Bauer(n)glocke f. ‘eine der Kirchenglocken, die die Dorfgemeinde zur Beratung zum  Bauerstein ruft’, veralt., 4: Wäschke 41910,25 und 31, DE-Re – ... denn fungen de Klocken an zu leiten, ... de Jroße Klocke, de Bauerklocke un de Bimmelklocke. Wäschke 41910,25. – In neuerer Zeit läutete die B., wenn der Schornsteinfeger ins Dorf kommt. DE-Re.
Lautf.: Bauernglocke DE-Re; Bauerklocke Wäschke 41910,25 und 31.
Bauerstein m. ‘großer Stein, an dem sich die Dorfgemeinde zur Beratung versammelt’, veralt., 4: Wäschke 41910,5 und 31, DE-Re – Durt ungere Linde ... hadde sich de Jemeene rasch vorsammelt, un wie de Bauerklocke zu leiten ufhierte, trat der Richter Heinrich ufn Bauerschteen nuff ... Wäschke 41910,31.
Lautf.: Bauerstein DE-Re; -schteen Wäschke 41910,5 und 31.
dumm Adj. 1. verbr. – a. ‘einfältig, unverständig, geistig beschränkt’, von Personen,  dusselig“Was, meine Änne soll dumm sin?” Krause 1964,88; Du bist noch to dumm ... Heimatkalender-Ma 1931,86 (Altm.); übertr.: dat Pert is dumm ‘... hat eine Gehirnkrankheit’ HA-Oh; subst.: dat is keinen Dummen WE-Dee; Verbdg.: dumm un albern Id-Quea 149; dumm un dmlich HA-Oh; Rda.: des Faier brennt w dumm (sehr stark) CA-Ak; dor machd sonn dummes Jesichde ‘er sieht finster, unfreundlich aus’ BE-KlSchie; hai hat sien dumme Schuur ‘er hat seine starrköpfige, trotzige Phase’ Wb-Holzl 80; dumm wie’n Puter Spr-Asch 37; dumm wie ne Gans Vk-Harz 3,45; dumm w an schwarzes Schwein Wb-Ak 48; dumm w Jrütte Mda-nwJe1a 46 (JE1-The); dumm wie Schifferschiete Vk-Anhaltc 85 (ZE-Hu); dumm wie Bohnenstroh Spr-Anhalt 175; der ist so dumm wie’n olt Krummbund Stro Bauernwelt-Ze; dumm wie Aukerwater ( kerwter) Wb-Holzl 58; dumm wie ein Teekessel Vk-Anhaltc 85 (DE-Re); is dummer wie’t de Polezei erlauwet Sprw-Börde; h is dumm un frett fl JE2-Scho; dumm, daß ihn Schweine beißen Vk-Anhaltc 85; hei is sau dum, datte en minschen drt Wb-Nharz 48; dumm jeborn un nischt taueleert Sprw-Börde; ... un wist uns nu vor dumm vorkoofen. ‘... willst uns täuschen, anlügen.’ Wäschke 61915,40; wiste en dummen Minschen sein, kucke int Water BA-GrAls; wenn hei sau lang wörre wie dumm, könn’e ut’r Dakrenne supen WE-Be; dr is sau dum we lank is Mda-Weg 92; Sprw.: je grötter, je dümmer Sprw-Eils 39; je älder, je dummer Sprw-Börde; wr dum is, mot eprjelt wren Wb-Nharz 48; Wer dumm is, is Winter un Sommer dumm. Chr-Em 429; wenne dumm worst, worste in’n Kopp teerscht dumm Sprw-Börde; De Minsch kann so dumm sind, as’r will, häi mütt sick äöwer to helpen weeten. Bewohner-Altm 1,350; de dummsten Bern hett de dicksten Kartuffeln HA-Oh; subst.: Wenn de Dummen to Marcht kaom’ krg’n de Klok’n Geld. Wb-Altm 278; De Dumm’n ward’n nich all; jedes Joahr wärd’n Schäpel utseit (ausgesät). Spr-Altm 45. – b. ‘unsinnig, töricht’ – nölt nich sön dumm Tüg OST-Sto; Watt forr ne dumme Fra! Klaus 1936,1. – 2. subst.: ‘ Schellenober’, Spielkarte, 3: WA-Re, 4: DE-Ra. – 3. ‘unangenehm, übel’ vereinz. – dat is en dum dink Wb-Nharz 41; Se jähn mich immer sonne dumme (unverschämten) Antworten ... Richter o.J. 89; Verbdg.: ’n dumm kom’m ‘unpassend, unverschämt antworten’ Wb-Ak 48. – 4. ‘unfruchtbar, ohne Frucht oder Inhalt’ – Rda.: umme de dummen nte (Nüsse) deut’ et nich ‘für wenig oder umsonst tue ich das nicht’ 3: Wb-Nharz 48.
Lautf., Gram.: dumm, [dum]; außerdem: [tum] Mda-Sti 39, Wb-Be; dumme OSCH-Di, Id-Eilsa 59, QUE-Di; dummp Vk-Ask 379; Kompar.: dümmer HA-Oh, Sprw-Eils 39; dimmer Vk-Anhaltc 103; timer Mda-Sti 39; dummer Sprw-Börde, Wb-Nharz 48; Superl.: dümmst- Ehlies 1960b 298, JE2-Bö; tim(e)st- Mda-Sti 39; dummst- vereinz. w elbostf.
Fingerht m. 1. ‘Schutzkappe für das oberste Fingerglied, die bei Näharbeiten getragen wird’ 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be, Lieder-Ma Nr. 583 (DE-Re). – 2. PflN – a. ‘Roter und Gelber Fingerhut’ 3: Wb-Nharz 209. – b. ‘Echter Sturmhut’ 4: vereinz. w BE.
Lautf.: Fingerhaut vereinz. elbostf.; -hut, [firhd] vereinz. w BE, Lieder-Ma Nr. 583 (DE-Re).
Frosch m. 1. TiN wie Standardspr., 1: vereinz. s nwaltm., 2: SA-La Ra, verstr. nö GA, verbr. ö/s Altm. (außer nö und sw), vereinz. JE2, verstr. JE1 ZE, 3: vereinz. nw elbostf., verstr. nö/mittleres/sw elbostf., verbr. sö elbostf., 4: verbr. omd. – Was is denn man das bloß for Wetter? ... Keen Frosch traut sich mehr uff de Letter. Krause 1964,109; Rda.: wie ein aufgeblasener Frosch ‘anmaßend, überheblich’ Vk-Anhalta 269; De Kärche is kan Frosch niche, de wechhuppt ... Ausrede säumiger Kirchgänger, Spr-Asch 42; Wetterregel: Froasch kwgd – giffd Rng GA-Da. – Volksgl.: Sieht man den ersten F. im Jahr auf dem Land sitzen, so wird das Jahr Gück bringen, befindet er sich im Wasser, wird das Jahr trä- nenreich (ZE-Li). Anders hingegen in Zuchau: hier hat man viel Trauer zu erwarten, begegnet man dem ersten F. auf dem Trockenen. Vk-Anhalta 334.  Amilork Froschkrte Grnling Hopsekrte Hopsepadde Huckepadde Huddelpadde Humpelpadde Hüppup Hupsepadde Jako 2Kartsche Kecker Kecks Kolkpadde Lauber (Laubfrosch) Loddeks Lffrosch (Laubfosch) Lorkatsch 1Lork(e) 1Lorks Lorksche Lwark Macko 2Marks Markser Marrekse Moorkecker Moorkecks Nattrs 1Padde Paddeks(e) Paddfrosch Paddig Paddlork(e) Padducke Padduckse Pogge Plpadde Rle lekenvadder Unke tsche tschenlork Wasserkantor Wupsepadde. – 2. in der Verbdg.: Frösche smieten ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 3: WE-Wa. – 3. ‘Wassergeist als Schreckgestalt für Kinder’ 4: Vk-Anhaltb 46 (KÖ-Thu, DE-Re). – 4. Feuerwerkskörper, 2: Brauch-wAltm 41.
Lautf.: Frosch, [fro]; außerdem: [fr] GA-Da.
1hlen Vb. 1. ‘etw. oder jmdn. herbeibringen, herbeischaffen’ verbr. – n’ Dokter hlen HA-Oh; ick rönne rasch hen un hoale Neiwersch Muttern Heimatkalender-Je1927,117 (JE2-Vie); hle mich jlai m ne Flasche Bor BE-Al; en kint halen von der Tätigkeit der Hebamme, Wb-Nharz 67. – 2. ‘etw. oder jmdn. wegschaffen’ verbr. – se könn’t nich haol’n von Menschen oder Tieren, denen eine zu schwere Last aufgeladen ist, Wb-Altm* 55; Rda.: b dne is nich fel te hlen ‘er besitzt wenig’ HA-Oh; dik schall dai Daika (der Teufel) haon Fluch, SA-Dä; hoal die de Schla (der Schlag) dass., Bauernwelt-Ze. – 3. ‘stehlen’,  klauenhaite nacht hanse unse Eppel jehlt 4: CA-Ak. – 4. in der Verbdg.: er holt’s tief ‘er stöhnt’,  stnen, 4: DE-Re.
Lautf.: hlen verbr. elbostf.; [hl] Id-Eilsa 66; ha(a)l’n, hal’n WA-GrGe We, WE-Be, BLA-Ha, QUE-Di; hoalen OSCH-Har; haoln, hoaln, [hln] SA-Altm Bon, Wb-Altm 77, Wb-Altm* 55, Hausfr-Altm 1925,54, JE2-Scho; haoll Mda-Ro, [h] Nd-Börde § 48; h(a)ll Mda-nwJe1a 51 (JE2-HSe, verstr. nw JE1); [hn] SA-Die; [haon] SA-Dä; hol’n, [hln] JE2-Mi, Wb-Be; [h] CA-Ak, hll Mda-nwJe1a 51 (JE1-Wol); hollnVk-Ask 375. – Gram.: holg Imp. Sg. verbr. anhalt. Zuss.: zu 1.: hen-, hr-, in-; zu 2.: wer-; sonstiges: in-, wer-.
Jesuskrt n. dass. wie  Jesublutstropfenkraut, 3: QUE-Hau, 4: verstr. BE, Vk-Anhalta 77 (KÖ-Ost, DE-Re).
Lautf.: [jzuskrt] QUE-Hau; JesuskrautVk-Anhalta 77 (KÖ-Ost, DE-Re); [jzusgraud] verstr. BE.
Kbold m. 1a. ‘zwergenhafter, meist helfender, auch zu Streichen aufgelegter Hausgeist’ 1: SA-Dä, 2: verstr. Altm. ZE, 3: Wb-Holzl 123 (HA-Eil, WA-See), Vk-Ask 379, Vk-Anhaltb50 (BA-Ge, BE-GrMü), 4: Vk-Anhalta 183, verstr. w anhalt., DE-Ca, Vk-Anhaltb 50 (DE-Re) – … de sa’n doch … von eene Familie, die hann’n Kowwelt, – der sitzt inne Küche … Wäschke 41919,78. – Volksgl.: Der K. kann vielerlei Gestalt annehmen, so die eines kleinen roten Männchens (Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad), einer Katze (a.a.O. 170 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), von Feuer (Beiträge-Altm 1,149, Brauch-Anhalt 170 – KÖ-Wad) oder eines hellen Streifens am Himmel (Brauch-Rie 750). Wenn jmd. aufgrund seines Fleißes und seiner Sparsamkeit zu Wohlstand gekommen ist, so heißt es von ihm, dass er einen K. habe (Beiträge-Altm 1,149, Wb-Altm 112). Der K. wohnt unter dem  kel (Wb-Altm 112), auch in einem Fass auf dem Boden (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor, Vk-Anhaltb 50 – ZE-Mü), wo er etw. zu essen und zu trinken, meist Semmeln und Milch, bekommt. Wird dies ein einziges Mal vergessen, geht der K. unter Getöse aus dem Haus und lässt es in Flammen aufgehen (Wb-Altm 112). Manchmal unterscheidet man zwischen einem reich und einem arm machenden K. Letzteren wird man durch Räuchern mit neunerlei Holz wieder los (Brauch-Anhalt 170 – ZE-Bor). Bes. nützlich macht sich der K. in der Küche, weshalb behauptet wird, dass zumeist Frauen einen K. haben (Brauch-Anhalt 171). Auf Zuruf der Hausfrau ist er in der Lage, das Essen in kürzester Zeit zuzubereiten (Brauch-Rie 750f., Wb-Holzl 123, Wäschke 41919,78). Von den nicht immer lauteren Absichten des K. zeugen die Feuermale im Gesicht mancher Menschen, die von seinem Schlag herrühren sollen (Brauch-Anhalt 171 – ZE-Bor). Die Mutter lässt ihr Kind nur dann allein im Bett zurück, wenn sie zuvor ein Gesangbuch unter das Kopfkissen gelegt hat, um den K. am Vertauschen des Kindes gegen einen Wechselbalg zu hindern (Vk-Anhalta 139 – ZE-Na). Hat jmd. einen K., so kann er nicht sterben, es sei denn, jmd. anderes lässt sich bitten, den K. zu übernehmen (Brauch-Anhalt 171 – KÖ-Ho). Ein Verstorbener, der den K. hatte, soll mit dem Kopf voran hinausgetragen werden (Vk-Anhalta 183). – 1b. ‘Schreckgestalt für Kinder, die angeblich im Getreidefeld sitzt’,  Roggenmme, 4: Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation). – 2a. ‘kleiner Mensch’,  Knirps, 3: Vk-Ask 106. –2b. ‘stets fröhlicher Mensch’, auch ‘munterer, lebhafter Junge’ 1: SA-Dä, 4: Wb-Ak 96, Spr-Anhalt 166, Wb-Be – t hast je woll an Kowwelt in’n Laiwe a.a.O. – 2c. ‘ungezogenes Kind’,  Lümmel, 2: JE2-Scho. – 2d. ‘tobender, Lärm hervorbringender Mensch’ 2: Wb-Altm 112. – 3. in der Verbdg.: ‘n Kowwelt han ‘übermütig sein und viel lachen’ 4: Wb-Ak 96. – 4a. ‘aus Holundermark gefertigtes Stehaufmännchen’ 2: Wb-Altm 112. – 4b. Würfelspiel, 4: Brauch-Anhalt 170. – 5. ‘Pflug ohne Fahrgestell’,  Plg – dän Kobold nm’m se tum Tüffeln anpljen 2: JE2-Scho.
Lautf., Gram.: Kobold, [kobolt] Beiträge-Altm 1,149, JE2-Scho, Brauch-Rie 750, JE1-Walt, Vk-Anhalta139, Vk-Anhaltb 50, Brauch-Anhalt 170f.; Kobolden Dat. Pl. Beiträge-Altm 1,148, STE-Ho; Kobbold, -t Wb-Altm 112, OST-Mech, Wb-Holzl 123; Koppolt Abergl-Ma 244; Kowwelt, [kowlt] Spr-Anhalt 166, Wb-Ak 96, Wb-Be, Wäschke 41919,78; [gowld] Mda-Fuhne 184 (KÖ-Lö, jüngere Generation), DE-Ca; [kobd] SA-Dä; [kowwl]Vk-Ask 106 und 379; Kubbelt SA-NFe Pre, OST-Kau. Zuss.: zu 2b.: Lach-; sonstiges: Mai-.
Kornmutter f. 1. dass. wie  Kornengel 1., 1: SA-Hen, 2: ADVk Nr. 49 (JE2-Ki, vereinz. JE1), Vk-Anhaltb48 (ZE-Ser Sta Wö), 3: GA-Grau, ADVk Nr. 49 (HA-Oh, OSCH-Da Ott), verstr. sö elbostf., 4: verbr. w anhalt., Vk-Anhaltb 48 (DE-Re) – sick schtille, sonst kimmet te Kornmutter Wb-Be. – 2. TiN ‘Mistkäfer’,  Messkwer, 4: BE-Scha.
Lautf.: Kornmutter; außerdem: [gornmudr] verstr. w anhalt.; Kr(n)mutter CA-Fö.