all(e) I. Indefinitpron., allg. eine Gesamtheit bezeichnend, verbr. – 1a. die Einheit einer Menge betonend ‘ganz, insgesamt, vollständig, sämtlich’ – Alle Kne ln feste. Wb-Ak 14; Jejen elwe jahn se nu alle zu Hause. Heimatkalender-Ze 1961,90 (ZE-Ze); w sidd’n alle inne wrme Schte JE2-Scho; alle Mann ran! Wb-Holzl 53; Rda.: alle WderAusruf des Erstaunens und der Verwunderung, QUE-Di; aller Wettstock dass., CA-Ak; Sprw.: wat alle bedript, dat drecht man leichte Sprw-Börde. – 1b. die Einzelglieder einer Menge stärker betonend ‘jeder, jede, jedes’ – Hüte sünd se alle beide wech! Hbl-Ohre 1935 Nr. 6/Becker (HA-Bee); wr isn lle djewäsd? BA-Ha; Alle Woche ‘n poor mol kam denn de Botterfrau ... JE2-Gü; Rda.: All un jeder kann dat nich. Wb-Holzl 32; dat se-i ek dek ein for alle ml ‘ich sage es dir nur dieses eine Mal’ Wb-Nharz 9. – 2. n. Sg. alles unpersönlich umschreibend ‘alle Leute, alle Dinge’ – Alles, was Bne harre, wr ne Ellewe (Elbe). Wb-Ak 15; w hemm allns afesocht JE2-Scho; Uff’n Hof wärd allens hinjestawwelt ... Spr-Asch 42; Middewoche nh Pingesten d worrn Eier un Kuke un alles denn so desammegeholt. ZE-KlLei; bei Aisenschulzen krichtemor alles DE-Els; mit Bezug auf 1a.: alles in allen ‘insgesamt’ Wb-Nharz 9; Rda.: sien ain un sien alles ‘seine ganze Freude’ Wb-Holzl 53; D hrt sich doch alles uf! ‘Das ist unerhört!’ Wb-Ak 15. – II. Adv. ‘bereits, schon’ 1/2/3: verbr. nd., 4: verstr. omd. (z.T. veralt.) – ick bin all fartig WE-Oster; et is al dch Wb-Nharz 9; det is je all sechse ZE-Roß; Jao, dat is jo nu all lang her Lautdenkmal 1937 (OST-Schön); ... äwer där Balke an de Ecke ... fung nu ok all an tue schwälne. Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie). – III. Adv. – 1. 1: SA-Dä, 2: vereinz. brdb., 3: Wb-Holzl 53, verstr. s elbostf., 4: vereinz. omd. – a. ‘aufgebraucht, zu Ende gegangen’, auch ‘leer’ – dat Jeld is alle BLA-Brau; der Kuchen is alle ZE-Roß; all maken ‘verschwenderisch leben’ HA-Eil; das Faß is alle ZE-Ke; Rda.: Et is alle wor’n, wie in de Derenbörsche (ON Derenburg) Aftheike. Sprw-Harzvorlf 22; Sprw.: wennt Flaisch all is, bid’n sik dai Hunn um dai Knaokng SA-Dä. – b. ‘zu Ende, vorbei’ – is der Kientopp alle? ZE-Roß; Wie der Choral nu alle war, ... Wäschke 61915,64. – 2. ‘kraftlos, erschöpft’,  slapp, auch ‘außer Atem’ 1: SA-Han, 2: ZE-Roß, 3: WO-Dru, vereinz. w elbostf., 4: Wb-Ak 14, BE-Be – ick bin janz alle von det ville Loofn ZE-Roß; et is alle met ne ‘seine Kräfte sind erschöpft’ Wb-Nharz 9. – 3. in den Verbdg.: – a. alle machen/werden ‘ohnmächtig werden’ 4: Wb-Ak 14, KÖ-Pro. – b. alle gemacht ‘ohnmächtig’,  mächtig, 4: KÖ-Bre, DE-Lau. – 4. in versch. Verbdg. ‘sterben’,  starwen, 2: OST-Katt Klä, JE2-Ro, JE1-Mö, ZE-Roß, 3: vereinz. s elbostf., 4: Wb-Ak 14, CA-Ak, KÖ-KlPa – met em ist bald all OST-Katt; er macht alle KÖ-KlPa; dene is de Aten alle wor’n Sprw-Harzvorlg 264; Jede Minute dachte eck, et word alle mit meck, eck kreig ’n Slag, ... Klaus 1936,56.
Lautf., Gram: (I., III.): alle, [al] Pl. SA-Ku Pü, vereinz. Altm., sonst verstr.; (I. – 1., z.T. auch III.): lle, [l] Pl. Mda-Sti 124, BA-Ha; aller Gen. Pl. ZE-Roß, CA-Ak; all, all’, [al] verbr. nwaltm., verstr. Altm., JE2-Scha; (I. – 2.): ahl Matthies 1903,1; alles, all’s n. Sg. vereinz. nbrdb., ZE-KlLei Roß, verstr. elbostf. anhalt.; all(e)ns n. Sg. vereinz. nwaltm. Altm., Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1962,94 (ZE-Ze), Spr-Maa 433 (WO-Her), Spr-Asch 42 und 50; (II.), alter Akk. n.: all, [al] verbr. nd., verstr. omd.; a, [a] verstr. nwaltm. Altm., JE2-Scho Wa; a(r) GA-Wen; aal STE-KlSchwe; oa,  OST-Ca Hö.
anbtzen Vb. refl. dass. wie  anbucken 1., 3: vereinz. mittleres/s elbostf., 4: BE-Be Scha – btse dek n Mda-Weg 85.
Lautf.: anbu(ut)zen vereinz. mittleres/s elbostf., BE-Be; aan-, nbtsen vereinz. mittleres/s elbostf.; [nbdsn] BE-Scha; Nbff.: nbtjen OSCH-De; anbutschen WE-Heu.
Anhängekette f. ‘Zugkette, Kette, die Hinterpflug und Fahrgestell miteinander verbindet’ 4: BE-Be Grö.
Lautf.: Anhängekette BE-Be; An- BE-Grö.
Arm m. 1a. ‘Körperglied (des Menschen) an der rechten bzw. linken Schulter’ verbr. – ’n Arm brken HA-Oh; en rm ful ‘ein wenig’ Wb-Nharz 17; Rda.: dä hat sinen Ackerhof unnern Arm von einem Barbier mit seinen Utensilien gesagt, scherzh., WE-Velt; den lette in schtiewe Arme affschtarben von jmdm. gesagt, der jmd. anderen bezwingen kann, Sprw-Börde; ’n un’ner de Arreme jreifen ‘jmdm. helfen’ Wb-Ak 25; du wist mik woll oppen Arm nehm? CA-Fö; mit’n krumm’ Arm kaom’n ‘jmdn. mit Geschenken zu bestechen suchen’ Wb-Altm 118; hei lächt sin’ fiuan Am bi sin lärring’ Dam ‘er legt seinen faulen Arm zu seinem leeren Darm’, Verspottung fauler Menschen, Volksspr-Altm 93; Sprw.: Arm’ un Been’ kann’ nich brännen. Entschuldigung für einen begangenen Holzdiebstahl, Bewohner-Altm 1,321; Kindervers:Arm, Darm,
Water warm,
Swieneken slachten,
Wörstchen maken;
Dat sall seggen: piep!
Hbl-Ohre 1933 Nr. 7/ohne Verf. (WA-
ABra).
– 1b. in der Verbdg.: n Arm vull ‘Menge, die man im Arm tragen kann’, bes. von Getreide, 1: SA-Sla, 2: vereinz. OST JE2, JE1-Stei, 3: verstr. w elbostf. WA, 4: vereinz. omd. – en Arm vull Koahn (Korn) OST-Alt; Hle m an Arremvull Hols rin! Wb-Ak 26. – 2. ‘Ärmel’ 3: vereinz. elbostf. –Denn word ne Elle mehr enommen.
Et kunn mal andre Mode kommen!
Mal niee Arme, andern Kragen,
Denn leit et sick noch länger dragen!
Gorges 1938,33.
– 3. Teil(e) an Geräten oder Vorrichtungen: – a. vorw. im Pl. ‘paarig gespreizte Holme am Vordergestell des Ackerwagens, zwischen denen die Deichsel gelagert ist’ 1: SA-Rist Roh, 2: ZE-Mü Ned, 3: vereinz. elbostf., 4: verstr. w anhalt. – b. vorw. im Pl. ‘Griffe am Hinterpflug zum Führen des Pfluges, Pflugarme’ 4: BE-Be Grö. – c. ‘Pumpenschwengel’ – Rätsel: höltern Mann mit’n isern Arm? – die Wasserpumpe, 2: JE2-Schön. – d. ‘das Querholz der Harke, an dem die Zinken sitzen’,  Harkenhft, 2: STE-Ste. – e. ‘Seitenholz an der Handspannsäge’ 3: Wb-Nharz 17. – f. ‘Teil des Stiels der Grassense zwischen Griff und Knebel’ 3: a.a.O. 17.
Lautf., Gram.: Arm Sg., -e Pl.; außerdem: Am, [m] SA-Rist, Volksspr-Altm 93; Arm, Arm’Pl. SA-Roh, vereinz. Altm.; Armen Dat./Akk. Pl. Heimatkalender-Ma 1931,85 (Altm.), Mda-Weg 105; Arrem, [arm] JE2-Scho, Wb-Ak 25; Orm Id-Eilsa 81; Orrem OSCH-Di; rm, ’rm Heimatkalender-Ze 1962,92 (ZE-Ze), Wb-Nharz 17, Mda-Sti 16, DE-Ca; [rm] Pl. BE-Gü, vereinz. w anhalt.; Ärme Akk. Pl. Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie); rm QUE-Di; [m] Mda-Ar 24.
blarren Vb. 1a. ‘(laut und heftig) weinen’,  wnen verstr. – dat Kahle (Kleinkind) blarrt CA-Fö; ick hebb hlt un blrt, un he woll nich help’n Wb-Altm* 50. – 1b. ‘leise vor sich hin weinen’,  wnen, 3: BE-He, 4: vereinz. anhalt. – 1c. ‘in weinerlichem Ton sprechen’,  jammern, 1: SA-Ah, 3: CALV-Calv, HA-Bar. – 2. ‘sehr laut sprechen’, auch ‘schreien, lärmen’ 2: Id-Altm, Wb-Altm 123, 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 129, BE-Be – Rda.: ... un blarren wie sonn Kalf. Lindaub o.J. 68. – 3. ‘brüllen’, von Schafen, Ziegen und Kälbern, 1: SA-Rist, 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf. – de Zicke blarrt HA-Oh. – 4. ‘(laut, unschön) singen’ 3: Id-Quea 145, 4: Wb-Be.
Lautf.: blarr(e)n, [blarn] vereinz. nwaltm., Id-Altm, SA-Str, verstr. GA, vereinz. ö Altm. JE2, verbr. JE1, vereinz. ZE, verstr. n/mittleres elbostf., vereinz. s elbostf., verstr. omd.; blann GA-Sa; plarr(e)n, [plarn] ZE-Mü, HA-Oh, QUE-Tha, BA-Re, vereinz. w/mittleres anhalt.; blärr(e)n OST-GrGa Los, ZE-Ned, CALV-Calv, WO-El, vereinz. s elbostf., KÖ-Kle Ost; plärren SA-Rie, JE2-Mö, ZE-Kö, HA-Bar, vereinz. omd.; plerrn Mda-Sti 129; blr(e)en, [bl(r)n] vereinz. nwaltm., verstr. Altm.; [bln] Mda-Ar 24; plar(e)n SA-Brie HDo, GA-Sta.
Eingeflockte n. dass., 4: BE-Be.
2kel m. ‘Übelkeit hervorrufendes Gefühl des Widerwillens, der Abscheu vor etw., das als widerlich empfunden wird’, vgl. 1Eichel, 1: SA-Se, 2: OST-Kru, 3: vereinz. w elbostf., 4: BE-Be – kel for wat hebn Wb-Nharz 50; do kann een n’ richtigen Ekel kriegen SA-Se.
Lautf.: Ekel, kel; außerdem: Iekel OSCH-Di.
Fettwamme f. dass. wie  Fettkinne, 4: BE-Be.
Fickenmetz n. ‘Taschenmesser’ 3: verstr. w elbostf., vereinz. ö elbostf., 4: BE-Be.
Lautf.: Fickenmetz WO-Dru, HA-Scha; -mest verstr. w elbostf.; -messer BLA-Brau Ta, Id-Quea 152, QUE-West, BE-Be.
Galgen m. 1. ‘Gerüst zum Hängen eines zum Tode Verurteilten’ 2: Bewohner-Altm 1,334, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 53, Wb-Ak 74, Wb-Be – Rda.: du kummest noch ml an’n Galjen HA-Oh; där liejet (lügt) sich noch von’n Jaljen los von einem durchtriebenen Menschen, ZE-Roß; Sprw.: Bikennen bringet an den Galgen. Wb-We 37; Weck an Gallign hangen sall, de fällt nich in El’w (Elbe). Bewohner-Altm 1,334. – 2. ‘Pflugsattel, galgenartiges Gestell aus Holz oder Eisen am Vorderpflug, auf dem der Pflugbaum aufliegt’, durch Verstellen in vertikaler Richtung wird die Furchentiefe reguliert, 3: vereinz. OSCH, QUE-Hau, 4: BLA-All Sti, BE-Be. – 3. ‘auf die Wagenleitern einer Heufuhre gelegtes Holzgerüst zur Befestigung der Ladung’ 3: Wb-Nharz 55. – 4. ‘Holzgerüst bei alten Segelkähnen, das aus den Deckbäumen ( Deckbalken), Ständern und Querhölzern besteht’, auf ihm kann der umgelegte Mast ruhen und es dient außerdem der Befestigung der am Mast hochgehenden Segelleinen, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 146 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 146 (CA-Ak).
Lautf.: Galgen, Galjen vereinz. w elbostf.; Jaljen, [jaljn] Elbschifferspr. 146 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), ZE-Roß, BE-Be; gallegen OSCH-Di; Jallej(e)n, [jaljn] BLA-Sti, Elbschifferspr. 146 (CA-Ak), Wb-Ak 74; Gallign, Gallij’n Bewohner-Altm 1,334, QUE-Di; Jallijen, [jalijn] QUE-Hau, BLA-All, Wb-Be; jlejen Mda-Sti 53.