ander Indefinitpron. verbr. I. allg. zum Ausdruck einer Nichtübereinstimmung: – 1a. jmd. oder etw. ist nicht identisch mit dem, dem es gegenübergestellt wird – jän- öwwer up de ändere Siete JE2-Gü; As Willem dreeuntwintig Jahr olt weer, keem Neijahr ’n anner Mad up’n Hoff: ... Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); n ännern Freint JE1-Wol; dor annere jd hinnordrch BE-Dro; dsig annere Schg n, es is madschich draußen DE-Ca; Rda.: Vor ander Lüe Dör sien Brot seuken ‘betteln’ Sprw-Harzvorld 374; anner Lü to Munn snacken ‘anderen nach dem Mund reden’ OST-Meß; Sprw.: froag nich, wat ännern moaken, acht upp dien eigen Sachen GA-So. – 1b. in Korrelation mit vorangehendem n/nerein b’t ander schtn ‘dicht stehen’, bes. von Feldfrüchten, Wb-Nharz 11; Rda.: half ein, half ander ‘zu gleichen Teilen’ Wb-We 45; ’t mihrt sick, sä jenn Mann, dunn kreeg häi een Uhrfig’ nao de änner. Bewohner-Altm 1,349; Met n Og in’t Gesicht, met ‘t änner in d’ Fick. von einem schielenden Menschen, Wb-Altm* 72; Sprw.: ’n sn Deod is annan sn Breot SA-Dä; den einen sien Uhl is den andern sin Nachtigall HA-Va. – 2. ‘anders geartet, von verschiedener Art’ – Der Wäschkenvater war awwer o an janz anderter Mauer wie die annern. Wäschke 71913,72; dat is wat andersch Wb-Nharz 11; Rda.: anderen Sinnes wren ‘seine Meinung ändern’ HA-Oh; in an’nere Umsten’ne sin ‘schwanger sein’ Wb-Ak 22; dat steit in’n ander Kapittel ‘das ist ein ganz anderes Problem, das ist noch völlig offen’ HA-Oh; Wetterregel: wenn sick de Häuner lusen, giwt et ander Wäder BA-GrAls. – II. in der Funktion eines Numerals: – 1. ‘der Nächste, Folgende’ – Dän ändern Dag wurre nu en Ploanwan turechte mockt ... Heimatkalender-Je 1927,118 (JE2-Vie); ... bet änner Woch ... Albrecht 21822 1,101; ... ‘n annern Morjen sahk der Harr Pfarre das Loch in sein’n Holzdiemn. Wäschke 61915,4; ... bet anner Jhr um düsse Tiet ... Brauch-wAltm 67 (GA-Nie); up jede Satte koam en poar Schplett, det man de ändere weder druppschtell kunne ZE-Ste. – 2. ‘der Zweite’ – ek hewwe noch en andern jungen Wb-Nharz 11; Rda.: al um’n andern Dach ‘alle zwei Tage’ Sprw-Börde.
Lautf. (ohne Berücksichtigung gram. Kategorien): ander-, [andr-] JE2-HSe, Dialekt-Ma 9/Mda-Ma 61 (JE1-Prö Walt, vereinz. ZE), Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), verstr. elbostf., vereinz. anhalt.; nder- Mda-Sti 2; anner-, [anr-] vereinz. Altm., JE2-Gü Scho, ZE-Roß, Brauch-wAltm 67 (GA-Nie), Spr-Asch 22, BA-Ali GrAls, verstr. anhalt.; an’ner Wb-Ak 22; [an-] SA-Dä; [anr-] DE-Ca; [anrd-] BE-Fr KlSchie; änder-, [ändr-] vereinz. JE2, ZE-Ste; änner-, [nnr-] SA-Rist, verstr. Altm., JE2-Fi, Nd-KlWu 16, JE1-Wol, ZE-Hu; [äna] JE2-Scho; ender-, [endr-] Mda-nwJe1a 34/Dialekt-Ma 9/MdasJe1 2 (JE2-HSe, verstr. JE1, ZE-Göd, CA-Gli).
2ändern Vb. ‘antworten’ 1: verstr. nwaltm. – he hätt mäi nist ännert SA-Dä.
Lautf., Gram.: ännern SA-Ho Le; ännert Part. Prät. SA-Dä; ännaen, [änn] SA-Ch Lag; änne’n SA-Han; ennn, [enn] SA-Da Dä.
andn Vb. 1. ‘hinzugeben’, bes. von Gewürzen, 1: SA-Rist, 3: HA-Oh, Wb-Nharz 11. – 2. ‘einem Zugtier das Geschirr anlegen, anschirren’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 11 – dau ’n Prd ’n Tem an! HA-Oh. – 3a. ‘jmdm. Böses, Leid, Unrecht zufügen’ 1: SA-Rist, 2: Wb-Altm 5, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Mda-Sti 136, Wb-Ak 24, Wäschke 61920,97 – ... da kann ich’n Amtmann an scheen’n Tort un Damp (Ärger, Schaden) anthuen. a.a.O. 97; Den hem se wat ahnedahn. Vk-Harz 3,46; det worscht de mich doch nich andn? ZE-Roß. – 3b. ‘behexen, bezaubern’ 2: Wb-Altm 5, Heimatkalender-Je 1923,99 (JE2-Fi), JE2-Scho, 3: Spr-Maa 435 (WO-Ol, JE1-Ran), vereinz. sw elbostf. – Dat harre dai Hexe r nedn. Mda-Harz 17 (BLA-Hü); Herrjes Mudder, säd hei, do is doch neulich olle Klookfried in’n Stall west, de hett äm (einem Schwein) wat andohn, ... Heimatkalender-Je 1923,99 (JE2-Fi); s hat äm wat andaon ‘sie hat ihm den Kopf verdreht’ Wb-Altm 5. – 3c. refl., vorw. in den Verbdg.: sik wat/n Ld andn ‘Selbstmord begehen’ 1: SA-Dä, 2: Wb-Altm 125, ZE-Roß, 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 24, Wb-Be – dai hat sik an Ld andaon SA-Dä; ... doch hei deh sick Gewalt an; ... Rauch 1929,101. – 4. refl. ‘sich einschmeicheln’ 2: Wb-Altm 5.
Lautf., Gram.: andn Wb-Altm 5 und 125, JE2-Scho, Spr-Maa 435 (JE1-Ran); -dohn Part. Prät. Heimatkalender-Je 1923,99 (JE2-Fi); [and] SA-Rist; deh an 3. Sg. Prät. Rauch 1929,101; andaun vereinz. elbostf.; andauen WO-Ir, Spr-Maa 435 (WO-Ol); [andaon] Part. Prät. SA-Dä; aandau(h)n, n- OSCH-Schw, Wb-Nharz 11, CA-Fö; ahnedahn, nedn Part. Prät. Mda-Harz 17 (BLA-Hü), Vk-Harz 3,46; andn ZE-Roß; -tun WE-Dee; -thuen Wäschke 61920,97; ntn Wb-Ak 24; [ntt] 3. Sg. Präs. Wb-Be; ntun Mda-Sti 136.
andrwen Vb. 1: SA-Dä, 3: verstr. elbostf., 4: Krause 1964,82. 1. ‘zur Eile, zu höherer Leistung antreiben’, auch ‘vorwärts treiben’ – Da möt wi use Gäuse nochmal andrieben! Lindauc o.J. 47; dai Paia (Pferde) mütt’n düchdich andr’m SA-Dä; Rda.: de Bänne andriben ‘jmdn. hart anfassen’ Sprw-Börde. – 2. ‘durch Wärmezufuhr zum Treiben bringen’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 12 – kartuffeln ndrben a.a.O. 12.
Lautf., Gram.: andri(e)ben, -drben Lindauc o.J. 47, HA-Oh, Sprw-Börde; -drb’m Spr-Maa 435 (WO-Ol, JE1-Ran); -dri’m Wb-Holzl 54, [andr] SA-Dä; ndrieben, -drben Wb-Nharz 12, CA-Fö; [ndrb] Id-Eilsa 48; drb’m an 3. Pl. Prät. Tiedge 1954,39 (HA-Ost); antrei’m Krause 1964,82.
ne 1/2/3: verstr. nd., 4: verstr. omd. 1. Präp. zur Bezeichnung eines Fehlens, eines Nichtvorhandenseins – aon Brm (Hefe) kann kain Boddakaokng backng SA-Dä; w jn ne Mant’l hen JE2-Scho; ... mit ohne Hänschken hatte jeschlickert (geschlittert) ... Spr-Asch 28; Rda.: wer hartfretsch is, fritt Eierkauken one Brot WE-Be; als Prädikativum: dat is nich ne ‘das ist nicht ungefährlich’ Wb-We 95. – 2. Konj., in der Verbdg. mit dat: zur Bezeichnung, dass etw. nicht eintritt/eingetreten ist oder jmdn. etw. nicht tut – ene dat’t merkest HA-Oh.
Lautf.: ao(h)ne, oa(h)ne, [n], [n] in der Laienschreibung nbrdb. auch o(h)ne Bewohner-Altm 2,169, GA-Wiep, verstr. sw Altm. n/mittleres JE2, neben diphthongierten Formen: MdanwJe1a 35 (JE2-HSe, verstr. n/w JE1); o-a(h)ne, a-o(h)ne, [an], [an] vereinz. s JE2, Dialekt-Ma 12/Mda-nwJe1a 35/ Mda-sJe1 3 (JE2-HSe, verstr. JE1, ZE-Göd), ZE-Kö, Mda-Ro; aon, oan, [n], [n] in der Laienschreibung nwaltm. und nbrdb. auch o(h)n vereinz. nwaltm., Wb-Altm 8, verstr. n/mittlere Altm., STE-Bir; [aon] SA-Dä; o(h)ne, ne, [n] vereinz. s JE2, verstr. JE1, Dialekt-Ma 7 (ZE-Dor), ZE-Sta, verstr. elbostf. omd.; ene HA-Oh; uone OSCH-Di.
anfangen Vb. verstr. 1a. ‘beginnen, seinen Anfang nehmen’ – dät fängt an to trippeln JE2-Scho; Buten vor’n Dörp, wo d’ Wischen anfangen, liet d’ Watermöll. Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.); Als nu de Klocken an te lü’n fungen, ... Rauch 1929,66; ... ibb’rall waar’sch jerappelte voll, schonn ähr d’r Maarcht ebb’rhaupt anfang’n daat ... Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze); Sprw.: Wat anfängt mit Leigen, mot ennen mit Bedreigen. Chr-Em 429. – 1b. ‘mit etw. beginnen, etw. in Angriff nehmen’ – De meerscht’n fingen denn an mit de Bessenbin’nerei. Lautdenkmal 1937 (JE2-Gü); fangt er denn nu balle an? ZE-Roß; ... denn könnt wi woll nächste Woche mit Meihen ahnfängen! Lindauc o.J. 8; ... se konnen sek nich einigen, wer anfängen sall. Wedde 1938,26; hei het et tau dum nefongen Wb-Nharz 12; Dr hat njefangen ‘der hat einen Streit, eine Prügelei begonnen’ Wb-Ak 17; Rda.: et drop nfengen ‘es auf etw. absehen, anlegen’ Wb-Nharz 12; He fangt völ an und endigt wenig. Spr-Altm 77; Sprw.: anfengen is lichter w ophern HA-Oh; wenn dai Poch (Frosch) Eogng kricht, denn fangt  an tu wuppm’m (wippen) ‘wer etw. sicher zu haben glaubt, wird übermütig’ SA-Dä; wer Geld un Got denkt to erlang’n, mütt allererst bi’t Mul anfang’n Warnung vor übermäßiger Genusssucht, Sprw-Börde. – 2a. ‘machen, tun’ – wat fenget hei nu an? HA-Oh; wat sal ek met dn bengel nfengen? Wb-Nharz 12. – 2b. in der Verbdg. mit nichts: ‘mit jmdm./etw. nichts anfangen können’ – ... doch kunne ick mit dei Dinger nist anfängen! Rauch 1929,44; mit dik is nist antefengen HA-Oh.
Lautf., Gram.: Inf.: anfang(e)n, [anfan] Pohlmann 1905 ff.,120, Heimatkalender-Ma 1931,84 (Altm.), JE1-Stei, verstr. ZE, Sprw-Börde, WE-Dee; aanfang’n DE-De; aonfangen, n- vereinz. s CA; oonfag Mda-Ro; anfängen, -faengen vereinz. n/w elbostf.; -fengen HA-Oh, Id-Eilsa 48; amfeng’n Spr-Maa 436 (WO-Ol); ahnfängen, nfngen Lindauc o.J. 8, Wb-We* 199; aonfängen CA-Ho Löb; nfengen Wb-Nharz 12; 3. Sg. Präs.: fängt an, [fät an] JE2-Ba Scho, CA-Fö, anfängt Chr-Em 429; fenget an Spr-Maa 436 (vereinz. n/ö elbostf.), anfenget Wäschke 61915,41; fenkt n Wb-Nharz 12; fangt an, [fat an] SA-Bre Dä, Spr-Altm 77, vereinz. mbrdb.; 1./3. Pl. Präs.: fangen an Richter o.J. 6; [fas an] mit Enklise des nachfolgenden Personalpron. n. SA-Dä; 3. Sg. Prät.: fung an Hagen 1957,328, Heimatkalender-Je 1923,94 (JE2-Vie), vereinz. elbostf. (außer sö); funk - HA-Ost, Wäschke 61920,91; - ahn Vk-Harz 8,30; - n Wb-Ak 17; fong an vereinz. w elbostf.; fing -, anfing JE2-Gü, JE1-Pre, Heimatkalender-Ze 1964,97 (ZE-Ze), Gesch-Un 43; 3. Pl. Prät.: anfungen Rauch 1929,66, fungen an Hbl-Ohre 1928 Nr. 1/ Wöhlbier (HA-Eim); - ahn Lindauc o.J. 15; fingen an Lautdenkmal 1937 (JE2-Gü), anfingen Heese 21919,101; Part. Prät.: anjefangen Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze), Heimatkalender-Be 1936,154; annefung’n Spr-Maa 436 (vereinz. n/ö elbostf.); -fongen HA-Oh; ne- Wb-Nharz 12; annefänget Hbl-Ohre 1928 Nr. 27/Wöhlbier (HA-Eim); -fangt JE1-Bü.
anfcheln Vb. refl. ‘sich einschmeicheln’ 1: SA-Dä, 2: SA-Ra – dai Knecht will sik b dann Hean anfchn SA-Dä.
Lautf.: [anfn] SA-Dä; anfiegln SA-Ra.
anfleuten Vb. 1. ‘behexen, bezaubern’ 2: Beiträge-Altm 1,137, Wb-Altm 5 – ämm iss watt anfleit a.a.O. 5. – 2. ‘betrügen, übervorteilen’,  bedrgen, 1: SA-Dä, 2: vereinz. Altm. – dai Keopmann hat mik gants gehoirich anflait SA-Dä.
Lautf., Gram.: anfleuten STE-Wa; -fleit(e)n Wb-Altm 5 und 253, STE-Wa; [anflait], [-d-] SA-Dä; [anflat] Mda-Ar 38; anfleit Part. Prät. Beiträge-Altm 1,137.
angeln Vb. 1. ‘mit einer  Angel 1. Fische fangen’ 3: vereinz. elbostf., 4: Wb-Ak 18, Krause 1964,29 – ... ob Du nich en paar Hechte angeln kannst! Lindaua o.J. 106. – 2. ‘mühsam nach etw. greifen, es zu erlangen suchen’ 2: ZE-Roß, 3: vereinz. s elbostf., 4: Wb-Ak 18, verstr. w BE – laß man dän ne Weile daderna angeln ... ZE-Roß; das Gind angeld nach de Muddor ‘das Kind streckt sehnsüchtig nach der Mutter die Arme aus’ BE-Scha. – 3a. ‘holen, gewinnen’ 1: SA-Bee Lüd – Neckreim: in Tangan (ON Tangeln) is nist to angan SA-Lüd. – 3b. refl. ‘jmdn. anlocken und für sich gewinnen’ 3: HA-Oh, CA-Fö, 4: Wb-Be – jets hat se sich n entlich n (einen Mann) jeangelt a.a.O.; hei hat sich eine Brut eangelt CA-Fö. – 4a. ‘stechen’, von Bienen, 1: verstr. nwaltm., 2: Wb-Altm 5, vereinz. Altm. (außer SA – dort verstr.) – däi Imm hat mik angt SA-Dä. – 4b. ‘mit dem Schnabel hacken’, auch ‘beißen’ 2: Wb-Altm* 48, 3: Abergl-Ma 240 (WO-Ol) – Volksgl.: Werden die im Kuhstall nistenden Schwalben gestört, hacken sie den Kühen ins Euter. a.a.O. 240 (WO-Ol). Bei einer entzündlichen Schwellung des Euters wird gesagt: S is angelt oder de Wess’l (Wiesel) hät ör ang’lt. Wb-Altm* 48.
Lautf., Gram.: angeln, [aln]; außerdem: jeangelt Part. Prät. Krause 1964,29; [alt] Part. Prät. vereinz. Altm.; ang’l Wb-Altm* 48; [at] Part. Prät. OST-Har; angel’l, [a] Wb-Ak 18, verstr. w BE; angan, [an] vereinz. nwaltm.; [at], [aot] Part. Prät. verstr. nwaltm., SA-GrGe.
angsen Vb. refl. ‘sich geschmacklos kleiden’ – sai gst sik schoin wat an 1: SA-Dä.