Beamtenstippe f. ‘aus Mehl, Speck, (Gehacktem) und Zwiebeln bereitete Soße’, wird bes. zu Pellkartoffeln gegessen, 3: Mda-Weg 130, WA-We, 4: Wb-Be, DE-Ro.
Lautf.: Beamt’nschtippe WA-We; [beamdndib] DE-Ro; biamtenstippe Mda-Weg 130; [puamtntipe] Wb-Be.
Dinsdag m. 1. ‘Dienstag’ verbr. – nächsten Dienstag CA-Fö; ’n Dinstak Amnt ... Wäschke 61915,70; ... un an Dinsda’e bet half ölewe ... oppe blieben un arbei’n moßten. Wedde 1938,60; An’n Hauptdach, ’n Dinnstach, wenn denn ooch noch Viehmaarcht war ... Heimatkalender-Ze 1962,94 (ZE-Ze); Mahndaach war jemeineklich de Fastelabend vor de Arem un de Dinsdaach vor de Rieken. Vk-Harz 8,30; Des dinsedages na der hilligen drigen konnigh ... 1448, StB-Neuhaldensleben 495. – Volksgl.: Fast überall gilt der D. als Glückstag, nur in wenigen Orten als Unglückstag (ADVk Kt. 2 – Einzelbelege JE2 ZE OSCH CA, Vk-Anhaltb 12 – ZE-Eich Le, DE-Ro). Deshalb werden wichtige Angelegenheiten an diesem Wochentag, der zu den Fleischtagen zählt, in Angriff genommen wie z.B. Rechtsgeschäfte (Bewohner-Altm 2,291), Hochzeiten (verstr. Altm., Vk-Ask 131), Dienstantritte (vereinz. Altm. anhalt.), Wohnungsumzüge, die Aussaat oder das Ansetzen der Henne zum Brüten (vereinz. BA, verstr. ZE anhalt.). – 2. ‘der Dienstag vor Ostern’, in der Verbdg.: – a. krummen Dienstag 3: HA-Erx. – b. scheiwen Diensedag 3: WE-Oster.
Lautf.: Din(n)sdag, -dach, [dinsda] verbr. nwaltm., SA-GrGe Ma, verstr. mittlere Altm., verbr. s Altm., vereinz. mbrdb. OSCH, verbr. ö elbostf. w anhalt., DE-Or; -dak BA-Ha; -tag, -tach SA-GrGe, JE2-Be Schl, verstr. mbrdb., WA-Dom, Wb-Holzl 75 (WA-KlWa), BLA-Brau; Dinstak Wäschke 61915,70; Din(n)sdaach, [dinsd] verstr. s elbostf., vereinz. w BE, CA-Ak; -taag, -taach OSCH-Wu, WA-We; [dinsdg] verstr. anhalt.; [-dk] CA-Ak, DE-Els; [-dg] BE-Sa; Diensdag, -dach, [dnsdax] JE2-Scho, vereinz. mittleres elbostf.; -tag, -tach JE2-Bö, verstr. ö elbostf.; -daach Wb-Holzl 75 (Allertal); Diesdag SA-Win; Nbff.: Dingestag vereinz. mittleres JE2; Dingsdag, -dach, [disdax] verbr. n Altm. (außer w SA) STE, vereinz. n JE2; -tag, -tach vereinz. ö Altm. (außer n WO); Dinsedag, -dach, [dinzdax] vereinz. sw HA w OSCH nw WE; -daach vereinz. w HA, WE-Wa; Diensedag WE-Oster.
Drwen n. 1. ‘Treiben bei der Treibjagd’ 3: vereinz. w elbostf., Wb-Holzl 79 (WA-KlWa). – 2. ‘Treibball’, Spiel, 3: CA-Atz, 4: Wb-Ak 173. – 3. ‘Schar, größere Anzahl von Menschen oder Tieren’,  Korps (n.Z.), 4: vereinz. KÖ, DE-Ro.
Lautf.: Drwen HA-Oh; Dri’m Wb-Holzl 79 (HA-Eil); Trieben CA-Atz; Dre’m Wb-Holzl 79 (WA-KlWa); Trei’m Wb-Ak 173; [drai] vereinz. KÖ, DE-Ro; Nbf.: drbens Wb-Nharz 46.
Eierknippen n. Spiel der Kinder zu Ostern – wie beim  Eierkullern oder  Eiertrdeln lassen die Kinder die Eier einen Abhang hinunterrollen, hier jedoch noch in eine Vertiefung hinein. Sieger ist, dessen Ei unversehrt bleibt. Die beschädigten Eier werden verzehrt. 4: Vk-Anhaltb 29 (DE-Ro).
einhäufen Vb. ‘Heu in kleine Haufen bringen’,  inhocken, 4: KÖ-GrPa, DE-Ro.
Lautf.: [inhfn].
Fedder f. 1. ‘Feder eines Vogels’, bes. die von Gänsen werden auch als Bettfedern verwendet, verbr. (aus JE1 keine Belege) – Feddern plücken ‘Gänsen bei lebendigem Leib einen Teil der Federn nehmen’ WO-Ro; Feddern reißen ‘Federn schleißen’ BE-Dro, ausf.  rten; d Hinne had jor gne Fellorn mor DE-Ca; ... jeden Dag lett hei’n Fedder van d’ Möll fleigen, um to weiten, ow’ dei Wind sei wegdrög ... Hausfr-Altm 1930,4 (SA-Die); ... un ahn den gräunen Haut ne grote Fedder. Lindaua o.J. 25; Rda.: lichte wie ne Feddere Vk-Harz 3,45; sich mit fremme Feddern schmücken ‘Verdienste anderer als die eigenen ausgeben’ Sprw-Börde; ... un mor hädden zu jarne noch ... eenen ... fortjeschickt, där’n aus de Feddern (aus dem Bett) hädde langen missen. Heese 21919,50; Sprw.: Nao’n Fädder münn’ de Dirns äöwer dree Tün springen. ‘Junge Mädchen sollten keine Mühe scheuen, um die Aussteuer zusammenzubekommen.’ Bewohner-Altm 1,328. – Brauch, Volksgl.: Die Federkiele, die nach dem Schleißen übrig blieben, kamen entweder in die Friedhofshecke (ZE-Bor) oder in den Gartenzaun (DE-Ro), wo sie dann verrotten sollten. Brauch-Anhalt 65, Vk-Anhalta 210. – 2. ‘Schreibfeder’, urspr. eine angespitzte Gänsefeder, heute veralt., 2: Wb-Altm 50, 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Wenn hei sick hennsetten un mit dei Fedder dat alles opschriem’n wolle, ... Rauch 1929,11. – 3. ‘spiralförmiges Teil in der Uhr’ 4: Wb-Ak 56.
Lautf., Gram.: Fedd(e)r Sg., -n Pl. (nwaltm., n/mittlere Altm.: [fed(n)], s. Altm.: [fed(n)], anhalt.: [fedr(n)]) Hausfr-Altm 1930,4 (SA-Die), SA-Ku, Wb-Altm 50, Spr-Altm 14, OST-Gla Mech, STE-Po, verstr. s Altm., Heimatkalender-Ma 1932,48 (JE2-Scho), vereinz. s ZE, verstr. n/ö elbostf., BLA-All, vereinz. n/mittleres anhalt., Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – bes. mittlere Generation); Feddere verbr. w elbostf.; Ferr(e)r, [ferr] Sg., -n Pl. (nwaltm., n/mittlere Altm.: [fer(n)], s. Altm.: [fer(n)]) vereinz. nwaltm., verstr. ö OST ö STE, Mda-Ze (ZE-Reu Stre); Fesser, [fezr], [fezr] verstr. n anhalt. (außer nö), Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – vorw. ältere Generation, z.T. auch mittlere Generation – bes. n/mittleres KÖ); [felr] Mda-Ze (ZE-Gro); [feln] Pl. STE-Je, WO-Zie; [feln] Pl. WO-Zi; [felr] Mda-Fuhne 97 (verstr. anhalt. – vorw. mittlere, bes. jüngere Generation, n/mittleres KÖ – bes. ältere Generation, sö DE – in allen Generationen); Fearrern Pl. Matthies 1903,26; Fädder, [fäd] Sg., -n Pl. Bewohner-Altm 1,328, OST-Har, Mda-Ost 45 (OST-Ko); [fdn] Pl. CALV-Zo; Fäddere HA-Oh; [fär] Sg., [-n] Pl. verbr. nwaltm. n/mittlere Altm.; [fär] Sg., [-n] Pl. SA-Rist, vereinz. n GA, JE2-Scho; Fällern Pl. WO-Mahl; fader Mda-Sti 12; Faddern Pl. SA-Jeg; [farrn] Pl. SA-Die; [fr] SA-Dä; Fere HA-Oh; Feser DE-Ro; Fäder HA-Oh, Spr-Asch 10; [flr] KÖ-Tre.
Hetze f. ‘Schar, größere Anzahl von Personen oder Tieren’,  Korps, 3: Id-Eilsa 67, 4: Mda-Sti 150, Wb-Ak 69, verstr. BE KÖ, DE-Ro – anne Hetze Jungens Wb-Ak 69; anne jantse Hetse Flen Wb-Be.
Lautf.: Hetze, [hetse] Id-Eilsa 67, Mda-Sti 150, Wb-Ak 69, Wb-Be; [heds] verstr. BE KÖ, DE-Ro. Zus.: Hde-.
Holzfuchs m. Waldgeist als Schreckgestalt für Kinder,  Spkeding, 4: Vk-Anhaltb 49 (DE-Ro).
Klocke f. 1a. ‘Glocke’, bes. die Kirchenglocke, verbr. – Der Klang der K. ist in zahlreichen Reimsprüchen nachempfunden: Bim, bam, bohler, Kost nen halben Daoler GA-Ga; Kümmt all to Kerk! Kümmt all to Kerk! OST-Sa; bimm baum, bälaumWE-Ve; Rätsel: Gät un schlät int Holt, Dag in, Dag ut: Un kümmt doch nich rut! Volksspr-Altm 93 (SA-Vi); Rda.: an de grte Klocke schlahn ‘etw. überall herumerzählen, aufbauschen’ CA-Fö; De hät de Klock lü’n hürt, weet äöwer nich wo’s’ hangen. ‘Er weiß nicht genau Bescheid.’ Bewohner-Altm 1,344; Nu weet ick, wo de Klocken hangen. a.a.O. 344; nu wettste, wat de Klocke eschlahn hat CA-Fö. – Brauch: Die K. wurde nicht nur zum Kirchgang geläutet, u.a. erinnerte das Läuten an bestimmten Tagen die Dorfbewohner an deren Ablieferungspflicht: Eier für den Pastor, Schütten (Abliefern) des Zehntgetreides, die Schüttenden bekamen Schnaps und Tabak. Brauch-Anhalt 92ff. (KÖ-Wa, DE-Ro). Am Michaelstag (29. September) läuten die Glocken Zinsen, Pachte, Swinegeld (OSCH-Krop). – Volksgl.: Die K. gilt vielfach als Vorzeichen des Todes: Vom Klang der Kirchenglocken heißt es, wenn sie singen, stirbt bald jmd. (GA-Ro). Klingt bei einer Beerdigung eine Glocke nach oder haben beim Leichenzug die Glocken einen traurigen Klang, so folgt bald ein weiterer Todesfall. Vk-Anhalta 174 (BE-Pei, KÖ-Kö Ost). Schlägt beim Trauergeläut die große Glocke zuerst an, ist das nächste Todesopfer ein Mann, bei der mittleren Glocke eine Frau, bei der kleinen ein Kind. a.a.O. 174 (BE-Pei). – 1b. ‘ Klingel an der Haustür’ 1: SA-Ah, 2: verstr. n/mittlere Altm., CALV-Calv, verstr. JE2, JE1-Mö, ZE-Wö Ze, 3: JE1-Pre, Wb-Nharz 100, BA-Rie, BE-He, 4: QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie Wö. – 1c. ‘kleine Glocke’, bes. für weidende Kühe und Schafe, auch am Schlitten, 2: SA-Sta, 3: Wb-Nharz 100. – 2a. ‘Uhr’, bes. die Turmuhr, 1: SA-Dä, 3: WO-Gu, Wb-Holzl 121, CA-Fö, 4: Wb-Ak 91 – uns Klock gaet to l aot ‘die Uhr geht nach’ SA-Dä. – Volksgl.: Das Schlagen der Uhren kann den nahenden Tod ankündigen: Schlägt die Turmuhr (Glocke) dem Geistlichen ins Vaterunser oder ins Amen, stirbt ein Kirchgänger. Vk-Anhalta 174 (KÖ-Ar, DE-Go). Gleiches tritt ein, wenn die Uhren vom Rathaus und vom Kirchturm gleichzeitig schlagen. a.a.O. 174 (DE-Je). Steht eine Wanduhr plötzlich still, stirbt am anderen Tag zur gleichen Stunde ein Verwandter. a.a.O. 174 (KÖ-Thu). – 2b. ‘Uhrzeit’ 2: Wb-Altm 106, Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber), JE2-Scho Schön, verstr. ZE, 3: Rauch 1929,13, vereinz. HA OSCH, Wb-Nharz 100, Wb-We 67, 4: Wb-Ak 91, Wäschke 41920,8 – W hk is denn de Klocke? ‘Wie spät ist es?’ Wb-Ak 91; so umme half Klocke veiere rum OSCH-Wu; Ik ha äin Morr’n van Klock dree bet Klock nä’n Gras mäht … Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber); Klocke fünwe is et doch all düster HA-Bo; … von Klockener viere bes Klockener achte …’ungefähr von 4 bis 8 Uhr’ Wäschke 41920,8. – 3a. ‘glockenförmiges, unten geschliffenes Gerät aus Metall zum Enthaaren gebrühter Schweine’ 1: SA-Roh, 3: HA-Oh, Wb-Holzl 121 (HA-Wo), QUE-Hau, 4: Wb-Ak 91. – 3b. ‘Glasglocke’, zum Abdecken von Nahrungsmitteln, 4: Wb-Be.
Lautf., Gram.: Klocke, [klok] Sg.; Klock(e)n, [klok] Pl.; außerdem: Klock SA-Ah Dä, verbr. Altm., JE2-Kam; Klöcke JE2-Schön; Glocke Sg., Glocken Pl., [glok] Pl. SA-Roh, STE-Grie, CALV-Calv, JE2-Scho, ZE-Wö, OSCH-Eils, QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie; Glock OST-Bre Na, GA-Jä; Jlocke, [jlok] JE1-Pre, Mda-Ze (ZE-Roß), Ldk-Anhalt 2,64 (ZE-Kö), CA-Ak, Wb-Be; Klockener Wäschke 41920,8: zur Angabe der ungefähren Zeit, Bildg. mit -er: ist ein abgeschwächtes der, ausf. vgl. der 5. Zuss.: zu 1b.: Hs-, Klinge(l)-, Klinger-; zu 3.: Kse-, Lampenglocke; sonstiges: ster-.
Kutschken Pl. ‘abgeschlagene grüne Zweige der Kiefer’, werden in Stücke gehackt und gebündelt, vgl. Kunschen, 4: verstr. mittleres/ö anhalt. – an Binnel Kutschken DE-Ro.  Buschtacken Dannenbusch Kntacken Kfernstken Kferntacken Kunschen.
Lautf.: Ku(u)tschken, [gdgn] verstr. mittleres/ö anhalt.; Kautschken Wb-Ak 86. – Etym.: slaw. Herkunft wie bei  Kunsche aus nsorb. końc, końck, końcyk ‘Ende, Spitze’ nicht eindeutig geklärt, unsicher auch, ob Form Kutschke durch -n- Ausfall vor -(t)sch erklärt werden kann, vgl. Eichler 1965,76, Schönfeld 1963,39.