all(e) I. Indefinitpron., allg. eine Gesamtheit bezeichnend, verbr. – 1a. die Einheit einer Menge betonend ‘ganz, insgesamt, vollständig, sämtlich’ – Alle Kne ln feste. Wb-Ak 14; Jejen elwe jahn se nu alle zu Hause. Heimatkalender-Ze 1961,90 (ZE-Ze); w sidd’n alle inne wrme Schte JE2-Scho; alle Mann ran! Wb-Holzl 53; Rda.: alle WderAusruf des Erstaunens und der Verwunderung, QUE-Di; aller Wettstock dass., CA-Ak; Sprw.: wat alle bedript, dat drecht man leichte Sprw-Börde. – 1b. die Einzelglieder einer Menge stärker betonend ‘jeder, jede, jedes’ – Hüte sünd se alle beide wech! Hbl-Ohre 1935 Nr. 6/Becker (HA-Bee); wr isn lle djewäsd? BA-Ha; Alle Woche ‘n poor mol kam denn de Botterfrau ... JE2-Gü; Rda.: All un jeder kann dat nich. Wb-Holzl 32; dat se-i ek dek ein for alle ml ‘ich sage es dir nur dieses eine Mal’ Wb-Nharz 9. – 2. n. Sg. alles unpersönlich umschreibend ‘alle Leute, alle Dinge’ – Alles, was Bne harre, wr ne Ellewe (Elbe). Wb-Ak 15; w hemm allns afesocht JE2-Scho; Uff’n Hof wärd allens hinjestawwelt ... Spr-Asch 42; Middewoche nh Pingesten d worrn Eier un Kuke un alles denn so desammegeholt. ZE-KlLei; bei Aisenschulzen krichtemor alles DE-Els; mit Bezug auf 1a.: alles in allen ‘insgesamt’ Wb-Nharz 9; Rda.: sien ain un sien alles ‘seine ganze Freude’ Wb-Holzl 53; D hrt sich doch alles uf! ‘Das ist unerhört!’ Wb-Ak 15. – II. Adv. ‘bereits, schon’ 1/2/3: verbr. nd., 4: verstr. omd. (z.T. veralt.) – ick bin all fartig WE-Oster; et is al dch Wb-Nharz 9; det is je all sechse ZE-Roß; Jao, dat is jo nu all lang her Lautdenkmal 1937 (OST-Schön); ... äwer där Balke an de Ecke ... fung nu ok all an tue schwälne. Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie). – III. Adv. – 1. 1: SA-Dä, 2: vereinz. brdb., 3: Wb-Holzl 53, verstr. s elbostf., 4: vereinz. omd. – a. ‘aufgebraucht, zu Ende gegangen’, auch ‘leer’ – dat Jeld is alle BLA-Brau; der Kuchen is alle ZE-Roß; all maken ‘verschwenderisch leben’ HA-Eil; das Faß is alle ZE-Ke; Rda.: Et is alle wor’n, wie in de Derenbörsche (ON Derenburg) Aftheike. Sprw-Harzvorlf 22; Sprw.: wennt Flaisch all is, bid’n sik dai Hunn um dai Knaokng SA-Dä. – b. ‘zu Ende, vorbei’ – is der Kientopp alle? ZE-Roß; Wie der Choral nu alle war, ... Wäschke 61915,64. – 2. ‘kraftlos, erschöpft’,  slapp, auch ‘außer Atem’ 1: SA-Han, 2: ZE-Roß, 3: WO-Dru, vereinz. w elbostf., 4: Wb-Ak 14, BE-Be – ick bin janz alle von det ville Loofn ZE-Roß; et is alle met ne ‘seine Kräfte sind erschöpft’ Wb-Nharz 9. – 3. in den Verbdg.: – a. alle machen/werden ‘ohnmächtig werden’ 4: Wb-Ak 14, KÖ-Pro. – b. alle gemacht ‘ohnmächtig’,  mächtig, 4: KÖ-Bre, DE-Lau. – 4. in versch. Verbdg. ‘sterben’,  starwen, 2: OST-Katt Klä, JE2-Ro, JE1-Mö, ZE-Roß, 3: vereinz. s elbostf., 4: Wb-Ak 14, CA-Ak, KÖ-KlPa – met em ist bald all OST-Katt; er macht alle KÖ-KlPa; dene is de Aten alle wor’n Sprw-Harzvorlg 264; Jede Minute dachte eck, et word alle mit meck, eck kreig ’n Slag, ... Klaus 1936,56.
Lautf., Gram: (I., III.): alle, [al] Pl. SA-Ku Pü, vereinz. Altm., sonst verstr.; (I. – 1., z.T. auch III.): lle, [l] Pl. Mda-Sti 124, BA-Ha; aller Gen. Pl. ZE-Roß, CA-Ak; all, all’, [al] verbr. nwaltm., verstr. Altm., JE2-Scha; (I. – 2.): ahl Matthies 1903,1; alles, all’s n. Sg. vereinz. nbrdb., ZE-KlLei Roß, verstr. elbostf. anhalt.; all(e)ns n. Sg. vereinz. nwaltm. Altm., Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1962,94 (ZE-Ze), Spr-Maa 433 (WO-Her), Spr-Asch 42 und 50; (II.), alter Akk. n.: all, [al] verbr. nd., verstr. omd.; a, [a] verstr. nwaltm. Altm., JE2-Scho Wa; a(r) GA-Wen; aal STE-KlSchwe; oa,  OST-Ca Hö.
Anmkeholt n. ‘klein gehacktes (Stück) Brennholz’,  Klwe(n), 2: JE1-Mo, ZE-Ke, 3: vereinz. n/mittleres elbostf., verstr. s elbostf., 4: verstr. w anhalt.
Lautf.: Anmakeholt JE1-Mo, vereinz. elbostf.; -mak- OSCH-Da; Ahnmake-, nmke- vereinz. sw elbostf.; Oan- QUE-Tha; Aanmakeholz CA-Schw; Oanmoake- CA-Bru; Anmacheholz ZE-Ke, vereinz. QUE CA; (h)n-, [nmaxhols] Wb-Ak 21, vereinz. w BE; machehols, [maxhols] Wb-Ak 21, BE-Gier Wa.
Brde f. ‘Borte, Besatz an Stoffen’ 2: vereinz. Altm., ZE-Ke, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be – ne Borte an’t Klet setten HA-Oh.
Lautf.: Borde ZE-Ke; Bo(a)rd vereinz. Altm.; Borte vereinz. elbostf.; [porte] Wb-Be.
bottern Vb. 1. verstr. – a. ‘Butter herstellen’ – Wenn de Melk uten Stall kom, wurre se dörch’n Seiduek in Satten e’ joten un up 8 Dah int Melkschapp estellt, denn wurre se met’n Lepel affesohnt, de Sohne kam in Botterfatt un denn jing det Pumpeln (Stampfen) los. Wenn’t nu Botter wor, wurre se rutekrigt un düchtig met kolt Woter dorcheknät bes se schön stif wor. JE2-Gü. Anschließend wurde die Masse in Formen gepresst. – b. ‘zu Butter werden’ – et bottert nich WA-Schw; Sprw.: wennt nich boddern will, dänn bodderts nich ‘manchmal kann man nichts gegen das Misslingen von etw. tun’ STE-Do. – Volksgl.: Um erfolgreich zu b., werden zu Beginn des Vorgangs 3 Kreuze auf das Butterfass gemacht. Abergl-Ma 233 (WO-HWa). Wenn es nicht b., konnte eine Behexung die Ursache davon sein. Um diese zu lösen, holte man den Dorfhirten herbei, damit er die Reifen des Butterfasses von oben nach unten zählt (BE-Gn). Daneben wurde u.a. ein Kupferstück in die Sahne geworfen (ZE-Na), die Sahne an einen Kreuzweg getragen, wo die Hexen tanzen (BA-Fro) oder das Butterfass mit neunerlei Holz, das nachts zu sammeln war, geräuchert (ZE-Ke). Vk-Anhalta 211. – 2. ‘sich durch Geldzahlung lösen’, durch den Bräutigam, wenn der Hochzeitszug durch eine gespannte Leine aufgehalten wird, 2: Hochzeit-Altm 24. – 3. dass. wie  Botterstulle 2., 2: ZE-Ned, 4: BA-Schie. – 4. ‘sumpfig, morastig sein’, vom Acker, vgl. aber 1buttern 2., 4: Wb-Ak 43.
Lautf., Gram.: bottern Inf., bottert 3. Sg. Präs.; außerdem: [botan] JE2-Scho; boddern Inf., boddert 3. Sg. Präs. SA-Die, STE-Do, JE1-Ziep, WE-Schie, BA-GrAls; [bodn] SA-Rist; pettern Mda-Sti 104; buttern ZE-Ned, verstr. anhalt.; [putrn] Wb-Be.
Deetz ON – Neckreim: in Deetz, da geht’s 2: ZE-Ke.
Dwrppe f. 1. dass. wie  Dwrfleute 1., 2: Vk-Anhaltb 72 (ZE-Ke), 3: Rauch 1929,171, 4: Wb-Be. – 2. dass. wie  Dwrfleute 2., 2: Elbschifferspr. 304 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Pa), 4: a.a.O. 304 (CA-Ak).
Lautf.: Querpiepe Vk-Anhaltb 72 (ZE-Ke), Rauch 1929,171; [kwrpp] Elbschifferspr. 304 (STE-Bit, WO-Ro, JE2-Pa); [-pb] a.a.O. 304 (STE-Tan); [-faif] a.a.O. 304 (CA-Ak), Wb-Be.
Fastelwend m. ‘letzter Dienstag vor Beginn der Fastenzeit’, vgl. Fastnacht(en), 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. w Altm., vereinz. ö Altm. JE2, Bauernwelt-Ze, 3: verbr. elbostf., 4: Mda-Sti 141 – Fasselabend – Kwasselabend Sprw-Börde; ick mot de Nahwersche noch taun Fasselam’d inlan HA-Bee; Sprw.: Wörteln und Röw’n nao Faßlaw’n un Dirns äöwer drüttig Jahr hämm bei’ dänn Gesmak verlar’n. Bewohner-Altm 1,331; Item den fastelauent eynem iewelken eyne mate mels, twe eyger, eyn half punt smoltes, fefteyn worste, intghemeyne twe grote brot, eynen iewelken eyne mate melkes. Verpflegung der Jungfrauen im Katherinenkloster zu Stendal, um 1500, Cod. dipl. Brdb. 1.15,446 f. – Brauch: Bereits um die Wende zum 20. Jh. war das reichhaltige Brauchtum zum F. (und zu  Fastnacht(en)) nur noch in Resten greifbar, einige Elemente (z.B. Heischegänge und Umzü- ge mit verkleideten Figuren) zeigen sich auch im Pfingstbrauchtum. Es war ein sehr wichtiges Fest: dai Fastlao’m wt düchdich fat SA-Dä; wat Ostern, wat Pingesten, Fasselab’nd geiht vor! QUE-Nei. Die Festlichkeiten konnten sogar 2 (Brauch-Ma 258, Vk-Anhalta 213 und 217 – ZE-Ke Kö) oder 3 Tage andauern: vom Sonntag bis zum eigentlichen F. (Brauch-wAltm 24 und 29). Im Nharz. war Mahndaach ... jemeineklich de Fastelabend vor de Arem un de Dinsdaach vor de Rieken. Vk-Harz 8,30. Gefeiert wurde F. vor allem von den Gemeinschaften der Dorfjugend, bes. die Spinnstubengemeinschaften spielten eine wesentliche Rolle. So fand zu dieser Zeit auch der letzte, feierlich gestaltete Spinnabend der Saison statt. verstr. Die Mädchen bewirteten die Burschen mit Kaffee und Kuchen, diese wiederum brachten die Würste mit, die sie am Vormittag eingesammelt hatten. Es schlossen sich Spiel und Tanz an. Brauch-Anhalt 74 (ZE-Bor), Vk-Harz 8,30, Vk-Anhalta 212 (BA-Neu). In Rietzmeck tanzte man unter einem an der Decke befestigten Spinnrad. Brauch-Rie 747. Jeder, der in Cattenstedt eine auswärtige Frau geheiratet hatte, musste den  Berndler bezahlen, der der Finanzierung des Essens diente. Wb-Nharz 35 (BLA-Ca). Wurde mehrere Tage gefeiert, fand das Kaffeetrinken der Spinnkoppeln am 2. Tag statt. Brauch-wAltm 29. Im Zerbster Gebiet luden die Frauen die Männer des Ortes ein. Vk-Anhalta 214. Gelegentlich war auch das  Bengeln Bestandteil dieser Festlichkeiten. Brauch-wAltm 24. Wesentliches Element des Fastnachtsbrauchtums waren die Heischegänge. verstr. Vor allem die Burschen zogen z.T. unter Musikbegleitung von Haus zu Haus, um Gaben einzusammeln. verstr. Häufig waren sie verkleidet (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Anhalta 213), in der w Altm. trugen sie z.B. Frauenkleider. BrauchwAltm 25. Begleitet wurden sie von vermummten Gestalten wie u.a. dem  Arft(en)br (Brauch-wAltm 25, Volkstum-Ma 71, Vk-Harz 8,33, Vk-Anhalta 213 – BA), dem  Hwerbock 4. (Vk-Harz 8,33) oder dem  Kaml (Brauch-wAltm 25), verschiedentlich mussten diese Gestalten (angetrieben von Stockhieben) tanzen. Vk-Harz 8,33 (BA-Ra), Vk-Anhalta 213 (KÖ-GrBad). Um Gaben zu erheischen, sang man ( Fastelwendsingen) oder sagte Verse auf:Hüüt is Faßlm!
Unser Herrgott vergelt ju de G’m
un lt ju davör Korn wassen,
wo je nich ruutkieken könn,
un ju Tüffeln sölln wie’n Kopp dick
un de Kohlröwen wie’n Viert groot wern!
Brauch-wAltm 26
(GA-Br).
Die Wünsche nach einer guten Ernte kamen auch in dem Ausruf: Hüüt un morn is Faßlm, sau hauch sallt de Flass wassen! zum Ausdruck, der durch eine Geste begleitet wurde, die eine übertriebene Höhe anzeigte. Brauch-wAltm 26 (SA-Dä Jeeb). Zur Belohnung erhielten die Geber einen Schluck aus der mitgeführten Schnapsflasche. verstr. Die eingesammelten Würste wurden an eine Gabel oder einen Stock gehängt, damit sie gut sichtbar waren. verstr. Die ebenfalls erbeuteten Gaben wie Brot, Butter, Speck und Eier verspeiste man anschlie- ßend gemeinsam im Wirtshaus. verstr. Aber nicht nur die Jugendlichen führten Heischeumzüge durch, sondern auch (verkleidete) Kinder (Bewohner-Altm 2,244, Vk-Harz 8,34, Vk-Anhalta 214 und 216 – ZE, BA-KlAls), Bauern (Vk-Anhalta 213 – um ZE-Roß), Schmiede, die jeweils einen mit Bändern geschmückten Hammer mitführten (Brauch-Ma 257 – WO-Da, CA-Ak, Vk-Anhalta 215), Angehörige der Gilden oder Gesellen, die bei den Meistern bzw. Herren Würste einsammelten oder dort ein Essen erhielten (OSCH-GrQue, Vk-Harz 8,28 und 32, QUE-Ga). In Hasselfelde veranstalteten die Knechte ein Peitschenschlagen. Vk-Harz 8,33 (BLA-Ha). Alle Fuhrleute, die Rast im Ort machten, wurden von den Mädchen mit Sträußen und bunten Bändern geschmückt. Vk-Harz 8,29 f. (Nharz.). In Teilen des Nwaltm. und der w Altm., bes. aber im n/mittleren Elbostf. war es Brauch, dass die Burschen den Mädchen die Füße wuschen: Wiel nu awer bet Fas’lam’nd alles vordreiht ward, un luter Peiasstreiche op e stellt wern, sick de Lüe utklee’n un als andre rummlopen ... is dat ok ummedreiht un waschen ji hüte de Mäkens de Fäute. Rauch 1929,16. Dies erfolgte nur innerhalb einer Gemeinschaft. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,14. Die jungen Männer trafen sich im Wirthaus, steckten sich einen Strauß aus bunten Federn, getrockneten Blumen und Glasperlen an den Hut (a.a.O. 14,  Fastelwendsstrtz, Fastelstrtz) oder erhielten diesen von den Mädchen nach dem Füßewaschen (Brauch-wAltm 26) bzw. in den Orten, in denen nur Heischegänge stattfanden, während des Umzuges (Vk-Anhalta 213). Die Mädchen versteckten sich einzeln oder gemeinsam. Brauch-wAltm 27, Rauch 1929,17, HA-Oh. Waren sie aufgespürt, wurden ihre Füße mit Branntwein (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.), Kohlrübenscheiben (Brauch-wAltm 27) oder Rosmarinstängeln (a.a.O. 27, Vk-Altm 223, Brauch-Ma 257 f. – vereinz. n elbostf.) eingerieben und anschlie- ßend mit kleinen, mit bunten Bändern geschmückten Birkenruten (vereinz. n/mittleres elbostf.) so lange leicht geschlagen, bis sie trocken waren (Brauch-wAltm 27, vereinz. n elbostf.) oder sich die Mädchen bedankten (Brauch-Ma 258 – HA-Sü). Aus Schabernack hatten sich manchmal die Mädchen die Füße geschwärzt. BrauchwAltm 28. Zum Dank erhielten die Burschen Naturalien: taun Fasselabend gift et vor de Meekens öre Fäute waschen Wost or Bodder or Eier HA-Um. In einigen Orten der Altm. mussten die Mädchen nur das Stäupen mit der Rute oder das Schwärzen des Gesichtes über sich ergehen lassen. Fast überall wurden Tanzveranstaltungen durchgeführt, entweder bereits nach dem gemeinsamen Mittagessen (Vk-Anhalta 218 – ZE-Lö), vorw. jedoch nach dem Heischegang oder am Abend (verstr.). Dabei konnte es sich auch um Maskenbälle handeln. Vk-Harz 8,31. In einem festlichen Zug führten die Burschen die Mädchen in den Tanzsaal. Brauch-wAltm 29. Die Platzknechte, die in Köselitz die Ankommenden begrüßten, ihnen Bier überreichten und die Plätze anwiesen, mussten mit jedem Mädchen tanzen, wobei sie ihre jeweilige Partnerin tanzend an den Nächsten übergaben. Ackerbau-Anhalt 283/ Vk-Anhalta 218. In der Altm. erhallte um Mitternacht der Ruf: De Schimmel kümmt! Daraufhin erschien ein Schimmel mit je einem Kopf vorn und hinten, der von Knechten dargestellt wurde, die ein Laken über sich geworfen hatten. Oben saß der Reiter, der mit seiner Peitsche auf die Umherstehenden einschlug, ebenso wie die das Pferd bildenden Knechte. Stattdessen konnte auch der bunt gekleidete  Brenleider 3b auftreten, der einen Bären herumführte und ihn versch. Possen treiben ließ. Der Tanz wurde dann bis zum frühen Morgen fortgesetzt. Bewohner-Altm 2,245 f., Brauch-wAltm 30. In Orten, in denen mehrere Tage gefeiert wurde, konnte der Tanz schon am Sonntag und der Heischegang am Montag stattfinden. SA-Han, Brauch-wAltm 24 f. und 29, Brauch-Ma 259 (GA-Et); zum weitern Verlauf  Aschermiddewoche. Zum F. musste unbedingt gebacken werden. Vk-Harz 8,30. Vorw. waren es Brezeln (JE2-Scho, Vk-Anhalta 218), Schmalzkuchen (SA-Dä, verstr. w Altm., Vk-Anhalta 218) und im elbostf. Gebiet  Prilleken: Prost, Fastelabend! Prilleken oppen Disch! Vk-Harz 8,35. Aber auch Zuckerkuchen (Brauch-wAltm 30), dreieckig geformter Kuchen (Vk-Harz 8,34 – WE-Il),  Büllenbrt 2. (Vk-Harz 8,35 – QUE-Que) oder Eierkuchen (Vk-Anhalta 218 – ZE) wurden bereitet. Zu Mittag gab es Gerichte mit Kohl (Vk-Anhalta 218), neunerlei Kräutern (Brauch-Ma 258 – HA-Sü) und vor allem Würste (verstr.). Die Kinder erhielten ein Stück Bratwurst, das sie in die Schule mitnahmen. vereinz. HA. Der nahende Frühling mit dem Viehaustrieb machte sich darin bemerkbar, dass die Verpachtung von Weideland (Vk-Harz 8,33) und die feierliche Zählung des Viehs (Vk-Anhalta 217 – KÖ-KlPa) am F. durchgeführt wurden. – Volksgl.: Espunn dorrefte ahn Fastelabende nich wäern, sist harre me Unglicke ... Vk-Harz 8,30, auch vereinz. SA, Vk-Anhalta 212. Wer es dennoch tat, musste mit Ratten, Mäusen oder Kröten im Haus rechnen. a.a.O. 212 (DE-GrKü). Bis zum F. sollte alles vom Spinnrocken abgesponnen sein. Hielt man sich nicht daran, hatte man den Bullen um den Altar zu leiten. Brauch-Ma 258 (HA-Sü). Um kein Risiko einzugehen, wurde das Spinnrad am Montag vor F. auf den Boden gebracht. Vk-Anhalta 212 (BE-Ra). Dorthin gelangte auch die Schüssel, in der zuvor das Essen aufgetragen worden war. Sie wurde umgestülpt und im Frühjahr zur Anzucht von Kohlpflanzen verwendet, die dann gut gedeihen sollten. a.a.O. 218.
Lautf.: Fastelawent Id-Quea 151; Fast(e)labend, fastelbent JE2-Go, Vk-Harz 8,31, Wb-Nharz 206 (BLA-Tr); -aowend Wb-Altm 49, OST-Sta; -aob(e)nd SA-GrGe, GA-Ziep; -aom vereinz. n GA; fstlbent Mda-Sti 141; Fastla-om, [fastlao] vereinz. nwaltm.; Fastela’nd, -ahnt Heimatkalender-Je 1923,98 (JE2-Vie), Bauernwelt-Ze; Fass(e)lawend WO-Ma, BA-GrAls; -ab(e)nd, -bent verstr. w/mittleres elbostf.; -ben OSCH-Di; -bmt, [faslabt] OSCH-Har, Id-Eilsa 60; -mbt Wb-We* 255; -ahmnd, -mnt vereinz. n elbostf. OSCH; -a’md, -t verstr. elbostf.; -ahm WE-Dee; [faslnd] QUE-He; Faßlaw’n Bewohner-Altm 1,331; Fasselan JE2-Gü; Faßlaowend STE-Ho; -oaw’n Matthies 1903,15; Fass(e)laobend, -oabend vereinz. w Altm., OST-Sto, Volkstum-Ma 71 (WO-Ir), Brauch-Ma 258 (HA-Sü); Fasslaobmt Mda-Ohre 356 (GA-Rä); [faslmt] vereinz. ö elbostf.; Fasslaom, Faßlm Brauch-wAltm 27 (SA-Dä), SA-Die, vereinz. w Altm.; Foasloam SA-Rie.
Garstenkaff n. ‘Gerstenspreu’, der aus Hülsen und Grannen der Gerste bestehende Abfall nach dem Dreschen, 2: ZE-Ke, 3: vereinz. w elbostf., 4: BE-Il Scha.
Lautf.: Jarstenkaff ZE-Ke; -kaaf OSCH-Nei, WE-Oster; Gasten- vereinz. w elbostf. (außer sw); -kef HA-Oh; garschtenkf Wb-Nharz 91; [jardngf] BE-Il Scha.
Krfrdag m. ‘Karfreitag’ verstr. – Brauch, Volksgl.: Dem Charakter des Feiertages entsprechend musste man den K. in Stille verbringen. Brauch-Ma 261. Neben den allg. Beschränkungen der  Karwoche galten am K. zusätzliche Verbote: Handarbeiten wie z.B. Stricken waren nicht erlaubt; Fleisch durfte nicht gegessen werden, dafür aber Fisch, Eier und Käse. Der Verzehr von Hülsenfrüchten war ebenfalls untersagt, anderenfalls würden sich Geschwüre bilden. Brauch-wAltm 32. Durch das Schütteln der Bäume am K. vor Sonnenaufgang konnten Raupen fern gehalten werden. Vk-Anhalta 18 (KÖ-Wu). Dem Regen an diesem Tag wurden unterschiedliche Auswirkungen auf die Natur zugeschrieben: Wenn es regnet in Christi Grab, dann vertrocknet Laub und Gras. Brauch-Ma 261 (HA-Sü, WO-Ir). Musste also einerseits eine schlechte Ernte erwartet werden (vereinz. Altm.), so stand dem andererseits ein beschleunigtes Wachstum der jungen Feldfrüchte, bes. aber des Flachses, entgegen. Ackerbau-Anhalt 255 (ZE-Ke), Brauch-Rie 747.
Lautf.: Krfrdach, Krfrdach, -frdch verstr. nd.; -freitag, -freitach verstr. omd.
Krnrdel f. dass., 2: vereinz. nö Altm., WO-Col, JE2-Klie Re, vereinz. s JE1, ZE-Ke Stre, 3: JE1-Ca, vereinz. sö elbostf., 4: BA-Ha, vereinz. w anhalt.
Lautf.: [knrdl] STE-Schi; Koanroadel OST-Id; Kornradel WO-Col, BA-Ba Ha, CA-Eick, KÖ-Pro; -roadel, [kornrdl] OST-GrGa, Wb-Be; [gorn-] BE-Il Wa; Kornrodel SA-Siep; -rale JE1-Kö Mo, ZE-Ke Stre, BE-KlMü; -roale JE1-Ca Gö GrLüb, CA-Ra Salz, KÖ-Wei; -roole JE1-Ist; -raal QUE-Di; -roal JE2-Re; Karnrole JE2-Klie.