Elle f. 1: SA-Dä Rist, 2: vereinz. Altm., Mda-Ze (verstr. ZE), 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. w anhalt.
1. ‘Längenmaß von etwa 60 cm’, veralt. –
jrße (66 2/3 cm)
, klne (62 cm)
Elle Wb-Be;
ne Elle lank un breit HA-Oh;
Denn word ne Elle mehr enommen.
Et kunn mal andre Mode kommen!
Mal niee Arme, andern Kragen,
Denn leit et sick noch länger dragen! Gorges 1938,33.– 2. ‘Maßstock von der Länge einer
Elle 1.’ – Rda.:
Alles mit Maten, see de Snider; do slöög he sien Fru mit de Eel. Berufe-Altm 252;
d is de Elle lenker w der Krm von einem unrentablen Geschäft gesagt, Wb-Ak 51;
dai hat dai Ell lenga wn laot’n as dann Kraom ‘er lebt über seine Verhältnisse’ SA-Dä.
Engel m.
1. vereinz.
– a. ‘meist mit Flügeln gedachtes, überirdisches Wesen’ – Rda.:
de Engel in’n Himmel piepen hören vom Verspüren heftigen Schmerzes gesagt, Sprw-Börde;
Dat wüllt nu mal Engels warrn, see de Paster, as he enen Hupen besapene Buren seeg. Berufe-Altm 252; Sprw.:
Klein Kinner fallen Engel in’n Schoot. ‘Kinder fallen, ohne sich zu schaden.’ Bewohner-Altm 1,344; Abzählreim:
drei, sechs, neun,
im Garten steht ne Scheun,
im Garten steht ein Hühnerhaus,
da gucken jetzt drei Engel raus HA-Alv.– Volksgl.: Der E. bringt die kleinen Kinder. ADVk Kt. 20 (vereinz. Altm. JE1 Börde DE).
– b. ‘als Helfer oder Retter wirkender Mensch’, auch ‘unschuldiger Mensch’, iron. –
d bist’n Engel HA-Oh;
... wenn menneje Menschen keene Eeentiemlichkeeten nich hädd’n, denn mißtemerse jlei vor de reen’n Engel haln, ... Wäschke 61915,1.
– 2. in der Verbdg.:
(der) heilige(r) Engel ‘Büttel, Gerichtsdiener’, scherzh., 3: Spr-Harz
a 220, Id-Que
a 150.
– 3. TiN ‘Marienkäfer’,
Marenkwer, 2: STE-Sche, 3: JE1-Gü – Kindervers: Aufforderung zum Losfliegen an den auf der Hand sitzenden E.:
Engel got Engel,
fleg noh’n Himmel,
breng maei Gold un Silber met STE-Sche.
nig Adj. ‘einer Meinung, eines Sinnes seiend’ 2: vereinz. nbrdb., 3: vereinz. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – se sint wedder einich ‘sie haben sich wieder versöhnt’ Wb-Nharz 50; Rda.: sich nich sin ‘heiraten wollen’ Wb-Ak 52; Mien Fru un ik sünd uns enig, see de Snider; ik do, wat ik schall, un se deit, wat se will. Berufe-Altm 252.
erren Vb. 1. auch refl. ‘etw. fälschlich für wahr halten, (sich) irren’ 2: Berufe-Altm 251, 3: verstr. elbostf., 4: vereinz. anhalt. – ik hewwe mik e’irrt HA-Oh; ... de Statistik arrt sich ooch mitunder. Richter o.J. 87; Rda.: Irren is menschlich, see de Buur to sien Fru, as he in ’n Düstern de Grootdeern küßt harr. Berufe-Altm 251. – 2. ‘ärgern, reizen’ 3: Wb-Holzl 56, HA-Oh – dn Hunt möjje nich ümmertau arren a.a.O.
fallen Vb. verbr. (außer 7.). 1a. ‘aus einer bestimmten Höhe durch die Schwerkraft nach unten bewegt werden’ – ... um nich vons Soofa zu fallen ... Richter o.J. 18; Bei dn Storm f’l de Eppel man blß s. Wb-Ak 54; Rda.: Karl fiel’n Schteen von’s Harze ... Heimatkalender-Ze 1964,94 (ZE-Ze); dik fällt woll de Bude opn Kopp? ‘du langweilst dich wohl zu Hause?’ CA-Fö; davon fällt dick keine Perle ut de Krone ‘du vergibst dir dabei nichts’ Sprw-Börde; Dat harr ik nich dacht, see de Buur, do füll he von’n Wagen. Berufe-Altm 251; Sprw.: wie et fällt, sau buldert et Sprw-Börde; de Appel fällt nich wit van’n Stamm OST-GrAu; wu jehuwwelt wart, falln Schpäne Wb-Be; Wenn’t Kind in’n Pütt’n fallen is, denn ward’r todeckt. Spr-Altm 14; Wetterregel: Fällte eerste Schnee op’m Dreck, Dänn iß ’te Wintr ’n Jäck. Abergl-Ma 245 (WO-Ol). – 1b. in der Verbdg.: fallen lten ‘bewirken, dass sich etw. nach unten bewegt’ – ’n Anker fal’l ld’n ‘den Anker zu Wasser bringen’ Elbschifferspr. 391 (JE2-Pa); Färesemmeln (Pferdeäpfel) lassn se jetzt falln Spr-Asch 43; Un Anneken leit de letzte Kartuffel un et Messer fallen ... Lindaua o.J. 13. – 1c. ‘(nicht aus der Höhe, sondern in der Bewegung) den festen Halt verlieren und mit dem Körper zu Boden schlagen, hinstürzen’ – biste denn efalln? HA-Bee; ... datt de Mäkens vorr Schreck un Ang’st an de Äre failen. Firmenich o.J. 160 (WA-Ost); Rda.: hei fallt wer sne eigenen Feute HA-Oh; Ick bin ok nich upp’n Kopp ’efalln. Bewohner-Altm 2,22. – 2. ‘sich plötzlich heftig an eine bestimmte Stelle bewegen’ – Rda.: se sin sich um en’ Hals efall’n CA-Fö; He kümmt mit d’ Däör int Hus to falln. ‘Er bringt ein Anliegen ohne Umschweife zur Sprache.’ Wb-Altm 206. – 3. ‘in einen anderen Zustand geraten’ – dat folt mek in’t lachen ‘das brachte mich zum Lachen’ Wb-Nharz 206. – 4. ‘eine bestimmte Richtung, Tendenz haben’ – et fallt int Gele ‘es hat einen gelblichen Farbton’ Wb-We 149. – 5. in der Verbdg.: licht/swr fallen ‘keine/große Anstrengung erfordernd’ – et felt mek schwr, dat jelt op te bringen Wb-Nharz 206. – 6. in festen Verbdg. mit Präpositionalobjekt – up de Nerven fahn SA-Ch; in dat ge fallen ‘auffallen’ BLA-Brau; to Last fall’n ‘jmdm. Mühe und Kosten verursachen’ OST-Je; ... fuln Vetter Keil ins Wort ... Wäschke 61915,69. – 7. ‘geboren werden’ 3: Wb-We 149, Wb-Nharz 206. – 8. ‘im Krieg, Kampf getötet werden’ – hei is in’n Kr falln HA-Oh. – 9. ‘geringer, niedriger werden, sinken’ – de hitze felt Wb-Nharz 206; ’s Wter had efal’l Elbschifferspr. 405 (WO-Ro); de Prse fallt HA-Oh. – 10. ‘zu einer bestimmten Zeit stattfinden, zeitlich zusammenfallen’ – Pingesten fallt jedet Johr 50 Dare na Ostern ZE-Gro; Rda.: wenn ick dick in de Schnute schlage, fällt Ostern un Pingesten op einen Dach Androhung von Prügel, Sprw-Börde; Sprw.: man mott de Feste fiern, wie se fallt HA-Mo. – 11. ‘ausgesprochen, geäußert werden’ – n’ Woert fallen laten HA-Oh; sei hat sick wat fallen laten ‘sie hat eine Andeutung gemacht’ HA-Bee.
flen Vb. verbr. 1. ‘nicht (in ausreichendem Maße) vorhanden sein, mangeln’, auch ‘nicht mehr da, verschwunden sein’ – nain Dsel f’l BE-Gier; et flt wat dranne HA-Oh; Da nu jo in dei Tiet dat Kleingeld bi mick ok öfters fehlen dehe, ... Rauch 1929,36. – 2. ‘an Gesundheit, Wohlbefinden mangeln’– wat flt dek? Wb-We 151; Mi deiht nist nich fehlen ... Pohlmann 1905,24. – 3. ‘noch erforderlich sein’ – Bei’n letzten Schuß fehlte nuh en Vartelzoll von de Mitte ... Richter o.J. 95; Et fehlt nich mehr veel an Middernacht, ... Wedde 1938,24; Rda.: det fehlt je woll noche Ausruf der Entrüstung, ZE-Roß; Dar feelt man blot noch een lumpig Persoon, see de Kutscher; stigen Se man in, Herr Baroon! Berufe-Altm 252. – 4. ‘zu einem best. Zeitpunkt/an einer best. Stelle nicht anwesend sein’ – in Schau (Schule) drft n nich fain SA-Dä; de Braud is schonn d, dor Braidchen fld noche BE-Il.
fett Adj.
1. ‘von hohem Fettgehalt, fettreich’ vereinz. –
... de fettn Happn ... Krause 1964,48;
unse Bri w wa fett JE2-Scho; Rda.:
dat mket ’n Kel nich fett ‘das ist unerheblich, ändert nichts mehr’ HA-Oh;
Dat is en fett Maaltiet, see de Snider; do eten negen Mann von enen Luusschinken. Berufe-Altm 252.
– 2. ‘fruchtbar’, vom Ackerboden – Sprw.:
fetter Bon drecht ok Unkrut 3: Sprw-Börde.
– 3. ‘üppig, kräftig gewachsen’ 3: Wb-Nharz 208.
– 4. ‘sehr dick, korpulent, feist’, auch ‘gemästet’, von Vieh, verstr. –
die is awwer fette, dän seine Olle ZE-Roß;
Aber use schön fett Swien halt (holen)
se uns weg. Lindaua o.J. 44;
Wenn se denne ihre drei odder vier Zentnär hann, denn sinn se fett jenunk ... Heese 21919,86; Rda.:
Mit fetten Ml kickt h t hgen Finstern ‘er gibt an, tut sich wichtig’ Wb-Altm 260; Sprw.:
Dick’ Drank mockt fett’ Swin. Bewohner-Altm 1,328;
en blöer Hund word selten fett Sprw-Börde;
n magern Verglik is beter as’n fetten Prozess OST-Sta.
– 5. ‘betrunken’,
dn, 1/2/3: verstr. nd., 4: BLA-Sti.
fr Präp. verbr. 1a. zur Bezeichnung der Bestimmung, des Zwecks, Ziels – forr ne Maaltied Wb-Holzl 88; dat is ne hse for’n aldch Wb-Nharz 212; Wville Blech han se denn forre Hochzeit jebacken? Wb-Ak 37; tr Schtock is forr mich jerde s hantlich Wb-Be. – 1b. ‘als Mittel gegen’ – Hunnefet is gut for de Swinsucht Sprw-Börde; stawta is jt f schlimme en JE2-Scho; Rda.: Wat god is för de Hitt, is ook god för de Küll. spöttische Bemerkung zu jmdm., der im Sommer zu warme Kleidung trägt, Bewohner-Altm 1,339; Dat helpt för de Müüs, see de Buur un steek sien Schüün an. Berufe-Altm 251. – 1c. zur Bezeichnung der Zuordnung, Zugehörigkeit, Hinwendung – Vorr de Wöchnerin jabs von de Napperschlate (Nachbarleuten) de Wochensuppe. Spr-Asch 22; Na freilich, mot denn ok for de Musiker einer spendiert werden ... Gesch-Un 44; ... blouß föer dean’n Snierermeister müßt he noch dean’n Kaustrick köäub’n. Matthies 1903,2; Rda.: dat is vör d Katt ‘das ist vergeblich, wertlos’ STE-Wi. – 2. zur Bezeichnung der Meinung, des Urteils über etw., jmdn. – ... hat se mich forn Jschpenst jeholl’. Heimatkalender-Ze 1961,90 (ZE-Ze). – 3. zur Bezeichnung des Ersatzes ‘statt, anstelle’ – ek sal for mnen fder ... underschrben Wb-Nharz 212. – 4. zur Bezeichnung der Gegenleistung, des Gegenwerts – Immer wenniger vorr’t Geld! Lindaub o.J. 5; ick beie dick veel Geld for’t Hus CA-Fö; ... de Handelslüe un Opköpers het’ en Dalder for’n Zentnär ebo’en ... Wedde 1938,79; ... vor ummesüß hemm’n se dick nich den Jökelnamen „Brutjochen“ an e hänget. Rauch 1929,72; Rda.: for nischt un wedder nischt Wb-Ak 60; Teuf (Warte), dat is for de Karre vull Heu sagt jmd., der sich gerächt hat, Sprw-Harzvorle 143. – 5. zur Bezeichnung des Zeitpunktes, der Dauer – forsch rschte ‘vorläufig’ Wb-Ak 60; ... ick äwer verkroop mi för ne Wiele hinder’n Diemen ... Heimatkalender-Ma 1932,46 (JE2-Vie). – 6a. ‘als’ – hei deint vor Knecht HA-Ack. – 6b. ‘wie’ – hei laach forr doot Wb-Holzl 88. – 6c. ‘zu’ – se-in fr einen ‘zu jmdm. sagen’ Wb-Nharz 212; Rda.: forn Narren holen Sprw-Börde. – 7. in Verbdg. mit einem Adj. oder Pron. – fäör dull ‘sehr’ Wb-Altm 49; forr mientwejen ‘meinetwegen’ Wb-Holzl 88; fr mek (dass.) kanste hengn Wb-Nharz 212. – 8. in Verbdg. mit wat, bes. in Fragesätzen und Ausrufen zur Bezeichnung der Art, Beschaffenheit – was hasd d de uff’n rm forr a Huggel? DE-Ca; Watt forr ne dumme Fra! Klaus 1936,1; watt dat Minsch väör Geld hat! Wb-Altm 138. – 9. in Verbdg. mit zwei gleichen Subst. zur Bezeichnung einer ununterbrochenen Abfolge – so jing Jr for Jr hen ZE-Buk; Dag för Dag mußten wei früher naoh Feld ... Ehlies 1960b 297; Rda.: Mann för Mann ’n Vagel, un Köster ’n Bookfink ‘der Küster wird bevorzugt’ STE-Do.
Gefl n. 1. ‘körperliches Empfinden’ 3: HA-Oh, Wb-Nharz 57, 4: Wb-Be – hei hat gr kein Jefel in de Hant HA-Oh. – 2. ‘seelisches Empfinden’, auch ‘innere Anteilnahme’ 3: vereinz. w elbostf., 4: Wäschke 61915,143 – ... lak da dernemn ... hadde nich de Schpur von Jefiehl. a.a.O. 143. – 3. ‘gefühlsmäßiger Eindruck, Ahnung’ 2: Berufe-Altm 252, 4: Krause 1964,25 – Rda.: Mien Gefööl na hatt de Mann recht, see de Afkaat, as em ener en Goldstück in de Hand schööv. Berufe-Altm 252.
grn Adv. verbr. 1. ‘mit Freude, Vergnügen’ – dor Hund had das jarne DE-Ca; ik mok dat nich jeern OST-Wal; ... Dä speele geren Schach ... Klaus 1936,9; Dei Kerls leeten sick girn van ehr barbieren ... Hausfr-Altm 6 (SA-Die); ... da saaßen de Leite jarne un kooft’n sich Kaffee und Kuch’n. Heimatkalender-Ze 1962,94; d hem’m sick bäide jrne ‘sie empfinden Zuneigung füreinander’ JE2-Scho; Sprw.: de Buur magg gärn lang Wost un kott Prädichten (Predigten) OST-Sta. – 2. ‘nach Möglichkeit’, zum Ausdruck eines Wunsches – Nu wolltes doch awwer der Harr Pfarre zu jarne wissen ... Wäschke 61915,5. – 3. ‘getrost, ohne weiteres’ – ik wilt geren glöben HA-All; Rda.: Licken kannst du mi geern; aver mit de Höörn mußt du mi ut de Büx bliven, see de Buur to sinen Ossen. Berufe-Altm 251. – 4. in der Verbdg.: gt und grn ‘bestimmt so viel’ – ... de woll gut un jeern sine siebzig Jahr schon oppen Puckel harre ... Lindaua o.J. 143; Das Schwein word jt un jrn seine zw Zentnr jehatt han. Wb-Ak 75.