Andreas 1. männl. RN – Kinderreim:Andrees – gif en Pärn Rees,
gif n’ en Bund Hawerstroh,
un morgen makst’e ’t wedder so.
3: BA-Re;
Neckreim:Andrees,
Der Brei is heeß,
Die Suppe is warm,
Dass Gott erbarm.
3: Lieder-Ma Nr. 890 (BA-GrAls).
– 2. Name des heiligen Andreas, einer der 12 Apostel Christi, sowie des Kalendertages (30. November), 2: Hochzeit-Altm 8, Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra), Vk-Anhalta 195 f. (vereinz. ZE) – Brauch:  Andreasnacht. – 3. ‘träger, langsamer, schwacher Mensch’, abw.,  Trntte, 4: Wb-Be. – 4. TiN ‘Sperling’,  Spatz, 2: JE2-Fi Scho – d is Andrs a wärra mangkt Hünnafurra JE2-Scho. – 5. in der Verbdg.: d grte Andreas ‘große Zehe’,  2Tn, 3: HA-No, 4: Wb-Ak 22 – hei arbeit ower’n grooten Andreis scherzh. Äußerung, wenn jmd. mit einwärts gerichteten Fußspitzen geht, HA-No.
Lautf.: Andreas Hochzeit-Altm 8, Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra), Vk-Anhalta 196 (ZE-Na), Vk-Anhaltc 115; Andres Id-Eilsa 48; Andreis vereinz. w elbostf., QUE-Nei; Andre(e)s, Andrs Bewohner-Altm 2,159, JE2-Fi Scho, vereinz. w/sw elbostf., Lieder-Ma Nr. 890 (DE-De); Anderes Vk-Anhalta 196 (ZE-Bra Roß); Anrs Wb-Ak 22; Kurzformen: Dres, Dres, [drs] HA-Oh, Id-Eilsa 48 und 58; Drees, drs ZE-Ned, vereinz. elbostf. anhalt.; [trs] Wb-Be.
Andreasnacht f. ‘Nacht vom 29. zum 30. November’ 2: Hochzeit-Altm 8 f., vereinz. ZE, 4: Vk-Anhalta 196 (KÖ-Ar, DE-Die) – Brauch: In der A. hoffen die Mädchen, ihren zukünftigen Bräutigam zu sehen. Sie schauen um Mitternacht in den Spiegel, um ihn dort zu erblicken (Vk-Anhalta 195 – vereinz. ZE) oder essen abends ein Käsebrot, damit ihnen der Liebste im Traum erscheint (a.a.O. 196 – KÖ-Ar). Auch wird der heilige A. in Beschwörungsformeln, die in den Belegen durchweg hd. erscheinen, angerufen:Bettspond’, ich trete dich,
Sanct Andreas, ich bitte dich,
Laß doch erscheinen
Den Herzallerliebsten meinen.
Wie er geht und steht,
Und wie er mit mir zur Kirche geht.
Hochzeit-Altm 8.
Vor und nach der Anrufung klopfen die Mädchen jeweils drei Mal; beim Sprechen des ersten Verses treten sie gegen das Bettgestell. a.a.O. 8. In Brambach deckt das Mädchen für zwei Personen den Tisch, isst daran und bittet: Heiliger St. Andreas – Laß mich erkennen – den will ich nennen – Der mein Herzallerliebster soll sein. Brauch-Anhalt 223 f. (ZE-Bra). Erscheint der Zukünftige und nimmt Wein zu sich, ist er reich. Trinkt er Wasser, ist er arm. Kommt er im Leichentuch, wirft die Gläser um und stellt eine Sanduhr auf den Tisch, stirbt er noch vor der Hochzeit. Hochzeit-Altm 9.  Andreastag.
Arfsltel m. ‘geerbter Hausschlüssel’ 2: Vk-Anhalta 323 (ZE-Bra Stri), 3: vereinz. w elbostf., 4: Vk-Anhalta 323, Brauch-Anhalt 54 – Brauch, Volksgl.: Der A. wurde auf versch. Weise verwendet, um einen Dieb zu ermitteln. Er wurde so zwischen die Seiten einer  Arfbbel gesteckt, dass der Schlüsselring sichtbar blieb. Nachdem das Buch verschnürt war, hob der das Orakel Befragende es am Schlüsselring empor und nannte nacheinander in formelhaften Wendungen die Namen der Verdächtigen. Bewegte sich das Buch, war der Schuldige gefunden. Der A. konnte auch neben einem Glas an einem langen Faden hängend Auskunft geben. Schlug er bei einer gestellten Frage an das Glas, galt diese als bejaht. Vk-Anhalta 323. Silvester wurde durch den Schlüsselring des A. Blei ins Wasser gegossen, um aus den so entstandenen Gebilden die Zukunft vorherzusagen. BLA-Brau.
Lautf.: Arfslöttel HA-Oh; -schlettel Wb-Nharz 17, BLA-Brau.
Backhs n. ‘einzeln stehendes Haus mit Backofen und Vorraum’ 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., JE2-Gü, vereinz. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Un der eene, ... wurde ... inne Jauchenlache beis Backhaus jeschmissen, ... Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Rda.: das is wie in’n Backhaus vom ständigen Kommen und Gehen gesagt, Vk-Anhalta 69; Sprw.: Wo’n Brauhus steiht, kann keen Backhus staohn. ‘In Haushalten, in denen viel Alkohol getrunken wird, fehlt das Geld für Grundnahrungsmittel.’ Bewohner-Altm 1,321; Wo an Wärtshaus stat, da kann kan Backhaus stan ‘Trinker essen wenig’ Spr-Asch 20. – Gemeindeeigene B. standen häufig in der Dorfmitte; z.T. gab es auch private B., sie befanden sich abseits der Hofgebäude, oftmals im Garten. Im B. der Gemeinde durfte jeder backen. Gebacken wurde alle zwei bis drei Wochen. Das Anheizen des Ofens wurde von den Dorfbewohnern abwechselnd besorgt. Befreit davon waren der Pastor, der Kantor und der Hirt, die dafür jedoch zuletzt mit dem Backen an der Reihe waren. Vk-Anhalta 16, Abergl-Anhalt 23. In Wadendorf wurde die Reihenfolge der Backenden beim Bürgermeister ausgelost. Wer zuerst backen durfte, holte bei den anderen Bewohnern je ein großes Bund Holz und heizte den Ofen an. KÖ-Wa. Im B. wurden auch die Gemeindeversammlungen abgehalten. Vk-Anhalta 16 und 53 (ZE-Bra Rie).  Backwen.
Lautf.: Backhus, -hs; außerdem: [bakhius] SA-Dä; Backhaus Spr-Asch 20, Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa), Vk-Anhalta 69; [baghaus] KÖ-Wa.
beswren Vb. 1. ‘beschwören, beeiden’ 3: vereinz. elbostf. – datt kann ick beswär’n HA-Bee. – 2. ‘Krankheiten durch Zauberformeln zu heilen versuchen’, ausf. vgl. bten 2., 2: Vk-Anhaltb 13 (ZE-Bra Nee).
Lautf.: besweren Wb-Holzl 63 (HA-Eil, WA-KlWa); -swär(e)n HA-Bee, WE-Dee; -schwëren Wb-Nharz 22; -schwören Vk-Anhaltb 13 (ZE-Bra Nee); biswären Wedde 1938,39.
Botter f. 1. ‘Butter’ verbr. – ... in’t Pann’ Speck un Bodder broit ... Hausfr-Altm 1927,44 (STE-Ber); hölten Botter ‘Pflaumenmus’ WE-Oster; Ertragsregel: sauvl Mt (1,14 l) Melk an De, sauvl Sticken (250 g) Botter de Woche BA-Re; zur Butterherstellung s. bottern 1a.; Rda.: da stund hei da wie dä Bottere an dä Sunne ‘er stand beschämt, verblüfft da’ OSCH-Ba; er jinnt an annern nich de Butter uff’s Brot von einem neidischen Menschen, Spr-Anhalt 167; ... daran konn’e nich de Botter taun Brote vorrdeinen. ‘... er verdiente dabei sehr wenig Geld.’ Hbl-Ohre 1925 Nr. 7/Wöhlbier (HA-Eim); ... dat hei sick nich sau mir nist dir nist de Botter vont Brot nehmen lett. ‘... dass er sich nicht so ohne weiteres übervorteilen lässt.’ Rauch 1929,10; Häi horkt, wat de Botter in Hamborg kost’t. ‘Er ist noch unschlüssig, zö- gerlich.’ Bewohner-Altm 1,322; hier herrscht Ordnung, sä de Fru, da lag de Kamm op de Botter QUE-Nei; Sprw.: W’s m Butter rnt, haste kne Teppe. ‘Wenn einmal das Glück kommt, kann man es nicht auffangen.’ Wb-Ak 43; Wenn de Botter up is, is’t Smär’nt ut. über die Verschwendungssucht, Bewohner-Altm 1,322; Bastlösereim:Zipp, zapp, zunn,
Bodder geiht to Grunn.
All Wien goahn aff,
musst du Hund auk aff.
SA-Str.
– Brauch: Der Wöchnerin schickt man B. in Form von Glucke und Küken. Abergl-Ma 229 (HA-Alv). – Volksgl.: Wer B. anschneidet, darf 7 Jahre lang nicht heiraten. CA-Lö, Vk-Anhalta 212. – 2. in Verbdg.: ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle. – a. Botter klatschen 4: BA-Gü. – b. Buddor fwel’l 4: BE-Nie. Mit dreimaligem Auftreffen des Steins: – c. Butter-Brot-Käse 4: vereinz. s CA. – d. Butter-Brot-Speck 4: CA-Me. – e. Butter-Bemme-Käse 2: vereinz. ZE. – f. Butter-Stulle-Käse 2: ZE-Bra.
Lautf.: Botter, [bot()r], [nwaltm., nbrdb.: -, -] vereinz. n nwaltm. nw Altm., verbr. ö/s Altm. JE2 JE1, verstr. w/mittleres ZE, verbr. elbostf., BA-Gü; potter Mda-Sti 41; Bottere, bottere vereinz. sw elbostf.; Bodd(e)r HA-Um, Mda-Ro; Bodder, [bod] verbr. nwaltm. Altm. (außer Ostrand/s); [bod], [bod] SA-Dä Rist, vereinz. sw Altm.; [bd] Mda-Ar 29; Butter, [but()r] JE2-Alt Kü, vereinz. sw JE1, verbr. mittleres/s ZE, verstr. sö elbostf., BA-Ha Sil, verbr. anhalt.; [budr] BE-Nie; Putter, [putr] ZE-Dü Gö, Wb-Be; [putr] ZE-Kö.
Büxe f. ‘ Hse für Männer’, veralt., 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. n/mittlere Altm., vereinz. s Altm. JE2 JE1, ZE-Bra, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – dai Bücks mütt flickt w’n SA-Dä; Flick de Bücks mit witten Twärn! Ausdeutung des Rufs der Wachtel, Bewohner-Altm 2,89; Sprw.: Giwt Gott Jung’ns, so giwt hei ok Böcksen. Spr-Altm 14. – Die aus Kalbs- oder Wildleder gefertigten B. reichten in der Börde bis unter das Knie, wo sie mit einem schmalen Riemen zusammengebunden wurden. Da sie sehr widerstandsfähig waren, wurden sie von Generation zu Generation weitergegeben. Tracht-Ma 245.
Lautf., Gram.: Büxe, Büchse, [büks] WO-Ke Zie, WE-Oster, Wb-We 26, CA-Ak; Büx, Büchs, [büks] verbr. nwaltm. n/mittlere Altm., vereinz. sw Altm. sö STE, JE2-Neu Wa, JE1-Kra, HA-Scha; Büxen, Büchsen Pl. OST-Polk, vereinz. n STE, JE2-HGö; Büssen Pl. HA-Sie, OSCH-Gu Vo; Buxe, Buchse JE1-Bu Ho, ZE-Bra, verstr. elbostf., BE-Ad, DE-Kle; Bux, Buchs OST-Sta, vereinz. ö GA mittleres STE, JE2-Kar Schar, JE1-Stei, OSCH-Ad; Buxen, Buchsen Pl. OST-Gies, JE2-Go, vereinz. elbostf.; Böcksen Pl. Spr-Altm 14; Boxe, Bochse GA-Sie, WE-Elb.
Df m. 1. ‘Dieb’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., JE2-Scho, Mda-Ze (verstr. ZE), 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. omd. – d D hem’m m de jantse Äppeln eklaut JE2-Scho; Rda.: Ihr ick nich kaom, ihr wärd’r nist, sä de Def, as’r soll an Gallign hangt wär’n. Bewohner-Altm 1,326; Sprw.: Gelegenheit makt Diewe Sprw-Börde; d klein’ Dw hangt’n, de grt’n lött’n lop’n. Wb-Altm 34; het mn brauder eschtlen, sau henkt’n deif Wb-Nharz 39. – Volksgl.: Um D. zu bannen und das Diebesgut wieder herbeizuschaffen, wurden Formeln aufgesagt. Zauber-Ma 87 (GA-Mie), Vk-Anhalta 322. Die Fußstapfen eines D. wurden in einem Sack in den Rauchfang gehängt, damit er krank werde. a.a.O. 322 f. (ZE-Bra, DE-Die).  TZ: Fickenfler (Taschendieb) Frkper Ganf Gaudieb Hke(n) (jung) Inbrker (Einbrecher) Klauhans Klauschwein Mausehaken Mauseschwein Msker; weibl.: Dfsstücke, weitere Synonyme  Stldf. – 2. ‘verkohlter Teil des Kerzendochts’ 2: Wb-Altm 34.
Lautf., Gram.: De(e)f, De(e)w, [df] SA-Ku Zie, verstr. Altm.; [dp] STE-Bö, CALV-Uth; [tp] Mda-Sti 34; [d] Pl. JE2-Scho; Deif, Daif, [daif] SA-Ch Dä, vereinz. elbostf. (z.T. veralt.); [däif] verstr. nwaltm.; Dieb, Diep, [db] vereinz. ö Altm. elbostf.; Diebe Dat. Sg. Wäschke 61915,106; Diewe Pl. Sprw-Börde; [tp] Wb-Be; [dip] Mda-Ze (verstr. ZE).
Fuchtel 1. f. – a. ‘Peitsche’ 4: Mda-Sti 8. – b. übertr. ‘strenge Zucht, Herrschaft’ 2: ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf. – da kümmste under de Fuchtel Wb-Holzl 93; Mußte denn man sau schnell ... unter de Fuchtel von sau’n Jesellen? Spr-Asch 20. – 2. m. ‘Stiel der Sense’,  Sei- ßenbm, 3: WE-Heu, BLA-Ben. – 3. f. ‘liederliche Frau, die Männern nachläuft und Geschlechtsverkehr mit ihnen sucht’, Schimpfwort,  Slampe, 2: ZE-Bra, 4: Wb-Be, Vk-Anhaltc 110.
Etym.: Bildung zu fechten, also urspr. ‘Fechtwaffe’, vgl. Kluge 242002,320.
serkken m. waffelartiges Gebäck, 2: verstr. ZE, 3: Wb-Holzl 110 (HA-No) – I. wurde für versch. Festtage wie den Dreikönigstag (ZE-Bra), Fastnacht, Silvester, Neujahr (ZE-Nee) gebacken und verschenkt. Brauch-Anhalt 55. Er war auch eine übliche Gabe beim Umsingen zu Weihnachten. Wb-Holzl 110 (HA-No). Verwendet wurden die besten Zutaten, ein mit Roggenmehl gebackener I. galt deshalb als Ausdruck größter Armut:Ach du liewer Jott,
un noch zweemoa liewer Jott,
un dreimoa rien
(mit Roggenmehl gebackener) Iserkueken!
Bauernwelt-Ze.
Lautf.: Iserkauken Wb-Holzl 110 (HA-No); -kueken Bauernwelt-Ze; Eiserkuken ZE-We.