entgelden Vb. ‘büßen, entgelten’ 3: vereinz. elbostf. – Rda.: lt mek dat nich entgellen ‘trage mir das nicht nach’ Id-Quea 151; Sprw.: wat de Söje (Sau) forrwoilt (verwühlt), mött de Ferken entjillen ‘was die Eltern verschulden, überträgt sich auf die Nachkommen’ Wb-Holzl 82 (HA-No).
rde f. verbr. 1. ‘Material, das die Erdoberfläche bildet, Erdreich’ – harte Eere JE1-Pap; ere feuern HA-Oh; inne Bl’mdebbe muss frische rde DE-Ca; ’s mißte m r’n, de re is sre dre Wb-Ak 25. – Volksgl., Volksmed.: E. lindert den Schmerz bei einem Bienen- oder Wespenstich. Krankes Vieh bekommt E. von einem frischen Grab zu fressen oder wird damit bestreut. E., die beim ersten Pflügen an der Schar hängen bleibt, wird in ein fremdes Gehöft geworfen, damit Flöhe aus dem eigenen Hof dorthin entweichen (DE-GrKü). Vk-Anhalta 291. – 2a. ‘fester Boden, Grund’ – under de Eere HA-No; Wat bawnt Erd is, dat hürt (gehört) däi ... Hausfr-Altm 1929,23 (STE-KlMö); da kömmt ne Quelle ut de Äre JE2-Zo; Grau treckt de Newel öwer d’ Er’ ... Pohlmann 1905,54; Twei dicke, lanke Peehle worr’n ... in de Eere rammt. Lindaub o.J. 35; Rda.: ..., als of öhm de Ere vorsloken harre. Rauch 1929,91; einen under de re hilpen ‘jmdn. zu Tode ärgern’ Wb-Nharz 51; An d’ Är iss d’ meist Arbeit Äußerung kleinwüchsiger Menschen, Wb-Altm** 46. – 2b. ‘Fußboden’ – et is up de re follen Id-Quea 151; schmais toch nich immer alles uf te re Wb-Be. – 3. ‘die von Menschen bewohnte und gestaltete irdische Welt’ – ... vullkoam iss upp d’ Är nist ... Hausfr-Altm 1925,54 (Kredel); Rda.: n’ Himmel op ern HA-Oh; Himmel un Äre in Bewejung setten ‘alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um ein Ziel zu erreichen’ Sprw-Börde. – 4. der Planet – Deatt sick de Eär dreih’n künn. Matthies 1903,39.
sel m.
1. TiN wie Standardspr., verstr. –
... da dachte, n Esel jinge villeicht oh ... Heese 21919,42;
... denn was so an richtijer Esel is, das is an zu pussierlijes Tierechen ... Wäschke 61915,110; Rda.:
juucht wie ’n Esel Vk-Harz 3,46;
grienen wie’n Essel, de Deich (Teig)
efrä- ten hat Sprw-Eils 38;
Dat kle’t ne wie en Esel de Parrücke Sprw-Harzvorl
f 22;
de sitt vuller Faxen wie de Essel vuller Winne (Darmwinde) HA-No;
de hat sick von Pärd uppn Äsel sett ‘er/sie hat sich verschlechtert’ SA-Bad;
kimmt von’t Pärd ob’n Esel dass., CA-Atz;
Du versteihst so vöäl daovon as de Äsel van’t Schlittschohlopen. Bewohner-Altm 1,320;
de is nich jebren, dne hat de Essel in Galopp ferlr’n HA-Oh;
Dene hat de Esel uteschetten Sprw-Harzvorl
e 143; Sprw.:
Den Esel erkennt’n an’n Ohren. Spr-Altm 82;
Wat en gu’en Essel is, de begriset (grau werden)
bititen. Wb-Holzl 35;
wenn’n Äsel to woll wäerd, denn jäit’r upt Ies SA-Bü;
wenn sick de Esels balgen, gift Renen WO-HWa;
en ollen Essel is schlecht danzen leern Sprw-Börde.
– 2. ‘dummer, einfältiger Mensch’, Schimpfwort,
Dussel, vereinz. –
d bist än richtigng sel JE2-Scho;
Taun Essel fehlt meck nich mehr veel ... Klaus 1936,18.
– 3. ‘niedrige Stelle im Zaun zum Übersteigen’ 3: Wb-We 36.
– 4. ‘die große Harke, mit der das auf dem Stoppelfeld liegen gebliebene lose Getreide zusammengeschleppt wird’,
Sstarwe, 3: WE-Is.
fangen Vb.
1a. ‘ein Tier zu fassen bekommen, in seine Gewalt bringen’ verstr. –
Mieskatt sall meei Müs’ fangen. Matthies 1912,24 (GA-Miest);
Fänget Sei denn ok wat? Lindauc o.J. 75;
Ek will nah unsen Garen gahn ... Rotkählekens fängen ... Wedde 1938,70; Rda.:
wer mit den wat fängen well, mott’t ook schon in’n Sacke hebbm HA-No.
– 1b. ‘jmdn. fassen, ergreifen’, auch ‘festnehmen’ verstr. –
... Schpitzbumn fangen. Wäschke 61915,5;
Dee Mäkens willn we fängen, wenn se ewwer’n Jraam kommen. Firmenich o.J. 159 (WA-Ost); Rda.:
dee is nich in’n Raip te fängen ‘er ist ständig beschäftigt, unterwegs’ Wb-Holzl 84.
– 1c. ‘Haschen spielen’,
krgen, 3: OSCH-Osch.
– 2. verstr.
– a. ‘(nach etw., was geworfen wird, greifen und) festhalten, auffangen’ –
den Ball fängen WO-Da;
wter fengen Wb-Nharz 207.
– b. subst. dass. wie
Fangeball –
Fängen speelen HA-Bü.
– 3. auch in der Verbdg.:
Fer fangen ‘in Brand geraten, zünden’ vereinz. –
de Swamm fenget nich Wb-We 151;
... dao wärn unse Schtrohdächer baohle Feier fängen. Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Rda.:
... ob ich nich etwa Feier fangen wulle. Richter o.J. 45.
fippken Vb. dass. wie
1fipsen 2., 3: HA-No.
fltig Adj. 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. 1. ‘fleißig, arbeitsam, eifrig’ – dat is an fldich Dean SA-Dä; Hei war ümmer flietig un sparsam ewest ... Wedde 1938,8; Rda.: Flei- ßig wie ane Biene Vk-Anhalta 62; Sprw.: n md worn de Faul’l flaißich DE-Ca; subst.: de Flietige rönnt sick doot, un de Fule slaapt sick doot HA-No. – 2. ‘häufig, regelmäßig’ – Sprw.: Wer flitig mit’n Krsdeckel (Deckel des Bierkruges) klappt, drifft licht to holl (wird nicht gut enden). Wb-Altm 118; De ümmer to Marcht geiht un flietig Vadder steiht, den wärd dat Geld nich alt in de Tasch’. ‘Wer oft über Verkaufsmärkte bummelt und viele Ehrenämter übernimmt, muss sich nicht über hohe Kosten wundern.’ Spr-Altm 77.
folgen Vb. 1a. ‘hinterherlaufen, nachgehen’ 2: JE2-Schar, 3: vereinz. elbostf. – 1b. ‘im Trauerzug mitgehen’ 3: vereinz. w elbostf. – hai hat efolljet Wb-Holzl 87. – 2. ‘gehorchen, einer Aufforderung nachkommen’ 2: JE2-Scho, 3: vereinz. w elbostf., 4: Wb-Be – hei will nich foljen HA-Oh; tas Kint kann toch jr nich mr follijn Wb-Be; d Schpahunn follit dänn Schpa JE2-Scho. – 3. ‘zeitlich nach jmdm., etw. kommen’ 3: HA-No, Wedde 1938,74, 4: Krause 1964,67 – Es folcht enne kortsche ... Ausnannersetzunk ... a.a.O. 67 f.
Frter m. 1. ‘gefräßiger Mensch’, abw., 3: vereinz. w elbostf. – Sprw.: en Freter ward nich eborn, de ward e’togen HA-No. – 2. ‘Tier, das frisst’, in Verbdg. mit charakterisierenden Attr., 3: Sprw-Börde, 4: Wb-Ak 61 – guer Freter Sprw-Börde. – 3a. ‘junges, gerade entwöhntes (weibl.) Rind’ 2: GA-Da, 3: QUE-Hau, Vk-Anhaltb 7 (BA-Ba), 4: CA-Ak. – 3b. ‘junges, fleischiges Schwein’, von der Entwöhnung bis zu einem Alter von einem halben Jahr, Polk, 2: GA-Trü, JE2-Kar, 3: OSCH-Wu.
Frer m. 1. ‘Mann, der um eine Frau wirbt’, auch ‘zukünftiger Ehemann, Bräutigam’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. w Altm., OST-Ost, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be – Dunn war awer ... en anderer Frieer e kommen ... Rauch 1929,69. – 2. Pl. ‘von der Zimmerdecke herabhängendes Spinngewebe’, Spinnewew(e), 2: JE2-Ge, 3: HA-No, Wb-Holzl 92 (HA-Eil, WA-KlWa), 4: Wb-Be.
Frjr n. ‘Frühling’ 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Ma 1930,84 (JE2-Vie), 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Mr harrn an zeises (zeitiges) Frjr. Wb-Ak 62; ... tum Freujahr solle de Hochtiet sien. Rauch 1929,69; Inn Frihjahre kamn de Muer un Timmerlate (Zimmerleute) ... Spr-Asch 40; Datt ganze Freujahr dörrch jifft ett veel te daun butten opp’n Felle ... HA-Eim; Rda.: de süht dat Fräuhjahr ook nich wedder ‘er stirbt bald’ HA-No.