afpolken Vb. 1. ‘mit den Fingern abklauben, abkratzen’ 2: STE-Ho, JE2-Scho, 3: vereinz. n elbostf., Wb-Nharz 6, 4: Wb-Ak 7 – wen’n dät Schrf afbölkt, wät dät änna grötta JE2-Scho. – 2. dass. wie  afpellen 2., 4: KÖ-Wu.
Lautf.: afpolken, [afpolkn] vereinz. n elbostf.; -pölken STE-Ho; [afbölk] JE2-Scho; fpulken Wb-Nharz 6; abpolken KÖ-Wu; -polleken Wb-Ak 7.
afschlen Vb. dass. wie  afschellen, 2: GA-Kak, STE-Döl, vereinz. JE2 nö JE1, ZE-Na Ze, 3: vereinz. elbostf. (außer s WO), 4: BA-Neu, KÖ-Wu.
Lautf., Gram.: af(f)schäl(e)n, aw- GA-Kak, STE-Döl, vereinz. JE2, JE1-Grä, ZE-Ze, OSCH-Nie, WA-KlGe; affeschält Part. Prät. JE1-Bü; affschäl’ JE1-Pre; -schäelen JE2-Par; afscheel HA-Va; -scholn JE2-Mö; ahfschäl(e)n, aaf- WE-Ath, BA-Ra; ab- JE1-Me, ZE-Na, KÖ-Wu; -schalen BLA-Rü; obschälen BA-Neu.
anbinden Vb. 1. ‘durch Binden befestigen, festbinden’ 1: Matthies 1912,12 (SA-Fa), 2: vereinz. nbrdb., Heimatkalender-Je 1927,122 (JE2-Vie), Heimatkalender-Ze 1962,89 (ZE-Ze), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – ... , wo de Kiehe un Ochs’n anjebun’n wär’n konnt’n. Heimatkalender-Ze 1962,89 (ZE-Ze); Rda.: hier is los, wat nich annebunnen is scherzh. Antwort auf die Frage, was los sei, Sprw-Börde; kort annebun’n sien ‘barsch, abweisend sein’ Wb-Holzl 125; ‘n Bhren anbinnen ‘Schulden machen’ Id-Altm. – 2. Schifferspr. – a. ‘den Kahn wegen schlechter Auftragslage festmachen’ 2: Elbschifferspr. 367 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 367 (CA-Ak). – b. ‘zum Segeln benötigtes Leinenzeug am Mast anbringen’ 2: a.a.O. 379 (JE2-Mi). – c. in der Verbdg.: kort anbinden ‘den kleinen Kahn dicht hinter dem Fahrzeug schwimmen lassen’ 2: a.a.O. 392 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa). – 3. ‘an jmds. Arm ein Band, einen Strauß o.ä. befestigen’ 2: Vk-Anhalta 277 (ZE-Li Na), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Brauch: Wird einem Geburtstagskind ein Strauß angebunden, kann es sich mittels einer Spende lösen. Wb-Nharz 11. Betritt ein Fremder oder ein Besucher das Erntefeld, wird ihm ein Strohseil, ein Band oder ein Ährenbüschel umgebunden. Gleiches widerfährt den Angehörigen der Gutsherrschaft, wenn sie das erste Mal nach Erntebeginn auf das Feld kommen. Durch eine Geldzahlung kann sich der Betroffene lösen. vereinz anhalt. – Reim:Ich habe hören ein Vögelchen singen,
Ich soll den gnädigen Herrn anbingen,
Nicht zu dicht und nicht zu fest,
Er wird sich lösen auf’s allerbest.
Vk-Anhalta 277 (KÖ-Wu).
– 4. ‘Streit anfangen, Unfrieden stiften’ 3: Wb-We 6, Wb-Nharz 11, 4: Wb-Ak 17 – Bink mit dn nich n! a.a.O. 17.
Lautf., Gram.: binde an 1. Sg. Präs. Vk-Anhalta 277 (BA-Bad); bind’ an Imp. Sg. Matthies 1912,12 (SA-Fa); anbinnen Id-Altm, vereinz. w elbostf.; -binn’n, [anbi] Rauch 1929,102, Elbschifferspr. 367, 379 und 392 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa, CA-Ak); am- Spr-Maa 435; anjebun’n Part. Prät. Heimatkalender-Ze 1962,89 (ZE-Ze); annebunnen Part. Prät. Sprw-Börde; -bun’n, [anbu] Part. Prät. JE2-Scho, Wb-Holzl 125, an ‘ebunn Part. Prät. Heimatkalender-Je 1927,122 (JE2-Vie); anbunn Part. Prät. Francke 1904,31; nbin’n Wb-Nharz 11; nbin-n QUE-Di; [npi] Wb-Be; anbingen Vk-Anhalta 277 (ZE-Li Na, KÖ-Wu), Wirth 1928,85 (KÖ-Ost); anjebungen Part. Prät. Wäschke 61915,86; nbingen Wb-Ak 17.
Brderwand f. dass., 2: SA-KlGa, 3: WE-Heu, BA-Fro, 4: KÖ-Wu.
Lautf.: Bräderwand WE-Heu, BA-Fro; Brä- SA-KlGa; Bretter- KÖ-Wu.
rdborke f. ‘harte Erdkruste’,  Borke, 3: WE-Heu, 4: CA-Zu, KÖ-Wu.
Graseschnärker m. TiN ‘Wachtelkönig’ 4: Vk-Anhalta 80 (KÖ-Wu).
Grner Donnersdag m. ‘der Donnerstag vor Ostern, Gründonnerstag’ verstr. – Gröndunnersdag namm heht sick vör, Woo’t Wäder grad so schlecht nich wer ... Francke 1904,57. – Brauch, Volksgl.: Zu Mittag wurde ein grünes Gericht auf den Tisch gebracht. Dabei konnte es sich um Grünkohl oder um die ersten sprießenden Pflanzen des Jahres handeln, wobei bes. frische Kräuter vor Krankheiten schützen sollten. verstr. Gebacken wurden Brezeln (Brauch-wAltm 34 – GA-Wal) oder Kringel, die die Kinder im Nharz. von ihren Verwandten erhielten (Vk-Harz 8,40, BLA-Hü). Als Schutz vor Blitzschlag bringt man in die Wohnräume einen Strauß Weidenkätzchen (Bewohner-Altm 2,248) oder Hartheu und Eisenhart (Vk-Anhalta 222). Trotz der Verbote der Karwoche ( Krfrdag, Karwoche) ist dieser Tag für bestimmte Handlungen segensreich. Das gilt in erster Linie für das Säen und Pflanzen, bes. von Kohl, Flachs, Bohnen, Erbsen oder Kartoffeln, denn was an diesem Tag in den Boden gebracht wird, wächst gut und erfriert nicht. verstr. Außerdem sind diese Gewächse vor Erdflöhen geschützt und wenn das Pflanzen unter Geläut passiert auch vor Raupen. Bewohner-Altm 2,248. Günstig ist dieser Termin auch für das Umtopfen von Blumen bzw. das Einpflanzen von Ablegern. a.a.O. 2,248. Hühner, die aus Eiern schlüpfen, die am G. gelegt wurden, erhalten ein buntes Gefieder, dessen Farbe wechselt. vereinz. Altm., Brauch-Ma 260 (WO-Ir, HA-Sü), Vk-Anhalta 222 (KÖ-Wu). Hexen kann man erkennen, wenn man mit einem Gründonnerstagsei nach dem 1. Mai in die Kirche geht. Abergl-Ma 242 (GA-Mie, HA-Alv). In Halberstadt wurden am G. alle während der Fastenzeit ausgestoßenen Sünder wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Vk-Harz 8,40.
Lautf.: de gräune Donderschdag Vk-Harz 8,40; greun’ Dönnersdag WE-Oster; greunen denderstch Mda-Weg 116; gräun’n Dönderdag HA-Erx; greun’ Dönderdch HA-Oh; Gröndunnersdag Francke 1904,57; sonstige Formen in der Standardspr.
Hauskuter m. ‘jmd., der das Haus hütet’, auch ‘jmd., der kleine Botengänge verrichtet’ 2: ZE-Roß, 4: KÖ-Wu, DE-Or – Wat macht’n där bei die? – Där is da so wat wie Hauskuter. ZE-Roß.
Krfrdag m. ‘Karfreitag’ verstr. – Brauch, Volksgl.: Dem Charakter des Feiertages entsprechend musste man den K. in Stille verbringen. Brauch-Ma 261. Neben den allg. Beschränkungen der  Karwoche galten am K. zusätzliche Verbote: Handarbeiten wie z.B. Stricken waren nicht erlaubt; Fleisch durfte nicht gegessen werden, dafür aber Fisch, Eier und Käse. Der Verzehr von Hülsenfrüchten war ebenfalls untersagt, anderenfalls würden sich Geschwüre bilden. Brauch-wAltm 32. Durch das Schütteln der Bäume am K. vor Sonnenaufgang konnten Raupen fern gehalten werden. Vk-Anhalta 18 (KÖ-Wu). Dem Regen an diesem Tag wurden unterschiedliche Auswirkungen auf die Natur zugeschrieben: Wenn es regnet in Christi Grab, dann vertrocknet Laub und Gras. Brauch-Ma 261 (HA-Sü, WO-Ir). Musste also einerseits eine schlechte Ernte erwartet werden (vereinz. Altm.), so stand dem andererseits ein beschleunigtes Wachstum der jungen Feldfrüchte, bes. aber des Flachses, entgegen. Ackerbau-Anhalt 255 (ZE-Ke), Brauch-Rie 747.
Lautf.: Krfrdach, Krfrdach, -frdch verstr. nd.; -freitag, -freitach verstr. omd.
Klster n. 1a. ‘Kloster’ 3: Lieder-Ma Nr. 477 (WO-Ol), HA-Oh, Wb-Nharz 100, 4: Mda-Sti 23, Wb-Be – Hai iss inn’n Kloost’r goan,
Hai itt wat goar iss,
Hai drinkt wat kloar iss,
Hai schlöppt bie de Nunne, dai doa iss.
Lieder-Ma Nr. 477
(WO-Ol).
– 1b. in Verbdg. mit ON – Neckvers: In Kloster is nist los, dao gifft blohs Linnewebers un Bessenbinners. Klosterneuendorf, 2: GA-KloNeu; Kloster Mareik NeckN für den ON Klostergröningen, 3: OSCH-Da; ick gae na Kloster Mayendorf, der Ort war ein K. geworden und das Wort K. steht hier als Eigenname, 3: Wb-Holzl 121 (WA-KlWa); dat Klster Bezeichnung für Kloster Michaelstein, 3: Wb-Nharz 100.  Trüstedt. – 2. dass. wie  Klsett, euphem., 1: SA-HLa, 3: Sprw-Börde, OSCH-Crot, BE-Gü, 4: BE-Dro, KÖ-Wu – sit ewig op’t Kloster Sprw-Börde.
Lautf.: Kloster, [klstr]; außerdem: Kloost’r Lieder-Ma Nr. 477 (WO-Ol); Klester HA-Oh; [glsdr] BE-Gü.