Knf n., m. 1. ‘Messer’, vgl. Kuttich, Metz(er), auch ‘Taschenmesser’ 2: vereinz. Altm. JE2 JE1, ZE-We, 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 161, BA-Ha, CA-Zu. – 2. ‘schlechtes, stumpfes (Taschen-)Messer’, Pk(s), 1: SA-Dre Han Scha, 2: vereinz. n Altm., verstr. mittlere/s Altm. JE2 JE1, vereinz. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: BLA-Sti, BA-Neu, vereinz. ö anhalt. – d Knf is bannich schtump JE2-Scho. – 3. ‘Sichel’, Seckel, 2: JE1-Wer, verbr. s JE1 ZE, 3: verstr. w JE1 – is et Korne riep, ward Seese, Wetzsteen, Knieft und Schleefharke utn Geräreschuppen jehaolt. ZE-Gri.
knorrig Adj. ‘verwachsen’, vom Holzklotz,
Knorren, 2: SA-Pre, STE-Ost, WO-Col, ZE-Gri, 3: WA-Ha, BA-Rie, 4: BA-Sip, BE-Me Wa.
Lde Plt.
1. allg.
– a. ‘Menge erwachsener Menschen, Allgemeinheit’ –
de Lüh im Derp SA-Rist;
watt süllt de L dafonne sejjen HA-Oh;
det maken alle Liere ännersch ZE-Gri;
er mußtese (Pfeife)
voar alle Liede rooken JE1-Pre;
der Hund hätt die Lühe bähten JE1-Zi;
Ble alle Leite in ken han Acker jehatt. Wb-Ak 105; Rda.:
de Leite sn ‘es wird erzählt’ a.a.O. 105;
to L kaom ‘sich beruhigen’ SA-Dä;
Le un Kinders Ausruf des Erstaunens, Wb-We 83;
ut Kindern wert L (Erwachsene) HA-Oh;
t’ Jelt kummet under de L HA-Oh;
Laot de Ld man snack’n. Wb-Altm 128;
Vor ander Lüe Dör sien Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Harzvorl
d 374; Sprw.:
op ander L kann’n sik nich forrlaten HA-Oh;
wer under de Lüe geiht, wett wat Sprw-Börde;
Achtern Berg wohnen ok noch Lüd. Spr-Altm 76;
Wer’t all Lü’ recht maoken will, de sall irst gebürn wer’n. Bewohner-Altm 1,349;
Luse (Läuse)
maken Lüe, Kleeder maken ok Lüe Sprw-Börde;
von den Lüen mot man’t nehmen, von den Bömen kann man’t nich schüddeln WE-Dee;
man mott de L nich alles in de Tne hengen (erzählen) HA-Oh;
man mott Lüe fragen, Hunne wieset einen de Teehne ‘wer Rat sucht, muss sich an kundige und verständnisvolle Menschen wenden’ HA-No;
wenn grote Lüe krank sünd un lüttje Lüe Brah (Braten)
hett, dat witt dat ganze Dörp HA-No; Rätsel:
In einer Strate sind 52 Hiser, in der andern 100. Wat kimmt da ruht? –
Liede.Vk-Harz 3,66.
– b. Bezug auf eine bestimmte Gruppe von Menschen –
de finen (wohlhabenden)
Lü SA-Bee;
rke L HA-Oh;
de klne Laide ‘Nichtbauern, die nur etw. Acker haben’ DE-Els;
de lüttgen Lüe dass., HA-Ack;
de kleinen (armen)
lde Wb-Nharz 117; Rda.:
Es ist nicht wie bei de kleenen Leite. ‘Es fehlt an nichts.’ Spr-Anhalt 168;
ole L wert wunderlich HA-Oh; Sprw.:
ewwer kleine Lüe kiekt man wech Sprw-Börde;
bi fremden Lüen is gut wanken, aber nich gut kranken ‘bei fremden Leuten lässt es sich gut leben, aber nicht gut krank sein’ WE-Dee.
– 2a. ‘Familienangehörige’ vereinz. –
d hem’m d L fanne Brt innelit JE2-Scho.
– 2b. ‘
Gesinde, Angestellte’ verbr. –
de Bure sejt: unse Lüe GA-Bo;
de Lü an Howwe WE-Heu;
de Lü sind all rut na’n Felle HA-Bee.
– 2c. ‘Bootsleute eines Kahns’ 4: Wb-Ak 105.
– 2d. ‘Gutsbesitzer und dessen Ehefrau’, veralt., 2: Wb-Altm 128.
Mähster m. ‘Mäher’,
1Meier, 2: JE1-Grä, Bauernwelt-Ze, ZE-Gri.
mken Vb. 1. ‘tätig sein, etw. tun, unternehmen’ verbr. – det maken alle Liere ännersch ZE-Gri; Eck kan et nich machn Spr-Asch 19; dat warrt glks e’mket HA-Oh; ick wett nich, watt’er t mken sall HA-Oh; d is nischt b te mken Wb-Nharz 122; S was macht mor nich! Wb-Ak 108; No, wat makeste denn awer ok! Ausruf, wenn jmd. gestolpert ist oder einen Schaden angerichtet hat, Sprw-Harzvorlg 264; Rda.: mket anderst! secht Beksmann ‘es ist nun einmal so’ Mda-Weg 106. – 2a. ‘etw. herstellen, verfertigen’ verbr. – Körw moaken STE-Hü; … ik moake mei ne Piepe … ZE-Nu; Kannste mich m anne Scharze (Schürze) machen? Wb-Ak 108. – 2b. ‘etw. hervorbringen, erzeugen’ verbr. – Feier machen Wb-Ak 108; Rda.: Make kan’n Summs nich ‘lass dein Gerede’ Spr-Asch 19. – 2c. ‘seine große Notdurft verrichten’, schten, verstr. – dat Kind hat eben wat e’ mket HA-Oh. – 2d. ‘ein Kind zeugen’ vereinz. – hei hat’t ‘n Kind e’mket HA-Oh. – 2e. ‘sprechen, erzählen’ – platt moakn 2: Mda-Ze (verstr. ZE). – 3a. ‘etw. bearbeiten, für einen bestimmten Verwendungszweck herrichten’ verbr. – Jrs machen Wb-Ak 109; Sejl moken ‘Strohseile zum Garbenbinden vorbereiten’ WA-Neu; s Bedde machen CA-Ak; Haß (heiß) Wasser maken Spr-Asch 19; sich de Hre machen CA-Ak; de Holthauersch kunten sich nah’n Feierahnd noch ne Karre full Holt vör sich moken JE2-Gü; Unsen Acker machte Kselr. Wb-Ak 108. – 3b. ‘Speisen und Getränke zubereiten’ vereinz. – was machemor denn haide ds Midd? CA-Ak. – 3c. ‘hinzugeben’ verbr. – moag en bißchen Kümmel an Wittkohl OST-Na; Mir machen kne Semmel’l inne Lewwerworscht. Wb-Ak 108. – 3d. in der Rda.: Make deck nischt opn Schlips ‘bekleckere dich nicht’ 3: Spr-Asch 19. – 3e. ‘anziehen’ – Herr Lehre, kann mr uns in’n Tornanzuch machn 3: Spr-Asch 19. – 4a. ‘bewirken, verursachen, hervorrufen’ verbr. – Drsch (Mühe, Arbeit), Spß machen Wb-Ak 109; Ummestenne mken HA-Oh; Stank maken Spr-Asch 19; Sprw.: ten mket Spss, Frten noch mer HA-Oh. – 4b. ‘in einen bestimmten Zustand versetzen’ verbr. – wach, warm machen Wb-Ak 108; sich schmuck machen ‘sich herausputzen’ CA-Ak; w hem’m Molthp’m (Maulwurfshügel) jlatt emokt JE2-Scho; du kannst einen vorrückt mken HA-Oh; diu hat uns doch raen kateosk (ärgerlich, wü- tend) maokt SA-Dä. – 5. ‘sich in bestimmter Weise verhalten, gebärden’ verstr. – Rda.: an Jesichte machen ‘das Gesicht in besonderer Weise verziehen’ CA-Ak; de mokt n pa Ogn ‘er staunt sehr’ STE-GrMö. – 6. ‘sich in einer Entwicklung, einem bestimmten Zustand befinden’ – a. ‘sich in positiver Weise entwickeln’ verbr. – et mkt sek Wb-Nharz 122; t macht sich Wb-Be. – b. ‘ein bestimmtes Befinden haben’ verbr. – wat mkste ‘wie geht es dir’ Wb-Nharz 122; … wat moakt Dien Wief? Albrecht 21822 2,3; was machsde denn immer noch? CA-Ak; mahkt gut Abschiedsgruß, QUE-Di. – c. in Rda. euphem. vom Sterben, starwen, verstr. – alle machen ‘sterben’ Serimunt 1930 Nr. 82; de moakt nich mehr lang ‘er stirbt bald’ GA-Vo. – d. ‘eine bestimmte Eigenschaft, Beschaffenheit besitzen’ verstr. – de Weg moket an Berje ne Böje (Kurve) WE-Heu. – 7. in der Verbdg.: sik t nichts wat mken – a. nur mit variabler Angabe der Pers. im Nom. ‘gleichgültig bleiben, sich nicht beeinflussen lassen’ verstr. – b. mit variabler Angabe der Person im Nom. sowie des betreffenden Objekts im Dat. ‘etw., jmdn. nicht schätzen, nicht mögen’ verstr. – t rsbr make ek mek nischt Wb-Nharz 122. – 8. ‘gehen, fahren, reisen, sich irgendwohin begeben’ verbr. – mir machn hr langk Wb-Be; du moksd tem Ploien(Pflügen) SA-Die; morjen machmer na Zarwest ZE-Roß; Mr machen mit de Bne n Machdeborch. Wb-Ak 108; Wir machen uns jleich ibern Marcht weck zu Hause. Spr-Asch 19; upn Kn mken ‘sich von Land wieder auf den Kahn begeben’, Schifferspr., Elbschifferspr. 347 (WO-Ro); Rda.: op de Sock’n maken ‘sich auf den Weg machen’ Spr-Asch 19. – 9. ‘eilen, sich beeilen’ verbr. – mke doche Id-Eilsa 77; swinne mken HA-Oh; fiks mkng STE-Buch; Ich muß machen, daß ich n de Ellewe komme, der Damper hat all jetutt. Wb-Ak 108; Rda.: Trab machen ‘sich beeilen’ a.a.O. 108; Vers: Makt, makt, et wörd kolt! Ausdeutung des Krächzens der Krähe, WO-Schn. – 10. in der Verbdg.: (sik) wat mken ‘etw. heimlich entnehmen, beiseite schaffen’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 351 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 351 (CA-Ak), Wb-Ak 108. – 11. in der Verbdg.: Mach sachte ‘vorderer, ungefalteter Teil des Frauenrocks’, wird von der Schürze bedeckt, 2: Wb-Altm 130. – 12. in der Verbdg.: Maok di lustig, frölich upp un trurig daol ‘Mittel zur Erregung der Brunst bei Tieren’ 2: Wb-Altm 134. – 13. Part. Prät. – a. ‘wohlhabend, angesehen’ 3: vereinz. elbostf. – dat is’n jemachter Mann HA-Oh. – b. ‘verloren’ – kr ek dek, denn biste jemacht 3: Wb-Nharz 58.
1Mandel f.
1. ‘Anzahl von 15 (oder 16) Stück’ 1: SA-Rist, 2: vereinz. Altm., JE2-Fi, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 110, Vk-Anhalt
a 20, Wb-Be –
Mandel Eier ’16 Eier’ JE2-Fi;
eine Mandel Böme Klaus 1936,36;
de hem en ganzes Mandel Kinner CA-Fö;
Hinrik Smalt hefft ghewunnen IX mandel gr. uppe Hans Smede … 1473, StB-Neuhaldensleben
a 103.
– 2. ‘Stand von 15 (oder 16) Getreidegarben’, vgl.
Hp(en) 3b., 1: SA-Brie Dä, 2: vereinz. n GA, WO-Ri Sa, verstr. JE2 JE1, ZE-Gri, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. –
w fill Mandel’l Gorn haddor de? DE-Ca;
ut de Mandel döschen Wb-Holzl 138. – Das Getreide, in einigen Gegenden hauptsächlich Gerste und Hafer (SA-Brie, n GA, WO-Ri Sa, JE2, elbostf.), wurde zum Trocknen zu M. aus 15 bzw. 16 (GA-Mie Ro, WO- Ri Sa, JE2, n JE1) Garben kegelförmig zusammengestellt. Bes. in Anhalt wurden sie auch kreuzweise übereinander gelegt. Dabei richtete man die untere Garbe so aus, dass die Ähren sich auf der Westseite befanden. Die oberste Garbe (
Hauptgarbe) diente zur Sicherung der M. gegen stärkeren Wind. Brauch-Anhalt 211.
Middelrügge m. 1. ‘Streifen in der Mitte des Ackers’ – … so warn de Bund desamm jedrat un upen Millrie tue Mandeln ubjestellt 2: ZE-Gri. – 2. ‘Straßenmitte, auf der die Wagen fahren’ 2: JE1-Rie.
3n 1. Präp., verbr. – a. räumlich, zur Bezeichnung der Richtung oder des Ziels einer Bewegung – … de Näs nach … Bewohner-Altm 2,123; de fne schteit n morjen (Osten) Wb-Nharz 130; n Stadt Wb-Ak 118; ich fre n Gden (ON Köthen) DE-Ca; nan Marchte gahn HA-Um; na Bedde gan Wb-Holzl 144; … als hei noch na Schaule gung. Rauch 1929,68; ick hewe na Gruhe (Grude) kiekt HA-Bo; se sall mal na mick rummekieken WO-Dru; ich je nn Jrsfdor BE-He. – b. zur Bezeichnung des Zwecks einer Bewegung oder Handlung – ik j n Inkp’m JE2-Scho; ick will no Pläuen (Pflügen) moken CA-Schw; wei gungen to silfdritt na’n Bahn (Baden) OSCH-Crot. – c. zur Bezeichnung des zeitlich Nachfolgenden – nah Pingesten Id-Eilsa 80; no Lichtmeß OST-Dü; Noa Mitternacht … Matthies 1903,34; n te Arwt Wb-Be; n jren Wb-Nharz 130; n es Essen gannsde m gom’m DE-Ca; de Wch is n ‘n Frost sau holperich HA-Oh. – d. zur Bezeichnung des in einer Reihe oder Rangfolge Nachfolgenden – d kimt n mek Wb-Nharz 130; Rda.: D Arwt kimmt jlei n’s Hun’ne-flen! ‘Das ist eine langwierige Arbeit.’ Wb-Ak 72; ‘t mihrt sick, sä jenn Mann, dunn kreeg hei een Uhrfig’ nao de änner. Bewohner-Altm 1,349. – e. ‘entsprechend, gemäß’ – wenn’t n mik jinge HA-Oh; n mnen forschtanne Wb-Nharz 130. – f. in Abhängigkeit von bestimmten Verben – wei hett ok mal nan Träckedinge (Ziehharmonika) danzet OSCH-Wu; dunn harr’e drei Dage nah’n oold Stücke Isen e’socht HA-No; Rda.: de Liere noat Muhl schwatzen ‘anderen nach dem Mund reden’ ZE-Gri. – 2. Adv. – a. in der Verbdg.: n un n ‘allmählich, schrittweise erfolgend’ vereinz. – ick ging noa un noa ümmer titiger tom Inköpn … Hausfr-Altm 1925,55. – b. in Verbdg. mit up ‘bis auf’ 3: HA-Oh, Wb-We 91, Wb-Nharz 130 – bett op einen n HA-Oh; op finnef dlder n heww’ek alles betlt Wb-Nharz 130. – c. in der Verbdg.: de Wind steit n ‘der Wind kommt von hinten’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 438 (STE-Bit, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 438 (CA-Ak). – d. als abgetrennter Teil von Adverbien (danach, wonach) vereinz. – Heischevers:Gewwet en Stücke Schinken,
da künn wi braav n drinken! Brauch-wAltm 67 (GA-Nie).
Nennenbre f. PflN ‘wilde Birne’, auch die Frucht,
Holtbre, 2: ZE-Gri.
nlen Vb.
1. ‘
trdeln, zögerlich sein, langsam handeln’ 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 181 –
nöle nich sau Id-Que
b 13.
– 2. ‘langsam sprechen’, auch ‘langweilig und monoton reden’, vgl.
lern, 1m-ren, verstr.
– 3. ‘schwatzen, Nichtiges reden’ 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., verstr. JE2, JE1-Zie, ZE-Roß, 3: vereinz. n/mittleres elbostf. –
d nlte jo wat tosam’m JE2-Scho; Rda.:
er kann einen katoolsch nöhlen ‘er redet unaufhörlich’ GA-Vo; Sprw.:
wat jung is, dat speelt jern, wat olt is, dat nölt jern Sprw-Börde.
babbeln bseln blabbern brasseln br(t)schen dagsacken dwern drken drnen dummkauen dummkren fseln gnaulen hselren henschwatzen herumkollatschken kkeln kauen klappen klatschen klnen kltern knatschen knauscheln 1köddern klen Kolltsche kolltschen 2kren nasseln pldern prtjeln prtjen prtjern prlen quackeln quackern quaddeln quaddern quasseln quatschen qusen sabbeln sabbern schwatzen slabbern snacken snaulen sprken subbern swabbeln ttern vertellen.
– 4. ‘unverständlich, undeutlich sprechen’,
1nusseln, 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. Altm., 3: WO-GrRo.
– 5. ‘in weinerlichem Ton sprechen’,
jammern, 2: ZE-Gri We, 3: JE1-Me, HA-All Alv, 4: vereinz. anhalt.
– 6a. ‘leise vor sich hin weinen’,
wnen, 2: JE1-Go, 4: vereinz. w BE.
– 6b. ‘(laut und heftig) weinen’,
wnen, 2: JE1-Walt Wo, verstr. ZE, 3: HA-Bee –
watt haste denn ümmer te nöl’n? HA-Bee.