grau Adj. 1. Farbbezeichnung wie Standardspr., bes. auch vom Haar oder von bleicher Gesichtsfarbe,  grs, verstr. – dor had jraue Hre BE-Dro; dai Himm is doch seo grao ht SA-Dä; hei is ganz grau int Gesichte CA-Fö; ... sön’n oll’n grau’n Koter harr sick äm togesellt ... Heimatkalender-Je 1923,100 (JE2-Fi); Rda.: ... in Arbeit un Ehren old un grau eworr’n ... Wedde 1938,10; um diner grauen Hare willen scht et nich ‘es geschieht nicht um deines Alters willen’ Wb-We 42; Sprw.: nachts sinn alle Katten jrau CA-KlRo. – 2. ‘betrunken’,  dn, 1: SA-Bee, 2: vereinz. Altm. JE1, 3: verstr. elbostf. – hei is grau HA-Alv. – 3. ‘stechend, scharf riechend’, vom Käse, 4: Mda-Sti 146.
Lautf.: grau, j-, [grau], [grao], [jrau], [jrao]; außerdem: [rau] vereinz. mittleres SA, GA-Fau; [grao] vereinz. n nwaltm.; gra, j-, [gr] SA-HDo, Hausfr-Altm 1925,55 (Kredel), OST-Gla, JE2-Wa; [gr] SA-Jü Pe; [r] SA-Ku. – Gram., Etym.: mit Erhalt des Konsonanten bes. in flekt. Formen (mnd. graw, grwe, grauw, grauwe neben gr, grau, vgl. HWb-Mnd 2,145): graw-, grv- Mda-Ohre 338 (GA-Rä), BLA-Be; jraugg- Mda-Sti 50; graog-, -ch- SA-Bre Vi; jraiwe (3.) Mda-Sti 146.
Grner Donnersdag m. ‘der Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag’ verstr. – Gröndunnersdag namm heht sick vör, Woo’t Wäder grad so schlecht nich wer ... Francke 1904,57. – Brauch, Volksgl.: Zu Mittag wurde ein grünes Gericht auf den Tisch gebracht. Dabei konnte es sich um Grünkohl oder um die ersten sprießenden Pflanzen des Jahres handeln, wobei bes. frische Kräuter vor Krankheiten schützen sollten. verstr. Gebacken wurden Brezeln (Brauch-wAltm 34 – GA-Wal) oder Kringel, die die Kinder im Nharz. von ihren Verwandten erhielten (Vk-Harz 8,40, BLA-Hü). Als Schutz vor Blitzschlag bringt man in die Wohnräume einen Strauß Weidenkätzchen (Bewohner-Altm 2,248) oder Hartheu und Eisenhart (Vk-Anhalta 222). Trotz der Verbote der Karwoche ( Krfrdag, Karwoche) ist dieser Tag für bestimmte Handlungen segensreich. Das gilt in erster Linie für das Säen und Pflanzen, bes. von Kohl, Flachs, Bohnen, Erbsen oder Kartoffeln, denn was an diesem Tag in den Boden gebracht wird, wächst gut und erfriert nicht. verstr. Außerdem sind diese Gewächse vor Erdflöhen geschützt und wenn das Pflanzen unter Geläut passiert auch vor Raupen. Bewohner-Altm 2,248. Günstig ist dieser Termin auch für das Umtopfen von Blumen bzw. das Einpflanzen von Ablegern. a.a.O. 2,248. Hühner, die aus Eiern schlüpfen, die am G. gelegt wurden, erhalten ein buntes Gefieder, dessen Farbe wechselt. vereinz. Altm., Brauch-Ma 260 (WO-Ir, HA-Sü), Vk-Anhalta 222 (KÖ-Wu). Hexen kann man erkennen, wenn man mit einem Gründonnerstagsei nach dem 1. Mai in die Kirche geht. Abergl-Ma 242 (GA-Mie, HA-Alv). In Halberstadt wurden am G. alle während der Fastenzeit ausgestoßenen Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Vk-Harz 8,40.
Lautf.: de gräune Donderschdag Vk-Harz 8,40; greun’ Dönnersdag WE-Oster; greunen denderstch Mda-Weg 116; gräun’n Dönderdag HA-Erx; greun’ Dönderdch HA-Oh; Gröndunnersdag Francke 1904,57; sonstige Formen in der Standardspr.
Haschmann m. ‘der Fänger beim Haschespiel’ – im Abzählreim :1, 2, 3, 4, 5,
Strick mir ein paar Strümpf,
nicht zu groß und nicht zu klein,
sonst sollst du der Haschmann sein
. 3: HA-Alv.
Heidelbre f. PflN ‘Heidelbeere’, auch die Frucht, 2: vereinz. w Altm., verstr. ö Altm., vereinz. JE2, verstr. JE1, verbr. ZE, 3: verbr. elbostf., 4: vereinz. nthür., verbr. BE n anhalt. – Kinderreim:Heidelbärn,
mag ick järn,
wenn se bloß nich so düer wär’n
. STE-Wa;
Heilebern et ick jern,
wenn se man erscht riepe wern
. Sprw-Börde;
Hlebr’n, Jeld vorzr’n,
meine Mutter will’s nich hr’n
Wb-Ak 68;
Ruf der Verkäufer: Heelebärn,
wer will mich det Lied verwehrn,
det ick rufe Heelebärn
ZE-Roß;
dass.: Heilebeere!
De Mann mott sine Fru ernähren
HA-Alv.
2Bse Bsinge Bickbre Bickbsel Blaubre Blaub singe Heidelbrenkrt Ktke Kreienge.
Lautf., Gram.: Heidelbre, [haidlbr] vereinz. brdb. ö elbostf., verstr. CA BE; -bre JE2-Bre Fi Wu; -br(n), -br(n) Sg./Pl. vereinz. Altm.; -bäer OST-Pol; -beärn Pl. JE1-Grü; -bre JE2-Ki; Hdelbre ZE-Bur Rie; -bren Pl. ZE-Mühl; Hdelbre BA-Gü; Hdel- BA-Ra; Heidebre JE2-Bre Wu; -bren Pl. BE-Grö; Heilebre(n) Sg./Pl. vereinz. s Altm. JE1, verstr. elbostf., BLA-All, vereinz. w anhalt.; -bre(n) Sg./Pl. GA-Ber, verstr. s Altm., vereinz. n/w elbostf., ZE-Jü; [hailepre] Wb-Be; Heilebere OSCH-Schl, WE-Wa; -br GA-See; Hailebiere QUE-Di; Heilebiern Pl. WE-Gö; Heilbr STE-Döl; Hlebre JE1-Kä Mo, verstr. ZE w CA, BE-Ra; -bre(n) Sg./Pl. verstr. w ZE, DE-De; -bäere ZE-Gö; [hlbrn] Mda-Fuhne 22 (DE-Ca) (veralt.); [hzbr] CA-Me; Hielebr WO-Ma; -beeren Pl. JE1-Pa; -brn Pl. ZE-Bi; Hlebre WE-Lan Si, BLA-Ha, QUE-Co Di; [hlber] OSCH-Di; Hlebrn Pl. QUE-St; Hlebiere WE-Rho.
Hersebrand m. ‘Mundfäule, Entzündung der Mundschleimheit bei kleineren Kindern’,  Sr(e), 3: Wb-Holzl 109 (HA-Alv Hak), WE-Dar He.
Lautf.: Heersebrand Wb-Holzl 109 (HA-Alv); Hse- WE-Dar He; Hürse- Wb-Holzl 109 (HA-Hak).
h Interj. 1. Ausruf der Freude – Rda.: raup man noch nich h ‘freu dich nicht zu früh’ 3: Wb-Nharz 78. – 2. im Abzählreim:Hi, ha, hu
und ab bist du.
Ab bist du noch lange nicht,
erst mußt du sagen, wie alt du bist!
3: HA-Alv.
hchgn Vb. 1. ‘hinaufgehen, nach oben gehen’ 2: JE2-Scho, ZE-Roß, 4: Wäschke31909,60 – ik j de Träppe hch JE2-Scho; wollmer hoch jehn ‘wollen wir in den ersten Stock hinaufgehen?’ ZE-Roß. – 2. ‘gehen, treiben’, von Hefeteig,  upgn, 2: STE-GrMö, 3: HA-Alv Oh, CA-Fö Wer – de Deich is schön hochegahn HA-Alv. – 3. ‘zornig, heftig werden’ – er jeht jlei hohk 4: Spr-Anhalt 167.
Lautf., Gram.: Part. Prät.: hochgegangen CA-Wer; hchegn HA-Oh, hochegahn HA-Alv, CA-Fö; hochjoahn STE-GrMö; [j h] 1. Sg. Präs. JE2-Scho; hoch jehn ZE-Roß; jeht hohk 3. Sg. Präs. Spr-Anhalt 167; junk hok 3. Sg. Prät. Wäschke 31909,60.
Hrntacken m. 1. ‘großer Ast, dicker langer Zweig’,  Tacke(n), 4: BA-Ha, Wb-Ak 71. – 2. ‘abgebrochene oder vom Baum gefallene dürre Zweige, Reisig’,  2Knack, 3: HA-Alv.
Lautf.: Horentacken HA-Alv; Hornzacken BA-Ha, Wb-Ak 71.
1huddern Vb. 1. ‘frösteln, vor Kälte schaudern’ 2: Wb-Altm 86, 3: Wb-Holzl 107, HA-Bee Oh, vereinz. sw elbostf., Vk-Ask 376, 4: Mda-Sti 108. – 2. ‘die Küken unter die Flügel nehmen, um sie zu wärmen’, von der Glucke,  1hurkeln, 3: QUE-West. – 3. refl. ‘sich zusammendrängen, um sich zu wärmen’ – dai klain Kükng huddan sik 1: SA-Dä. – 4. ‘sich im Staub baden’, von Hühnern, 4: Mda-Sti 108. – 5. ‘vor Schrecken oder Ekel schaudern’,  schuddern, 3: verstr. elbostf. (außer sö) – mik hat höllsche huddert vor Anges HA-Alv; mancher huddert sek dafor BLA-Be.
Lautf., Gram.: huddern; außerdem: huddrnVk-Ask 376; [hudn] SA-Dä; hundert 3. Sg. Präs. OSCH-Dee. Zus.: sonstiges: in-.
Kmer f. ‘Schlafzimmer’, auch allg. ‘Zimmer, Kammer’, gewöhnlich ohne Ofen, 2: verstr. brdb., 3: verbr. elbostf., 4: verstr. omd. – de lüttge Stube, dahinter de Kammer HA-Ack; Fritze Balster harre sek vor’n Jahrener sesse en niet Hus ebu’t mit schöne grote Stuben un Kamern … Wedde 1938,54; op de Kamer ‘in der Kammer’ OSCH-Eils; in unse Kma is klt JE2-Scho; Fente is all in de Kammer ‘F. hat sich schon schlafen gelegt’ ZE-Roß; Abzählreim:In einer Kammer,
Da hängt ein Hammer,
Wieviel Nägel willst du schlagen?
HA-Alv.
Lautf.: Kamer, [kmr] verbr. elbostf.; Koamer, [kmr] vereinz. Altm., verbr. JE1, OSCH-Har, QUE-Di; [kma] JE2-Scho; Kamm(e)r, [kam()r] vereinz. JE1, verstr. ZE, HA-Ack Alv, Sprw-Börde, Mda-Ro, vereinz. anhalt.; kmer Mda-Sti 13. Zuss.: Holt-, Hs-, Kaff-, Krn-, Krp-, Melk-, Mlen-.