2anbacken Vb.
1. 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be.
– a. ‘mit Leim festmachen, ankleben’ –
n’ Zeddel anbacken HA-Oh.
– b. ‘ohne Sorgfalt ankleben, auftragen’ –
d tapten hete man sau nebakt Wb-Nharz 10;
he hat’n Lehm man so anbackt von einem Maurer, der Lehmputz ohne Sorgfalt aufgetragen hat, Wb-Altm 9 f.
– c. ‘an etw. festkleben, haften’ –
den is et Hime (Hemd)
anebackt Sprw-Börde;
de Snei backet an Wb-We 6.
– 2. mit Bezug zu
1a. ‘pfänden’ –
De Jerichtsvollzer hat anebacket 3: HA-Oh.
– 3a. ‘jmdm. tüchtig die Meinung sagen’, auch ‘jmdn. beleidigen’ 3: vereinz. w elbostf.
– 3b. in der Rda.:
ainen wat anbacken ‘jmdm. übel nachreden’ 3: Wb-Holzl 54.
– 3c. dass. wie
anballern 2., 3: HA-Va.
ander Indefinitpron. verbr. I. allg. zum Ausdruck einer Nichtübereinstimmung: – 1a. jmd. oder etw. ist nicht identisch mit dem, dem es gegenübergestellt wird – jän- öwwer up de ändere Siete JE2-Gü; As Willem dreeuntwintig Jahr olt weer, keem Neijahr ’n anner Mad up’n Hoff: ... Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); n ännern Freint JE1-Wol; dor annere jd hinnordrch BE-Dro; dsig annere Schg n, es is madschich draußen DE-Ca; Rda.: Vor ander Lüe Dör sien Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Harzvorld 374; anner Lü to Munn snacken ‘anderen nach dem Mund reden’ OST-Meß; Sprw.: froag nich, wat ännern moaken, acht upp dien eigen Sachen GA-So. – 1b. in Korrelation mit vorangehendem n/ner – ein b’t ander schtn ‘dicht stehen’, bes. von Feldfrüchten, Wb-Nharz 11; Rda.: half ein, half ander ‘zu gleichen Teilen’ Wb-We 45; ’t mihrt sick, sä jenn Mann, dunn kreeg häi een Uhrfig’ nao de änner. Bewohner-Altm 1,349; Met n Og in’t Gesicht, met ‘t änner in d’ Fick. von einem schielenden Menschen, Wb-Altm* 72; Sprw.: ’n sn Deod is annan sn Breot SA-Dä; den einen sien Uhl is den andern sin Nachtigall HA-Va. – 2. ‘anders geartet, von verschiedener Art’ – Der Wäschkenvater war awwer o an janz anderter Mauer wie die annern. Wäschke 71913,72; dat is wat andersch Wb-Nharz 11; Rda.: anderen Sinnes wren ‘seine Meinung ändern’ HA-Oh; in an’nere Umsten’ne sin ‘schwanger sein’ Wb-Ak 22; dat steit in’n ander Kapittel ‘das ist ein ganz anderes Problem, das ist noch völlig offen’ HA-Oh; Wetterregel: wenn sick de Häuner lusen, giwt et ander Wäder BA-GrAls. – II. in der Funktion eines Numerals: – 1. ‘der Nächste, Folgende’ – Dän ändern Dag wurre nu en Ploanwan turechte mockt ... Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie); ... bet änner Woch ... Albrecht 21822 1,101; ... ‘n annern Morjen sahk der Harr Pfarre das Loch in sein’n Holzdiemn. Wäschke 61915,4; ... bet anner Jhr um düsse Tiet ... Brauch-wAltm 67 (GA-Nie); up jede Satte koam en poar Schplett, det man de ändere weder druppschtell kunne ZE-Ste. – 2. ‘der Zweite’ – ek hewwe noch en andern jungen Wb-Nharz 11; Rda.: al um’n andern Dach ‘alle zwei Tage’ Sprw-Börde.
1Binde f.
1. ‘schmaler, langer Stoffstreifen’, bes. zum Verbinden von Verletzungen, 3: vereinz. elbostf., 4: BA-Ha, verbr. anhalt. –
d muss anne rne Binge drum DE-Ca.
– 2. ‘schmaler Stoffstreifen, der an den Kragen der Uniformjacke zu deren Schonung geknöpft wird’, auch ‘Krawatte’? 3: HA-Oh, Id-Eils
a 52, 4: Spr-Anhalt 169 –
man kreit’n bei de Binge ‘man greift jmdn., um ihn zu bestrafen’ a.a.O. 169.
– 3. in der Rda.:
nen hinder de Binde (ge)gten/(ge)kippt hebben ‘betrunken sein’,
dn, 2: vereinz. s Altm., 3: verstr. elbostf., 4: BA-Ha –
hei hat einen hinder de Binne joten HA-Va.
blwen Vb. 1. ‘eine Stelle, einen Ort nicht verlassen’ verbr. – ik blwe b dick HA-Oh; ... de Mäde un Knechte bleimn oo nich heeme ... Alt-Cöthen 60; wei blion bn up’n Böön STE-Ost; ... wue sülln dänn de Lüede bli’en ... ‘wo sollen die Leute denn hin’ Heimatkalender-Je 1924,59 (JE2-Vie); Sprw.: Jeder bliewe op sien’ Meß. Vk-Harz 3,58. – 2. verbr. – a. ‘einen Zustand, eine best. Eigenschaft beibehalten, bewahren’ – blf munter WE-La; ... daß de Kinder jesund bleiben sollen ... Richter o.J. 8; De bliwt hier ligg’n ... Matthies 1903,33; et blift nich immer un ewich sau Sprw-Börde; Awwer o de Mannßen blemn nich ruhig ... Wäschke 61915,26; d müst schrun lan (schreiben lernen) süss bliffste däömlich JE2-Scho; Sprw.: As’t west is, sall’t bliw’n. ‘Die alten Sitten sollen beibehalten werden.’ Bewohner-Altm 1,366; de Bur blifft en Bur unn wenn he schleppt (schläft) bett Middag HA-Va; wer schrift, dei blift ‘wer etw. schriftlich fixiert, kann sich später (zu seinem Vorteil) darauf berufen’ WE-Dee. – b. in der Verbdg. blwen lten ‘unterlassen’ – lt dat blben HA-Oh. – 3. in der Verbdg.: nicht (mehr) bleiben ‘nicht (mehr) trächtig werden’ 4: vereinz. anhalt. – 4. ‘als Rest übrig bleiben’ vereinz. – et is noch en Happen in de Schöttel eblebbn WE-Re.
drall Adj.
1. ‘fest (gedreht), straff gespannt’ 2: Wb-Altm 38, 3: vereinz. elbostf. –
De Twärn is so drall. Wb-Altm 38;
d fr schpint’n drallen fm Wb-Nharz 45.
– 2. ‘kräftig, stark, korpulent’, bes. von Frauen, auch ‘vollbusig’ 2: vereinz. nbrdb., 3: Wb-We 30, Wb-Nharz 45, 4: Wb-Be,
Krause 1964,72 – subst.:
dät is wa ne jantse Dralle JE2-Scho.
– 3. ‘sehr, überaus, stark’, bes. vom Regen oder der Trunkenheit,
bannig, 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. elbostf. –
et rnt dralle QUE-Di; Rda.:
hat sick drall einen ümhungen ‘ist sehr betrunken’ OST-Kau.
– 4. ‘schnell,
rasch’, auch ‘sofort’,
glk, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., JE1-Try, 3: verstr. w elbostf., vereinz. ö elbostf., 4: Mda-Sti 137 –
swinne dralle HA-Va;
lop nah’n Koopmann, aber ’n bettjen dralle HA-Bee;
“Dirn, drall ’n änner Schört ...” Pohlmann 1905,12;
kucke dralle mal her WE-Ro; Sprw.:
wer lang schlöppt un drall löppt, kümmt auk noch to Tid SA-Bad.
– 5. ‘flink, fleißig’, dann auch mit Bezug zu
2. ‘frisch, gesund, sauber, nett’, bes. von Mädchen, 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., JE2-Schön, 3: verstr. elbostf. –
dat is an dralle Dean SA-Dä.
Drauwisch m. ‘Strohwisch’, als Verbotszeichen, Strwisch, 3: HA-Va.
n 1. Zahladj. verbr., stets betont. – a. in der Zahlenfolge ‘eins’, vgl. 1ns – De Tormuhr harre all eine slahn, ... Rauch 1929,71; ainen Meter in’ne Dickde Wb-Holzl 75; Rda.: Dat geit n, tw, dr ‘... schnell, rasch’ Wb-Altm 46; Abzählreim: ene, dene, deck un du bist weg HA-Va; Eene, deene, Duhmmstrick! Siebn Kattn schlaon sick ... Lieder-Ma Nr. 562 (WO-Be). – b. das Einzelne, auch Besondere betonend – adj.: D han blß n Mchen. Wb-Ak 52; t n Schtje han sechtsn Jr’m JE2-Scho; Rda.: von hunnert Morjen en Klt von sehr weitläufiger Verwandtschaft gesagt, WO-Gu; dor sedsd alles uff ne Grde DE-Ca; der Mann, der die Vaterschaft bestreitet, weil er nur einmal mit der Mutter des Kindes verkehrt hat, sagt: Upp n Hau fällt kn Bm. Wb-Altm* 73; Sprw.: Wenn väöl Hön’r in n Nest legg’n, helpt ’t sick bald. ‘Wenn man aus mehreren Erwerbsmöglichkeiten Einkünfte bezieht, wird man reich.’ Wb-Altm 263; subst.: dat grn is alles in eins ‘... ist verheddert’ Wb-Nharz 49; d sidst je d s in ne ‘allein, in Gedanken versunken’ CA-Ak; Rda.: sin ein un alles ‘seine ganze Freude’ Sprw-Börde; wedder eins noch keins ‘gar nichts’ a.a.O.; hat eenen weg von einem geistig beschränkten Menschen gesagt, Vk-Anhaltc 102; ’t is mi allns ns ‘... egal’ Wb-Altm 46. – c. eine Zusammengehörigkeit oder Übereinstimmung (zweier Größen) betonend – et is eine Nesse ‘es ist überall nass’ Sprw-Börde; se sünt wär eins ‘einig’ Id-Eilsa 59; Rda.: dat is ein afmken Wb-Nharz 49; tr Junke is tich n un tassellewe Kallwer w ter le Wb-Be. – d. in Verbdg. mit der Präp. in (und dem Adv. weg) die ununterbrochene Fortdauer einer Handlung, eines Geschehens oder Vorgangs bezeichnend – et gurscht in ene wech ‘es regnet fortwährend stark’ WE-Lan; ... se ruppten in einen wegg ... Hbl-Ohre 1927 Nr. 28/Wöhlbier (HA-Eim); na, du blaffst ja hüte wedder in eins wech HA-Bee; in eins hen ‘ohne Unterbrechung’ Sprw-Börde. – 2. Indefinitpron. verstr. – a. ‘jemand, irgendeine(r)’, auch generalisierend ‘unsereiner, man’ – da kümmt ainder Wb-Holzl 57; einen in die Fresse haun HA-Alv; t machst je ’n jants koppschai Wb-Be; d hunt wil einen bten Wb-Nharz 50; einder wett gar nich, wo en anfangen sall mit Arbeiten WE-Dee; Rda.: n schlk awwer ner lank hin! Ausruf des Erstaunens, CA-Ak; D bist mich awwer ner ‘... ein ganz Besonderer’ Wb-Ak 52; Wenn eener dumm wart, warte ’s zuerscht in’ Koppe. Vk-Anhaltc 103; de will ainen wat forrtellen ‘... etw. weismachen’ Wb-Holzl 57; d warrt’n nich klauk t HA-Oh; dat konne ne et harze afschtten ‘das konnte einen sehr betrüben’ Wb-Nharz 7; sau kann’n sick in’n Menschen toischen HA-Eil; Sprw.: Wat einder daun kann, ward twei nich su’r. ‘Das Verteilen von Arbeit auf mehrere Personen verspricht Schonung’ Sprw-Harzvorld 399; wat ein sülwest daun kann, dat werd nich sau erket Wb-We 34; Von de Hund, de en bät’n hat, davon mütt’n Haar uppleng’n. ‘Um einen Kater zu beseitigen, muss man erneut Alkohol trinken.’ Spr-Altm 82; Wenn’n schimmelt Brot itt, find’t’n Geld. Schwerin 1859,43; Rätsel:Hinner uns Hus un Nowers Hus
plögt ener,
plögt on Koller un Schor,
plögt doch ’n grod For (Furche). – Moll (Maulwurf). Hausfr-
Altm 1929,79 (SA-Sal).– b. das Einzelne, Besondere betonend, bes. in der Verbdg. mit ander (mit semantischer Nähe zu 1b.) – das aine Gind is glain ... BE-Sa; D ne Ostern hat’s m tichtich jeschneiet. Wb-Ak 52; ümmer einder nahn andern! HA-Bee; Un der eene, der mit de Vaodermördersch bis ebber de Ohren ... Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Sprw.: ’n sn Deod is annan sn Breot SA-Dä; den einen sien Uhl is den andern sin Nachtigall HA-Va; sau geit et in der Welt, d’ ene hat den Büdel, de andre dat Geld Wb-We 23; De een is doch vör’n ännern. ‘Begabung und Geschicklichkeit sind bei den Menschen verschieden ausgeprägt.’ Bewohner-Altm 1,330. – c. in verkürzten Sätzen für das subst. Objekt stehend – einen nemen ‘Alkohol trinken’ HA-Oh; ’n lßen ‘einen Darmwind entweichen lassen’ Wb-Ak 52; sek eins singen Wb-Nharz 49; du krichst ene anne Bramme Androhung von Prügel, JE1-Go; Was hat’e denn for ne jeheirt? Wb-Ak 52. – 3. unbest. Art. verbr. – a. in normaler Sprechhaltung stets unbetont – a Barrich KÖ-Pi; en Glas Behr SA-Jeg; ‘n Hp’n Ld’ Wb-Altm 84; d ld a Abbel DE-Ca; de junge Frau hat ane beese Krankheet DE-Vo; “Was denn vor an Vorein?” Wäschke 61915,121; d Hirsch het wa än Jewaih JE2-Scho; Rda.: en Hals afschnien ‘übervorteilen, betrügen’ Sprw-Börde; d st t w en schmlet Handk ‘er sieht dünn aus’ JE2-Scho; hei liggt (lügt) sau harte wie en Pert leppt QUE-West; hei hat Infälle w en ld Hs ‘er hat sonderbare Einfälle’ WE-Be; Dat könnt ene sure Kreike (Pflaumensorte) weren ‘das könnte für jmdn. ungünstig werden’ Wb-We 74; Sprw.: op en Heger kumt en Feger ‘auf einen sparsamen Hauswirt folgt oft ein Verschwender’ Wb-We 48; von’n groten Bullen fällt ook en groot Kalw HA-No; Bauernregel: Lichtmessen hell und klar, jibt an jutet Flachsjahr Spr-Asch 49; Rätsel: wann is de Voß en Voß? – wenn er allein ist, scherzh. Ausnutzung der lautlichen Übereinstimmung mit dem Zahladj., OST-Ker. – b. betont, in gefühlsbetonter Rede verstärkend – Das is an Wetter! Wb-Ak 50; ein Jeld hat das jekost ‘viel Geld ...’ a.a.O. 51. – c. vor Zahlwörtern und Mengenangaben die Gültigkeit einer Aussage einschränkend ‘etwa, ungefähr’ – ein veir Wochen her Wb-We 34; Vorr’n drittig Johren, ... Lindaua o.J. 63; an Sticker dreie Wb-Ak 16; wi willn noch n acht Daog töw’n (warten) Wb-Altm 258.