Borde (Börde) etlikerwegen velen de honre van den balken, ... über ein Erdbeben, 1409, Schöppenchr-Ma 327. – 2. Teil an Geräten oder Vorrichtungen: – a. ‘Hebebaum am Wippbrunnen’,  Wippe, 2: SA-Kä, STE-Bis. – b. ‘Verbindung zwischen hinterem Pflugteil und Vorderpflug, Pflugbaum’ 4: vereinz. anhalt. (außer KÖ). – c. ‘Querholz am Fuhrwerk zur Befestigung der Zugstränge’ 1: SA-Die. – d. ‘das Querholz der Harke, an dem die Zinken sitzen’,  Harkenhft, 1: SA-Ho, 2: WO-Me, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. w omd. – e. ‘das Querholz der Egge, an dem die Zinken sitzen’ 3: Vk-Ask 198, 4: CA-Ak. – f. ‘Schaft des Ankers’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 236 (STE-Bit, WO-Ro, JE2-Pa). – 3. ‘oberer Abschluss eines Raumes, (Zimmer-)Decke’ 2: Brauch-Anhalt 42 (ZE-Bor), ZE-Roß, 3: vereinz. w/s elbostf., 4: verstr. s CA, Brauch-Anhalt 42 (DE-Ra) – ’n Balleken weisen (weißen) Wb-Ak 31; bis n’n Balleken QUE-Di; Rda.: Dene ligget de Balken op’n Koppe ‘er langweilt sich zu Hause und geht deshalb ins Wirtshaus’ Sprw-Harzvorld 382. – 4. ‘Bodenraum über der Scheunentenne oder über Ställen’, auch ‘Raum der Scheune, in dem die Garben verpackt werden’,  Banse, 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm. (außer n WO), 3: HA-NHa – ’n ganzen Balken vull Weiten Wb-Altm* 49. – 5a. ‘schmaler, unbebauter Streifen zwischen Ackerstücken’, z.T. mit Buschwerk o.ä. bestanden, auch als FlN, 2: Wb-Altm 10, 3: Burghardt 1967,178. – 5b. ‘Spargelbeet’ 3: HA-Ost. – 6. Pl. ‘harte Erdschollen’, werden bei schwerem, trockenem Boden abgepflügt, 2: OST-Sta.
Lautf., Gram.: Balk(e)n, [balk()n], [balk] (anhalt.: [balgn]) Sg. und Pl.; außerdem: balkens Pl. Spr-Mab 385 (WO-Ol); Balkens Akk. Pl. Winter-Altm 74; [balk] verstr. Altm. (außer CALV n WO); Balke, b-, [balk] Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie), ZE-Göd Kö, Wb-Holzl 58, Wb-Nharz 20; Balle(c)k(e)n, [balk()n] ZE-Roß, HA-Oh, vereinz. s elbostf., verstr. s CA; [palkn] Wb-Be; [balk] Mda-Ze (vereinz. ZE); [bkn] SA-Die; [bk] verstr. nwaltm.; [blkn] BA-Ha; pleken Mda-Sti 2.
blau Adj. 1. Farbbezeichnung wie Standardspr., verbr. – blaue en HA-Oh; ... denn drochten se noch schene blawe Kittels ... Vk-Harz 8,31; An dei war ok en roes, blaues oder greunes Band e bunn’n ... Rauch 1929,15; Rda.: blauen Dunst vörmaken ‘jmdn. belügen’ Id-Quea 145; sik blau erjern ‘sich sehr ärgern’ HA-Oh; ... dein blaues Wunner künneste derlämn ... ‘eine böse Überraschung könntest du erleben’ Wäschke 61915,125; subst.: schwört et Blaue von Himmel ‘er beschwört hemmungslos Unwahrheiten’ Sprw-Börde; Regel für die Farbzusammenstellung der Kleidung:Blau un roth
Slait sick doot.
Lieder-Ma Nr. 775 (WO-HWa).
– Volksgl.: Das Brautkleid darf nicht blau sein, sonst läuft die Frau dem Mann davon. Vk-Anhalta 162 (ZE-Bor). – 2. ‘rot wie ein Fuchs’, bes. ‘rothaarig’ 3: Wb-Holzl 65 (HA-Um). – 3. ‘betrunken’,  dn, verbr. – Rda.: blau wie ne Haubitze BA-Ha; blau w ne Hagge BE-Gü.
Lautf.: blau, [blao]; außerdem: plau Mda-Sti 50, Wb-Be; [blao] SA-Dä; bloau STE-Hü; [bl], blo verstr. nwaltm.; blu HA-Ro. – Gram., Etym.: mit Erhalt des inlautenden Konsonanten (mnd. bl, blwe, vgl. HWb-Mnd 1,288, mhd. flekt. n. blwes, vgl. HWb-Mhd 1,294): blaw, blv Mda-Ohre 338 (GA-Rä), BLA-Be; blaog, bloag, [bl], [bl] Wb-Altm 19 (veralt.), Albrecht 21822 1,102, vereinz. nw Altm., in flektierten Formen: blawe st. m. Akk. Pl. Vk-Harz 8,31; plaugger st. m. Nom. Sg. Mda-Sti 50.
Christelpuppe f. ‘Strohwisch, mit dem der Backofen befeuchtet und das Brot überstrichen wird’ – Volksgl.: Nach dem Gebrauch wird die C. in den noch heißen Ofen geworfen, um damit den Geiz (hier wohl urspr. Bed. ‘Gier nach Essen‘) zu verbrennen. 2: Brauch-Anhalt 37/ Vk-Anhalta 45 (ZE-Bor).
Fastelwend m. ‘letzter Dienstag vor Beginn der Fastenzeit’, vgl. Fastnacht(en), 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. w Altm., vereinz. ö Altm. JE2, Bauernwelt-Ze, 3: verbr. elbostf., 4: Mda-Sti 141 – Fasselabend – Kwasselabend Sprw-Börde; ick mot de Nahwersche noch taun Fasselam’d inlan HA-Bee; Sprw.: Wörteln und Röw’n nao Faßlaw’n un Dirns äöwer drüttig Jahr hämm bei’ dänn Gesmak verlar’n. Bewohner-Altm 1,331; Item den fastelauent eynem iewelken eyne mate mels, twe eyger, eyn half punt smoltes, fefteyn worste, intghemeyne twe grote brot, eynen iewelken eyne mate melkes. Verpflegung der Jungfrauen im Katherinenkloster zu Stendal, um 1500, Cod. dipl. Brdb. 1.15,446 f. – Brauch: Bereits um die Wende zum 20. Jh. war das reichhaltige Brauchtum zum F. (und zu  Fastnacht(en)) nur noch in Resten greifbar, einige Elemente (z.B. Heischegänge und Umzü- ge mit verkleideten Figuren) zeigen sich auch im Pfingstbrauchtum. Es war ein sehr wichtiges Fest: dai Fastlao’m wt düchdich fat SA-Dä; wat Ostern, wat Pingesten, Fasselab’nd geiht vor! QUE-Nei. Die Festlichkeiten konnten sogar 2 (Brauch-Ma 258, Vk-Anhalta 213 und 217 – ZE-Ke Kö) oder 3 Tage andauern: vom Sonntag bis zum eigentlichen F. (Brauch-wAltm 24 und 29). Im Nharz. war Mahndaach ... jemeineklich de Fastelabend vor de Arem un de Dinsdaach vor de Rieken. Vk-Harz 8,30. Gefeiert wurde F. vor allem von den Gemeinschaften der Dorfjugend, bes. die Spinnstubengemeinschaften spielten eine wesentliche Rolle. So fand zu dieser Zeit auch der letzte, feierlich gestaltete Spinnabend der Saison statt. verstr. Die Mädchen bewirteten die Burschen mit Kaffee und Kuchen, diese wiederum brachten die Würste mit, die sie am Vormittag eingesammelt hatten. Es schlossen sich Spiel und Tanz an. Brauch-Anhalt 74 (ZE-Bor), Vk-Harz 8,30, Vk-Anhalta 212 (BA-Neu). In Rietzmeck tanzte man unter einem an der Decke befestigten Spinnrad. Brauch-Rie 747. Jeder, der in Cattenstedt eine auswärtige Frau geheiratet hatte, musste den  Berndler bezahlen, der der Finanzierung des Essens diente. Wb-Nharz 35 (BLA-Ca). Wurde mehrere Tage gefeiert, fand das Kaffeetrinken der Spinnkoppeln am 2. Tag statt. Brauch-wAltm 29. Im Zerbster Gebiet luden die Frauen die Männer des Ortes ein. Vk-Anhalta 214. Gelegentlich war auch das  Bengeln Bestandteil dieser Festlichkeiten. Brauch-wAltm 24. Wesentliches Element des Fastnachtsbrauchtums waren die Heischegänge. verstr. Vor allem die Burschen zogen z.T. unter Musikbegleitung von Haus zu Haus, um Gaben einzusammeln. verstr. Häufig waren sie verkleidet (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Anhalta 213), in der w Altm. trugen sie z.B. Frauenkleider. BrauchwAltm 25. Begleitet wurden sie von vermummten Gestalten wie u.a. dem  Arft(en)br (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Harz 8,33, Vk-Anhalta 213 – BA), dem  Hwerbock 4. (Vk-Harz 8,33) oder dem  Kaml (Brauch-wAltm 25), verschiedentlich mussten diese Gestalten (angetrieben von Stockhieben) tanzen. Vk-Harz 8,33 (BA-Ra), Vk-Anhalta 213 (KÖ-GrBad). Um Gaben zu erheischen, sang man ( Fastelwendsingen) oder sagte Verse auf:Hüüt is Faßlm!
Unser Herrgott vergelt ju de G’m
un lt ju davör Korn wassen,
wo je nich ruutkieken könn,
un ju Tüffeln sölln wie’n Kopp dick
un de Kohlröwen wie’n Viert groot wern!
Brauch-wAltm 26
(GA-Br).
Die Wünsche nach einer guten Ernte kamen auch in dem Ausruf: Hüüt un morn is Faßlm, sau hauch sallt de Flass wassen! zum Ausdruck, der durch eine Geste begleitet wurde, die eine übertriebene Höhe anzeigte. Brauch-wAltm 26 (SA-Dä Jeeb). Zur Belohnung erhielten die Geber einen Schluck aus der mitgeführten Schnapsflasche. verstr. Die eingesammelten Würste wurden an eine Gabel oder einen Stock gehängt, damit sie gut sichtbar waren. verstr. Die ebenfalls erbeuteten Gaben wie Brot, Butter, Speck und Eier verspeiste man anschlie- ßend gemeinsam im Wirtshaus. verstr. Aber nicht nur die Jugendlichen führten Heischeumzüge durch, sondern auch (verkleidete) Kinder (Bewohner-Altm 2,244, Vk-Harz 8,34, Vk-Anhalta 214 und 216 – ZE, BA-KlAls), Bauern (Vk-Anhalta 213 – um ZE-Roß), Schmiede, die jeweils einen mit Bändern geschmückten Hammer mitführten (Brauch-Ma 257 – WO-Da, CA-Ak, Vk-Anhalta 215), Angehörige der Gilden oder Gesellen, die bei den Meistern bzw. Herren Würste einsammelten oder dort ein Essen erhielten (OSCH-GrQue, Vk-Harz 8,28 und 32, QUE-Ga). In Hasselfelde veranstalteten die Knechte ein Peitschenschlagen. Vk-Harz 8,33 (BLA-Ha). Alle Fuhrleute, die Rast im Ort machten, wurden von den Mädchen mit Sträußen und bunten Bändern geschmückt. Vk-Harz 8,29 f. (Nharz.). In Teilen des Nwaltm. und der w Altm., bes. aber im n/mittleren Elbostf. war es Brauch, dass die Burschen den Mädchen die Füße wuschen: Wiel nu awer bet Fas’lam’nd alles vordreiht ward, un luter Peiasstreiche op e stellt wern, sick de Lüe utklee’n un als andre rummlopen ... is dat ok ummedreiht un waschen ji hüte de Mäkens de Fäute. Rauch 1929,16. Dies erfolgte nur innerhalb einer Gemeinschaft. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,14. Die jungen Männer trafen sich im Wirthaus, steckten sich einen Strauß aus bunten Federn, getrockneten Blumen und Glasperlen an den Hut (a.a.O. 14,  Fastelwendsstrtz, Fastelstrtz) oder erhielten diesen von den Mädchen nach dem Füßewaschen (Brauch-wAltm 26) bzw. in den Orten, in denen nur Heischegänge stattfanden, während des Umzuges (Vk-Anhalta 213). Die Mädchen versteckten sich einzeln oder gemeinsam. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,17, HA-Oh. Waren sie aufgespürt, wurden ihre Füße mit Branntwein (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.), Kohlrübenscheiben (Brauch-wAltm 27) oder Rosmarinstängeln (a.a.O. 27, Vk-Altm 223, Brauch-Ma 257 f. – vereinz. n elbostf.) eingerieben und anschlie- ßend mit kleinen, mit bunten Bändern geschmückten Birkenruten (vereinz. n/mittleres elbostf.) so lange leicht geschlagen, bis sie trocken waren (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.) oder sich die Mädchen bedankten (Brauch-Ma 258 – HA-Sü). Aus Schabernack hatten sich manchmal die Mädchen die Füße geschwärzt. BrauchwAltm 28. Zum Dank erhielten die Burschen Naturalien: taun Fasselabend gift et vor de Meekens öre Fäute waschen Wost or Bodder or Eier HA-Um. In einigen Orten der Altm. mussten die Mädchen nur das Stäupen mit der Rute oder das Schwärzen des Gesichtes über sich ergehen lassen. Fast überall wurden Tanzveranstaltungen durchgeführt, entweder bereits nach dem gemeinsamen Mittagessen (Vk-Anhalta 218 – ZE-Lö), vorw. jedoch nach dem Heischegang oder am Abend (verstr.). Dabei konnte es sich auch um Maskenbälle handeln. Vk-Harz 8,31. In einem festlichen Zug führten die Burschen die Mädchen in den Tanzsaal. Brauch-wAltm 29. Die Platzknechte, die in Köselitz die Ankommenden begrüßten, ihnen Bier überreichten und die Plätze anwiesen, mussten mit jedem Mädchen tanzen, wobei sie ihre jeweilige Partnerin tanzend an den Nächsten übergaben. Ackerbau-Anhalt 283/ Vk-Anhalta 218. In der Altm. erhallte um Mitternacht der Ruf: De Schimmel kümmt! Daraufhin erschien ein Schimmel mit je einem Kopf vorn und hinten, der von Knechten dargestellt wurde, die ein Laken über sich geworfen hatten. Oben saß der Reiter, der mit seiner Peitsche auf die Umherstehenden einschlug, ebenso wie die das Pferd bildenden Knechte. Stattdessen konnte auch der bunt gekleidete  Brenleider 3b auftreten, der einen Bären herumführte und ihn versch. Possen treiben ließ. Der Tanz wurde dann bis zum frühen Morgen fortgesetzt. Bewohner-Altm 2,245 f., Brauch-wAltm 30. In Orten, in denen mehrere Tage gefeiert wurde, konnte der Tanz schon am Sonntag und der Heischegang am Montag stattfinden. SA-Han, Brauch-wAltm 24 f. und 29, Brauch-Ma 259 (GA-Et); zum weitern Verlauf  Aschermiddewoche. Zum F. musste unbedingt gebacken werden. Vk-Harz 8,30. Vorw. waren es Brezeln (JE2-Scho, Vk-Anhalta 218), Schmalzkuchen (SA-Dä, verstr. w Altm., Vk-Anhalta 218) und im elbostf. Gebiet  Prilleken: Prost, Fastelabend! Prilleken oppen Disch! Vk-Harz 8,35. Aber auch Zuckerkuchen (Brauch-wAltm 30), dreieckig geformter Kuchen (Vk-Harz 8,34 – WE-Il),  Büllenbrt 2. (Vk-Harz 8,35 – QUE-Que) oder Eierkuchen (Vk-Anhalta 218 – ZE) wurden bereitet. Zu Mittag gab es Gerichte mit Kohl (Vk-Anhalta 218), neunerlei Kräutern (Brauch-Ma 258 – HA-Sü) und vor allem Würste (verstr.). Die Kinder erhielten ein Stück Bratwurst, das sie in die Schule mitnahmen. vereinz. HA. Der nahende Frühling mit dem Viehaustrieb machte sich darin bemerkbar, dass die Verpachtung von Weideland (Vk-Harz 8,33) und die feierliche Zählung des Viehs (Vk-Anhalta 217 – KÖ-KlPa) am F. durchgeführt wurden. – Volksgl.: Espunn dorrefte ahn Fastelabende nich wäern, sist harre me Unglicke ... Vk-Harz 8,30, auch vereinz. SA, Vk-Anhalta 212. Wer es dennoch tat, musste mit Ratten, Mäusen oder Kröten im Haus rechnen. a.a.O. 212 (DE-GrKü). Bis zum F. sollte alles vom Spinnrocken abgesponnen sein. Hielt man sich nicht daran, hatte man den Bullen um den Altar zu leiten. Brauch-Ma 258 (HA-Sü). Um kein Risiko einzugehen, wurde das Spinnrad am Montag vor F. auf den Boden gebracht. Vk-Anhalta 212 (BE-Ra). Dorthin gelangte auch die Schüssel, in der zuvor das Essen aufgetragen worden war. Sie wurde umgestülpt und im Frühjahr zur Anzucht von Kohlpflanzen verwendet, die dann gut gedeihen sollten. a.a.O. 218.
Lautf.: Fastelawent Id-Quea 151; Fast(e)labend, fastelbent JE2-Go, Vk-Harz 8,31, Wb-Nharz 206 (BLA-Tr); -aowend Wb-Altm 49, OST-Sta; -aob(e)nd SA-GrGe, GA-Ziep; -aom vereinz. n GA; fstlbent Mda-Sti 141; Fastla-om, [fastlao] vereinz. nwaltm.; Fastela’nd, -ahnt Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), Bauernwelt-Ze; Fass(e)lawend WO-Ma, BA-GrAls; -ab(e)nd, -bent verstr. w/mittleres elbostf.; -ben OSCH-Di; -bmt, [faslabt] OSCH-Har, Id-Eilsa 60; -mbt Wb-We* 255; -ahmnd, -mnt vereinz. n elbostf. OSCH; -a’md, -t verstr. elbostf.; -ahm WE-Dee; [faslnd] QUE-He; Faßlaw’n Bewohner-Altm 1,331; Fasselan JE2-Gü; Faßlaowend STE-Ho; -oaw’n Matthies 1903,15; Fass(e)laobend, -oabend vereinz. w Altm., OST-Sto, Volkstum-Ma 71 (WO-Ir), Brauch-Ma 258 (HA-Sü); Fasslaobmt Mda-Ohre 356 (GA-Rä); [faslmt] vereinz. ö elbostf.; Fasslaom, Faßlm Brauch-wAltm 27 (SA-Dä), SA-Die, vereinz. w Altm.; Foasloam SA-Rie.
Fedder f. 1. ‘Feder eines Vogels’, bes. die von Gänsen werden auch als Bettfedern verwendet, verbr. (aus JE1 keine Belege) – Feddern plücken ‘Gänsen bei lebendigem Leib einen Teil der Federn nehmen’ WO-Ro; Feddern reißen ‘Federn schleißen’ BE-Dro, ausf.  rten; d Hinne had jor gne Fellorn mor DE-Ca; ... jeden Dag lett hei’n Fedder van d’ Möll fleigen, um to weiten, ow’ dei Wind sei wegdrög ... Hausfr-Altm 1930,4 (SA-Die); ... un ahn den gräunen Haut ne grote Fedder. Lindaua o.J. 25; Rda.: lichte wie ne Feddere Vk-Harz 3,45; sich mit fremme Feddern schmücken ‘Verdienste anderer als die eigenen ausgeben’ Sprw-Börde; ... un mor hädden zu jarne noch ... eenen ... fortjeschickt, där’n aus de Feddern (aus dem Bett) hädde langen missen. Heese 21919,50; Sprw.: Nao’n Fädder münn’ de Dirns äöwer dree Tün springen. ‘Junge Mädchen sollten keine Mühe scheuen, um die Aussteuer zusammenzubekommen.’ Bewohner-Altm 1,328. – Brauch, Volksgl.: Die Federkiele, die nach dem Schleißen übrig blieben, kamen entweder in die Friedhofshecke (ZE-Bor) oder in den Gartenzaun (DE-Ro), wo sie dann verrotten sollten. Brauch-Anhalt 65, Vk-Anhalta 210. – 2. ‘Schreibfeder’, urspr. eine angespitzte Gänsefeder, heute veralt., 2: Wb-Altm 50, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Wenn hei sick hennsetten un mit dei Fedder dat alles opschriem’n wolle, ... Rauch 1929,11. – 3. ‘spiralförmiges Teil in der Uhr’ 4: Wb-Ak 56.
Lautf., Gram.: Fedd(e)r Sg., -n Pl. (nwaltm., n/mittlere Altm.: [fed(n)], s. Altm.: [fed(n)], anhalt.: [fedr(n)]) Hausfr-Altm 1930,4 (SA-Die), SA-Ku, Wb-Altm 50, Spr-Altm 14, OST-Gla Mech, STE-Po, verstr. s Altm., Heimatkalender-Ma 1932,48 (JE2-Scho), vereinz. s ZE, verstr. n/ö elbostf., BLA-All, vereinz. n/mittleres anhalt., Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – bes. mittlere Generation); Feddere verbr. w elbostf.; Ferr(e)r, [ferr] Sg., -n Pl. (nwaltm., n/mittlere Altm.: [fer(n)], s. Altm.: [fer(n)]) vereinz. nwaltm., verstr. ö OST ö STE, Mda-Ze (ZE-Reu Stre); Fesser, [fezr], [fezr] verstr. n anhalt. (außer nö), Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – vorw. ältere Generation, z.T. auch mittlere Generation – bes. n/mittleres KÖ); [felr] Mda-Ze (ZE-Gro); [feln] Pl. STE-Je, WO-Zie; [feln] Pl. WO-Zi; [felr] Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – vorw. mittlere, bes. jüngere Generation, n/mittleres KÖ – bes. ältere Generation, sö DE – in allen Generationen); Fearrern Pl. Matthies 1903,26; Fädder, [fäd] Sg., -n Pl. Bewohner-Altm 1,328, OST-Har, Mda-Ost 45 (OST-Ko); [fdn] Pl. CALV-Zo; Fäddere HA-Oh; [fär] Sg., [-n] Pl. verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.; [fär] Sg., [-n] Pl. SA-Rist, vereinz. n GA, JE2-Scho; Fällern Pl. WO-Mahl; fader Mda-Sti 12; Faddern Pl. SA-Jeg; [farrn] Pl. SA-Die; [fr] SA-Dä; Fere HA-Oh; Feser DE-Ro; Fäder HA-Oh, Spr-Asch 10; [flr] KÖ-Tre.
1Hmer m. 1. ‘Werkzeug zum Klopfen oder Schlagen, bestehend aus einem (Metall-)Klotz und einem hölzernen Stiel’ verbr.; spez. ‘Werkzeug zum Dengeln der Sense’,  Kloppehmer, 2: CALV-Je, 3: WO-HWa, WE-Dan, 4: verstr. anhalt. – 2. ‘ca. 50 cm langes und ca. 15 cm breites, dickes Stück Holz, das zwecks Bekanntgabe von Einladungen und Verlautbarungen im Ort herumgereicht wird’ – Brauch: Der H., dem eine Mitteilung angeheftet sein konnte, wurde an die Tür des Nachbarn geschlagen und hingeworfen, der Nachbar verfuhr in gleicher Weise, bis der H. wieder beim Schulzen anlangte. Der H. war örtlich noch bis 1945 in Gebrauch. 2: Vk-Anhalta 53 (ZE-Nu Pü), Brauch-Anhalt 113 (ZE-Bor), 4: Vk-Anhalta 53 (KÖ-Zeh), Mda-Fuhne 13 (DE-Ca) – haide jing dor Hammor rum, haddorn  jelsen Mda-Fuhne* § 11 (DE-Ca).  TZ: Klapper Knüppel Kle. – 3. im Rätsel vom Schlaf:Ick ging noh de Koamer
doa begegnet mäi Hans Hoamer
Hans Hoamer, de kreeg mäi doa doal so sacht,
dat ick nich wärrer an wat dacht.
2: Bewohner-Altm 2,171.
– 4. NeckN für den ON Meinsdorf – zu Fingsten machmer na n Hammer 2: ZE-Roß.
Lautf.: Hmer, Hamer, [hmr] vereinz. w/sw elbostf.; Hoamer Bewohner-Altm 2,171, Haomer Wb-Altm 77, WO-Be, [hmr] Dialektgeogr-Elbe/Saale 106 (Börde), QUE-Di; [h(a) mr] Mda-nwJe1a 51 (w JE1); [haom] SA-Dä; [hm] SA-Rist, CALV-Je, WO-HWa; Hammer ZE-Roß, verbr. anhalt., [hamr] Dialektgeogr-Elbe/Saale 106 (s JE1 ZE anhalt.), Mda-nwJe1a 51 (verstr. JE1), BLA-Brau; [hamr] Mda-Fuhne 13 (DE-Ca); [hamr] Mda-Ze (verstr. ZE); hmer Mda-Sti 13; Hommer BE-Dro. – Gram.: Pl.: Hamers Rauch 1929,121; hmersch Wb-Nharz 68; Hammer Wb-Ak 64. Zuss.: zu 1.: Hand-, Hr-, Holt-, Kloppe-, Klt-, Mrer-.
Hlbolle f. PflN ‘Meerzwiebel’ – Volksgl.: Die H. wurde gegen Brandschaden angewendet. 2: Brauch-Anhalt 64 (ZE-Bor).
Hochttskld n. ‘Kleid, das die Braut zur Hochzeit trägt’ 3: HA-Oh, 2/3/4: Vk-Anhalta162 – Volksgl.: Das H. war meist schwarz, es durfte nicht rot sein, weil dies Feuer brächte, nicht blau, weil sonst die Frau dem Mann davonliefe (ZE-Bor), nicht hellblau, weil dies Unglück in der Ehe bedeutete (KÖ-Ed). Auch ein roter Faden durfte nicht verwendet werden (KÖ-Scho). Der Bräutigam sollte einige Stiche am H. tun, die Braut durfte dies auf keinen Fall. In das H. wurden ein gestiftetes Geldstück (KÖ-Ost), zusätzlich auch Salz und Kümmel sowie ein Zettel mit Segenswünschen eingenäht (KÖ-Wö). Das H. sollte nicht ganz fertiggestellt sein, der Schleier einen Riss haben (BE-GrMü). Vk-Anhalta 162.
Lautf.: Hochtdsklet HA-Oh.
Huck-auf-die-Magd PflN ‘Flieder’,  Fledder, 2: Brauch-Anhalt 106 (ZE-Bor), 4: Vk-Anhalta 78 (KÖ-Kö), verstr. DE.
Lautf.: KufdemahdVk-Anhalta 78 (KÖ-Kö); Kuftemaht DE-Vo; Kuftemad Brauch-Anhalt 106 (ZE-Bor); [gufdmd] Mda-Fuhne 169 (vereinz. DE).