Bärst(e) f., auch m.(?) ‘ Sprung in Glas oder irdenen Gefäßen’ 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm. (au- ßer CALV n WO), JE2-Sy – dei Pott hät’n Bäßt SA-Die.
Lautf.: Bäst, Bäßt vereinz. nwaltm., verstr. Altm.; Be(r)st vereinz. Altm.; Bers OST-Ko; Berste OST-GrBeu; Berschte JE2-Sy; Beä(r)st SA-Ra, OST-Neu, STE-Sta.
bullen Vb. 1. ‘brünstig sein’, von der Kuh,  bullsch, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., JE2-Sy, 3: HA-Bee, vereinz. ö elbostf. – 2. refl. ‘sich  balgen’ 3: HA-Vö. – 3. ‘böse, trotzig, launisch, widerspenstig sein’,  tückschen, 2: STE-Schi.
Lautf., Gram.: bull(e)n Inf., bullt 3. Sg. Präs.; außerdem: 3. Sg. Präs.: [blt] SA-Ku Pü; buut, [bt] verbr. nwaltm.; buet vereinz. n nwaltm.
Butze f. 1a. ‘kleiner, abgetrennter Raum, Verschlag, Abteilung’ 3: WO-Ir. – 1b. ‘Winkel, schräger Raum unter der Treppe’ 1: SA-Dä, 3: Wb-We 25, BLA-Brau. – 1c. ‘Bettwinkel, Schlafstelle’ 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., 3/4: Vk-Anhalta 14 (BA). – 2a. ‘kleines, dunkles Zimmer’ 3: vereinz. w elbostf. – 2b. ‘Kajüte der Bootsleute im vorderen Teil des Kahns’, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 160 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 160 (CA-Ak), Wb-Ak 43. – 2c. ‘Stube in der Mühle’,  Feise, 1: SA-Han Jü, 2: STE-Buch, JE2-Gü, 3: JE1-Ca Pre. – 3a. ‘aus Brettern errichtete Hütte’, auch ‘kleines, ärmliches Haus’ 2: OST-Sta, STE-Steg, 3: vereinz. elbostf. – 3b. ‘altes, baufälliges Haus’, 1Bde, 1: SA-Han, 2: verstr. s Altm., JE2-Sy, verstr. mbrdb., 3: verstr. elbostf. – olle Butze GA-Rä; de Butze fallt balle in HA-Oh.
Lautf.: Butze, [buts]; außerdem: [buds] Elbschifferspr. 160 (alle angegebenen Orte), BE-He; Butz, [buts] vereinz. nwaltm. n/mittlere Altm.
Dacktgel m. ‘Dachziegel’,  Tgel, 2: vereinz. Altm., JE2-Sy, JE1-Go, ZE-Bi Roß, 3: verbr. elbostf., 4: BA-Ha, verstr. s CA w BE – noin Dachdsjel f’l BE-Fr.
Lautf., Gram.: Dachziejel ZE-Roß; Da(a)kteile, Dk- f. vereinz. w elbostf.; Dakteil WA-Ta; Pl.: Dacktegel OST-Ber Schön, WO-Loi; -tegeln vereinz. Altm.; -teel JE2-Sy, JE1-Wol; -täjel STE-Beel; -tiegel GA-Ber; Dachtegel CA-Pö; -tejjel WO-El; -zeggel QUE-St; -ziegel, -ziejel JE1-Go, ZE-Bi, vereinz. s CA; [dadsjl] verstr. w BE; Dachziegeln, -ziejeln BLA-Ha, BA-Ha, CA-Ca Löb; -ziele CA-Ak KlRo; [dadsl] BE-Ra; Dachziel CA-Lö; Dagteele BA-Ba; Da(a)kteigel verstr. n elbostf.; -teigeln, -teijeln verstr. n elbostf.; Dagteigeln GA-Hö; Da(a)kteile HA-All Um, verstr. OSCH WE, QUE-Fr Nei; -teil(e)n verstr. elbostf. (außer sö); Daaktagel GA-Nie; -talen QUE-Di; -taaeln QUE-Que; -ziegel WA-Sü, BLA-Ta; -zielen CA-Bru; Daokteigel GA-Dö, HA-Wed; -teigeln GA-Kli; -teile OSCH-Wu, QUE-Su; -ziegel CA-Gli; [dgdsl] BE-He.
hampeln Vb. 1. ‘zappeln, strampeln’ 3: vereinz. elbostf. – 2. ‘herumspringen, hüpfen’,  hopsen, 2: JE2-Sy, 4: Wb-Be. – 3. refl. ‘sich  balgen’ 2: JE1-Walt.
Etym.: möglicherweise aus  ampelnunter Einfluss von  hoppen (vgl. Kluge 231995,353) oder  humpeln (vgl. Pfei-fer 1989,640) entstanden.
Heckenbre f. ‘Frucht des Weißdorns’,  Mlbre, 2: JE2-Sy.
Herr m. 1. ‘Dienstherr, feudaler Guts- oder bäuerlicher Hofbesitzer’, von den Untergebenen auch als Anrede verwendet, verstr. – Hüte bruke de Heere nich tweemal te raupen, … Rauch 1929,13; … de Herre harre dat vorb’en (verboten) Tiedge 1954,39; Harre, ter Napper (Nachbar) rft Wb-Be; Rda.: Herre bist du, aber gillen (gelten) daue eck sagt die Frau zum Mann, WE-Dee; Ick bin Herr, sä de Mann, dao sat ‘r unnern Disch. Bewohner-Altm 1,339; de Uur, dee is mien Here nich Wb-Holzl 104; gestrenge Hrens regiert nich lange ‘der Winter ist bald vorrüber’ Wb-We 50 (vgl. 4.); Sprw.: As de Herr, so de KnechtSchwerin 1859,55; wie der Harre, so’t Gescharre JE1-Dan; Nie (neue) Heeren – nie Leeren.Hbl-Ohre 1926 Nr. 6/ohne Verf. (CALV-Zo); Met grod Herr’n ist nich god Käspern (Kirschen) äten, de langen ümmer nao de gröttsten. Bewohner-Altm 1,342;Wat de Harre dait, dat iss wohledaon,
Wat de Knecht dait, dat gaiht ook noch an,
Aow’r de Junge, daer mutt Schlaeje hebbn
. Lieder-Ma Nr.
769 (WO-Ol).
– Brauch: Gewöhnlich übernahm der Ehemann mit der Hochzeit das Erbe und wurde ab diesem Zeitpunkt de junge Herre genannt, seine Gattin de junge Fr. Hochzeit-Altm 45 und 52. Auf den Dörfern nannte selbst die Ehefrau ihren Mann de Hre. Wb-We 50. – 2. als Anrede in Verbdg. mit Namen oder Standesbezeichnungen, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be – Harr Pastoor Hbl-Ohre 1925 Nr. 3/Wöhlbier (HA-Eim); har Bartels, har kanter Wb-Nharz 70; Harr Napper (Nachbar) Wb-Be. – 3. ‘Gott’ – Rda.: Dat Og von’n Herrn is de best’ Meß upp’n Acker. 2: Spr-Altm 75. – 4. ‘die drei Eisheiligen’,  shilligen – a. in der Verbdg.: de kolden Herrn 2: JE2-Sy, JE1-HLo, 3: WO-El, 4: BE-Am. – b. in der Verbdg.: de (dr) (ge)strengen Herrn 2: verstr. Altm., vereinz. JE2 JE1, ZE-Dor, 3: verstr. elbostf., 4: verstr. BE.
Lautf., Gram.: Herr vereinz. Altm.; Herre, [hr] Hochzeit-Altm 45, verstr. w elbostf., verbr. w JE1; Herrn Pl. vereinz. nwaltm., verstr. Altm. JE2 JE1, ZE-Dor, verstr. elbostf., KÖ-Kö; Herrns Pl. vereinz. Altm.; Härrn Pl. GA-Ziep, WE-Oster, BA-Re; Hähn Pl. SA-Han; He(e)re, hre Mda-Ma 62 (JE1-Prö), vereinz. elbostf.; Heer(e)n Pl. Hbl-Ohre 1926 Nr. 6/ohne Verf. (CALV-Zo), HA-Ost, WA-Am; [her] Id-Eilsa 67, Here HA-Oh (veralt.); hiere OSCH-Di (veralt.); Harre, [har] Mda-nwJe1a 36 (JE1-Rie), verstr. s JE1 ZE, vereinz. ö elbostf. anhalt.; Harr, har(nur bei Anrede in Verbdg. mit Namen oder Standesbezeichnung) Hbl-Ohre 1925 Nr. 3/Wöhlbier (HA-Eim), Wb-Nharz 70, [har] Wb-Be; Harrn, [harn] Pl. BLA-Ti, vereinz. ö elbostf., CA-Ak Sa, verstr. BE. Zuss.: zu 1.: Hoff-, Hs-, Mt-; zu 4.: sherren.
Kse m. 1. Nahrungsmittel, wie Standardspr., allg. – Zur Käseherstellung wurde saure Milch in eine Schüssel gegossen und up’n Torm (auf den Ofen) gestellt, damit sich bei mäßiger Wärme eine Käseschicht bilden konnte. Zum Abgießen der Molke schüttete man die geronnene Milch in ein Leinentuch ( Ksebdel, -dk) oder in ein mit Löchern versehenes Tongefäß ( Ksekorf, -napp, -pott), wo die restliche Masse verblieb, bis sie utjestehn harre (lange genug gestanden hatte). Nach der Zugabe von Gewürzen (Salz, Kümmel) wurde der entstandene Quark (vgl. 2.) noch einmal durchgeknetet und stand nun zu allen Mahlzeiten des Tages zur Verfügung. Bes. die Knechte mussten sich meist damit begnügen. Bauernwelt-Ze. Käs un Brod das mak ich nich, Meester gib mich Speck! Lieder-Ma Nr. 842 (DE). Mit der Hand wurden aus dem Quark Klumpen geformt, die man zum Trocknen auf eine Lage Stroh legte. Hatte der Käse die notwendige Reife erreicht, wurde er in Tontöpfe gepackt und mehrfach in Bier getaucht. Er blieb so lange liegen, bis er ällerte (alt zu werden begann). Bauernwelt-Ze. Kese in’n Steinpott lejjen; de Kese hat’n Blessen (ist innen noch weiß) HA-Oh; d Ksen löppt JE2-Scho; Rda.: er ist durch und durch wie ahler Käse ‘er ist leicht erregt’ Spr-Anhalt 167; hei st t w Kese an’ner Wand ‘er sieht blass und krank aus’ Wb-We 64; d hasd w Gse uff de Bne? DE-Ca; De denken, Kees’ und Brod regn’t van’n Himmel. wird von jungen Leuten gesagt, die ohne finanzielle Absicherung heiraten, Bewohner-Altm 1,343; steht ein Junge untätig herum, wird ihm gesagt: ga man na Hus un pisse diene Mutter op de Kese, dat se olt wern CA-Bie; Sprw.: Kees’ un Brod mockt de Backen rod. Bewohner-Altm 1,343; man kann tau’n halben Keese sau veel Brot äten, wie tau’n ganzen WE-Oster; Wer ens bn Ksen geit, geit ok öfter b. ‘Wer einmal Gefallen an einer Sache gefunden hat, wird wieder darauf zurückkommen.’, sagt z.B. ein Mädchen von einem Mann, der abstreitet, sich mehr als einmal mit ihr eingelassen zu haben, Wb-Altm* 73; Rätsel: Worumme schroaft man’n Käse aff ?Wenn he Feddern harre, kün’n afrupp’n. Lieder-Ma Nr. 484 (GA-Grau); Neckreim:Biste beese, kruup in de Keese.
Biste wedder gut, kruup wedder rut!
Vk-Harz 3,78.
– 2. ‘ Quark’ 1: vereinz. nwaltm., 2: vereinz. SA, OST-Bre. – a. in der Verbdg.: witt(en)/witter Kse dass., 1: vereinz. nwaltm., 2: verbr. Altm., JE2-Sy, verbr. n mbrdb., 3: verbr. elbostf. – b. in der Verbdg.: wken Kse dass., 2: SA-Pü, OST-Poll, vereinz. n mbrdb., 3: vereinz. n elbostf. – 3a. Übertragung auf andere käseartigen Substanzen, die Ekel erregen können, 4: Wb-Be. – 3b. ‘Smegma’ 2: ZE-Roß. – 4a. ‘Frucht der Malve’ 1: SA-Dä, 2: JE2-Scho, 4: Wb-Ak 85 – d Kinna t’n ümma Kse fan dät Krt d JE2-Scho. – 4b. ‘Frucht des Hirtentäschels’ 2: ZE-Roß. – 5. ‘Taschenuhr’, scherzh., 3: Id-Queb 2. – 6. ‘Geld’,  Zaster, 2: WO-Wo.
Lautf.: Käse, [kz] GA-Rö, vereinz. mittleres JE2, verstr. mbrdb., GA-Grau, vereinz. ö. elbostf., verstr. anhalt.; [gz] Mda-Fuhne 72 (verstr. anhalt.); Ks, Kß SA-Bo Ko, OST-Deu, STE-Hü; Kese, [kz] STE-Arne, verstr. s Altm. JE2 mbrdb., verbr. elbostf.; Ks, Kß, [ks] verbr. w SA nö Altm.; Kese HA-Oh, WE-Wa, [kes] Id-Eilsa 71; Kase BLA-Sti; [kiez], Kiëse OSCH-Di, WE-Rok; Keis, Kais, Keiß verstr. mittleres SA, GA-Jem; [käiz]CALV-Zo; [käis] verstr. mittleres SA, OST-Bi, GA-Ku; [kis] SA-Die Ev; Käsen OST-Da Polk; Kesen, [kzn] verstr. ö Altm., Siedler-Je § 87 (JE2), JE2-Scho; Keisen SA-Gü Siep, OST-Klä, verstr. n GA; [käizn] vereinz. nw GA, STE-Ber; Keeisen Mda-Ost 47 (OST-Gla). – Gram.: n. belegt SA-Dä, HA-Bee, f. belegt vereinz. elbostf. Zuss.: zu 1.: Hand-, Harz-, Klapp-, K-, Napp-; zu 2.: Hackups-, Jkobs-, Matz-; zu 4a.: Katten-; sonstiges: Krümel-.
Ksemetz(er) n. 1. ‘Messer zum Abschneiden von Käse’ 3: HA-Oh. – 2. ‘schlechtes, stumpfes (Taschen-)Messer’, abw.,  Pks, 2: GA-Wu, JE2-Sy, ZE-Roß We, 3: WO-Ba El, JE1-Ra, 4: Wb-Be. – 3. ‘Seitengewehr’, Soldatenspr., abw., 3: HA-Oh.
Lautf.: Käsemetz WO-Ba, JE2-Sy, JE1-Ra; Kesemest HA-Oh; Käsemesser, [kzemesr] GA-Wu, WO-El, ZE-Roß We, Wb-Be.
kathlsch Adj. 1. ‘dem katholischen Glauben zugehörig’ verstr. – de katelsche Kirche HA-Oh; subst.: de Katoolschen sind falsch Wb-Holzl 116. – 2a. ‘heuchlerisch, falsch’ 3: verbr. elbostf. – Rda.: hei is katoolsch WA-Ble; subst.: dat is en ganzen Katoolschen OSCH-Ad. – 2b. ‘nervös, ärgerlich’, auch ‘verrückt, geistesgestört’,  dusselig, verbr. – Rda.: du bist woll katoolsch SA-Dam; d machsd mich jans gadlsch BE-Ra; det is jo tum katoolsch wern JE2-Sy; jistern woar ick reine katoolsch WO-Bl. – 2c. ‘wenig umgänglich’, auch ‘eigensinnig, dickköpfig’,  dickköppig, verstr. – katlscher (Zicken-)Bock Schimpfwort für einen eigensinnigen, bei anderen unbeliebten Mann, WA-Wo. – 2d. ‘unordentlich, nachlässig, liederlich’,  1lderlichda gaht kataulsch to 2: SA-GrChü. – 2e. in der Verbdg.: katoolscher Bahnhof ‘Bordell’ 3: OSCH-We, 4: CA-Sa. – 2f. ‘arm, unvermögend’ 2: SA-Ne, 3: WE-Oster. – 2g. ‘übel, unwohl’ 2: vereinz. mittlere Altm. – mi is hüte ganz kataulsch SA-Re. – 2h. in der Rda.: katoolsche Ooren (Augen) machen ‘inbrünstig, schwärmerisch gucken’ 3: CA-Ca. – 3. in der Verbdg.: kathlsch mken – a. ‘einem Maikäfer den Kopf eindrücken oder abrei- ßen’ 2: JE1-Ho Lei Zep, 3: verbr. elbostf., 4: CA-Ak. – b. ‘einen Frosch mit einem Strohhalm aufblasen’ – den hewwe wei kattolsch emoakt 3: OSCH-Grö. – c. ‘Zuckerrüben schlecht verziehen’ 3: WO-Drei.
Lautf.: katholsch, kattolsch, [katlš]; außerdem: katollsch, [katol] vereinz. sö Altm., OSCH-Krop; kad(d)olsch, kaddo’lsch vereinz. sw elbostf.; [gadlš] verbr. BE; katelsch HA-Oh, [katelš] Id-Eilsa 70; katlsch QUE-Di; katoasch SA-Ha; [kat] SA-Jü; [katol] SA-Zie; [kato] SA-KlGe; katoolsk SA-Scha; katoosk SA-Hö; [katul] STE-Ber; kataulsch verbr. mittlere Altm.; [kateosk] vereinz. n nwaltm.; [kateo] vereinz. mittleres nwaltm.; kat(h)olisch, [katliš] vereinz. Altm., JE2-Scho, verstr. elbostf.; Nbff.: krad(d)olsch, krad(d)o’lsch verstr. w/sw elbostf.; kred(d)olsch, kredo’lsch verstr. w/sw elbostf.; knadolsch Id-Eilsa 73.