1Bst n. 1a. ‘Tier, Stück Vieh’, bes. ‘großes, starkes, unbändiges Tier’, meist Schimpfwort, verstr. (außer n mbrdb. nthür.) – joach de Baister in Wischhoff (Wiese am Hof) SA-Die. – 1b. ‘Hund’, Schimpfwort,  Tle, 1: SA-Hen, 3: GA-Esch, WA-GrGe. – 2. abw. Affektbezeichnung für Personen, u.a. ‘gehässiger, niederträchtiger Mensch’, bes. von Frauen,  s, auch ‘wilder, unbändiger Mensch’ verstr. (außer n mbrdb. nthür.) – saun Bst QUE-Di.
Lautf.: Beest, [bst] verbr. Altm., Wb-We 16, Wb-Ak 35; [bsd] veralt. vereinz. anhalt.; Beist, Baist, [baest] vereinz. nwaltm., verbr. elbostf.; [bäist] verbr. nwaltm.; Bst QUE-Di He; Biest, [bst] Wb-Altm 18, verstr. ö/s Altm., JE2-Scho, ZE-Roß, vereinz. elbostf., Wb-Ak 35; [bsd] verbr. anhalt.; [pst] Wb-Be; [bist] Mda-Ze (verstr. ZE).
Brm m.(?) dass. wie  Brmbre, 1: SA-Hen Pe, 2: vereinz. Altm.
Lautf.: Braom, [brm]; außerdem: [braom] SA-Hen.
Dag m. 1. ‘Zeitraum von 24 Stunden’, auch ‘Zeitraum zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang’ allg. – Gndag Grußformel, Wb-Altm 68; en Dach dass., Sprw-Börde; Dachok dass., Wb-Holzl 73; fr de ‘vor Tagesanbruch’ Wb-Nharz 36; vor Dach un Dau dass., Sprw-Börde; op’n dch ‘gegen 10 oder 11 Uhr’ Wb-Nharz 36; on hellerlichten Da ‘mitten am Tag’ Id-Eilsa 56; in’n Dage ‘im Verlauf des Tages’ Wb-We 25; b Dage ‘vor Eintritt der Nacht’ a.a.O. 25; fonn Dage ‘heute’ Wb-Holzl 73; rster Dge ‘demnächst’ Beiträge-Nd 61 (WO-HWa); eenes Dores JE1-Pre; (all) mein T ‘mein Lebtag’ Wb-Ak 168; dai Daoch nai’m niu all warra af SA-Dä; d anna Du het erengt (geregnet) JE2-Scho; Bei T mußte das machen, ’n ’md sste doch nischt. Wb-Ak 168; Dag för Dag mußten wei früher naoh Feld ... Ehlies 1960b 297; det Veh war den Dach öwwer uppe Weih JE2-Gü; ... es waor den Dach vorher an orntliches Jewidder jewest. Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sta); ... se liet schon en paar Dae in’ Bedde un hat hellsche Weihdae (Schmerzen). Wedde 1938,72; ... un da vorrzehlte Parta denne, was den Tack ... passiert war. Heese 21919,88; De olle Fährebahne (Pferdebahn) met alle ihre 4 Waarens, die konne det an dän Dach nich schaff’n. Heimatkalender-Ze 1962,90 (ZE-Ze); Rda.: morgen is k en Dag Wb-We 25; es iss na nich alle D md ‘es ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen’ DE-Ca; forgn w de dch ‘schnell verwelken’ Wb-Nharz 36; in’n Dag rin spreken ‘ohne Überlegung sprechen’ Wb-We 25; lewet in’n Dag ‘ist sorglos’ Sprw-Börde; sek en gden dch mken Wb-Nharz 36; hei wolle sek vo’n Dage daun ‘er war so verzweifelt, dass er sich das Leben nehmen wollte’ BA-Re; hei kann nich ut einen Dag in andern kommen ‘er ist arm, unvermögend’ Sprw-Börde; op sne ollen D HA-Oh; sn Daoch sünd tet (gezählt) ‘er lebt nicht mehr lange’ SA-Dä; nu wart’t Dach in de Nachtmütze! Ausruf der Empörung, HA-Oh; Ick häw nist met äm to schaffen as go’n Dag un go’n Weg. ‘Wir grüßen uns nur und haben sonst keinen weiteren Umgang miteinander.’ Bewohner-Altm 1,326; dat is’n Underscht w Dach un Nacht ‘das ist ein großer Unterschied’ HA-Oh; Sprw.: Je länger de Dag, je körter de Faom (Faden). ‘Je länger der Arbeitstag, um so geringer die Leistung.’ Bewohner-Altm 1,326; jed Dag hat sn Plg Wb-We 25; man sall’n Dag nich vorn Aom’md loben WO-Gu; et ist kein Dag in Jahre: hei kümmt ‘jeder Tag kommt zu seiner festgelegten Zeit’ HA-No; Bauernregel: Slat bi Dage achte, wässt dat Gras mit Machte. ‘Wenn die Tage länger werden, wächst das Gras wieder’ GA-Ge; Rätsel: Wat brennt Dach un Nacht und geiht doch nich ut? – Brennettel SA-Gü. – Volksgl.: Bis ins 20. Jh. hinein haben sich Reste der Tagewählerei erhalten, d.h. bestimmte Wochentage werden entweder als Glücks- oder als Unglückstage angesehen, an denen man best. Unternehmungen ausführen bzw. meiden sollte, vgl. die Hinweise bei den einzelnen Artikeln zu den Wochentagen. – 2. ‘die drei Eisheiligen’,  shilligen. – a. in der Verbdg.: d dr kolden Dge 2: vereinz. mittleres JE2, ZE-Ro, 3: HA-Wa. – b. in der Verbdg.: d dr dullen Dge 1: SA-Hen, 2: vereinz. Altm., JE2-Mü. – 3. in der Verbdg.: de still Dog ‘die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar’,  Twölften, 2: STE-Klä. – 4. in der Verbdg.: dicken Dag ‘das nichtkirchliche Erntefest’,  Ernekranz, 2: STE-GrMö Schi. – 5. in der Verbdg.: de hilligen Dge ‘Festtage’ 3: Wb-Nharz 79, 4: Mda-Sti 149. – 6. in der Verbdg.: Tag un Nacht PflN ‘Acker-Wachtelweizen’ 2: Wb-Altm 220.
Lautf., Gram.: Sg.: Dag, Dach, [da] verbr. nwaltm. brdb. mittleres/ö elbostf., Klaus 1936,57, Wb-We 25, Heimatkalender-Börde 1925,64 (CA-Sa), Mda-Fuhne 34 (DE-Ca); Daj OSCH-Schw; Tag (6.) Wb-Altm 220; Tach, [ta] ZE-Kö, Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze); Tak, Tack Heimatkalender-Be 1936,154, Richter o.J. 91, Krause 1964,15; Daach, dch verbr. w elbostf.; Tch, tch Mda-Sti 16, Wb-Ak 168; Tahk, Tk Wb-Ak 168, Vk-Anhaltc 150 (DE-De); [dg] verstr. mittleres/ö anhalt.; Daog, Daoch, [d] vereinz. HA, Vk-Ask 147, QUE-Di; [t], [tk] Wb-Be; Dat.: Dage verstr. n/ö elbostf., vereinz. sw elbostf.; Daoge Heimatkalender-Börde 1925,63 (CA-Sa); Dae, de Wb-Nharz 36, BA-Re; D, d vereinz. w elbostf.; T Wb-Ak 168, Wäschke 61920,13; Pl.: Dage WO-Sa, Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze), vereinz. w elbostf., verstr. mittleres/ö elbostf.; tge Mda-Sti 149; Daje STE-Ost; Dare, [d] ZE-Se, BE-KlSchie, Mda-Fuhne 104 (BE-Pei Plö, vereinz. s KÖ w/mittleres DE, ältere Generation, in mittlerer und jüngerer Generation verbr. BE KÖ w DE); Da(o)ge, [dg], [dg] vereinz. s Altm., Beiträge-Nd 61 (WO-HWa); [d], [d] verstr. s Altm., vereinz. nö elbostf., Mda-Fuhne 104 (verbr. mittleres/ö DE); Daog, Daoch, [d], Doog, Dooch verbr. ö/s nwaltm. w Altm., STE-Klä Wa; [dao] verbr. n nwaltm.; Da’e, [d] JE2-Schl, Mda-nwJe1a 40 (vereinz. w JE1), vereinz. w elbostf. (außer s GA); Ta’e KÖ-Bre; Daa, [d] verbr. OST n STE, STE-Buch, vereinz. n JE2, verstr. mittleres/s JE2, Mda-nwJe1a 40 (verbr. n JE1), verbr. w elbostf. (außer s GA), verstr. w WA QUE, Mda-Fuhne 104 (verbr. BE KÖ w DE, vor allem ältere Generation, z.T. mittlere Generation); T Wb-Ak 168, Wäschke61915,4; Daoe WO-Mahl Ucht; Dao, [do], [do] STE-Bad, verstr. ö STE, JE2-Scho; [du] JE2-Scho; Daw’n Akk. Bewohner-Altm 1,326.
dlsmten Vb. ‘hinwerfen, zu Boden werfen’ 1: SA-Hen, 2: SA-GrChü, GA-Rö, 3: vereinz. elbostf.
Lautf.: dalsmiten, -schmieten vereinz. elbostf.; d(a)ol- SA-GrChü Hen, GA-Rö.
denken Vb. verbr. 1. ‘mit dem Verstand arbeiten, überlegen’ – De Mutter denkt mit sluen Kopp ... Gorges 1938,25; Täuw (warte), du Veihschinner, dick hewwe ick wat te denken in e’gewen. Rauch 1929,99; Sprw.: Wäi Minschen denken un Gott lenkt. Bewohner-Altm 1,350. – 2a. ‘eine bestimmte Gesinnung haben’ – Sprw.: as ick denk und dau, trau ick annern tau SA-Hen. – 2b. ‘eine bestimmte Meinung haben’ – So denkn de Meestn. Krause 1964,43; Rda.: sn Deil denken ‘eine Meinung, die man über etw. hat, nicht aussprechen’ Wb-We 27. – 3. ‘annehmen, glauben, vermuten’ – wr harren sauwat denken soln! Mda-Weg 106; wat der sich so denkt (einbildet), der Affe ZE-Roß; Du moßt nich denken, dat ek alle dat glöwe ... Wedde 1938,43; Rda.: ek denke, mek hat de Affe luset Ausruf der Verwunderung, Wb-We 2; wenn sich jmd. mit ich dachte entschuldigen will, wird erwidert Dachte (Dochte) sin kne Lichte Wb-Ak 44; Sprw.: Denken un Meinen bedrüggt (betrügt) mannigeinen WE-Oster; Denk’n drüggt (trügt), seggt de Foss. Wb-Altm 258; et kummet oftmls anders w’n denket HA-Oh. – 4. ‘bedenken, seine Gedanken auf etw. richten’ – Eck hewwe ok nich dran edacht! (bedacht, etw. zu tun) Klaus 1936,47; Un daderbei dachtese dran wie scheene ’s doch injericht is, dassemer so flink na Halle kommen kunne. Heimatkalender-Be 1936,154. – 5. ‘sich erinnern, gedenken’ – Mien Leew denk eck aan dit Kunzart, ... Firmenich 1854,140 (BA-Ba); ... da mot ick wedder an eine Sache denken ... Gesch-Un 42. – 6. vorw. refl. ‘sich vorstellen’ – “Denkt eich doch mann, uffn Frauendorschen (FlN) ist nich jeheier, da schpukt’s.” Heimatkalender-Ze 1961,89 (ZE-Ze); Rda.: denke ml n Ausdruck der Verwunderung, Wb-Nharz 40; dat denkst’e dik sau HA-Oh.
Lautf., Gram.: Inf.: denken, [dekn]; außerdem: [tekn] Wb-Be; [dk] Mda-Ar 43; im Prät. und Part. Prät. wie in der Standardspr. Wechsel -nk- > -ch-; tchte 1. Sg. Prät. Mda-Sti 36; im nwaltm. und nbrdb. e-Apokopegebiet 1. Sg. Präs. denk; 1./3. Sg. Prät. dacht.
figgeln Vb. 1. ‘ungeschickt schneiden’,  kaddeln, 1: vereinz. nwaltm. – hei hett sik wedder in’n Finger figgahd SA-Hen. – 2. ‘mit dem Messer schnitzen’,  snippeln, 1: a.a.O.
Lautf., Gram.: figgeln SA-Schm; figgan SA-Fa; figgahd Part. Prät. SA-Hen; figgt 3. Sg. Präs. SA-HDo.
Finger m. 1. ‘eines der fünf beweglichen Glieder der Hand’ verbr. – lütge Finger OSCH-Eils; Dei Finger worden een klamm. Ehlies 1960b 297; ... denn hei harre sek jo de Finger drane vorbrennt ... Wedde 1938,39; d Holtschplitta jn in Finga rin JE2-Scho; Rda.: um de Finger wickeln ‘jmdn. gefügig machen’ HA-Oh; op de Finger seihen ‘jmdn. überwachen’ Wb-We 156; op de Finger passen dass., Sprw-Börde; dorch de Finger sein ‘etw. übersehen’ HA-Oh; mit fingern op einen wsen ‘auf jmdn. zeigen, jmdn. bloßstellen’ Wb-Nharz 208; laat dine Fingern derfonn ‘gib dich damit nicht ab’ Wb-Holzl 86; dderfr mkek keinen finger krum ‘dafür tue ich nichts’ Mda-Weg 125; ... habbe ich den Brief mit janz spitze Finger anjefaßt ... ‘... habe ich den Brief aus Widerwillen nicht richtig angefasst ...’ Richter o.J. 32; All Finger deit een daonaoh lecken. ‘begierig nach etw. sein’ Pohlmann 1905,22; sek wat t’n finger sn ‘etw. erfinden, ausdenken’ Wb-Nharz 208; Das kannste dich doch n deine finnef Finger abzel’l. ‘Das ist doch offenbar, selbstverständlich.’ Wb-Ak 57; nich de Finger tellen künnen ‘dumm, einfältig sein’ Wb-We 156; e schnadet sich nochmal en Finger ab ... eh’re anen Pennig rausricken dut von einem geizigen Menschen, Spr-Asch 38; De bitt sick leewer’n Finger af, as dät’r Penning utgewt. dass., Bewohner-Altm 1,331; Sprw.: Hät de Deuwel irst een’n Finger, kriegt’r ook de Hand. a.a.O. 1,327. – 2. ‘stehlen’,  klauen, in den Verbdg.: – a. lange/lanke Finger mken verstr. – hei het lang Finger makt SA-Hen. – b. krumme Finger maken 3: Wb-We 156. – c. ff Finger und n Grp(e) 1: SA-Bre, 2: ZE-Ro, 3: vereinz. HA, 4: vereinz. anhalt. – d. Leim an de Finger hann 4: BE-Neu. – 3. TiN ‘ Libelle’ 3: GA-Wa.
Gram.: Pl.: Finger, [fir] verstr.; -n SA-Dä, vereinz. Altm., JE2-HBe Scho, Heimatkalender-Ze 1964,91 (ZE-Ze), verstr. elbostf., Serimunt 1930 Nr. 82, CA-Sa; -e Wb-Nharz 209 (BLA-Hü Neu); -sch ZE-Roß.
Hessknkens Pl. ‘gepökelte und gekochte Schweinebeine’,  sbn, 1: SA-Hen.
Lautf.: Hessknakens.
Hnerlatte f. dass. wie  Hnerbalken, 1: SA-Hen, 2: JE1-Da, 3: WA-Hak, QUE-GrSchie Wed, CA-Atz, 4: BA-Schie.
Lautf., Gram.: Heunderlatte QUE-Wed; Hauner- WA-Hak, CA-Atz; Huinarlatten Pl. SA-Hen; Hinnerlatte JE1-Da, BA-Schi.
Hungerblme f. PflN 1. dass. wie  Hunger 2., 1: SA-Hen, 2: verstr. Altm., 3: GA-Wa Wef. – 2. ‘Wiesenschaumkraut’,  Wischenschmkrt, 2: ZE-Wei. – 3. ‘Gemeines Hungerblümchen’ 4: Vk-Anhalta 75.
Lautf.: HungerblomeCALV-Uth; -blm verstr. Altm.; -blaume GA-Wa Wef; -blaum SA-Hen; -blu(e)me ZE-Wei; -blume OST-See, Vk-Anhalta 75; -bluum OST-GrBa.