wendstrn m. ‘Abendstern, Planet Venus’ 2: JE2-Red, 3: JE1-Wol, vereinz. w elbostf., 4: Krause 1964,24.
Lautf., Gram.: Abendstärn, bend- JE2-Red, WE-Kö, BLA-Brau; abentschtëre f. Wb-Nharz 1; mndstern HA-Oh; Ahmdschtarn, A’md- JE1-Wol, Krause 1964,24.
1Brt n. 1. ‘aus Mehl, Wasser, Salz und Sauerteig durch Backen hergestelltes Grundnahrungsmittel’, auch der Brotlaib, allg. – bemehltes Brot SA-Sa; runnes Brot WA-Dom; wittet Brot ‘Weißbrot’ JE1-Bü; dröh (trockenes) Brot äten JE2-Red; hammer tennoch Prt tse Hause? Wb-Be; d Plötz frett jan Brt anne Angel JE2-Scho; Deatt Mehl was schöeun; deatt Brout woard got. Matthies 1903,17; ... und schnitt sich mits Messer an Happ Brot na’n annern ... ab. Wäschke 61915,52; Den andern Morjen brochte Winnemann öhne en Pott vull heiten Kaffee un en Stücke Brot. Wedde 1938,54;Un männichenns was d’ Not so grot,
Dat s’ nich ‘maol Tüffeln ha’ un Brot.
Pohlmann 1905,14;
Rda.: dat leiwe Bret HA-Oh; hei verlrt dat Brt t der Kipe von jmdm., der einen Verlust erleidet, Wb-We 65; der kann mehr wie Brot eten von einem klugen Menschen, Sprw-Börde; fon denne nimmet keinder ’n Stücke Bret von einem von der Gesellschaft verachteten Menschen, HA-Oh; ach, dr is nt bret ewnt, der blift nich te! ‘jmd. kommt immer wieder dorthin zurück, wo er Vorteile genießen kann’ Mda-Weg 89; Wer söcht Brot in Hunnestalle? ‘von armen Leuten kann man nichts verlangen’ WE-Be; der ett ken Brod mihr ‘er ist tot’ JE2-Brie; et geiht ’ne w lenspei’, ml harre keine Wost un ml harre kein Bret HA-Oh; Danzen ahn Musik, dat is aber grad, as wenn’n drög Brot ett. Bewohner-Altm 2,135; Jenn’ Frau woll Brod spar’n, har Koken backt. a.a.O. 1,323; Sprw.: Breot wt allawaigngs (überall) backt ‘auch in der Fremde findet man sein Auskommen’, bes. zu jmdm. gesagt, der die Heimat nicht verlassen will, SA-Dä; Lang töw’n iss kn Brot spaorn. ‘Langes Zögern ist oft nicht förderlich.’ Wb-Altm 275; Vöärgäten Brot (Brot, das bereits vor dem Bezahlen aufgegessen ist) is Sorgenbrot. Spr-Altm 52; Beddelbrot is ’n bitter Brot HA-No; ile (ohne Belag) Brd mkt de Wangen rd Wb-We 22; in där aldergrötsten Not, smecket Wost ok one Brot WE-Be; Weck’r schimmlig Brt itt, de find’ Geld. ‘Sparsamkeit führt zu Wohlstand.’, vgl. aber auch Volksgl., Wb-Altm** 46; Denn sn Brot ick t, denn sn Ld ick sing. Wb-Altm 275. – B. gehört(e) zu den wichtigsten Nahrungsmitteln, was sich in der Wendung dat lwe Brt widerspiegelt. verbr. Bei jeder Mahlzeit lag B. zur beliebigen Benutzung auf dem Tisch. Kost-Ma 75. Bis ins 20. Jh. hinein wurde der Teig noch zu Hause bereitet und nur zum Backen dem Bäcker des Ortes gebracht. verstr. Verschiedentlich wurde es auch im eigenen Backofen, der sich häufig im Garten befand, gebacken. EssennwAltm 19, Kost-Ma 75. Zu den Zutaten gehörten u.a. zu 65 % ausgemahlenes Roggenmehl (Vk-Anhalta 44), an das man Gerstenschrot mengte, um es kräftiger werden zu lassen (Kost-Ma 75) und Sauerteig als Treibmittel. Der angesäuerte Brotteig befand sich im Backtrog und stand über Nacht auf dem Ofen. Am folgenden Morgen wurde der Teig geknetet und geformt. verstr. Zu der früher verbreiteten runden Form des B. (wie z.T. noch im Kreis ZE), trat zunehmend die längliche. Vk-Anhalta 44. Die B. wogen teilweise vier bis sechs Pfund, die zu backende Anzahl hing von der Größe des Haushalts ab, pro Tag und Person rechnete man fünf große dicke Scheiben. Essen-nwAltm 19. Aufbewahrt wurde es im Keller oder in der Speisekammer, das B. für den täglichen Gebrauch befand sich im Brotschrank. verstr. – Volksgl.: Auf den angesäuerten Teig werden drei Kreuze gemacht, ebenso auf den fertigen Teig, damit soll ein Missraten vermieden werden. verstr. Dies wiederholt sich vor dem Backofen nach dem Hineinschieben des B., dabei wird folgender Vers gesprochen:Dat Brot is in’n Oawen,
de Herrgott ist doa boawen.
Wenn’t nu kein Brot werd’n will,
müt’t luter Semmel un Bodderkok’n werde’n.
Spr-Altm 52.
Der Strohwisch, mit dem der Ofen gesäubert wurde, wird anschließend verbrannt. Bewohner-Altm 2,289, Vk-Anhalta 45. Reißt im Backofen ein Brot auf, gibt es ein Unglück (Vk-Anhalta 45) oder es stirbt jmd. in der Familie. Bewohner-Altm 2,290, Abergl-Ma 235 (JE1-Ran). Auch ein im Backofen vergessenes B. kündigt den Tod eines Mitbewohners an. Vk-Altm 266. Das B. darf nicht angeschnitten werden, solange es noch warm ist. Bewohner-Altm 2,290, Abergl-Ma 235 (GA-Mie). Vor dem Anschneiden eines frischen B. werden mit dem Messer ein oder drei Kreuze auf die mehlige Unterseite des Brotes gemacht. verbr. Angeschnittenes B. soll mit der Schnittfläche zur Tischmitte zeigen, sonst geht der Segen aus dem Haus. Ähnlich verhält es sich, wenn das B. auf der runden Seite liegt. verstr. Schneidet jmd. das B. schief an, so hat er an diesem Tag gelogen (Bewohner-Altm 2,290, Vk-Anhaltb 58), ist es ein junges Mädchen, wird sie sich nicht verheiraten (Abergl-Altm 18). Wer schimmliges B. isst, findet Geld (Bewohner-Altm 2,290, Vk-Anhalta 46) oder verfügt danach über die Gabe des Hellsehens (a.a.O. 46). Das Wegwerfen von B. ist eine Sünde. Vk-Anhaltb 58. Wer B. auf die Straße wirft, muss es später mit blutigen Augen wieder aufsuchen (Bewohner-Altm 2,290), wer es tritt, wird einmal Hunger leiden. a.a.O. 2,290, Brauch-Anhalt 17. Weiteres  Hochtt, Kant(en), Knst. – 2. ‘Brotscheibe’,  Stulle, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. omd. – Rda.: sich nich de Butter vons Brt n’m lßen ‘sich nicht alles gefallen lassen’ Wb-Ak 118; er jinnt an annern nich de Butter uff’s Brot von einem neidischen Menschen, Spr-Anhalt 167. – 3. ‘Nahrung, Lebensunterhalt’ verstr. – Rda. (z.T. noch semantische Nähe zu 1.): b einen in ln un br schtn Wb-Nharz 33; dat leiwe Bret fordeinen HA-Oh; De mütt sick sin Brod met’t Mul verdeenen. von Menschen, in deren Beruf das Sprechen eine große Rolle spielt, Bewohner-Altm 1,323; vor andere Lüe Dör sin Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Börde.
Lautf.: Brot, Brod, [brt], [brd]; außerdem: prt Mda-Sti 23, Wb-Be; Bret, Broed HA-Oh, vereinz. OSCH, WE-Wa; Broat OST-Flee; Braout GA-Mie, vereinz. mittlere Altm.; Brout, [brout] SA-Ben, verstr. sw Altm.; Braut, Braud, [braut] SA-Ku Zie, verbr. w Altm.; bruot OSCH-Di Schl; Bruet, bret, [brd] Mda-Gö/Is 142, Mda-Ro, Wäschke41910,9, Mda-Fuhne 79 (vereinz. sw KÖ, KÖ-Me, DE-Ca Que, veralt.); [breot, -d] verbr. nwaltm.
Diddeldei (Genus?) ‘Puppe’, Kinderspr., 2: JE2-Red.
fl Adj. 1a. ‘in Verwesung übergegangen, verrottet, verdorben’, auch in FlN, verbr. – en fl Käse Wb-We 160; dä Kartuffeln sünd all ful HA-Bee; ... socht Köppken seß Wochen de fulen Eier ut Mudder öhr Schapp. Lindaub o.J. 26; Sprw.: der beste Appel word ok ful ‘auch einem umsichtigen Menschen kann ein Fehler unterlaufen’ Sprw-Börde; n’ fl Ei fordarwet ’n ganzen Brei HA-Oh. – 1b. ‘ morsch, brüchig, leicht zerfallend’, bes. von Holz, das zu faulen beginnt, verstr. – fulet Holt JE2-Red. – 2. ‘an Wassersucht leidend’, von Tieren, 2: Wb-Altm* 53. – 3. ‘arbeitsscheu, bequem, träge’ verbr. – De Kohdirn de was ook nich ful ... Pohlmann 1905,86; Rda.: hai lecht sick opp de fule Halwe ‘er faulenzt’ Wb-Holzl 93; uf te faule Prnhaut len Wb-Be; sek fle dge mken Wb-Nharz 220; ful wie der Schaper Sprw-Börde; fl w’n sel Wb-Nharz 52; Er ist faul wie der Mist. Spr-Anhalt 169; ful wie Galgenholt sien Sprw-Eils 38; fl w de Sünne HA-Oh; Sprw.: Morjen, morjen, nur nich hiede, seggen alle fulen Liede. WO-Zie; Ful Ossen leg’n sick nich gärn henn, de gröwwelt (graut) vör’t Upstaohn. Bewohner-Altm 1,354; subst.: De Fl dröggt sick dd, de Flitig rönnt sick dd. Wb-Altm 276; eh de Fule zweimal jeiht, trächte dat’n de Buk weih deit BA-Ali; geiht de Sunne na Westen, arbeien de Fulen am besten Sprw-Börde; et Nachts mit de Uhlen, röht (regen) sek alle Fuhlen WE-Dar. – 4. subst. ‘ Schellenober’, Spielkarte, 2: JE2-Wa, JE1-Ka, 3: vereinz. n/mittleres elbostf. n CA, 4: BE-Me Ra.
Lautf.: fu(u)l, fl verstr. ö/s nwaltm., verbr. brdb. elbostf. nthür.; [fo] SA-Ku Pü; [fiu], [fiuo] verbr. nwaltm.; faul ZE-Roß Steu, verbr. anhalt.
gabbeln Vb. 1. ‘(laut) lachen’,  jchen, 2: verstr. Altm., JE2-Red. – 2. ‘(lachend) reden, schwatzen’ 2: Spr-Altm 10, SA-Rie.
Lautf.: gabbeln, j-; außerdem: jabbiln SA-Altm; gawweln, j- vereinz. Altm.; jappeln STE-Kö; gaffeln, j- vereinz. w Altm. – Etym.: zu mnd. gabben ‘Possen, Narretei treiben’, vgl. HWb-Mnd 2,1.
Gre f. 1. ‘Gärung’ 2: Wb-Altm 68, Wb-Altm* 54, 3: Wb-Holzl 96 (HA-Um) – de Zicke feelt de Gore ‘die Ziege hat Verdauungsprobleme’ a.a.O. 96 (HA-Um). – 2. ‘Schaum’ 2: Wb-Altm* 54. – 3. ‘ablaufender Saft von Früchten und Gemüse’ 2: a.a.O. 54. – 4a. ‘ Jauche’ 2: verstr. w/s Altm. (veralt.), Siedler-Je § 369, JE2-Red, vereinz. JE1, 3: vereinz. sw JE1, CA-Pö. – 4b. ‘Jauchengrube, Jauchenpfütze’,  Jauchenpütte, 2: GA-Al KloNeu. – 5. ‘schlecht schmeckende, verdorbene Flüssigkeit’, bes. ‘schales Bier, dünner Kaffee ( Plurre)’ – wat hast de denn in deine Pulle forr ne Jore? 2: ZE-Roß.
Lautf.: Gore, J-, [jr] verstr. s Altm., Siedler-Je § 369, vereinz. JE1, ZE-Roß, Wb-Holzl 96 (HA-Um), CA-Pö; Goor, -ao-, J-, [j], [j] Wb-Altm 68, Wb-Altm* 54, verstr. w Altm., vereinz. mittleres STE; Jure, [jr] Siedler-Je § 369, JE2-Red; Juhr GA-Kä; Juer STE-Bu.
Harmnk f., n. ‘Ziehharmonika’,  Treckebdel, 2: vereinz. SA, WO-Sa, JE2-Red Zo, ZE-Nu Ro, 3: GA-Nie, OSCH-Krop, WA-Re, BA-Re, BE-He, 4: vereinz. anhalt.
Lautf.: Harmonika; außerdem: [harmnk] CA-Ak, KÖ-Kle; Harmonekao WO-Sa, [harmnek] Wb-Be; [harmnig] vereinz. BE; Haamonika SA-Bad NFe Pa; Nbf.: Harmonie GA-Nie. – Gram.: n. belegt OSCH-Krop, BE-Gier. Zus.: Hand-.
Hunderibbenblder Pl. dass. wie  Hunderibbe 1., 2: JE2-Red.
Lautf.: Hunnerimblätter.
Hs n. 1. ‘Wohnhaus, Bauernhaus’ verstr. – jk man an br Haus waider CA-Ak; brink mik dne nich in’t Hs! HA-Oh; wille n hs Scheuchruf für Hunde, Wb-Nharz 84; in de rne allne dehs blm ‘in der Erntezeit das Haus hüten’ ZE-Gri; Rda.: Dr is all an pr Jr zu Hause. ‘Er ist nicht mehr berufstätig, ist nicht mehr als Schiffer auf dem Kahn.’ Wb-Ak 67; fon Hus ut ‘ursprünglich’ Sprw-Börde; fall nich t dat hs ‘werde nicht ausfällig’ Vk-Ask 156; et Hus inlopen ‘aufdringlich werden’ Sprw-Börde; d kömp jlk met de Dre int Hs ‘er ist sehr direkt’ JE2-Scho; Hs un Hoff vorspen HA-Oh; hei hat Infälle w en ld Hs ‘er hat sonderbare Einfälle’ WE-Be; Ick b mn Hs ass ‘t mi gefällt. ‘Es muss so geschehen, wie ich es will.’ Wb-Altm 277; hei is t den Hüseken ‘er ist äußerst erregt, freudig bewegt’ Wb-We 56; Sprw.: an ole Hüser un Wiwer gifft et immer wat to flikken Wb-We 56; et hs forlrt nischt ‘im Haus kann man nichts verlieren’ Wb-Nharz 84; Kinderreim:Ick goah noah Hus,
broa’ mi ‘n Mus,
smiet s’ öäwer ‘t Dack,
fang s’ in ‘n Sack,
sett s’ upp ‘n Disch,
denn wead s’ ‘n Fisch.
. von Kindern bei der Verabschiedung nach dem Spiel
gesprochen, Matthies 1912,31 (SA-NFe).
– Brauch: Inschriften in lat., nd. und hd. Sprache waren insbesondere an den Balken von Fachwerkhäusern üblich (vgl. u.a. Vk-Harz 3,61, Vk-Anhalta 9).Wo Gott dat Hues nicht buet,
so arbeiten vorgebens de daran buen
. Vk-Harz 3,62 (WE-
Oster);
Es müsse Friede sein inwendig in deinen Mauern und Glück
in deinen Wohnungen
. Vk-Anhalta 9 (ZE-Ze).
– 2. dass. wie  Hsflr, 2: verstr. mittlere/ö Altm., JE1-Walt, ZE-Ro, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. anhalt. – in Hs WO-HWa; vör’n int Hs OST-Gen; Jehtmer da nin, denn kimmetmer ierscht ins Haus, un von da jlei vorne linksch, da is de Jastschtowwe … Wäschke 61920,49; ‘s Sunn’md, ich muß’s Haus noch ufwischen. Wb-Ak 67. – 3. Dim. oder in der Verbdg.: dat kleine Hs ‘Toilette’,  Aftritt, 2: SA-La, OST-Lin, JE2-Red Ste, 3: Wb-Holzl 109, verstr. Harzv. Nharz. – Op’t Hüseken gahn Sprw-Harzvorld 382. – 4. Dim. ‘Gehäuse, Kasten’ 3: Wb-Holzl 107 (HA-Eil). – 5. ‘Freistätte beim Haschespiel’,  1Ml, 1: SA-Wa, 2: SA-Stap, GA-Miest, WO-Zie, JE1-Stei, ZE-Nu, 3: CA-Pö.
Lautf.: Hs, Hus, [hs] vereinz. ö nwaltm., verstr. brdb. elbostf. nthür.; [hius] verstr. nwaltm.; [hüus] SA-Pe Wa; hus Mda-Sti 36; Haus, [haus] WO-Zie (5.), ZE-Roß, BA-Fro, CA-Pö, verstr. anhalt.; Dim. (3.): Hüseken Wb-Holzl 109, verstr. OSCH, Sprw-Harzvorld 382, verstr. WE; Hieseken OSCH-Crot; Huiseken WE-Ost Rho; Höseken WE-Weh; Häuschen JE2-Red, WE-Elb, BLA-Bö Hü; (4.): Hoiseken Wb-Holzl 107 (HA-Eil). Zuss.: zu 1.: Hrden-, Hochtts-, Hder-, Hner-, Jden-, K hrds-, Khder-, Ln-, Lken-, Lust-, Nwers-, Oldendls-; zu 3.: Kack-; zu 4.: Hr-, Hunk-, Kaffeehaus, Krn-, Knken-.
inklwen Vb. ‘Risse bekommen, splittern’,  springen, 2: vereinz. JE2, JE1-GrLüb Wo – där Pott is inneklöt JE2-Red.
Lautf., Gram.: Part. Prät.: inneklö(h)t; außerdem: inneklöwit JE1-GrLüb.