dörwen Vb. verbr. 1. Vollverb ‘die Erlaubnis zu etw. haben, zu etw. berechtigt sein’ – hei dert dat nich HA-Oh; ick döre man nah’n Marchte HA-Bee; Zus.: mrjen dr’m mor nich raus BE-Me. – 2. modales Hilfsverb – a. ‘die Erlaubnis zu etw. haben, zu etw. berechtigt sein’ – ik deaf dik nich inkkng laod’n SA-Dä; ... mucksen hat ä sich nich dirfen ... Richter o.J. 18; Op’n Diek dörst du gahn ... Lindauc o.J. 55; ... wenn de Ees’ls ausjefiehrt wurr’n, denn dorft’n se druff reit’n. Heimatkalender-Ze 1962,94 (ZE-Ze); ek hewwe dat nich darben daun Wb-Nharz 37; Rätsel: Wecker steiht in’t Holt un’ lärmt all’ Lü an, un’ keener därft äm Antwuhrt gäwen? – der Pfarrer von der Kanzel, Bewohner-Altm 2,168. – b. drückt einen Wunsch, eine Bitte, eine Aufforderung aus – Dänn därscht’e di goar nich rührn ... Heimatkalender-Je 1927,121 (JE2-Vie); baba, dat dorfste nich eten! Sprw-Börde; ... ahl to lang derft nich mehr duern ... Matthies 1903,2. – c. ‘sollen, geboten sein’ – ... wurumme dörrt ’n Bure sauwat ... nich ok mal äten? Rauch 1929,42 f.; Sylvesternacht dört’n kein Tüg (Wäsche) opp de Linig hängen laten, süss sterwet wer ut de Familij. OSCH-Schw; Awwer seine Muttersprache darf mor nich vorrachten ... Heese21919,3. – d. ‘müssen’ – ick dorrste maken, dat ick ... Wb-Holzl 77 (HA-Wef).
Lautf., Gram.: aus den Belegen mit Laienschreibung ist eine sichere Zuordnung der Vokalquantität nicht möglich, für das Nwaltm., Nbrdb. und z.T. für das Anhalt. ist wohl vorw. von Langvokalen auszugehen: Inf.: dörw’n Wb-Altm 37; dörb(e)n vereinz. nwaltm., SA-KlGa Sa, OSCH-Nei; dörfen SA-Se, GA-Ge; dör’m, dörm, [dm] SA-Da Ho, verstr. ö/s nwaltm., sonst verbr. SA, OST-Flee, GA-Est Ku, WO-Zi; [dö] SA-Dä; dör(e)n GA-Oeb, verbr. HA OSCH n WE; dern, [dern] HA-Oh, Id-Eilsa 57; dörr(e)n, [dörn] CALV-Uth Zo, HA-Bü, Wb-Holzl 77 (HA-Eil); dorb(e)n WO-We, vereinz. nö elbostf., WE-Da; dorfen CA-Ca, Wb-Ak 44; [drfn] BE-Ad Al; drfm ZE-Roß; dorm’n WO-NiDo; dor’m Wb-Ak 44; dorr(e)n verstr. n elbostf.; derw(e)n vereinz. s OST n/mittleres STE, GA-Dee, OSCH-Dee KlQue; derb(e)n vereinz. ö SA w OST, GA-Wern, STE-Ta, JE2-Alt HSe, JE1-Bü, BA-Ge, vereinz. sö elbostf.; derrebm Wb-We* 205; derf(e)n vereinz. sw OST nw STE, OST-Kru, STE-Osth, vereinz. JE2, JE1-Zie Ziep, vereinz. omd.; dermen QUE-Frie; der’m, derm SA-Lag Mel, verstr. w Altm., OST-Ze, STE-Ste, JE2-Tu; der(e)n OSCH-Crot, vereinz. n WA; derr(e)n WO-Me, JE2-GrWu; derrun STE-Da, JE2-Kam Schö; dearwen STE-Kö; dearfen SA-Kal; deärfen JE1-Pa; därw(e)n, [drv()n] SA-Meh, verbr. OST, STE-Bad Peu Ro; därrwen STE-GrMö; därb(e)n vereinz. w Altm., OST-Werb, JE2-Fi; därf(e)n SA-GrGe Pa, vereinz. sw OST n/mittleres JE2, CA-Sta, BA-Gü; därm(e)n vereinz. s SA n GA, OST-GrBeu; där’m, dä(r)m, [drm], [dm] vereinz. nwaltm., verbr. w/mittlere Altm., vereinz. nö Altm., JE2-Red Schön, JE1-Grä; där(e)n vereinz. n/mittleres JE2; däern JE2-Tu; därron STE-GrMö, JE2-GrWud Reh; därrun vereinz. w JE2; darw(e)n vereinz. s nd.; darb(e)n, darbm WO-Sa, verstr. ö/s elbostf.; darf(e)n JE2-Jer, JE1-Mö Plö, ZE-Na Ze, WA-Do, CA-Sta, verstr. omd. (dort wohl vorw. --); darmen vereinz. sö Altm., JE1-Ca, vereinz. s elbostf.; dar’m, darm, [dar] JE1-Pre, verstr. ZE, WO-Gli, HA-Va, OSCH-Grö, BLA-Hü, verstr. sö elbostf., Wb-Ak 44; [dr] SA-Vi, verstr. s Altm., vereinz. w BE; [daron] STE-Bö; [darun] STE-Je; dürfen JE1-Zie, HA-Neu; düren WE-Sta; düören OSCH-Di; durfen KÖ-KlPa; [tur] Wb-Be; dirfen ZE-Dor Steu, vereinz. anhalt.; diern WE-Ost; 2. Sg. Präs.: derfst vereinz. n Altm., JE1-Bü; därfst STE-Ri Schi, CALV-Calv; dorfst vereinz. WA, WE-Weh; darfst JE1-Scha, HA-Va, verstr. mittleres/s elbostf., DE-Que; döörst Wb-Holzl 77; dörst (wohl vorw. Länge) vereinz. HA, Wedde 1938,71, WE-Rho; derst, [derst] HA-Oh, Id-Eilsa 57; dorst HA-Hu Oh; därscht Heimatkalender-Je 1927,121 (JE2-Vie); darst JE2-Ba; dürst WA-Et; 3. Sg. Präs.: dörf SA-Zier; dörft vereinz. w SA; derf verstr. nö Altm., vereinz. ö JE2 nö JE1; derft mit Enklise des Personalpron. n. Matthies 1903,2; derft SA-La, Hausfr-Altm 1924,34 (Kredel), JE2-Schön; därf vereinz. sw OST, GA-Klö, JE2-Cab; därft, [drft] SA-Dä, Bewohner-Altm 2,168, OST-Hei Wo, STE-KlMö; darf STE-Bir, JE2-Mü, JE1-Wa, verstr. s nd. omd.; darft OST-Pe; darp BLA-Rü, QUE-Su; döört Wb-Holzl 77, Bode 1908,55, WA-Sche; dört (wohl vorw. Länge) verstr. HA OSCH; dert, [dert] HA-Oh, Id-Eilsa 57; dörrt Rauch 1929,42; deert OSCH-Crot; 1./3. Sg. Prät.: dorfte Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), Wb-Nharz 37; dorrefte Vk-Harz 8,30; dorrste, [dorst] HA-Bee Eim, Id-Eilsa 57; durste Rauch 1929,168, Gorges 1938,33; Part. Prät.: edorft Wb-Nharz 37; [jdorft] Mda-Ze (ZE-Roß); [-durft] a.a.O. (vereinz. ZE); [dorst] Id-Eilsa 57; edert HA-Oh; edörrt Wb-Holzl 77.
Fastelwendsrden Pl. ‘Ruten, mit denen die Burschen zu Fastnacht den Mädchen die Füße leicht schlagen’, ausf.  Fastelwend, vgl. Fastelrde, Fastnachtsrde, 3: Vk-Harz 8,34 (OSCH-Schw).
Lautf.: Fasselabendsrauen.
Feldschüchter m. ‘Vogelscheuche’,  Schüchter, 2: Wb-Altm 50, OST-Dew, 3: OSCH-Schw, CA-Löd.
Hans 1. männl. RN, Kurzform zu Johannes, vgl. Johann – Schnellsprechübung: Hans, höre hierher! Hale hinder Hans Hinrik Hessen Haunderhuse hart höldern Holt her. OSCH-Schw; Rda.: D hßich Hans, wenn das wr is ‘das ist bestimmt nicht wahr’ Wb-Ak 65; Sprw.: wat Hänsken nich lrt, lrt Hans nimmer mr Wb-We 46; Neckreim:Hans, fat de Katte an Swanz WE-Oster;Lied:Hans seet in’n Schoarnsteen
un flickt sick sien’ Schouh,
dunn kamm ‘n wackres Mäk’n
un keek em flietig tou.
Hans, wenn du freen wudd,
kannst du freen mick;
ick hew ‘n blank’n Doaler,
deann will ick gew’n dick.
Hans, nimm se nich!
Hans, nimm se nich!
Se heatt joa ‘n loahm’n Fout!
Deatt schoad’t joa nich,
deatt schoad’t joa nich,
deatt wea’d joa all werr’ gout!
Matthies 1912,25 (SA-Fa);
Hans, Hans Lewerworst
Laewet diene Frue noch?
Joa, joa se laewet noch,
Liet int Bedde un zappelt noch.
Jiff se ‘n Stücke Keese un Broot,
Sloa se met de Kiele doot.
Lieder-Ma Nr. 905 (HA-Bü).
– 2. zur Personenbezeichnung, verstr. – a. als Appellativum mit charakterisierendem, meist abw. 2. Glied: Hans rs, Hans Harlekn, Hans Kasper, Hans Narr, Hans Quast, Hans Taps; Hans Ungeschickt nur in der Rda.: Hans Ungeschickt lässt grüßen; Hans Fatzke, Hans Larts ‘eitler Mensch’,  Monsieur; Hansgrte ‘Junge mit starken weibl. Zügen’;  Hansworst. – b. in versch. Verbdg.: grter Hans ‘wichtige Persönlichkeit’; Hans vorm Schp ‘vorlauter Mensch’; Hans in allen Gatzen ‘jmd., der überall dabei ist, der sich überall (oberflächlich) auskennt’. – 3a. Name für einen  Kobold, 4: Vk-Anhalta 121. – 3b. in der Verbdg.: Hans mit dem langen Swanz ‘maskierte Gestalt im Pfingstumzug, die einen Fuchsschwanz trug und eine Peitsche mit sich führte’,  Pingsten, 2: Brauch-wAltm 80 (STE-Kö). – 4. in versch. Verbdg.: Hans-frg-er-nicht-nch Mittel gegen Krätze, Wb-We 46; Hans-fraog-nich-nao dass., Wb-Altm 135; Hans-isst-es-nicht dass., a.a.O. 135; Hans-habe-nicks dass., a.a.O. 135. – 5a. gebr. Name des Ziegenbocks oder des Pferdes, 3: HA-Oh, Wb-Nharz 69, 4: Wb-Ak 65. – 5b. in der Verbdg.: Hans, Hans, auch: kumm, Hans, kumm Lockruf für Kälber,  Mtsche, 2: verbr. n WO JE2 JE1, 3: GA-Dö Fle, verbr. s WO ö HA, WA-La, WE-Mi Si, 4: CA-Ak. – 7. in der Verbdg.: Hans-Jochen-Winkel ‘der nw der Jeetze gelegene Teil des Kreises Salzwedel’ 2: vereinz. Altm.
Zuss.: zu 2.: Klau-, Klöppel-, Knapp-, Knp-, Knwel-, Knr-, Mäkel-, Nl-.
Hwermann m. 1. dass. wie  Hwerbock 2., 3: OSCH-Schw, WE-Ha Is Ro, QUE-Tha. – 2. TiN ‘Spinne’ 3: OSCH-Ba. – 3. im Kinderreim:Zuck, zuck, Hawermann,
kiek dän kleinen Reitersmann!
Bahn
(oben) in de Fürste
hangen lange Würste …
lött de korten hangen,
breng emm de ganz langen.
Zuck, zuck, Hawerpärd, -
unse Willem liet an de Ärd!
2: JE2-Mi.
Lautf.: Hawermann JE2-Mi; Haber- QUE-Tha; Dim.: Hawermänneken OSCH-Ba Schw, WE-Ro; Haber- WE-Ha Is.
Hchde f. 1. ‘Höhe, Ausdehnung in vertikaler Richtung’, vgl. Hge 1., 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., MdanwJe1a 46 (JE2-HSe), verbr. w/nw JE1, ZE-Dor Kö, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. omd. – d bm het ne hechte (ist sehr hoch) Wb-Nharz 73; tr is awwer orntlich inne Hchte jeschossn ‘er ist schnell in die Höhe gewachsen’ Wb-Be; heoch inne Höchd’n dao hang’ng de lang’ng Wöst’n SA-Dä; in de höchte beren Id-Quea 158; Nimm dienen Haut in de Höchte! Ermahnung eines Jungen zum Grüßen, OSCH-Schw; in de hechte kukken Wb-Nharz 73; to höchten ‘in die Höhe’ STE-Wa. – 2. ‘Anhöhe, Hügel’,  Barg, vgl. Hch, Hge 2., 2: Wb-Altm 83, 3: Firmenich o.J. 158 (WA-Ost), WE-Kö, QUE-Di – … awer balle an datt Enne, watt nah Bahrendorp hennschitt, hemm se de Hechte affedragen … Firme-nich o.J. 158 (WA-Ost). – 3. ‘der westliche Teil der Altmark’, Gegensatz zur  Wischeupp de Hög’t waon’n 2: Wb-Altm 83. – 4. ‘tiefste Stelle des Fahrwassers’, Schifferspr. – de Hchte fr’n 4: Wb-Ak 67. – 5. ‘Ufergegend, von der der Wind kommt’, bes. in einer Bucht, Schifferspr., 2: Elbschifferspr. 435 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa), 4: a.a.O. 435 (CA-Ak).
Lautf.: [hd] Elbschifferspr. 435 (STE-Bit Tan, WO-Ro, JE2-Mi Pa); Höchte vereinz. w elbostf., CA-Fö, [höt] MdanwJe1a 46 (JE2-HSe, verstr. nw JE1), Id-Eilsa 68; Högte Rauch 1929,109; to Höchten Pohlmann 1905ff.,116 (OST-Rö), to höchten STE-Wa; [höt] SA-Dä, Höcht Matthies 1903,7; Högt Wb-Altm 83; [hd] ZE-Kö, Elbschifferspr. 435 (CA-Ak); Hchte, [ht] verstr. sw JE1, ZE-Dor, verstr. nö CA, vereinz. anhalt.; Hechte, [hete] vereinz. w JE1, Firmenich o.J. 158 (WA-Ost), vereinz. Nharz., Mda-Sti 37, Mda-Ma 66 (CA-Fe). Zus.: zu 1.: Kamm-.
Honnigkken m. ‘Honigkuchen’ 2: ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Be, Mda-Fuhne 17 (DE-Ca) – Hunnigkauken midde Pöppernöten OSCH-Schw; Vorr ehre klaine Schwester te Huse harren se en Hunnichkauken unnne Klapperpuppe unnen Poolrock. Firmenich o.J. 159 (WA-Ost).
Lautf.: Honnigkauken HA-Bee, Lindauc o.J. 42, BA-GrAls; Honnich- Wb-Holzl 106, HA-Eil, OSCH-Grö; honnichkauke Wb-Nharz 81; Honnichkuchen ZE-Roß; [honikn] Wb-Be; [-gn] Mda-Fuhne 17 (DE-Ca); Hunnigkauken HA-Oh, OSCH-Schw; Hunnich- Firmenich o. J. 159 (WA-Ost).
hummen Vb. 1. ‘werfen’ 2: Wb-Altm* 57, STE-Schi Wa, Siedler-Je § 252 (n JE2) (veralt.) – häe kann bannig hummen STE-Schi. – 2. ‘gelingen, glücken’ – dät humt 2: Siedler-Je § 252 (JE2). – 3a. ‘zu Fastnacht oder Pfingsten Gaben einsammeln, die anschließend gemeinsam verzehrt werden’ 3: OSCH-Schw. – 3b. ‘in der Spinnstubengemeinschaft gemeinsam Kartoffelpuffer backen und verzehren’ – et word mal e hummet 3: OSCH-Schw.
Lautf.: hummen STE-Schi Wa, OSCH-Schw; humm’n Wb-Altm* 57; [h] Siedler-Je § 252 (JE2).
Inmengsel n. ‘Beimengung für das Viehfutter’,  Upmengsel, 3: OSCH-Schw.
inslpen Vb. 1. ‘einschlafen’,  indrusseln, 2: OST-Drü, STE-Ost, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 74, Wb-Be, Wäschke 41919,92. – 2. ‘sterben’, gehoben,  starwen, 3: GA-Ka, HA-Oh, OSCH-Schw, Wb-Nharz 87, 4: Wb-Ak 74 – hei is inneslapen GA-Ka.
Lautf., Gram.: inslapen STE-Ost; inneslapen Part. Prät. GA-Ka, Rauch 1929,181, OSCH-Schw; slöppet in 3. Sg. Präs. Wedde 1938,90; inschlpen HA-Oh, Wb-Nharz 87; -schlap’m BLA-Ti; -schlafen Wäschke41919,92; -schloapen OST-Drü; -schlfen Wb-Ak 74; [inlfn] Wb-Be.