afkratzen Vb. 1a. ‘durch Kratzen entfernen, säubern’ 2: Wb-Altm 114, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – sick’n schorf affkratz’n Spr-Maa 430 (WO-Ol); An de Husdör kratze hei sek siene Stewweln orndtlich af ... Wedde 1938,92. – 1b. ‘rasieren’ 1: Hausfr-Altm 1930,6 (SA-Die), 4: Wb-Be – In ‘ne halw’ Stunn’ harr Peddings Mudder Hinnerken sin’ Stoppeln affkratzt un em eenzig ein’ Schmiß unnert Näs’ mokt, ... Hausfr-Altm 1930,6 (SA-Die). – 1c. ‘dem abgebrühten Schwein die Borsten abschaben’ 1: SA-Roh, 3: GA-Ev. – 1d. ‘die Rinde eines Zweiges abschälen’,  afschellen, 4: DE-Que. – 2. ‘heimlich weggehen, sich entfernen, verschwinden’ 2: Wb-Altm 114. – 3. ‘sterben’,  starwen, 2: a.a.O. 114, JE2-Ki, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 5 – Dr word woll  ble abkratzen, dr st doch recht klapperich aus. a.a.O. 5; jistern is de olle Schulte nu ohk awwekratzet HA-Bee.
Lautf., Gram.: af(f)kratz(e)n SA-Roh, Wb-Altm 114, vereinz. elbostf.; kratzet af 3. Sg. Präs. WE-Oster; kratze - 3. Sg. Prät. Wedde 1938,92; afkratzt Part. Prät. Hausfr-Altm 1930,6 (SA-Die); awwekratzet Part. Prät. HA-Bee; fkratzen Wb-Nharz 2; abkratz(e)n ZE-Roß, Wb-Ak 5, DE-Que; kratzt ab 3. Sg. Präs. JE2-Ki; abjekratzt Part. Prät. Heimathefte-Be 1956,242 (BE-GrWi), Krause 1964,41; [apkratsn] Wb-Be.
Brand m. 1. ‘das (Ab-)Brennen’, auch ‘vernichtendes Feuer, Schadenfeuer’ verstr. – et is’n Brant t e’brken HA-Oh; Rda.: ... in Brand setten ... ‘anzünden’ Heimatkalender-Je 1924,60 (JE2-Vie); erst de Ppe in Brant, un denn’t Pert t’n Grben HA-Oh. – 2. ‘starke Hitze’ 3: vereinz. elbostf. – 3. ‘brennendes Gefühl im Magen’ – en brant in mgen hebben 3: Wb-Nharz 32. – 4. ‘heftiger Durst’ 2: Mda-Ze (verstr. ZE), 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 39, Wb-Be – Haste nich m an Schluck Wasser, ich hawwe son’n Brand. Wb-Ak 39. – 5. ‘heftige Erregung’ – Sprw.: de Männer hebbet alle den Brand, un brennet se nich, sau glimmet se doch 3: Wb-We 22. – 6. ‘Sonnenbrand’ 3: Wb-Holzl 69. – 7. ‘Krankheit, die zum Absterben von Gewebezellen führt, Wundbrand’ 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be – de kole Brand ‘Brand ohne Fieber’ Wb-Holzl 69. – 8. ‘Wundrose’ 2: Bewohner-Altm 2,312, 3: vereinz. elbostf. – 9. ‘durch Pilze hervorgerufene Krankheit, die die Getreideähren (bes. bei Weizen) staubig zerfallen lässt’ 3: vereinz. elbostf., 4: verstr. anhalt. – in’n Weiten is vel Brant HA-Oh. – Volksgl.: Um das Getreide vor B. zu schützen, darf man keine neue (DE-Que) bzw. keine gerade erst ausgebesserte Pflugschar (KÖ-Dro) verwenden oder beim Kälken des Weizens keine Pfeife rauchen (KÖ-GrBad). Ackerbau-Anhalt 251. – 10. ‘durch Brand entstandene Lichtung, Freiflä- che’, auch ‘urbar gemachtes Waldland’, in FlN, 2: vereinz. Altm., Siedler-Je § 271 und § 286, 3: Burghardt 1967,185 (WA-Sche). – 11. ‘Freistätte beim Haschespiel’,  1Ml, 1: SA-Bee.
Lautf.: Brand, Brant; außerdem: [prant] Wb-Be; prnt Mda-Sti 9.
drwen Vb. verbr. 1a. ‘Tiere in eine bestimmte Richtung, an einen bestimmten Ort vor sich her scheuchen’ – h drut k de K n de Koppel JE2-Scho; Opp dat grote Steppelnstücke harre dee Schaper siene Schape dreeben. Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim). – 1b. ‘jmdn. drängen, zu etw. veranlassen, zwingen’ – Sogar ewwer Land dreif de Not de Kindere ... Wille 1927,XV (BLA-Be); Rda.: Zus.: de Hunger drift et rin Antwort auf die Frage, ob das Essen schmeckt, WE-Dee. – 2. ‘etw. mit einem Werkzeug hereinschlagen’ – Sprw.: man mutt’n Kiel nich tewiet drieben ‘man sollte nichts übertreiben’ Sprw-Börde. – 3a. ‘sich mit etw. beschäftigen, etw. betreiben, machen’ – ... un mor da in de Stowwe treiben konnten, was mor wollten. Heese21919,11; Mensch, was treibeste man so? DE-Que; Mit Annecken wern se woll hüte öhr’n Jök driem’n ... Rauch 1929,14; Rda.: Spaoss mütt dräöw’n wer’n, sä Ulenspgl un kiddelt sin Mudd’r mett d’ Messfork. Wb-Altm* 72. – 3b. ‘etw. in einem kritikwürdigen Übermaß tun’ – Dr hat’s sre arch jetrem’m. Wb-Ak 25; drf et nich te dulle! HA-Oh. – 4. ‘von einer Strömung oder vom Wind fortbewegt werden’ – D treiwet an Sticke Hols ufs Wasser. Wb-Ak 173. – 5. ‘den Harndrang anregen’ – ... Budweiser Bier ... Das treiwet mehr wie Hefe ... Krause 1964,131. – 6. ‘abfällig, schlecht über jmdn. reden’.
Lautf., Gram.: driew(e)n, [drv()n] Wb-Altm 40, verstr. OST n STE, Heimatkalender-Je 1923,95 (JE2-Vie), JE1-Wol, OSCH-Har, Wb-We 31; trwe Imp. Sg. Mda-Sti 49; drieben, drben vereinz. w elbostf., Sprw-Börde; drieb’m, drbm, [drb] Zauber-Ma 88 (GA-Mie), Id-Eilsa 58, Wb-We* 207, QUE-Di; driem’n, drm’n Rauch 1929,14, HA-Oh; drie’m, [dr] verbr. nwaltm. w/s Altm., Elbschifferspr. 274 (STE-Tan, JE2-Mi Pa), verstr. ZE, Wb-Holzl 79, Nd-Börde § 51 (WO-Schn), Mda-Ro, Elbschifferspr. 274 (CA-Ak, dort Nbf.); [dron] STE-Steg; driun, [drun] STE-Wa, vereinz. JE2, Mda-nwJe1a 45 (JE1-Ih Pa); [dron] STE-Buch; [drun] STE-Je; treiben Heese 21919,11; treibeste 2. Sg. Präs. mit Enklise des Personalpron. DE-Que; treiwet 3. Sg. Präs. Krause 1964,131; treimn Wäschke 71913,53; trei’m, [trai] Wb-Ak 173, Wb-Be; [drai] Elbschifferspr. 274 (CA-Ak), Mda-Fuhne 31 (DE-Ca); 1./3. Sg. Prät.: drw, [drf] Wb-Altm 40, verstr. ZE; [drf] QUE-Di; dreif, draif vereinz. w elbostf.; dre-if Wb-Nharz 46; drebb, [dreb], trebb, trepp vereinz. anhalt.; [drip] Mda-Ze (ZE-Roß); Part. Prät.: drew’n Bewohner-Altm 1,361; dräöw’n Wb-Altm* 72; (e) dreeben Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim), edrben HA-Oh; [jdr] Dialekt-Ma 4 (JE1-Walt, CA-We); [dra] a.a.O. 9 (verstr. mittleres/s JE1); [j-] Mda-Ze (vereinz. ZE); [drn] Mda-nwJe1a 45 (JE2-HSe, vereinz. n JE1); edrebben Wb-Nharz 46; [dreb] Id-Eilsa 58, QUE-Di; edrem’m, [dre] Wb-Holzl 79, Dialekt-Ma 4 (vereinz. nö CA); [j-] Mda-Fuhne 16 (DE-Ca); jetrem’m Wb-Ak 173; [jdri] Mda-Ze (ZE-Roß).
Fangemann m. 1. ‘Fänger beim Haschespiel’ 3: HA-Alv. – 2. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Ackerbau-Anhalt 257 (DE-Que).
Fedderbusch m. ‘hochragendes Federbüschel am Kopf von Vögeln’,  Noll(e), 1: SA-Bre, 2: GA-Mie, 3: vereinz. s elbostf., 4: Wb-Be, DE-Que.
Lautf.: Fedderbusch; außerdem: [fedrpu] Wb-Be; Fäerrerbusch GA-Mie.
fürchten Vb. 2: Wb-Altm 58, Pohlmann 1905,VI, ZE-Roß, Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), 3: verstr. elbostf., 4: Mda-Sti 41, verbr. anhalt. 1. refl. ‘Angst haben’ – ich habe mich gefarchtet DE-Que; ... heere uff, ich forchte mich schon un kann de Nacht nich schlaf’n. Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze). – 2. ‘Furcht, Respekt vor etw. haben’ – Un de nist fürchten ... as ganz alleent män Gott? Pohlmann 1905,VI.
Lautf., Gram.: fürchten Pohlmann 1905,VI, HA-Eim; förchten vereinz. w elbostf., WA-Un; förecht’n Wb-We* 260; ferchten Mda-Sti 41; ferecht’n Wb-We* 260; färchten BLA-Brau, CA-Fö, DE-Ra; [frt] Nd-Börde § 44 (WO-Schn); forcht’n Wb-Ak 54; forchte 1. Sg. Präs. Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze); [frtn] ZE-Roß; far(r)cht(e)n QUE-Di, verstr. anhalt.; farchtete 1. Sg. Prät. Richter o.J. 105; gefarchtet Part. Prät. DE-Que; jefarcht Part. Prät. Wäschke 41910,73; fruchten Wb-Altm 58.
Grutschken Pl. ‘Rasenschollen, ausgestochene Rasenstücke’ 4: Mda-Fuhne* § 336 (DE-Que Ro).
Lautf.: [jrdgn].
hlden Vb. ‘halten’ verstr. – 1a. ‘ergriffen, gefasst haben, nicht loslassen’ – holle ma! ZE-Roß; Des Frd stt nich, das mußte h’l! Wb-Ak 64; Rda.: ick moßte mick deen Buk vorr Lachen holen Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim). – 1b. ‘bewirken, dass etw. in seiner Lage, seiner Stellung bleibt, Halt hat’ – d Rjel höllt d Dre t JE2-Scho; Rda.: de ern stf heln HA-Oh. – 2. ‘anhalten, zum Stehen bringen’ – De Direktor kann de Peere nich holen, … de Linig fallt ne ut de Hand, un hei stört von’n Bocke. Lindaub o.J. 33; wenne sn lpschr kricht, isse nich te hlen Wb-Nharz 119; Rda.: helt Ml! HA-Oh; de klappe hlen Wb-Nharz 98. – 3. ‘zurückhalten, zum Bleiben bewegen’ – Rda.: Laot di holl’n ‘übereile dich nicht’ Wb-Altm 84. – 4a. refl. ‘in genießbarem Zustand bleiben’, bes. von Obst, Gemüse und Konserven – Eßwoaren hoalen sich im Summer nich DE-Que; Datt Maus mott ganz stief sien, süss hölt ett sick nich. Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim). – 4b. ‘widerstandsfähig, dauerhaft sein, trotz Beanspruchung nicht entzwei gehen’ – De Twrn hölt Wb-Altm 84; de Ngel hölt, de Strick hölt HA-Oh; Rda.: Sonndachsgaoan höt nich ‘Arbeit am Sonntag bringt kein Glück’ SA-Dä; dat hölt wich un drei D HA-Oh; hei jecht (jagt), wat’t Tch heln well HA-Oh; … ek sette mek also in Drapp un lope wat et Tüg holen will Wed-de 1938,66. – 5. ‘bewahren, erhalten’ – där hollt sich nischt, där loscht alles henn ZE-Roß. – 6. ‘auf etw. besonderen Wert legen, besonders achten’ – Dat hämmse recht hailiche holl’n. Abergl-Ma 128 (WO-Ol); De heel hell’sch up Veeh, de ha’ Köh, ha’ ook Per’. Pohlmann 1905,7; dadropp hollen Wb-Holzl 105. – 7. ‘über jmdn., etw. in bestimmter Weise denken, ein bestimmtes Urteil haben’ – dat hele ik for richtich HA-Oh; Veel von einen holen Sprw-Harzvorlf 22; Rda.: op dne hew’k grete Stücke ehelen HA-Oh; tom Besten hollen ‘jmdn. necken’ JE2-Scho. – 8. ‘eine Absprache, Verpflichtung einhalten’ – hei hat sn Wert ehelen HA-Oh; Sprw.: fl lben un wennich hlen, dat sint lenne lde Wb-Nharz 118. – 9. ‘zu seinem Nutzen haben und unterhalten’ – Geuse, nten, Heunder heln HA-Oh. – 10. ‘in bestimmter Weise kleiden und versorgen’ – d hlen dn jungen recht hr Wb-Nharz 77. – 11. ‘veranstalten, durchführen, abhalten’ – frscheiten, muske, bal hlen Wb-Nharz 80; Hochtt heln HA-Oh.
Lautf.: hlen, holen verstr. elbostf.; hl’n Mda-Sti 4; heln HA-Oh, Mda-Weg 98; [hel] Id-Eilsa 68; hoalen DE-Que; [hln] QUE-Di; [hln] JE2-Scho, Wb-Be, haolnVk-Ask 375; h’l Wb-Ak 64, [h] DE-Els, haoll Mda-Ro; huolen OSCH-Di; hollen Pohlmann 1905,7, JE2-Scho, WO-Dru, Spr-Maa 437 (WO-Ol), Firmenich o.J. 157 (WA-Ost), Wb-Holzl 105 (WA-KlWa); holl’n, holln Wb-Altm 84, Abergl-Ma 228 (WO-Ol), CA-Tra; [hl] Mda-Ar 24; [hln, h, hln] verstr. JE2 JE1; [ho] vereinz. ZE, Dialekt-Ma 8 (vereinz. nö CA); [hol] Nd-Börde § 48, holl SA-Rist. – Gram.: 3. Sg. Präs.: [hlt] JE2-Scho; hölt Wb-Altm 84, Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim), HA-Oh; [höt] SA-Dä; hollt ZE-Roß, holt Dialekt-Ma 8 (verstr. s JE1); helt OSCH-Har, Wb-Nharz 80, Dialekt-Ma 8 (verstr. w JE1, vereinz. nö CA); 3. Sg. Prät.: hlt Dialekt-Ma 11 (verstr. sw JE1, ZE-Dor); heel Matthies 1903,18, Pohlmann 1905,7, hl Dialekt-Ma 9 (verstr. w JE1); heilt Lindauc o.J. 42, HA-Oh, Wb-Nharz 80, [hailt] Id-Eilsa 68; hail Dialekt-Ma 9 (vereinz. nö CA), Mda-Ro; helt Dialekt-Ma 11 (verstr. sö JE1, ZE-Göd), [hilt] Mda-Ze (verstr. ZE); hlt Wb-Ak 64; huln 1. Pl. Prät. Wäschke 31919,81; heil’n 3. Pl. Prät. HA-Bee; Imp. Sg.: hlt Wb-Nharz 80; helt HA-Oh; [holt] Mda-Ze (verstr. ZE); holle ZE-Roß; [hlg] DE-Ca. Zuss.: zu 1a.: hch-, in-; zu 2.: hamm-; zu 4b.: hamm-, hen-, wer; zu 5.: hen-; zu 8.: hamm-, in-; zu 9.: hs-; sonstiges: hen-, hr-.
Johanniskrne f. ‘zum Johannistag gefertigter Kranz, der mit bestimmten Blumen, Ähren und grünen Zweigen geschmückt sein kann’ 2: Brauch-Ma 274 (STE-Bo), Brauch-Anhalt 137 (ZE-Bor), Brauch-Rie 748, 3: a.a.O. 273 (WO-Ol), Vk-Harz 8,65 (Harzv., Nharz.), 4: verstr. anhalt. – Brauch: Die J. wird vorw. mit Feldblumen wie z.B. Klatschmohn, Kornblume, Kamille und Rittersporn geschmückt, außerdem werden meist grüne Zweige und auch Ähren in den Kranz gewunden. Bes. im Harzv. und Nharz. wird Arnika verwendet. Vk-Harz 8,65. In Köthen wird auch eine Zitrone am Kranz befestigt. Vk-Anhalta 259. Nicht verwendet werden darf die Kornrade, da sie den Blitz anzieht. Wirth 1928,33, Vk-Anhalta 258. Außerdem kann der Kranz mit bunten Bändern geschmückt sein. Brauch-Rie 748, Vk-Harz 8,65 (BA-Re), Vk-Anhalta 259. Er kann auch zwei sich kreuzende Reifen enthalten. Brauch-Rie 748, Vk-Harz 8,64, Vk-Anhalta 258f. In Borstendorf war er mit einem Hahn aus Knittergold versehen. Brauch-Ma 274. Die J. konnte an einem zentralen Platz ausgestellt sein. (dazu ausf.  Johann.) Häufig wurden aber in der Johannisnacht an allen Häusern am Fenster oder über der Haustür J. aufgehängt. Sie sollten den Segen bringenden Tau dieser Nacht auffangen. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 258. Man ließ sie teilweise bis zum Herbst dort hängen oder nahm sie noch in derselben Nacht bzw. einige Tage später ab, um sie im Stall oder unter dem Dach aufzuhängen. Wo keine J. ausgehängt wurde, verschmutzen Kinder am folgenden Tag die Haustür. Vk-Anhalta 259 (DE-Que Ro). – Volksgl.: Die J. hält Wind und Unwetter vom Giebel ab. Brauch-Anhalt 137 (DE-Ca). Sie schützt vor Blitzschlägen. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 259, Wirth 1928,33f. Sie kann Mäuseplagen fernhalten. Vk-Harz 8,65 (Harzv.), Vk-Anhalta 259 (KÖ-GrBad Thu Wü). Gegen Krankheit werden dem Vieh einige Blätter der J. ans Futter gegeben (KÖ-Dro). Tee aus Blättern der J. lindert Rheuma (KÖ-Wö). Das Bad in Wasser, in dem ein Stück der J. gekocht wurde, hilft gegen Reißen, die Dämpfe des Wassers erleichtern das Gebären. Vk-Anhalta 259.
Kalf n. 1a. ‘Jungtier des Rindes’ allg. – d Schelln jeffste d Kälwa JE2-Scho; n’ Kalf afwnen ‘ein K. der Mutter entwöhnen’ HA-Oh; dass.: wai hemm dat Kf afsett SA-Dä; Kindern, die bei Anbruch der Dunkelheit nicht vom Spielen zurück ins Haus kommen wollen, ruft man zu: das dreibeinige Kalb kommtVk-Anhaltb 49 (ZE-Pü, DE-Que); Rda.: sau dumm wn Kalf Wb-We 61; hei mket n (Augen) w en gestken Kallef WE-Be; von einem Grobian sagt man: mäncher wädd glik as en johrig Kalw geboren OST-Möl; et Kalf in de gen schln ‘die Wahrheit schonungslos (und ohne Umschweife) sagen und dadurch jmdn. beleidigen’ Wb-Nharz 91; Sprw.: hat de Dwel de Kau hlt, kann’e dat Kalf ek noch krn HA-Oh; et Kalf art na’n Ossen Sprw-Börde; von’n groten Bullen fällt ook en groot Kalw HA-No; bi Kälwer un lüttje Kinder mott’n de Maate wetten ‘Erwachsene dürfen von Kindern (und Jungtieren) nichts erwarten, was über deren Verständnis und Leistungsfähigkeit hinausgeht.’ HA-No. – Brauch und Volksgl.: Wennt Kalf in de eerste Melk blök’n deht, wart’et nich graut. Abergl-Ma 234 (GA-Mie); Kälber müssen dienstags oder donnerstags (an den Fleischtagen) abgesetzt werden. Wenn man viele weibl. Kälber bekommen will, muss die Frau des Bauern bei der ersten Fuhre Getreide das Tor selbst und ohne zu sprechen öffnen (KÖ-Dro), oder man muss die Nachgeburt der Kuh unter einem Apfelbaum vergraben (ZE-Rie). Vk-Anhalta 23.  Moses 2. – 1b. in der Verbdg.: Kälfken kumm Lockruf für Kälber,  Mtsche, 1: SA-Mel Ta, 3: verstr. w elbostf. – 2. ‘dummer, alberner Mensch’,  Dussel, auch Schelte für jmdn., der sich albern benimmt, meist auf ältere Mädchen bezogen, 2: verstr. brdb., 3: verstr. elbostf., 4: CA-Ak – bist’n Kalf Wb-Altm 94; elt Kalf! HA-Oh. – 3. in der Verbdg.: Kleenes Kälbchen TiN ‘Marienkä- fer’,  Marenkwer, 2: Vk-Anhaltb 68 (ZE-Se). – 4. ‘weiße Luftblase im Eis gefrorener Wasserflächen’ 3: OSCH-An.
Lautf.: Kalf, Kalw; außerdem: [kf] verbr. nwaltm.; Kävken Dim. SA-Mel; Kallef, [kalf] Mda-nwJe1a 41 (JE1-HZi Pa), verstr. ZE elbostf.; Kälveken Dim. verstr. w elbostf.; Kalb vereinz. ZE anhalt.; Kälbken Dim. SA-Ta; [galb] Mda-Fuhne 31 (DE-Ca); Kal(l)eb Id-Eilsa 70 (2.), Wb-Ak 83, DE-Lau; [kálp] ZE-Roß, Wb-Be; [klep] Mda-Sti 46. Zuss.: zu 1.: Hirsch-, K-, Ktz-, Mastkalb, Mtsche-, Ossen-; zu 3.: Marienkalb, Mle-, Mondkälbchen, Mtsche-, Mkälfken.