Backhs n. ‘einzeln stehendes Haus mit Backofen und Vorraum’ 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., JE2-Gü, vereinz. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Un der eene, ... wurde ... inne Jauchenlache beis Backhaus jeschmissen, ... Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Rda.: das is wie in’n Backhaus vom ständigen Kommen und Gehen gesagt, Vk-Anhalta 69; Sprw.: Wo’n Brauhus steiht, kann keen Backhus staohn. ‘In Haushalten, in denen viel Alkohol getrunken wird, fehlt das Geld für Grundnahrungsmittel.’ Bewohner-Altm 1,321; Wo an Wärtshaus stat, da kann kan Backhaus stan ‘Trinker essen wenig’ Spr-Asch 20. – Gemeindeeigene B. standen häufig in der Dorfmitte; z.T. gab es auch private B., sie befanden sich abseits der Hofgebäude, oftmals im Garten. Im B. der Gemeinde durfte jeder backen. Gebacken wurde alle zwei bis drei Wochen. Das Anheizen des Ofens wurde von den Dorfbewohnern abwechselnd besorgt. Befreit davon waren der Pastor, der Kantor und der Hirt, die dafür jedoch zuletzt mit dem Backen an der Reihe waren. Vk-Anhalta 16, Abergl-Anhalt 23. In Wadendorf wurde die Reihenfolge der Backenden beim Bürgermeister ausgelost. Wer zuerst backen durfte, holte bei den anderen Bewohnern je ein großes Bund Holz und heizte den Ofen an. KÖ-Wa. Im B. wurden auch die Gemeindeversammlungen abgehalten. Vk-Anhalta 16 und 53 (ZE-Bra Rie).  Backwen.
Lautf.: Backhus, -hs; außerdem: [bakhius] SA-Dä; Backhaus Spr-Asch 20, Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa), Vk-Anhalta 69; [baghaus] KÖ-Wa.
Gesangbk n. 1. ‘Gesangbuch’ 2: vereinz. Altm., 3: verstr. elbostf., 4: Richter o.J. 106 – forjett dn Jesankbauk nich! HA-Oh; ... un dat Gesangbauk word dehus all richtig heneleggt, damit sei et nacher bin Singen nich vorrkehrt harren. Klaus 1936,4; Rda.: Ich will lewer sin Gesangbok sind as sin Wif. von einem strengen Ehemann, Bewohner-Altm 1,335. – Volksgl.: Zum Schutz eines Neugeborenen wird ihm vor der Taufe ein Gesangbuch unter das Kissen gelegt. a.a.O. 2,140, SA-Pre. Damit das Kind fromm würde, geschieht dies auch bei dessen Abwesenheit während der Taufe. Bewohner-Altm 2,143, Brauch-Anhalt 78 (KÖ-Wa). – 2. ‘Blättermagen des Rindes’,  Bldermgen, 3: QUE-Schn.
Lautf.: Gesangbo(o)k vereinz. Altm.; -bauk, Jesank- verstr. elbostf.; Jisank- QUE-Di; Jesankbuch Richter o.J. 106.
Harkenhft n. ‘das Querholz der Harke, an dem die Zinken sitzen’ 1: verstr. nwaltm., 2: verstr. Altm., verbr. JE2, vereinz. JE1, verstr. ZE, 3: WO-Gli, JE1-Me Plö Wa, 4: KÖ-Wa, verbr. DE – dät Hrknghit is kaputtebrkng JE2-Scho.  Arm Balke(n) Balkenkopp Dwrbalken Dwrholt Harkenbalken Harkenbm Harkenhelft Harkenholt Harkenkopp Harkenrücken Helft Hft 3Holm Holtgede Hsel Kopp Krück(e).
Lautf.: Hark(e)nhöft SA-Zier, verstr. OST, GA-Dee Le, verstr. STE, JE2-Schön; Haken- OST-Wo; Harkenhööft OST-Pe; Härkenhöft SA-Bre HLa Kal; -höwt GA-Klin Lin Wo; Hä- kenhöft GA-Qua; Häkn- OST-Ost; Harkenhöbet WO-Ro; -hft DE-Ho Wö; [harknhft] Mda-Ze (verstr. ZE); [hrkn-] ZE-Roß; Harkenheft JE1-Plö Wa; [hrkheft] JE2-Scho; Härkenheft GA-Schw; Harkenheef JE1-Me; -hebet WO-We; -hewet WO-Gli; -häuft OST-Na, GA-Sche; Haoken- SA-Kön; Härken- verstr. ö SA, OST-Loh, STE-Po; -höuft GA-Mie; Härknhöift GA-Al; Häknhäuft SA-Ra; Haeknhoift GA-Kak; Harkenhöod STE-Ri; -höht JE2-Gü, JE1-Grä; -höt verstr. s JE2, JE1-Bü Pa We; [harkht] JE2-KlWu Par; Harkenhöid JE2-Neu; [hrkhit] JE2-Scho; [harkhöut] JE2-Schön; [hrghoift] SA-Dä; [hrgnhd] KÖ-Wa, Mda-Fuhne 152 (verbr. DE).
Hauptgarbe f. ‘oberste Garbe eines Getreidehaufens’ 4: KÖ-Wa, Mda-Fuhne 162f. (verbr. DE) – uff d ne Mandel muss noch anne Hdjrwe druff DE-Ca.
Lautf.: [hdjrw].
Hemdenzemper m. dass. wie  Hemdenkasper, 4: KÖ-Wa, Mda-Fuhne 154 (verbr. DE) – gumm m hr, mai glnor Him’mdsembor KÖ-Wa.
Lautf.: [hemdndsembr] Mda-Fuhne 154 (verbr. DE); [hi-] KÖ-Wa (veralt.).
Himmelskühchen n. dass. wie  Himmelskwer, 4: CA-Kü, Mda-Fuhne* § 344 (BE-KlSchie, KÖ-Wa), verstr. DE.
Lautf.: HimmelskiehchenVk-Anhaltb 67 (DE-Je Ra); Himmel- a.a.O. 67 (DE-Ka); -kiekchen a.a.O. 67 (DE-Jo KlKü); Himmelskietchen a.a.O. 67 (DE-GrKü); Himmelkießchen a.a.O. 67 (DE-Go Rie); [himlgwin] Mda-Fuhne* § 344 (KÖ-Wa); Nbff.: [himlkln] DE-GrKü Nau, HimmelkihlchenVk-Anhaltb 67 (DE-Kle KlMö); [himlglin] Mda-Fuhne* § 344 (BE-KlSchie, verstr. sö DE); [-glin] a.a.O. § 334 (verstr. sö DE).
Horstfleck m. dass. wie  Horst 3., 4: vereinz. BE, KÖ-Wa, Mda-Fuhne 36 (DE-Ca).
Lautf.: [hordfleg].
Kaupen Pl. ‘Rasenschollen’ 4: Mda-Fuhne 155 (KÖ-Wa, verbr. ö DE), vgl. Schönfeld 1963,36 (Kt.).
Lautf.: [gaub] Mda-Fuhne 155 (DE-Ca So); sonst: [gb]. – Etym.: wohl zu osorb. kupa ‘Hügel, Insel’, nsorb. kupa ‘Flussinsel, Horst’, vgl. Schönfeld 1963,36, Eichler 1965,60.
Klocke f. 1a. ‘Glocke’, bes. die Kirchenglocke, verbr. – Der Klang der K. ist in zahlreichen Reimsprüchen nachempfunden: Bim, bam, bohler, Kost nen halben Daoler GA-Ga; Kümmt all to Kerk! Kümmt all to Kerk! OST-Sa; bimm baum, bälaumWE-Ve; Rätsel: Gät un schlät int Holt, Dag in, Dag ut: Un kümmt doch nich rut! Volksspr-Altm 93 (SA-Vi); Rda.: an de grte Klocke schlahn ‘etw. überall herumerzählen, aufbauschen’ CA-Fö; De hät de Klock lü’n hürt, weet äöwer nich wo’s’ hangen. ‘Er weiß nicht genau Bescheid.’ Bewohner-Altm 1,344; Nu weet ick, wo de Klocken hangen. a.a.O. 344; nu wettste, wat de Klocke eschlahn hat CA-Fö. – Brauch: Die K. wurde nicht nur zum Kirchgang geläutet, u.a. erinnerte das Läuten an bestimmten Tagen die Dorfbewohner an deren Ablieferungspflicht: Eier für den Pastor, Schütten (Abliefern) des Zehntgetreides, die Schüttenden bekamen Schnaps und Tabak. Brauch-Anhalt 92ff. (KÖ-Wa, DE-Ro). Am Michaelstag (29. September) läuten die Glocken Zinsen, Pachte, Swinegeld (OSCH-Krop). – Volksgl.: Die K. gilt vielfach als Vorzeichen des Todes: Vom Klang der Kirchenglocken heißt es, wenn sie singen, stirbt bald jmd. (GA-Ro). Klingt bei einer Beerdigung eine Glocke nach oder haben beim Leichenzug die Glocken einen traurigen Klang, so folgt bald ein weiterer Todesfall. Vk-Anhalta 174 (BE-Pei, KÖ-Kö Ost). Schlägt beim Trauergeläut die große Glocke zuerst an, ist das nächste Todesopfer ein Mann, bei der mittleren Glocke eine Frau, bei der kleinen ein Kind. a.a.O. 174 (BE-Pei). – 1b. ‘ Klingel an der Haustür’ 1: SA-Ah, 2: verstr. n/mittlere Altm., CALV-Calv, verstr. JE2, JE1-Mö, ZE-Wö Ze, 3: JE1-Pre, Wb-Nharz 100, BA-Rie, BE-He, 4: QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie Wö. – 1c. ‘kleine Glocke’, bes. für weidende Kühe und Schafe, auch am Schlitten, 2: SA-Sta, 3: Wb-Nharz 100. – 2a. ‘Uhr’, bes. die Turmuhr, 1: SA-Dä, 3: WO-Gu, Wb-Holzl 121, CA-Fö, 4: Wb-Ak 91 – uns Klock gaet to l aot ‘die Uhr geht nach’ SA-Dä. – Volksgl.: Das Schlagen der Uhren kann den nahenden Tod ankündigen: Schlägt die Turmuhr (Glocke) dem Geistlichen ins Vaterunser oder ins Amen, stirbt ein Kirchgänger. Vk-Anhalta 174 (KÖ-Ar, DE-Go). Gleiches tritt ein, wenn die Uhren vom Rathaus und vom Kirchturm gleichzeitig schlagen. a.a.O. 174 (DE-Je). Steht eine Wanduhr plötzlich still, stirbt am anderen Tag zur gleichen Stunde ein Verwandter. a.a.O. 174 (KÖ-Thu). – 2b. ‘Uhrzeit’ 2: Wb-Altm 106, Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber), JE2-Scho Schön, verstr. ZE, 3: Rauch 1929,13, vereinz. HA OSCH, Wb-Nharz 100, Wb-We 67, 4: Wb-Ak 91, Wäschke 41920,8 – W hk is denn de Klocke? ‘Wie spät ist es?’ Wb-Ak 91; so umme half Klocke veiere rum OSCH-Wu; Ik ha äin Morr’n van Klock dree bet Klock nä’n Gras mäht … Hausfr-Altm 1927,45 (STE-Ber); Klocke fünwe is et doch all düster HA-Bo; … von Klockener viere bes Klockener achte …’ungefähr von 4 bis 8 Uhr’ Wäschke 41920,8. – 3a. ‘glockenförmiges, unten geschliffenes Gerät aus Metall zum Enthaaren gebrühter Schweine’ 1: SA-Roh, 3: HA-Oh, Wb-Holzl 121 (HA-Wo), QUE-Hau, 4: Wb-Ak 91. – 3b. ‘Glasglocke’, zum Abdecken von Nahrungsmitteln, 4: Wb-Be.
Lautf., Gram.: Klocke, [klok] Sg.; Klock(e)n, [klok] Pl.; außerdem: Klock SA-Ah Dä, verbr. Altm., JE2-Kam; Klöcke JE2-Schön; Glocke Sg., Glocken Pl., [glok] Pl. SA-Roh, STE-Grie, CALV-Calv, JE2-Scho, ZE-Wö, OSCH-Eils, QUE-Frie, BA-Neu, DE-Grie; Glock OST-Bre Na, GA-Jä; Jlocke, [jlok] JE1-Pre, Mda-Ze (ZE-Roß), Ldk-Anhalt 2,64 (ZE-Kö), CA-Ak, Wb-Be; Klockener Wäschke 41920,8: zur Angabe der ungefähren Zeit, Bildg. mit -er: ist ein abgeschwächtes der, ausf. vgl. der 5. Zuss.: zu 1b.: Hs-, Klinge(l)-, Klinger-; zu 3.: Kse-, Lampenglocke; sonstiges: ster-.
Michal ohne Genus ’29. September’, Kalendertag des Erzengels Michael, verstr. – Um M. näherten sich die Arbeiten in der Landwirtschaft ihrem Ende: tau Micheilich sünt de Eppel rpe HA-Oh. Das Vieh wurde nicht mehr ausgetrieben. SA-Vi, Vk-Anhalta 283. In der Zeit um M. (14 Tage vor bis 14 Tage nach M.) wurde das Wintergetreide ausgesät. SA-Rist, Ackerbau-Anhalt 250, Vk-Anhalta 283. – Brauch: Zu M. wurden Abgaben entrichtet und das neue Pachtjahr begann: Zinsen, Pachte, Swinegeld Ausdeutung des Glockengeläuts zu M., OSCH-Krop; … un de veele Ackerpachte, de se alle Jahre tau Micheilig oder Martinig krejjen … Wedde 1938,46. Üblich waren auch Naturalabgaben an Lehrer und Pfarrer, z.B. Gänse (ZE-Na) oder Roggen (ZE-Mühl, KÖ-Wa, DE-Scheu). Vk-Anhalta 283. Das Gesinde konnte den Dienst wechseln (verbr.):Ach du liebe Seele, morgen ist Michele,
Ach du lieber Gott, morgen muß ich fort.
Vk-Anhaltb 64
(ZE-Na).
Da M. als eine Art Erntedankfesttag angesehen wurde (Vk-Anhalta 283), fanden auch Tanzveranstaltungen statt. Tanzlied:Michäilich, Michäilich,
All wedd’r Michäilich,
Eerst gistern Michäilich.
Abergl-Ma 248 (GA-Mie).
– Volksgl: Wer die Heiligkeit des Tages durch Arbeiten auf dem Feld störte, hatte keine gute Ernte zu erwarten. Volksfeste-Altm 296, Vk-Anhalta 283. Auch Arbeiten mit dem Gespann sollten unterbleiben. SA-De. Knechte und Mägde suchten auf fremden Grundstücken am Morgen Futter, bes. Grünkohlköpfe, (SA-De), um das Vieh vor Verzauberung zu schützen. SA-Pre. Die Hexen ziehen in der Nacht zu M. zum Blocksberg. Abergl-Ma 248 (GA-Mie).
Lautf.: Michaeli OSCH-Krop; Michéeli CA-Fö; Michele JE2-Hü Wo, Vk-Anhaltb 64 (ZE-Gri Na), Michle Wb-Ak 113; Michaelis verstr.; Micheilig, -ich vereinz. elbostf.; Michheilij HA-Bee; Micháilich Wb-Holzl 141, Wb-We* 226; Michäilich Abergl-Ma 248 (GA-Mie); Michlig Wb-Altm 137; [mili] SA-Rist, michlich Wb-Nharz 126; [miáylij] Nd-Börde § 57; Michlije Mda-Sti 127, Micheelije Firmenich o.J. 159 (WA-Ost).