afborken Vb. 1. dass. wie  afblecken 1a., auch allg. ‘Baumrinde entfernen’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. n Altm. (außer ö OST nö STE), OST-Ren, STE-Ste, vereinz. s Altm. (außer CALV n WO) n JE2, JE1-Grä Scha, ZE-Wö, 3: vereinz. elbostf., 4: BA-Neu – ick heff dänn Bm afboakt JE2-Scho. – 2. dass. wie  afbkern 2.Dene heww’ ick awer mal schöne awweborket! 3: HA-Bee.
Lautf.: af(f)bork(e)n, aw-; außerdem: affborkgn SA-Dä; afbokn SA-Ah; [afbak] JE2-Scho; [-bk] vereinz. nwaltm.; ahfborken BLA-Ha; oaf- CA-Gli; -boarken BLA-Hü; abborken vereinz. OST, STE-Ste, JE1-Scha, ZE-Wö, BA-Neu.
afschlen Vb. dass. wie  afschellen, 2: GA-Kak, STE-Döl, vereinz. JE2 nö JE1, ZE-Na Ze, 3: vereinz. elbostf. (außer s WO), 4: BA-Neu, KÖ-Wu.
Lautf., Gram.: af(f)schäl(e)n, aw- GA-Kak, STE-Döl, vereinz. JE2, JE1-Grä, ZE-Ze, OSCH-Nie, WA-KlGe; affeschält Part. Prät. JE1-Bü; affschäl’ JE1-Pre; -schäelen JE2-Par; afscheel HA-Va; -scholn JE2-Mö; ahfschäl(e)n, aaf- WE-Ath, BA-Ra; ab- JE1-Me, ZE-Na, KÖ-Wu; -schalen BLA-Rü; obschälen BA-Neu.
afschüdden Vb. 1. ‘(Wasser von gekochten Kartoffeln) abgießen’,  afgten, 4: BA-Neu Schie, Wb-Be. – 2. refl. dass. wie  afschüddeln 3. – Rda.: dai schütt sik dat af as Hund dan Raigng 1: SA-Dä.
Lautf., Gram.: [üt af] 3. Sg. Präs. SA-Dä; schett ob 3. Sg. Präs. BA-Neu Schie; [apitn] Wb-Be.
bekakeln Vb. 1. ‘bereden, besprechen’ – Was han denn man d wedder zu bekkel’l? 4: Wb-Ak 34. – 2. ‘über etw. schon im Voraus sprechen, so dass es dem Volksgl. nach misslingt oder nicht in Erfüllung geht’ – bekakele es nicht! 4: Vk-Anhaltc 72 (BA-Neu).
bengeln Vb. ‘einen jungen Mann von 17-20 Jahren in den Kreis der erwachsenen ledigen Burschen aufnehmen’ 2: Brauch-wAltm 44 ff. (vereinz. GA), 3: a.a.O. 44 ff. (vereinz. sw GA), 4: Vk-Anhalta 154 und 214 (um BA-Neu) – Brauch: Das B. war in die Fastnachtsfeierlichkeiten eingebettet (Brauch-wAltm 24 und 47, Vk-Anhalta 214), nur die Aufnahme der 14-17jährigen Jungen in das lüttje Chor fand nach dem Osterfeuer statt (Brauch-wAltm 44). Die Aufzunehmenden wurden mit Ruten (Vk-Anhalta 154 und 214) oder auf einem Stuhl stehend mit einer Schaufel geschlagen (Brauch-wAltm 45). Durch die Zahlung von Geld oder Naturalien erhielten sie das Recht, im Wirtshaus am Tisch der älteren Burschen zu sitzen. Brauch-wAltm 45, Vk-Anhalta 49 und 214, vgl. auch  Bengel(n)fest.  TZ: hänseln inhänseln.
beslgen Vb. 1a. ‘Holz durch Hauen bearbeiten’ 3: Wb-We 16. – 1b. ‘mit einem Beschlag versehen, durch Schlagen befestigen’, bes. ‘Pferden Hufeisen anbringen’ 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., vereinz. n/mittleres JE2 mbrdb., 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. w omd. – re Schau mit Golt besln HA-Oh; de Schmett beschlait de Pre inne Schm JE2-Scho. – 2a. ‘sich mit Wasserdampf beziehen, anlaufen’, bes. von Fenstern, 3: verstr. elbostf., 4: Wb-Ak 35 – hüte ist wär ’n bettchen küllig, de Fenster beslagen HA-Bee. – 2b. ‘sich mit Schimmel überziehen’ 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 15, 3: vereinz. elbostf., 4: BA-Neu, CA-Ak – dat Appamaus hat beschlaon SA-Dä. – 3. Part. Prät. ‘erfahren, kenntnisreich’ 3: HA-Oh, Wb-We* 202, 4: Wb-Be.
Lautf., Gram.: Inf./Part. Prät.: beslagen HA-Bee NHa; -slen, -sla’en Wb-Holzl 63, Wb-We 16; -slaan, -sln verstr. w elbostf.; -slaog’n Pohlmann 1905,73; -slaon Wb-Altm 15, vereinz. w Altm., STE-Schä Schö; -schlagen GA-Ga, QUE-Fr, BLA-All, BA-Schie; -schla(a)n, -schln SA-Die, vereinz. mbrdb., verstr. w elbostf., vereinz. ö elbostf.; -schlaon, -schln, [bln] verstr. Altm., JE1-Dan, vereinz. ö elbostf. w anhalt.; [bl] SA-Rist; beschloahn JE2-Kar Nkli; -schlohn BA-Neu; [blaon] SA-Dä; [-lait] 3. Sg. Präs. JE2-Scho; Bislaen Wedde 1938,93; bisln Mda-Weg 107; bäislaohn GA-Trü; [puln] Wb-Be.
Bornhexe f. ‘weibl. Wassergeist als Schreckgestalt für Kinder’ 4: Vk-Anhaltb 46 (BA-Neu Sip).
Brl m. ‘feuchte, sumpfige, mit Buschwerk bewachsene Niederung’, hauptsächlich noch als FlN,  2Brk, 3: vereinz. mittleres elbostf. QUE, 4: BA-Neu.
Lautf.: Brühl QUE-Kö, Id-Quea 146, BA-Neu; Bruel Burghardt 1967,186 (WA-GrGe); Broel a.a.O. 186 (WA-KlRo); Breil Mda-Weg 89; Brauel Burghardt 1967,186/Wb-Holzl 70 (WA-KlWa); Brl QUE-Di.
Brtsuppe f. 1. ‘Suppe, die das Brautpaar vor dem Gang zur Kirche gemeinsam aus einem Gefäß essen muss’ 3: Gesch-Ro 107. – 2. ‘Speisen und Getränke, die dem Pfarrer, dem Kantor und den Schuljungen, die bei der Trauung sangen, ausgegeben werden’, neben einer Suppe gehören Fleisch, Brot, Kuchen und Bier dazu, veralt., 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Vk-Anhaltb 43 (BA-Neu).
Lautf.: Brtsupp Wb-Altm* 51, Wb-Altm** 41.
1Ber m. 1a. ‘(Groß-)Bauer, Landwirt, Besitzer eines Bauernhofes’ verbr. – Die B. hatten freie Verfügungsgewalt über ihren (Erb-)Besitz, Abgaben und Belastungen lagen allenfalls auf dem Hof, nicht auf der Person des B. Da sie die größten landwirtschaftlichen Nutzflächen (um 1900 bis zu Größen von über 70 Morgen in der Altm., über 100 Morgen im Unterharz und in der Börde, wo sich sogar Höfe bis zu einer Größe von 400 Morgen fanden) und als Einzige ein volles Pferdegespann (Vollspänner: 4 bis 6 Pferde) besaßen, bildeten sie die Oberschicht. Wohlhabende B. arbeiteten nicht mehr selbst mit, sondern leiteten den landwirtschaftlichen Betrieb von einem im Anwesen eingerichteten Kontor aus. Nur sie durften als B. bezeichnet werden, im letzten Drittel des 19. Jh. gingen sie selbst zur Bezeichnung Ökonom über. Unter ihnen standen in der sozialen Hierarchie die Dreiviertel-/Halbhüfner und Halbspänner sowie die Kossaten (vgl. ausf. Ktste(r)) und Grundsitzer, die über wenig oder nur gepachtetes Ackerland verfügen konnten. vgl. u.a. Knechte-nwAltm 5, Vk-Altm 50, Alltag-Börde 14 f., 403, Volkstum-Ma 36, Vk-Unterharza 41. – de grte Ber ‘der Besitzer eines Bauernhofes’ Wb-We 24; bie de groten Bure wärt disse Arbeit in Akkort e’makt HA-Neu; d Mut (Magd) dnt bain Ban JE2-Scho; Da is mal ... en Bure west, dei’n grotes Anwesen harre. Rauch 1929,77; en Buer mutt feste mit taufaat’n, der kann nich blot mit’n Handschtock jahn WA-We; Slimm genogt, dät de Bure nich to ville Insicht häm ... Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie); Bei den eenen (gemeint ist eine Gaststätte) waren der Farre un der Kanter un der Schulze un de Bauern ... Heese 21919,101; Zundert alleweile hat je wo jeder Bauer seine Jagd ... Wäschke 61915,24; Rda.: den Buren up’n Aeddelmann setten ‘nach Wein Bier trinken’ Id-Altm; dat willt nu mal Engels weeren, sää de Paster, dunn leigen sebben besoopene Buren undern Disch HA-No; Sprw.: Sommerroggen un Ziegenmeß freten den Bur’ as he is. ‘Beide ruinieren den B., weil der Sommerroggen den Boden auszehrt und Ziegenmist nutzlos ist’. Spr-Altm 87; Tanzlied:Alleweil sin de Bauern lustig,
Alleweil sin de Bauern froh,
Alleweil kost’ der Weizen fuffzig
Un zwee Groschen das Bund Stroh.
Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu);
von den anderen sozialen Schichten des Dorfes streng geschieden, entwickelte sich ein eigenes Standesbewusstsein, dem bes. im Selbstbild best. Eigenschaften zugeordnet werden: Sprw.: ein Bur kann nich artreckt (erzogen) wern, dei mot geboren sien WO-Gu; de Hoff stärvt nich, blot de Buurn stärven OST-Sta; Wenn man ainen Buren opp de Töne (Zehen) tritt, denn hinkt dat ganze Dörp. Wb-Holzl 35; Wer’n Bur’n bedregen will, de mütt fröh upstaohn. Bewohner-Altm 1,325; de Buur de up sien Vee nich acht, de acht sick sälwest nich OST-Sta; Hat de Bure Geld, denn hat’t de ganze Welt. ‘Eine gut gehende Landwirtschaft, sichert auch den Wohlstand eines Landes.’ Chr-Em 428; das Bestreben, dieser Stellung auch äußerlich Ausdruck zu verleihen, regt zu Spott an: Rda.: Dät versteiht sich, sä de Bur, dao sprak’r hochdütsch. Bewohner-Altm 1,325; Een Bur woll ook väörnehm sind, häi slep bet half Naomiddag. a.a.O. 1,324; Sprw.: Bure blifft Bure un wenn hei slöpt bet Middag HA-Bee; n slächten Buan, de nich prohlen un stähn (stöhnen) kann, je nohdem wiet anbracht is STE-KlMö; In Gedanken frt de Br k in’t Kutsch. wird gesagt, wenn sich jmd. Illusionen macht, Wb-Altm 205; Bur is keen Eddelmann. Bewohner-Altm 1,324; andererseits wird den B. Eigennutz, Geiz und übermäßiges Gewinnstreben nachgesagt: Rda.: Ei is Ei, sagte de Bur, dunn bracht’r ’n Preister ’n Sperlingsei. Spr-Altm 87; Dat kost nix, sä de Bur, do prügelt he sin Jung. Heimatland-Ga 1930 Nr. 10; Sprw.: Wenn de Bure fon Je’m höört, dat is als wenn de Slach ön röört. Wb-Holzl 35; Wenn de Bur spar’n will, denn fängt’r bäin Köster un Prester an. Bewohner-Altm 1,324; ’ne Arme kann man ebenso argern as ’ne Rieke sagte de Bur, as he nach Geld freiete. Spr-Altm 87; Wenn de Köh’ god togaohn un de Fraun’s god afgaohn, denn kann de Bur bestaohn. ‘Wenn die Rinder gut gedeihen und die Ehefrau stirbt, kann der Bauer (durch eine erneute Heirat einer vermö- genden Frau) seinen Reichtum mehren.’ Bewohner-Altm 1,324; ebenso gilt der B. als dickköpfig und bequem: wat de Bur nich will, det deit he nich STE-Do; ehe der Bure zweemoahl jeit, schlept’te detten der Buuk weh deit JE1-Wol; sowohl abw. als auch anerkennend (mit Bezug auf die Bauernschläue): en Bur is en Bur, is en Beist (Biest) von Natur WE-Oster; Br iss ’n Br, Schelm von Natur. Wb-Altm 98; aus der Sicht der Stadtbevölkerung werden den Bauern Unkultiviertheit, Rückständigkeit, Beschränktheit, sogar Dummheit und Grobheit vorgeworfen: Rda.: de Ber stöt’n in’n Nacken ‘Derbheit und Ungebildetheit dringen immer wieder beim B. durch’ Wb-We 24; dat gaet ja as wenn dai Biua Pliu’m fritt ‘das geht sehr schnell’ SA-Dä; Alltoglik sä de Bur, dao har’r een Pärd vör’n Waw’n (Wagen). Bewohner-Altm 1,325; wat versteht de Bure von Jurkensalat? OSCH-Eils; Wat de Welt doch grod is, sä de Bur, dunn keek’r äöwer’n Kohltun. Bewohner-Altm 1,324; A’ wil (jetzt) kaom ick, sä de Bur, dao feel häi ut de Luk. Verspottung von übertriebenem Eifer, a.a.O. 1,324; Sprw.: wat de Bur nich kennt, det fritt he nich GA-Trü; wenn de Buer keine Inwenige (Wendestelle) härre, pleue hei bet na Jerusalem WE-Dee; De Bur’n lieben lange Mettwöst un korte Predigt. Spr-Altm 87; de dümmsten Burn hebbn de jrötsten Tüffeln STE-Bir. – 1b. in der Verbdg.: lüttger/kleiner Ber ‘Kleinbauer, Besitzer eines kleinen Ackerhofes’,  Ktste(r), 2: ZE-Jü, 3: vereinz. OSCH WE. – 2. ‘grober, unhöflicher Mensch’, abw., 4: Wb-Ak 33, Vk-Anhaltc 42 – Rda.: D bist an richtijer Bauer, nimmst nonichem de Mitze ab. Wb-Ak 33. – 3. ‘Unter’, Spielkarte, 2: Wb-Altm 29. – 4. ‘Weihnachtsmann’,  Wnachtsmann, vgl. Berkls, 3: Wb-Nharz 35.
Lautf., Gram.: Buer, [br, nwaltm., nbrdb.: -, -] vereinz. ö nwaltm., verstr. nbrdb., WO-Ma, verstr. mittleres/s elbostf.; per Mda-Sti 19; Buere, [br] vereinz. s JE2 n JE1, HA-Oh, vereinz. nw OSCH, WA-Un; Buur, [br] SA-HDo Ho, vereinz. w Altm., verstr. ö Altm., JE2-Gü, GA-Ge, verstr. sw elbostf., vereinz. ö elbostf.; pr Mda-Sti 19; Bure, [br] verstr. s Altm., vereinz. mittleres JE2, verstr. mbrdb., verbr. n elbostf., vereinz. n OSCH; Bu(h)rn Pl. SA-Han Rie, vereinz. ö Altm., JE1-Gü, BA-Re, Vk-Unterharza 52 (BA-Schie); [biu] verbr. nwaltm.; [biu] SA-Dä; Büer SA-Um; [büu] SA-Hi Pe; Bauer Sg., Bauern Pl. verstr. s ZE, QUE-GrSchie, Vk-Anhaltc 141 (BA-Neu), verbr. anhalt.; [paur] Wb-Be.