allau Interj. Ausruf des Schmerzes, auch des Erstaunens, 3: Mda-Weg 87 (OSCH-Weg, QUE-Que), Id-Quea 141.
Appel m. 1. ‘Frucht des Apfelbaums’ allg. – d ln an bor Ebbel’l DE-Ca; w ... krjen Äppeln af ‘wir ernten Äpfel’ JE2-Scho; Eppel un Bern (Birnen) t ik jern HA-Oh; tr Appel is jantz hotzelich (verschrumpelt) Wb-Be; de goldene Appel ‘letzter Apfel, der nach der Ernte am Baum verbleibt’ Wb-Holzl 56 (HA-Eil); Rda.: det is’n Appel! ‘das ist selbstverständlich’ ZE-Roß; Das hauet dn awwer inne Eppel. ‘Ihm ist schwerer Schaden, ein großer Verlust entstanden.’ Wb-Ak 24; daen maoket mr kn appl vrn ai vor ‘er lässt sich nicht täuschen’ Vk-Ask 152; in den sren Appel bten ‘etw. Schwieriges oder Unangenehmes beginnen’ BLA-Brau; Sprw.: der beste Appel word ok ful ‘auch dem umsichtigen Menschen kann ein Fehler unterlaufen’ Sprw-Börde; wenn de Appel ripe is, sau fällt hei ‘man soll eine Sache heranreifen lassen’ Wb-We 9; Reim:de Appl fällt nich wiet van’n Stamm;
sou ast Scho-ap is, is ouk’t Lamm
OST-Schön;
Wiegenlied:Heichen Putteichen hat Eppel jekocht,
stn inne Rre un quackern noch.
Wb-Ak 24.
– Brauch, Volksgl.: Zu Weihnachten oder Neujahr wurden die Bäume angefasst, um eine reiche Obsternte zu bekommen:Bömeken wk up,
Neujahr is km,
saßt gaut Appel un Bäärn dragen!
Brauch-wAltm 12 (SA-Ta).
Schält ein Mädchen einen Apfel, so soll die Schale ein einziges langes Band bilden. Diese wirft es sich über den Kopf und liest aus ihr den Anfangsbuchstaben des künftigen Geliebten heraus. Brauch-Anhalt 6. Geht man beim Empfang des Abendmahls um den Altar, muss man in einen Apfel beißen, dann bekommt man keine Zahnschmerzen. Dies gilt vor allem beim ersten Abendmahl bei der Konfirmation. Die Äpfel müssen aus dem Pfarrgarten gestohlen sein. Abergl-Altm 16 (vereinz. OST). – 2. in der Verbdg.: wilder Apfel PflN ‘wilder Apfel’, auch die Frucht,  Holtappel (n.Z.), 4: BE-Dro, DE-Ho. – 3. ‘Samenträger der Kiefer’,  Knappel, 3: OSCH-Weg, QUE-West. – 4. Pl. ‘rundliche Kotstücke des Pferdes’ 3: Vk-Ask 185. – 5. in der Verbdg.: Appel, Bure, Cruskopp ... Ballspiel der Kinder, ausf. vgl. Abe-Babe, 3: HA-Bee.
Lautf., Gram.: App(e)l, [ap()l] (anhalt.: [ab()l]); außerdem: ppel, [pl] Mda-Sti 9, BA-Ha; [apa], [apo] vereinz. n nwaltm.; Abb(e)l, [ab()l] verstr. Altm.; Abba, [aba], [ab], [ab], [abo] verstr. nwaltm.; [abä] SA-Ch; Pl.: Äpp(e)l, Äbbel, E-, [äp()l], [eb]; außerdem: Appel Brauch-wAltm 12 (SA-Ta); eppele Wb-Nharz 17; auf -n: vereinz. nwaltm., JE2-Scho.
Bnhoff m. 1. ‘Bahnhof’ 2: Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze), 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – Uffn Bahnhoff in Bärnborj trempelte an Weiweßen schon anne halewe Stunne immer uff un ab. Heimatkalender-Be 1936,154. – 2. in der Verbdg.: katoolscher Bahnhof ‘Bordell’ 3: OSCH-Weg, 4: CA-Sa.
Lautf., Gram.: Bnhoff HA-Oh; Bahnhoff Dat./Akk. Sg. Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze), Rauch 1929,45, Klaus 1936,42, vereinz. anhalt.; Bahnhowwe Dat. Sg. Wedde 1938,57, Vk-Harz 3,25 (BLA-Be); -hof OSCH-Weg, CA-Sa; [pnhof] Wb-Be.
Barbe f. TiN ‘großer Karpfenfisch mit braun- bis schwarzgrüner Oberseite und weißlichem Bauch’, lebt bes. in schnell fließenden Gewässern, 2: vereinz. ö Altm., JE2-Grü Scho, JE1-Walt, ZE-Roß, 3: OSCH-Weg, QUE-Que, vereinz. n CA, 4: Wb-Ak 32, Krause 1964,29, DE-Ra – ik heff än Br’m fangng JE2-Scho.
Lautf., Gram.: Barbe JE2-Grü, JE1-Walt, CA-Pö; -n CA-Ca KlRo; Barme Wb-Ak 32, DE-Ra; -n WO-Co, OSCH-Weg; Barm OST-Werb; Barm’m STE-Sche; [br] m. JE2-Scho; Bar’m Pl. Krause 1964,29; Barreme Wb-Ak 32; [brm] ZE-Roß; Bärm QUE-Que; nicht markierte Formen auf -en, -m’m wohl Pl., vereinz. auch m. möglich.
2Bk männl. RN, in Kinderreimen über Bk von Halberstadt, z.T. veralt. oder nur aus der Schule bekannt, 1: verbr. nwaltm., 2: verbr. Altm., verstr. n JE2, vereinz. mittleres/s JE2, verstr. w JE1, vereinz. ZE, 3: verbr. elbostf. – Kinderreim:Buko von Halberstadt,
bring doch unsem Kinneken wat.
Wat sall ek em bringen?
Rode Schau mit Ringen,
rode Schau mit Gold beschlahn,
da soll et op taum Danze gan.
OSCH-Weg;
Buko von Halberstadt,
breng doch mienen Broder wat.
Wat sall ick em denn breng’n.
Zucker, Rosinen und Mandelkörn,
de mag mien klein Broder jern.
STE-Sche;
mit Variante des Städtenamens:Buko von Halle
schön Kuh im Stalle
eene schöne bunte Kuh
de gehört uns Günthern to.
OST-Dew.
Lautf.: Buko; außerdem: Bucko WO-El; Bu(h)kau vereinz. n elbostf.; -ku(h) SA-Schm, vereinz. Altm.; Büko OST-GrRo; Dim.: Bu(h)kök(e)n vereinz. ö nwaltm., verbr. Altm., vereinz. n JE2, JE2-Ma, JE1-Wall, vereinz. elbostf.; -kökern STE-Klä; -köäuk’n Matthies 1912,5 (SA-NFe); -keuken, -koiken SA-Ah Ch; -kü(h)ken SA-Bar Hen; -kuiken SA-Fa; -kuiker SA-Ost; Bühkeken WE-Dee; Bouköken GA-Wen. – Etym.: der Überlieferung nach beziehen sich die Verse auf den Halberstädter Bischof Burchard II. (Bischof von 1059–1088), der Kindern gegenüber sehr freigiebig gewesen sein soll. Allerdings lässt sich dies nicht aus den Quellen nachweisen, im Gegenteil: sichtbar wird eine streitbare Person, die einen erbitterten Kampf gegen Heinrich IV. führte. Varianten des Reimanfangs (vgl. Mtschek, Mk) deuten darauf hin, dass es sich im 2. Glied um das Wort K ‘Kuh’ handelt (vgl. 1Bk), was bes. bei den Dim. durch den z.T. übereinstimmenden Vokalismus untermauert wird. Diese Zuss. dienen aber auch als kosende Bezeichnungen für den Marienkäfer, so dass hier von Ansingeversen für das dem Volksgl. nach Glück bringende Tier auszugehen ist; ausf. vgl. Bischoff in: Festschrift für Friedrich von Zahn. Bd. 1. Zur Geschichte und Volkskunde Mitteldeutschlands. Köln-Graz 1968. S. 653–681.
Bumskle f. PflN 1. ‘Breiter Rohrkolben’, auch der Blütenkolben,  Pumpkle, 1: vereinz. nwaltm., 2: verstr. Altm., vereinz. s JE2 n JE1, JE1-Mo Walt, verbr. ZE, 3: verstr. n elbostf., OSCH-Weg, WE-Elb, Id-Quea 147, verbr. ö elbostf., 4: verbr. anhalt. – dor rchd anne Bumsgaile BE-GrWi; Rda.: ... un draußen tats Bummskeilen frieren, wie de Dessauer sahn. Heese 21919,73. – 2. in der Verbdg.: Kleine Bumskeule – a. ‘Wiesenfuchsschwanz’, auch ‘Knick-Fuchsschwanz’ 4: Vk-Anhalta 73 (DE-GrKü). – b. ‘Wiesen-Lieschgras’ 4: a.a.O. 77 (DE-GrKü).
Lautf., Gram.: Bum(m)sküle STE-Döl, JE2-HSe Ki, vereinz. w JE1, verstr. n elbostf.; -küül, -kühl vereinz. SA; -kül(e)n Pl. SA-Ta, vereinz. Altm., JE1-Me, HA-Alt; -küon Pl. SA-Ho; -kiele Sg., -kiel(e)n Pl. ZE-Ro, verstr. ö ZE, OSCH-Weg, verstr. ö elbostf.; [bumsgl] BE-He; Bum(m)skeule Sg., -keul(e)n Pl. STE-Schä, WO-Ke, JE2-Bre See, JE1-Kö Pa, vereinz. s ZE ö elbostf., Vk-Anhalta 73 und 77 (DE-GrKü); -keile Sg., -keil(e)n Pl. JE1-Mo Walt, verstr. ZE, WO-Ma, verstr. nö CA anhalt.; [bumsgail] verbr. anhalt.; Bumbsküle JE1-Dö; Bommskiele WE-Elb; Pumsküül, [pumskl] GA-La, STE-Buch; -keile, [-kail] vereinz. w anhalt.; Pumpsküül GA-Rö; -külen Pl. GA-Wer; -kielen Pl. BA-Ho; -keile ZE-HLe Jü, HA-Vö; Nbff.: Bumkiele QUE-Schn; -kielen Pl. WA-Alt; -keile Id-Quea 147.
danzen Vb. 1. ‘tanzen’ verbr. – ... dat kann jo non nich mal danzen. Rauch 1929,68; An de Mächens odder sojar ans Tanzen hadden mir zwee beede noch jar nich jedacht ... Heese 21919,10; ... und denn junk et Danzen vorr seek met Blaseballich, Klampfe un Driangel ... Vk-Harz 8,30; Rda.: na de Piepe danzen ‘jmdm. zu Willen sein’ Sprw-Börde; Ihre (ehe er) fartich is, ward an Esel junk un larnt noch tanzen. Vk-Anhaltc 103; Sprw.: Danzen ahn Musik, dat is aber grad, as wenn’n drög Brot ett. Bewohner-Altm 2,135; wer grot Lust to danzen hätt, den is bald wat fiddelt STE-Bad; wenn oll Frauens danzen unt hell Wulken rägen, dänn hät’t Spöll ken Uphörn OST-Dü; Köppken hat drunken, Fötken will danzen. Spr-Altm 78; Pissen gait forr Danzen. Wb-Holzl 34; for Jelt kann’n Dwel danzen sein HA-Oh; fr jelt kammen br danzen sein Wb-Nharz 37; Wenn de Katt nich to Hus is, danzen Ratten un Mus’ up’n Disch. Bewohner-Altm 1,342; de Miese, de morjens danzen, kriegt’n Abend de Katze WA-West; Reim zur Verspottung der Unfähigkeit zum Tanzen:Wenn miene Ollsch nich danzen kann,
denn hett se ’n loahm’n Been;
denn treckt se lange Stäwel an,
denn is dett nich to sehn.
Matthies 1912,29 (STE-Na).
– 2. in der Verbdg.: Stne (up dat Wter) danzen lten ‘flache Steine so auf eine Wasserfläche werfen, dass sie mehrmals springen’,  Botterstulle, 2: JE1-Gra, 3: OSCH-Weg, WA-West.
Lautf.: danzen, [dans()n] verbr. nwaltm. nbrdb., vereinz. mbrdb., verbr. elbostf.; dans(e)n verstr. SA, OST-Schr; [danzn] SA-Dä; tanzen verbr. anhalt.; [dentsn] ZE-Göd; [densn], [denzn] Mda-Ze (vereinz. ZE).
Knarre f. 1a. ‘ Klapper, mit der das Kleinkind spielt’ 3: Id-Eilsa 73, OSCH-Weg, BA-Ba, BE-KlMü. – 1b. ‘Holzinstrument, mit dem durch Drehbewegungen knarrende Geräusche hervorgebracht werden’ 4: Wb-Be. – 1c. ‘aus einem Weidenzweig gefertigte Flöte’,  Fpe, 3: OSCH-Weg. – 2. ‘Gewehr’ 3: Wb-Nharz 101, 4: Wb-Be. – 3. ‘nörgelige, unzufriedene Frau’,  segrimm, 4: Wb-Be, Wäschke 71913,60 – Irscht de Pfarre, Denn de Knarre! a.a.O. 60.
Zus.: zu 1a.: Kinder-.
Knüppel m. 1a. ‘kurzer, dicker Stock’ 2: vereinz. Altm., Heimatkalender-Je 1929,XIII (JE2-Vie), verstr. ZE, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. omd. – Rda.: Datt schmeckt ass de Knüpp’l upp’n Kopp ‘es schmeckt sehr schlecht’ Wb-Altm 111; Sprw.: wer’n Hund hauen will, findt ok en Knüppel WO-HWa. – 1b. ‘armdickes Rundholz von bestimmter Länge’ 3: Wb-Nharz 102, 4: Mda-Sti 162, Wb-Ak 93 – Mr han uf de Aksjn zw Mter Knippel jekft. a.a.O. 93. – 2a. ‘Quer- oder Schleifholz’, wurde den Hunden an den Hals gebunden, um sie am schnellen Laufen zu hindern und damit ihren Jagdtrieb zu unterbinden, 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm., 3: vereinz. w elbostf., 4: Wb-Ak 93 – Rda.: de knüppel is an’n hund bunnen ‘der Wunsch, etw. zu tun, ist vorhanden, die Umsetzung jedoch erweist sich als unmöglich’ Rda-Altm 295f. – 2b. ‘ca. 50 cm langes und ca. 15 cm breites, dickes Stück Holz, das zwecks Bekanntgabe von Einladungen und Verlautbarungen im Ort herumgereicht wird’,  1Hmer, 2: Bewohner-Altm 1,131f., Abergl-Altm 31, Bornemann 41827,208, 3: Blicke-Drömling 62 (GA-Rä) – Reim:Den Knüppel leet de Schult rümgoahn,
So hät he Dörplang kund gedoahn,
Dät up den Märtinsdag Klock Veer,
Versammlung unnern Eikbohm weer.
Bornemann 41827,208.
–2c. ‘Stab, an dem die Räucherwürste hängen’,  Worstspl(e), 2: SA-Bru, OST-Bre, GA-Kak. – 2d. ‘pflockähnliches Holzgerät zum Garbenbinden’,  Bindeplock, 2: STE-Wei, ZE-Bur Ste, 3: OSCH-Weg. – 2e. ‘Holzschlagwerkzeug des Steinmetzes’ 3: Id-Eilsa 73. – 2f. ‘Dreschflegel’ 3: Mda-Weg 103, WA-Ta. – 3. Brötchenart aus Weizenmehl,  Semmel, 2: vereinz. ö Altm., JE2-Wu Zo, vereinz. JE1, ZE-Bur, 3: BA-Ho, CA-Löd, 4: BA-Ha, vereinz. sw anhalt. – 4. ‘Ausguss am Topf’,  Tülle, 1: SA-Ty.
Lautf., Gram.: Knüppel, Knüpp’l verstr. Altm., Heimatkalender-Je 1929,XIII (JE2-Vie), JE2-Wu Zo, vereinz. JE1, ZE-Bur, verstr. elbostf., vereinz. sw anhalt.; Knüppeln Pl.(?) OST-Ho Kru, STE-Go Ri; Knüppa SA-Ty; [knüp] SA-Dä; Knippel, [knipl], [knipl] verstr. ZE, Nd-Börde § 40 (WO-Schn), Wb-Holzl 123 (WA-KlWa), Mda-Weg 103, Wb-Nharz 102, BA-Ho, Mda-Sti 162, vereinz. w anhalt.; Knippels Pl. Richter o.J. 6; [gnibl] BE-Al. Zuss.: zu 1.: Latten-; zu 2.: Ms-.
Kusselkfer f. dass. wie  Kussel 1., 3: OSCH-Weg, BA-Op.
Lautf., Gram.: Kusselkiefer BA-Op; -kiewern Pl. OSCH-Weg.